Beratung für Männer* bei sexualisierter Gewalt

Neues Beratungsangebot von »basis-praevent« in Hamburg

Hand mit Telefonhörer

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: rclassen, photocase.de

Die Hamburger Beratungsstelle »basis-praevent« hat ihre Arbeitsbereiche erweitert um ein Beratungsangebot für Männer*, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Damit können nun Jungen*, Männer*, Angehörige und Fachkräfte unabhängig ihres Alters beraten werden – kostenlos und auf Wunsch anonym. Alle weiteren Infos finden sich im Flyer und im Internet unter www.basis-praevent.de.

Für Interessenten in diesem Themenbereich macht basis-praevent auf zwei aktuelle Fortbildungen aufmerksam (alle Infos hinter den Links):
23. September 2019: Jungen* als Betroffene von sexualisierter Gewalt
24. Oktober 2019: Psychische Traumatisierungen – Einführung

Spiel nicht mit den Soccergirlies!

Jungen spielen nicht mit Mädchen. Das lässt sich in einem bestimmten Alter in fast jeder Kita beobachten. Darf das heutzutage noch sein?

Junge und Mädchen spielen vor einer Wand

Text: Ralf Ruhl
Foto: aremac, photocase.de

»Hektor spielt (nicht) mit Mädchen« – ein neues Bilderbuch für Kids ab vier Jahren – suggeriert, dass der Zeitgeist eine Geschlechtertrennung seitens der Jungen nicht mehr zulässt.

Zur Rezension

Papa-Lese-Liste | Update Juni 2019

Neue Ausgabe der Lese- und Medienempfehlungen für Väter und Großväter

Vater und Sohn betrachten ein Bilderbuch

Text: Christian Meyn-Schwarze
Foto: behrchen, photocase.de

Als ich im Sommer 2001 gemeinsam mit meiner Frau und meinen beiden Kindern unseren ersten Ratgeber über Bilderbücher geschrieben habe, entdeckte ich die ersten Väter im Bilderbuch. Als aktiver Vater begleite ich seit 28 Jahren nicht nur meine beiden Töchter, sondern arbeite in Kindertagesstätten, Familienbildungszentren und in verschiedenen Büchereien mit kleinen Kindern und deren Eltern. An den Erlebnislesungen und Seminaren nehmen immer mehr Väter teil – Väter, die sich aktiv um ihre Kinder kümmern: mit ihnen spielen, im Haushalt helfen und die Erziehung gemeinsam mit der Partnerin übernehmen.

Ich entdeckte diese Väter in Bilderbüchern und in Vorlesegeschichten. Ich fand dazu Bücher für werdende Eltern und Ratgeber für Väter und Mütter mit Kindergarten- oder Schulkindern. Ich fand Schwangerschaftsratgeber und Fachbücher für Männer, die Familie und Beruf in eine Balance bringen möchten; unterhaltsame Texte über die Elternzeiten von Vätern und praktikable Beschäftigungsbücher für aktive Eltern. Ich fand in Katalogen, in Buchhandlungen und zuletzt auf der Frankfurter Buchmesse geeignete Titel für aktive Väter und Großväter. Denn immer mehr Männer kümmern sich um ihre Familie, nutzen die freie Zeit, um sich den Kindern zu widmen.

Dieses Engagement für die Familie findet sich auch im Bilderbuch, im Vorlesebuch und im Jugendbuch wieder. Wir haben in einem kleinen Team Buch-Titel ausgewählt, in denen ein aktiver Vater oder Großvater eine dominante Rolle spielt. Auch gehen die Verlage mit ihren Neuerscheinungen auf die gesellschaftliche Entwicklung der Familie ein: die Trennung der Eltern wird thematisiert, die Freundschaft mit neuen Partnern bis zur Gründung einer neuen Familie wird geschildert. Ja, selbst neue anerkannte Familien mit zwei Männern finden sich in Bilderbüchern – leider nur noch gebraucht zu erhalten. Mit dem schönen Begriff »Regenbogenfamilien« werden diese Familien beschrieben. Andere Bücher erzählen von Familien, in denen Adoptiv- und Pflegekinder leben. Und darin werden Männer vorgestellt, die eine »soziale Vaterschaft« übernehmen.

Nach den Bilderbüchern und Vorlesebüchern recherchierten wir dann im Bereich der Jugendbücher nach spannenden Vaterfiguren und fanden biologische und soziale Väter, verwitwete und alleinerziehende Väter, arbeitslose Väter – aber auch verschollene oder gewalttätige Väter. Und die Suche der Kinder nach Vätern, die ihnen den Halt eines Vaters geben, gegeben haben, geben könnten… Irgendwann lesen wir dann die Väterbücher, die Erwachsene über ihre Väter geschrieben haben, gerade in jüngster Zeit sind einige Bestseller auf dem Markt erschienen.

Den Begriff »Vater« verstehen wir bei der Auswahl unserer Bücher manchmal etwas weiter: ein älterer Mann und ein Kind (z.B. »Pettersson und Findus«, »Meister Eder und sein Pumuckl« oder »Herr Taschenbier und das SAMS«) oder die Beziehung zum Ersatzvater innerhalb neuer Familienkonstellationen. Und mittlerweile nimmt auch der Anteil an »Opa«-Büchern zu. Denn Großväter können mit ihrer Zeit und ihrer Lebenserfahrung wichtige fördernde und fordernde Bezugspersonen – besonders für Jungs – werden.

Um Väter und Großväter bei der Buchauswahl zu unterstützen, sammele und rezensiere ich Bücher zum Thema Vaterschaft. Entstanden ist daraus die sogenannte »Papa-Liste«, in der über 300 lieferbare oder antiquarisch auffindbare Bücher und andere Medien vorgestellt werden. Im Juni 2019 wurde die »Papa-Liste« (154 Seiten) abermals aktualisiert. Diese Liste ist sicherlich nicht vollständig und auch subjektiv, die Bewertung der Bücher und anderer Medien zum Teil sehr persönlich. Aber ich wünsche viel Spaß beim Stöbern und bei der Auswahl geeigneter Titel! Und alle Bücher können für Väter-Kinder-Veranstaltungen, Tagungen, Fortbildungen, aber auch für wissenschaftliche Zwecke gegen eine Versandkostenerstattung bei mir ausgeliehen werden.

Die »Papa-Liste« als PDF herunterladen.

Wickel-Challenge, Alterssimulation, Rolli-Ralley und auch mal die base chillen …

80 Schüler erlebten am Hamburger Boys’ Day im Landesinstitut ein abwechslungsreiches Programm aus den Berufsfeldern Pflege, Erziehung, Bildung, Betreuung

Jungen wickeln unter Anleitung Babypuppen

Text und Foto: Alexander Bentheim

»Ich würde die Veranstaltung anderen Jungs empfehlen, weil es interessant zu wissen ist, wie es als Mann in einem Pflege- oder Erzieherberuf ist«, sagt Moritz (12), und Henry (13) ergänzt: »Es war mal etwas ganz anderes, als in der Schule abzuhängen, und ich habe mal etwas ganz anderes gesehen und ausprobiert«.

Zur Veranstaltung »Den Pflege- und Erzieherberuf spielerisch erkunden« waren 80 Schüler zwischen 11 und 15 Jahren von 48 verschiedenen Schulen ins Landesinstitut gekommen. Sie erlebten in zehn Workshops, wie man mit technischer Unterstützung kranken Menschen gezielt helfen kann, Blutdruck und Blutzucker misst, was man in der Ersten Hilfe macht oder wie man mit Kindern ins Erzählen kommen und Konflikte lösen kann. Weitere Workshops waren eine Rollstuhl-Ralley, das Ausprobieren eines Alterssimulationsanzugs, Wissenswertes über den Sinn von Ritualen mit Kindern, eine Wickel-Challenge und das Bauen und Basteln an »Kitopia«, einer Traum-Kita aus Lego.

In Zusammenarbeit mit Fachkräften und Auszubildenden des Arbeiter-Samariter-Bundes und der Staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik BS21, die die Workshops fachkundig, engagiert und hier und da auch geduldig durchführten, organisierten Marcus Thieme (Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung) und Alexander Bentheim (»Soziale Jungs Hamburg« / »Was für Jungs!«) diese für Hamburg erstmals größere Veranstaltung zum Boys Day. Nachdem für jeweils 20 Schüler an den Boys Days 2013-2015 der Erzieherberuf und 2016-2018 der Pflegeberuf im Mittelpunkt standen, wurden nun 2019 die Highlights der Vorjahre zusammengestellt – und verfehlten ihre Wirkung nicht: »An den Workshops hat mir sehr gut gefallen, dass wir selbst aktiv waren und Dinge ausprobieren konnten« freute sich Michel (13) am Ende und Benjamin (13) befand: »Die Coaches waren sehr nett und sympathisch, die Themen interessant … Vielen Dank für die tolle Veranstaltung!«.

Der Boys’ Day ist, wie der Girls’ Day, ein bundesweiter, vom BMFSFJ geförderter Aktionstag zur Berufsorientierung mit dem Ziel, Mädchen und Jungen Einblicke in Berufsfelder zu vermitteln, in denen der gleichgeschlechtliche Anteil unter den Auszubildenden, Studierenden und Beschäftigten weniger als 40% beträgt. Absicht dieses Aktionstages ist damit, Mädchen und Jungen durch praktische Erkundungen in eher geschlechtsuntypische Ausbildungsberufe zu ermutigen, mehr persönliche Interessen, Neigungen und Kompetenzen (neu) zu entdecken – was bei der späteren Berufswahl zu einem breiteren Spektrum an Optionen führen kann. Zugleich lernen Mädchen und Jungen an den Aktionstagen sich partiell in neuen Rollen kennen, die die Berufsfelder vermittels ihrer spezifischen Tätigkeiten anzubieten haben.

»Manchmal lauter werden müssen, aber nicht aggressiv klingen dabei.«

Max André Kühl, 8a der Hamburger Irena-Sendler-Schule und Teilnehmer am Projekt »Soziale Jungs Hamburg«, zu seinen Erfahrungen im ehrenamtlichen Praktikum bei »Pflegen und Wohnen Farmsen«

Blättern in einem alten Fotoalbum

Interview: Alexander Bentheim
Foto: Bonk!Bild, photocase.de

»Die, die mich bemerkt haben, waren eigentlich recht zufrieden und haben sich gefreut, wenn ich da war und vorgelesen habe. Die meisten sind dabei eingeschlafen, weil ich scheinbar eine so entspannende Stimme habe (…) Besonders überrascht haben mich die älteren Personen. Eigentlich denkt man ja, die älteren Leute seien eher ein bisschen negativ eingestellt. Aber die waren fast immer recht positiv, haben sich gefreut, wenn etwas los war. Das hatte ich nicht erwartet.«

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»Wach sein, bereit sein und anpacken – nur rumstehen geht nicht.«

Max Schütze, Schüler der 8b der Hamburger Irena-Sendler-Schule und Teilnehmer am Projekt »Soziale Jungs Hamburg«, über seine ersten Erfahrungen im ehrenamtlichen Praktikum bei der »Tiertafel Hamburg e.V.«

schlafende Hunde

Interview: Alexander Bentheim
Foto: no more lookism, photocase.de

»Manche der Kunden, wie sie genannt werden und die etwas weiter weg wohnen, kommen nur alle vier Wochen, und dann wird ein bisschen mehr für die eingepackt. Aber die meisten kommen alle zwei Wochen. Da sind jedes Mal richtig viele Leute, die auch schon mal bis zur nächsten Straße anstehen. Und es kommen viele immer wieder, das sind Stammkunden. Man muss eine Visitenkarte oder Berechtigungskarte haben. Und man muss auch jedes Mal selbst eine kleine Spende geben. Dass nur Obdachlose kommen, stimmt nicht. Es kommen auch Leute, die in ihrem Job nicht viel Geld verdienen oder arbeitsunfähig sind oder eine geringe Rente haben. (…) Man steht hinter einem Tresen, und hinter einem sind mehrere Regale an den Wänden, wo halt vor allem Hundefutter drin ist, in verschiedenen Sorten. Es gibt Hunde, die haben eine Getreideallergie. Es gibt Katzen, die haben Nieren- oder Magenprobleme, die kriegen spezielles Futter. Die Kunden wissen um den Gesundheitszustand ihrer Tiere. Aber wir haben nicht nur die Ausgabe, sondern es gibt auch einen Tierarzt nebenan und Physiotherapeuten für die Tiere. Meine wesentliche Aufgabe ist die Ausgabe von Trockenfutter und Nassfutter. Wir haben auch Spielsachen für Tiere und es gibt auch ein Lager, da gibt es Halsbänder, Leinen, Körbchen in allen Arten, Katzenklos, was ein Tier halt so braucht. Aber wenn Kunden Wünsche haben, die wir unten nicht bedienen können, gehe ich zum Lager hoch und frage dort, ob wir das haben, was jemand braucht.«

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Willst Du ein Held sein?

Ein Moralklassiker über den Preis von Ruhm und Opferbereitschaft.

Eine Kunstfigur sitzt in einer Ruine

Text: Ralf Ruhl
Foto: kallejipp, photocase.de

Helden gewinnen, normalerweise. Prinzessinnen oder fremde Länder zum Beispiel. Aber Heldenbilder wandeln sich auch, epochal gesehen. Theodor Fontanes berühmte Ballade »John Maynard« huldigt dem Mann, der bereit ist, für andere zu sterben. Nur: was hat er davon?

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»Geduld und Ruhe, damit alles klappt – das ist ganz wichtig.«

Ein Gespräch mit Jan Seitz, Schüler der 8b der Hamburger Irena-Sendler-Schule und Teilnehmer am Projekt »Soziale Jungs Hamburg«, über seine Mitarbeit beim »atelier lichtzeichen« und bei der »Kasseler Tafel e.V.«

Zeichnung eines Rollstuhlfahrers

Interview: Alexander Bentheim
Foto: David-W-, photocase.de

»Meine Aufgaben waren, dass ich mich um die behinderten Menschen dort kümmere und denen helfe, z.B. den Rollstuhlfahrern, dass die überall gut durchkommen, oder dass das Malmaterial vollständig ist und auch mal etwas tragen helfen» und »soweit ich es gehört habe, gab es nur positives Feedback. Die waren sehr zufrieden mit mir, also dass ich immer höflich in den Umgangsformen war und meine Arbeit zuverlässig gemacht habe.»

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Junge, willst du ewig leben?

Jugendroman über die Tücken eines mehr als langen Lebens

Junge auf einem Felsen in den Bergen

Text: Ralf Ruhl
Foto: coscaron, photocase.de

Das ewige Leben, den Tod überwinden – ein alter Menschheitstraum. War es auch für Alfie. Aber 1000 Jahre im Körper eines Elfjährigen sind genug, meint er. Und will endlich älter werden. Gar nicht so einfach, wenn man Wikingerangriffe, Napoleon und zwei Weltkriege überlebt hat. Ein spannendes Buch ist Ross Welford mit »Der 1000-jährige Junge« gelungen, bestens geeignet für lange Vorlese-Abende!

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Fahrräder als Waffen

JungenDokuRoman über ein wenig bekanntes Detail dänischer Widerstandsgeschichte.

Junger Radfahrer im Wald

Text: Ralf Ruhl
Foto: blitzschuh, photocase.de

Vierzehnjährige Jungen sind eigentlich nicht für überlegtes und zielgerichtetes Handeln bekannt. Doch 1940 in Dänemark setzten sich acht Jungen auf ihre Räder und starteten erste Aktionen gegen die deutsche Besatzung. Ihre Verhaftung zwei Jahre später wird das Signal zum Widerstand im ganzen Land.

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