»Während mein Bruder sich betrank, schrieb ich.«

Was bestimmt unser Leben? Die Herkunft, die Klasse, dazu die Eltern und die Familie, in der wir aufwachsen, und dann das Umfeld – oder das, was wir daraus machen?

ein Mann am Fenster stützt seinen Kopf in die Hand

Text: Frank Keil
Foto: Andrea Piacquadio, pexels.com

 
Männerbuch der Woche, 45te KW. – Édouard Louis nähert sich in seinem nächsten autofiktionalen Roman »Der Absturz« mal wütend, mal emphatisch seinem älteren Bruder und seiner (eigenen) sozialen Herkunft.

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Das eigene Ende

Am Ende kommt das Ende. Aber vorher kann man noch einiges beobachten, notieren, bedenken. Für später.

ein trauriger Mann schützt sein Gesicht mit den Armen

Text: Frank Keil
Foto: Alex Green, pexels.com

 
Männerbuch der Woche, 44te KW. – Ulf Nilsson hat mit »Ein kleines Buch über die Kunst zu sterben« ein eben kleines, aber wichtiges Buch über (s)ein bevorstehendes Sterben hinterlassen.

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Zucker fürs Zockerhirn

Ein eindrücklicher Kinderroman über Armut, Mobbing und das tägliche Überleben in diesen Verhältnissen.

Hinterkopf einer Person vor dem laufenden Fernseher

Text: Ralf Ruhl
Foto: sör alex, photocase.de

 
Armut ist grausam. Das erfährt Jana tagtäglich. Schon, weil sich niemand in der Schule neben sie setzen will. Wie Armut das Familienleben mit Papa bestimmt und wie die clevere Zehnjährige einen Ausweg findet, das beschreibt Rachel van Kooij fast zärtlich in ihrem Kinderroman »Eher fällt der Mond vom Himmel«.

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Kinder als Mitbetroffene im Männergewaltschutz

Eine neue Publikation der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz in Dresden stellt Projekte und Perspektiven in verschiedenen europäischen Ländern vor.

ängstlicher Junge am Fenster

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Tanya Gorelova, pexels.com


Kinder erleben häusliche Gewalt zwischen Eltern oder anderen familiären Bezugspersonen direkt oder indirekt mit, sie sind damit Mitbetroffene und haben spezifische Unterstützungsbedarfe. Die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) hat aus diesem Grund Berichte von Fachakteur*innen aus Deutschland, Finnland, der Schweiz, Liechtenstein, den Niederlanden und Luxemburg zusammengetragen.
Die Publikation geht zunächst auf grundlegende Definitionen, Formen, Ursachen, Risiko- und Schutzfaktoren sowie Folgen von häuslicher Gewalt für Kinder ein. Sie liefert auch einen Überblick dazu, wie häufig und auf welche Weise Kinder von häuslicher Gewalt betroffen sind, wie häufig sie mit ihren Eltern in Schutzeinrichtungen unterkommen und welche rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland bestehen. Ergänzend werden Berichte und Beispiele aus den genannten europäischen Ländern präsentiert, die betroffenen Vätern und ihren Kindern in MSE Schutz und Ruhe sowie Beratung und Unterstützung bieten. Die Publikation beleuchtet dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den jeweiligen Hilfesystemen. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass und wie Männer und ihre Kinder in den untersuchten Ländern von häuslicher Gewalt betroffen sind und Hilfsangebote in Anspruch nehmen, und dass Väter bisher nur selten gemeinsam mit ihren Kindern in eine Männerschutzeinrichtung (MSE) einziehen – ein deutlicher Unterschied zu den Strukturen im Frauengewaltschutz.

Die Veröffentlichung versteht sich als Ergänzung zur etablierten Expertise des Frauengewaltschutzes und verdeutlicht, dass Kinder, die Gewalt im häuslichen Umfeld erleben, eigene Unterstützungsangebote zur Verarbeitung des Erlebten benötigen. Auch Väter brauchen Hilfen, um ihre Rolle als präsente und verantwortungsvolle Bezugsperson zu gestalten. Zudem wird kritisch beleuchtet, wie stereotype Vorstellungen von Geschlechterrollen in Institutionen – etwa Polizei oder Jugendämtern – Entscheidungen beeinflussen können, die gravierende Folgen für Kinder haben. Daher richtet sich die Publikation insbesondere an Fachkräfte des Gewaltschutzes, an Beratungsstellen für Betroffene von häuslicher Gewalt und deren Kinder, und an Mitarbeiter*innen der ministerialen und Verwaltungsebene. Ziel ist nicht nur, die Bedarfe und Bedürfnisse betroffener Kinder sichtbar zu machen und zu zeigen, wie Kinder in MSE Unterstützung erfahren, sondern auch empfehlend auf bestehende Entwicklungspotenziale hinzuweisen, etwa geschlechtergerechte Sensibilisierungsmaßnahmen für mit dem Thema befasste Berufsgruppen.

Zur Publikation »Kinder als Mitbetroffene im Männergewaltschutz«, die von Jana Peters und Clemens Göhler erarbeitet und im September 2025 als Nummer 7 der BFKM-Publikationsreihe veröffentlicht wurde.

Wie kommt die Gewalt aus dem Mann?

Grundlagen der MännerGewaltArbeit.

Mann mit blutigen Handknöcheln sitzt auf einem Sofa

Text: Alexander Bentheim
Foto: Cottonbro Studios, pexels.com
Reihe »Aus den Tiefen des Archivs«


Auf der Suche – nach etwas ganz anderem – wiederentdeckt: den Abschlussbericht zum Forschungsprojekt »Abbau von Beziehungsgewalt als Konfliktlösungsmuster«, das im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von der Hamburger Opferhilfe Beratungsstelle in Zusammenarbeit mit der Kontakt- und Beratungsstelle Männer gegen Männer-Gewalt 1990-1993 durchgeführt wurde. Der Bericht wurde Mitte 1995 in der Schriftenreihe des BMFSFJ veröffentlicht (Bd. 102) – warum erst zwei Jahre nach Abschluss des Projektes, ist eine Geschichte für sich; die Printversion war dann vergriffen, ist mittlerweile aber in online-Antiquariaten wie z.B. Booklooker vereinzelt wieder erhältlich.

Worum geht’s? 1989 wurde seitens des BMSFJ die erste empirische, deutschsprachige Bestandsaufnahme u.a. hinsichtlich existierender Arbeitsansätze zur Gewalt von Männern in Partnerschaften ausgeschrieben. Vorgaben waren dabei die Zusammenstellung »bereits vorliegenden Erkenntnisse zum Forschungsthema unter besonderer Berücksichtigung der Männerarbeit mit Auswertung von Untersuchungen und Berichten aus der Praxis von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen. Teil der Bestandsaufnahme soll die überregionale Erfassung von Männer-Selbsthilfegruppen mit Erfahrung in der Beratungsarbeit `Männer gegen Gewalt´ sein (…) Auf der Grundlage der Bestandsaufnahme soll die Untersuchung die Beratungsarbeit von … bereits bestehenden Beratungsstellen wissenschaftlich begleiten und evaluieren. Die Untersuchung muss sich am Handlungsforschungsansatz orientieren und mit verwertbaren Empfehlungen für die Beratungsarbeit und ihre Weiterentwicklung abschließen. Großes Gewicht ist auf die Übertragbarkeit der Untersuchungsergebnisse auf andere Beratungsstellen zu legen«.
Unsere Interessen waren daher, Entstehungsbedingungen von Gewalt in Ehe und Partnerschaft im Hinblick auf Veränderungsmöglichkeiten zu untersuchen sowie die zentrale Fragestellung zu bearbeiten: Welche Mittel und Vorgehensweisen in der Beratungsarbeit sind hilfreich zur Beendigung männlicher Gewalt in der (heterosexuellen) Partnerschaft?

Was wir vor über 30 Jahren mit den Kolleg*innen erforschten, wurde vor 20 Jahren auszugsweise als »Männerteil« extrahiert und in einem anderen Zusammenhang bereits online gestellt. Für unsere neue Reihe »Aus den Tiefen des Archivs« soll dieser »Männerteil« des Projektes aber auch hier nicht fehlen, da er Argumente, Diskussionsstränge und Erkenntnisse enthält, die für die Gewaltarbeit nach wie vor relevant sind.

Zum Männerteil des Forschungsprojektberichtes »Abbau von Beziehungsgewalt als Konfliktlösungsmuster«

»Und überall Affen«

Irgendwann kommt das Ende. Ist nicht mehr abzuhalten. Und was ist zu sehen und womöglich zu erkennen, was einen bis zuletzt trägt, tröstet oder schlicht beschäftigt?

Text: Frank Keil
Foto: Tina Ruisinger

 
Männerbuch der Woche, 35te KW. – Tina Ruisinger zeigt uns in ihrem Bilderband »Lebensbilder – Fotografie in der Palliative Care«, wie einem eigene Fotografien dabei helfen können, den bevorstehenden Tod zu begleiten, vielleicht ihn zu gestalten und für sich Abschied zu nehmen.

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Viral-Video

Was passiert, wenn Opfer zu Tätern werden?

Mobbing-Szene mit Gewalt zwischen Jungen

Text: Ralf Ruhl
Foto: 3format, photocase.de

 
Schule ist scheiße. Nicht wegen der langweiligen Stunden und der Prüfungen, das auch, aber vor allem wegen der Mobber. Die gibt es in fast jeder Klasse. Der Ablauf ist immer gleich: Ein Junge, der Dominanz ausstrahlt, schart eine Gruppe von Anhängern um sich. Dann ziehen sie los, suchen sich einen Kleineren und Schwächeren aus …
Andreas Brettschneider’s »Die Falle« ist ein außergewöhnlich guter Jugendkrimi, der zu Recht den Glauser-Preis 2025 gewann.

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Am Ende nur Endlichkeiten?

War das schon alles? Hatten wir nicht so viel vor in unserem Leben? Also noch mal in die Hände spucken und den Turbo starten, oder vielmehr auf die Bremse treten und lockerlassen? Oder beides parallel?

vier Männer stehen vor einem Sternenhimmel

Text: Frank Keil und Alexander Bentheim
Foto: Kendall Hoopes, pexels.com

 
Seit zehn Jahren gibt es die MännerWege jetzt online; eine lange Zeit seit dem Juni 2015. Unser Jubiläum können wir nur nicht mehr in unseren langjährigen Redaktionsräumen begehen, Eigenbedarf und eine fehlende Feuerleiter waren offizielle Stichworte, und so hat die Vertreibung aus unserem kleinen Paradies in der Hamburger Schanze vor einigen Monaten das Nachdenken über Endlichkeiten angestoßen.
Endlichkeiten sind mal traurige Endgültigkeiten, mal schmerzhafte Zäsuren, manchmal aber auch verheißungsvolle Neuanfänge oder gar die Erfüllung sehnsüchtiger Erwartungen – es gibt viele Betrachtungen. In unserem Fall: nein, wir denken nicht ans Aufhören, wie schon gemutmaßt wurde. Eher ist es ein Innehalten, um frischen Impulsen und neuen Pfaden die Fenster zu öffnen. So lässt sich ja auch jubilieren.

Wir haben unsere Autoren und Autorinnen daher auch um je ihre Betrachtungen zum weiten Feld der »Endlichkeiten« gebeten, in die sich, was nicht verwundert, auch einige Unendlichkeiten mischten. Ob in Gedichtform, als abstrakte Analyse oder intime Lebensbeichte – alles war möglich und erwünscht. Nun entlassen wir die Beiträge nach und nach in die Welt, auf dass sie ihre Resonanzen finden mögen.

Was erwartet euch? Ein Mann hat zu seinem Song gefunden. Demenz oder Schlaganfall, fragt ein anderer, während wieder einer den Gürtel seines Regenmantels fester zieht. Der nächste findet Bilder zum Abschied nehmen; in Grußweite steht ein Fahrrad. Noch einer schreibt Tagebuch und liest vor allem darin! Und ein Fotograf hört auf zu fotografieren, spricht aber über gute Zeiten. Darum geht es, und um noch viel mehr.

Wir wünschen eine anregende Lektüre und gute Gedanken!

 
In diesem Themenschwerpunkt erschienen:
:: Georg Paaßen, Mein leben ist endlich
:: Bernhard Stier, Nachdenken über die »Endlichkeit«
:: Marc Melcher, Love me Gender
:: Georg Schierling, Die Endlichkeit im Bild
:: Christoph Rommel, Werner und die Angst vor dem Tod
:: Ralf Ruhl, Endlichkeit, 1
:: Ralf Ruhl, Endlichkeit, 2
:: Ralf Ruhl, Endlichkeit, 3
:: Ralf Ruhl, Endlichkeit, 4
:: Ralf Ruhl, Endlichkeit, 5
:: Tom Focke, Später ist es irgendwann zu spät
:: Martin Verlinden, Momente der Leichtfüßigkeit
:: Holger Barth, Ein gutes Ende finden!
:: Frank Keil, »Aufhören – ja, warum denn nicht?«
:: Martin Verlinden, Zeit und Vertrauen tief fühlen
:: Alexander Bentheim, Endlichkeiten als Wegmarken
:: Guido Wiermann, Ein Tag auf dem Rad mit der Endlichkeit

Alle Beiträge mit weiteren Illustrationen gibt es in einem gemeinsamen PDF zum Download.

Männliche Teilnehmer für sprachtherapeutische Studie gesucht

Untersuchung zur Entwicklung diagnostischer Verfahren in einfacher Sprache und über visuelle Mittel für Menschen mit Sprachproblemen.

ein Mann mit Sonnenbrille sitzt an einem Computer

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Mikhail Nilov, pexels.com


Für eine Promotion im Bereich der Sprachtherapie und Psychologie an der Universität Bielefeld führt Louise Nagel-Held aktuell eine Studie zur Erfassung negativer Befindlichkeiten durch, für die sie dringend noch sprachlich gesunde männliche Teilnehmer sucht, weil aktuell ein sehr großes Ungleichgewicht hinsichtlich der Geschlechterverteilung innerhalb der Stichprobe vorliegt. Zum Verständnis und Hintergrund: eine Beeinträchtigung der sprachlichen Gesundheit bezieht sich auf Störungen, die beispielsweise durch einen Schlaganfall ausgelöst werden können und dann z.B. die Wortfindung und/oder das Sprachverständnis betreffen. Stottern, lispeln, Aussprachestörungen etc. gehören ausdrücklich nicht dazu! Insofern kann fast jeder Mann an der Studie teilnehmen; als Teilnahmevoraussetzungen gelten nur Deutsch als Erst-/Muttersprache und ein Mindestalter von 16 Jahren.

Es handelt sich um eine Vorstudie zur Entwicklung diagnostischer Verfahren in einfacher Sprache oder über visuelle Mittel für Menschen mit Sprachproblemen, zum Beispiel im Rahmen einer Aphasie nach Schlaganfall. Die an der Befragung Teilnehmenden können dabei helfen, ein zuverlässiges Verfahren zu entwickeln, mit dessen Hilfe Menschen mit einer Sprachstörung (Aphasie) zu ihrer Befindlichkeit befragt werden können. In der Studie wird untersucht, inwiefern der Fragebogen zur Patientengesundheit (Patient Health Questionnaire PHQ) mit einer sprachlich vereinfachten Version desselben Fragebogens vergleichbar ist. Außerdem wird untersucht, inwiefern Zeichnungen die Symptome einer depressiven Verstimmung messen können.

Die Umfrage kann online ausgefüllt werden, dauert ungefähr 10-15 Minuten und erfolgt anonym. Die Studie ist leider nur auf einem Computer/Tablet durchführbar, weil die Antwortmöglichkeiten auf Mobilgeräten teilweise nicht mehr richtig zugeordnet sind.

Weitere Infos und einen Kontakt für Rückfragen gibt es im Vortext zur online-Befragung, die bis einschließlich 26. Mai hier abrufbar ist:

https://ww3.unipark.de/uc/nagel-held_Universit__t_Bielefel/dcd9/

Bundesverband Männertrauer

Eine bestehende Lücke schließen, um trauernde Männer in unserer Gesellschaft besser zu unterstützen.

Mann sitzt am unteren Ende einer Treppe

Text: Martin Kreuels
Foto: sol-b, photocase.de

 
Wann, wenn nicht jetzt?!? In einer Welt, in der autoritäre Männer die Weltordnung neu und laut zu sortieren versuchen, gibt es auch eine stille, schnell zu überhörende Seite. Eine Bewegung ist es nicht, eher eine Wandlung, eine Veränderung, die sich dafür interessiert, was in uns Männern geschieht, wo wir vielleicht Schwächen haben, warum es uns manchmal nicht gut geht. Das Besondere: Diese Männer fangen an, es endlich und vernehmbar auch zu äußern …

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