Nicht nur im Himmel

Papa ist gestorben. Die Trauer ist unermesslich. Und doch können Freude und Fröhlichkeit wieder im Leben Einzug halten. Aber langsam. Langsam.

Junge liegt auf einem Sofa und schaut in die Höhe

Text: Ralf Ruhl
Foto: altanaka, photocase.de

 
»Seit Papa nicht mehr da ist, ist er einfach überall.« Mit diesen Worten beginnt der kleine Junge seine Erzählung vom Tod seines Vaters – und seiner Trauer. Alles war schwarz wie ein Tintenfleck und Papa wie ein Dinosaurier, ausgestorben, unauffindbar. Dabei sei er doch gar nicht böse gewesen, denkt der Junge, wütend vor sich hinstarrend in dem großen Sessel, der viel zu groß erscheint … Emilie Chazerand und Sebastien Pelon’s »Papa ist überall« ist ein herzerwärmendes Bilderbuch über den Tod und das, was fehlt.

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Die Stimmung zuweilen gelöst

Mit Anzug und Krawatte in die Hochschule

Studenten 1950er Jahre im Hörsaal

Text und Foto: Georg Schierling
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Studenten der Universität in Köln (Studentinnen gab es noch keine!), Klassenzimmer Anfang der 1950er Jahre: schwarze Schultafel mit Kreide, die Tische angeschrägt, die Stimmung zuweilen gelöst. Dahinter die Garderobe: manche Herren kamen mit Hut zum Unterricht, etliche von ihnen in Anzug und Krawatte. Einer von ihnen: mein Vater. Studiengang: Heizungsingenieur.

Mehr Bilder von Georg gibt es hier.


Und mehr aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« gibt’s im Archiv.

Der Großvater an der Bar, hemdsärmelig

Es gibt diesen einen Sommer, wo sich so vieles ändert. Und wo man lernt, dass gerade die Erwachsenen durch ganz eigene Untiefen waten.

zwei lachende Kinder in einem Auto

Text: Frank Keil
Foto: Nestor Ovilla, pexels.com

 
Männerbuch der Woche, 48te KW. – Mischa Kopmann schickt in seinem wunderbaren Roman »32. August« seinen heranwachsenden Protagonisten mit offenen Augen in eine nur auf den ersten Blick idyllische Welt.

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Die Fracht im Nacken

Dass es der Sohn einmal besser hat als der Vater, ist der Kern wie das Motiv unserer Wachstumsgesellschaft. Nur: was macht das mit den beiden?

LKW im Gegenlicht vor Sonnenuntergang

Text: Frank Keil
Foto: Magali Guimaraes, pexels.com

 
Männerbuch der Woche, 46te KW. – José Henrique Bortoluci erzählt in »Was von meinem Vater bleibt« nicht nur die Geschichte seines Lastwagen fahrenden Vaters und die Geschichte des neueren Brasiliens.

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Am Lenkrad des Lebens

Kleine Jungs in großen Autos – eine legendäre Rollenimitation.

Junge in einem Cabrio

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


1975, wir sind per Daumen unterwegs durch England. In einer Kleinstadt nahe London kurzer Halt, mein Kumpel holt ein paar Sachen aus dem Lebensmittelladen. Ich warte draußen, gehe rüber zur Straße – und sehe den kleinen Jungen am Lenkrad des Cabrios. Stolz umgreift er das Lenkrad, sein Oberkörper folgt angedeuteten Rechts- und Linkskurven, an- und abschwellende Motorengräusche sind kein Problem für seine Intonation, glücklich kreuzt er durch imaginäre Welten. Dann kommt sein Vater um die Ecke, überrascht, mich und meine Kamera sehend, dann lacht er kurz. Der Kleine rutscht schnell zur anderen Seite, und gleich darauf sind beide auch schon verschwunden in ihrem Triumph.



Mehr aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« im Archiv.

Ein schönes Fest

Wenn die Familie zum Feiern zusammenkommt – oha! Weil: Das kann richtig gut werden oder so gar nicht oder auch beides zugleich.

2 Frauen am Ufer eines Flusses

Text: Frank Keil
Foto: es.war.einmal.., photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 44te KW. – Marie Aubert nimmt uns in einem fulminanten Roman mit auf ein Familienfest in die norwegische Provinz. Schon der Titel fuzzt: »Eigentlich bin ich nicht so«. Wirklich nicht?! Und wie dann?

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Jeder Papa ist anders

Wozu ist so ein Vater überhaupt da?

Text: Ralf Ruhl
Foto: Antonio Recena, photocase.de

 
Jeder Vater ist anders und jeder ist toll, auf seine Weise. Das ist die Botschaft von Peter Horn und Jessica Meserve in ihrem Bilderbuch »Wozu ist ein Papa da?«. Es geht um Entdeckungsreisen, emotionale Bindungen und ganz allgemein: unterschiedliche, aber zuverlässige Lebensbeziehungen.

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»Vater mochte die Amerikaner nicht«

Nicht immer muss es ein konzentriertes seitenstarkes Werk sein. Manchmal beeindruckt gerade das scheinbar lose und zarte Erinnern, wenn es nur aufgeschrieben wird.

ein Mann sitzt auf einer Treppe in einem lost place

Text: Frank Keil
Foto: cw-design, photocase.de (Symbolbild)

 
Männerbuch der Woche, 39te KW. – Ralph Schock addiert in »Interne Ermittlungen« souverän (s)einen Schwung Lebenserzählungen zu einem wunderbar dichten Prosaband.

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In all den Weiten

Muss man alles aussprechen, alles benennen? Aber nein. Die Fotografie hat ihre eigenen Mittel und Möglichkeiten, der Welt auf den Grund zu gehen.

Text: Frank Keil
Foto: Tom Licht, Buchcover

 
Männerbuch der Woche, 36te KW. – Tom Licht erzählt mit gekonnt spröden Fotografien in »Der Vater, der Sohn und der Krieg« von einer doppelten Vatersuche in den Weiten Russlands und von einer Reise dorthin.

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»Ein Resonanzraum der Lebenserfahrung und Selbstbildung im Alter«

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Dr. Hans Prömper, Offenbach

zwei Wanderer unterwegs

Interview und Redaktion: Alexander Bentheim
Fotos: Hans Prömper | privat / Bernhard Terzer

 
Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre war es: Mannsein wurde nicht mehr selbstverständlich. Ich erfuhr dies persönlich in der Zweierbeziehung, aber auch beruflich als Bildungsreferent in der Arbeit mit Studierenden an der Fachhochschule: Geschlechterfragen wurden diskutiert, »typisch männliche« Einstellungen und Verhaltensweisen wurden hinterfragt und konfrontiert. »Jeder Mann ein potentieller Vergewaltiger«, das stand – auch unausgesprochen – als Vorwurf im Raum. Und dass eine Frau ohne Mann so sei wie »ein Fisch ohne Fahrrad«, das war das Urteil zum mangelnden Beitrag von Männern zum Fortgang der Geschichte. Hatte in meinem Studium der Erziehungswissenschaften an der Uni Frankfurt etwa 1975 die Aufteilung eines Seminars in geschlechtshomogene Frauen- und Männergruppen die Männer noch befremdet und eher Verunsicherung und Sprachlosigkeit über uns selbst ausgelöst, der mit Alkohol und gemeinsamem Kiffen begegnet werden konnte, so entstand jetzt die positive Idee eines »Raumes unter Männern«. Sie setzte sich um in geschlechtshomogene Gesprächseinheiten in Seminaren, vor allem aber in kontinuierlichen Männergruppen. Eine davon wurde von mir mit anderen Männern ca. 1984 in der Studentengemeinde gegründet. »Ohne Frauen« sollte die offene Kommunikation über uns und unsere Probleme, unsere Ängste, Unsicherheiten oder unser Konkurrieren zur Sprache kommen und Besseres eingeübt werden. Vor allem sollte in der Männergruppe das Schaulaufen von Männern gegenüber Frauen unterbrochen und gruppen- und prozessbezogene Rollen und Aufgaben nun nicht mehr an Frauen delegiert, sondern von uns Männern selbst vollzogen werden (müssen). Wenn auch oft holprig, so war die Abgrenzung von uns »sensiblen« und für Frauenfragen offenen Männern gegenüber den »Macho-Männern« identitäts- und stilbildend. Eine latente Selbstanklage gegen eine unsensible, falsche, verletzende »Männlichkeit« lauerte jedoch immer im Hintergrund. Manche Bücher – Klaus Theweleits »Männerphantasien«, Volker Elis Pilgrims »Männermanifest«, Wilfried Wiecks »Männer lassen lieben« oder Walter Hollsteins »Nicht Herrscher, aber kräftig« – offenbarten Facetten der Lieblosigkeit, Dominanz und Durchsetzungsorientierung, welche das Leben von Männern kennzeichnen. Das im Klappentext lesbare Diktum »Der Mann ist sozial und sexuell ein Idiot« der rororo-Taschenbuch-Reihe »Mann« war Negativfolie und Ansporn, es anders zu machen, besser zu leben. Motiv war, den neuen Frauen in uns »neuen« Männern etwas entgegensetzen zu können: gleichberechtigt, zart und stark zugleich. Aber unter allen Versuchen lauerte verdeckt immer wieder die Angst, hinter dem Bedürfnis nach erfahrener Nähe zu anderen Männern stecke eine latente Homosexualität. Also nicht zu nahekommen. Mehr Sensibilität, emotionale Offenheit, Authentizität und Partnerschaftlichkeit: ja! Aber die körperliche Nähe unter Männern changierte lange zwischen Befreiung und Unwohlsein.

1986 war für mich ein einschneidendes Jahr. Mein Vater starb mit 67 Jahren. Er war Arbeiter, hatte in meinen Augen nichts anderes gelernt als Befehle ausführen, Aufgaben erledigen, Arbeiten bis zur Erschöpfung. Das war auch eine Folge der 12 durch das NS-Regime verlorenen Lebensjahre mit Arbeitsdienst, Wehrdienst, Ostfront und russischer Kriegsgefangenschaft. Nikotin, Alkohol und eine schlechte, zermürbende Ehe hatten ihm die Lebenslust und -energie genommen. Ich hatte ihm mehr »Ruhejahre« gewünscht, aber mit 67 war Schluss, sein Leben zu Ende. Leben lernen, etwas mit der Fülle des Lebens anfangen können, für sich selbst sorgen, faul sein können und die schönen Seiten des Lebens genießen, das sollten nun weitere, neue Antriebe meines Lebens als Mann werden. Selbstentfaltung statt Funktionieren, Selbstwerdung statt Durchsetzung und Erfolg, Langlebigkeit statt Aufopferung und Burnout wurden meine Themen. Beruflich arbeitete ich weiterhin mit Studierenden, vor allem der technischen Fachbereiche der FH. Ökologie, Atomtechnik, Nachhaltigkeit und Angepasste Technologie wurden Felder, in denen sich männliche Beherrschungswut und Rücksichtslosigkeit ebenso zeigten wie begegnen ließen. Ähnliche Motive lagen in meinem Engagement in der Friedensbewegung und Gewaltfreien Aktion. »Klassische männliche« Werte und Lebensmuster zeigen sich eben vielfältig, es gab viele Ansatzpunkte geschlechtersensibler Wahrnehmung und geschlechtergerechten gesellschaftlichen Handelns.

Für meine persönliche Entwicklung bedeutsam wurden weiter meine verschiedenen Therapien und längerfristigen Fortbildungen, welche Selbstverständnis und Lebensorientierung prägten. Vor allem Gestalttherapie und Gestaltpädagogik trugen dazu bei, dass mir gegenüber den gesellschaftlichen Bedingungen und den biografischen Erfahrungen das »Hier und Jetzt«, die Frage nach den nächsten Schritten und der vorwärtstreibenden Energie zentral bedeutsam wurden. Dies prägte (und prägt nach wie vor) meine Arbeit mit Männern, in Gruppen und Seminaren. »Wie geht es dir?«, »Was beschäftigt dich?«, »Wo willst du hin?« wurden und sind mir wichtiger als die Diskussion gesellschaftlicher Stereotype und Hindernisse. In den 1990ern und 2000ern bestimmten Familie und Kinder mein Leben. Ehrenamtlich organisierte ich in dieser Zeit Väter-Kinder-Wochenenden im Kontext der Kirchengemeinde. Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie waren Themen des »Aktionsforums Männer und Leben«, einem Frankfurter Netzwerk von Unternehmen, Männer- und Väterinitiativen sowie Familien- und Bildungseinrichtungen um den Inspirator Harald Seehausen, in dem ich ab 2003 mitwirkte und eine Reihe von »Impulstagungen« mitorganisierte.

In der Mitte meines Berufslebens reduzierte ich Ende der 1990er für zwei Jahre auf eine halbe Stelle und promovierte zum Dr. phil. am Fachbereich Katholische Theologie der Uni Frankfurt über »Emanzipatorische Männerbildung. Grundlagen und Orientierungen zu einem geschlechtsspezifischen Handlungsfeld der Kirche« (Schwabenverlag 2003). Diese wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Männern und insb. ihren geschlechtshomogenen Lernarrangements sollte mein weiteres Leben qualifizieren, diesem eine spezifische Richtung geben. Neben einer theologischen und sozialwissenschaftlichen Einordnung und Begründung eines männerbezogenen Ansatzes erarbeitete ich die Geschichte und aktuelle Situation der katholischen Männerseelsorge, Männerverbände und Männerangebote. Den empirischen Teil bildeten neben historischen Recherchen im Archiv der katholischen Männerarbeit in Fulda eine Erhebung der aktuellen Strukturen, Angebotsformen und Orte katholischer Männerarbeit, die ich um 14 qualitative Interviews mit kirchlichen Männerarbeitern sowie Expertengespräche ergänzte. Aus diesen Daten entwickelte ich meine These der Männerbildung als »konjunktivem Erfahrungsraum«. Konjunktiv ist hier in einem doppelten Sinn gemeint: zum einen geht es um konjunkte (lat. verbundene) Lernprozesse »unter Männern«, durchaus auch in gemischtgeschlechtlichen Arrangements, in denen Männer sich gegenseitig zu »signifikanten Anderen« werden, deren Resonanzen ihr Lernen anregt, begleitet und unterstützt. Zum anderen berücksichtigt die Denkfigur des Konjunktiven (des Möglichen) den Raum und das erwachsenenpädagogische Selbstverständnis der Ermöglichungsdidaktik (in Anlehnung vor allem an Horst Siebert und Rolf Arnold). »Männer sind lernfähig, aber unbelehrbar« wird im Jahr 2002 Leitgedanke der Fachtagung »MännerVielfalt ansprechen. Wege zu einer milieuorientierten Männerbildung«, in der Lernprozesse von Männern reflektiert werden: Veranstalter/Pädagogen machen Angebote, aber autonomes Subjekt ihres Lernens sind die Teilnehmer. Als Ergebnis formulieren die Veranstalter*innen Hessische Landeszentrale für politische Bildung, Katholische Erwachsenbildung Frankfurt, Arbeitsstelle Männerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz sowie Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland die »Frankfurter Thesen zur Männerbildung«. Diese Orientierung am autonomen, selbstlernenden Subjekt werde ich in den Folgejahren explizit mit einer Haltung des Ermöglichens verbinden. Als Pädagoge und Leiter bin ich als Ermöglicher nicht ein externer, unbeteiligter Leiter und Beobachter, sondern ich bringe mich selbst als Betroffener und Lernender mit meinen Erfahrungen und Emotionen ein. So als »Vorbild« und »Mitbruder« fällt es mir viel leichter, einen Erfahrungsaustausch und eigenmotivierte, emotionale Lernprozesse unter Männern anzuregen und zu unterstützen. Längerfristig angelegte und wiederkehrende Bildungsformate sind Wochenendseminare für berufstätige Männer wie »Timeout statt Burnout« (gemeinsam mit Christoph Walser), seit 2007 bis heute die jährlich in der Fastenzeit wöchentlich angebotenen »Fastenimpulse für Männer per E-Mail« (mit begleitendem »Klosterwochenende für Männer«) sowie ab 2008 eine jährliche Pilgerwoche mit Männern auf dem Jakobsweg nach Santiago.

Im Anschluss an meine Promotion wurde ich 1999 Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Frankfurt, von 2006-2016 mit Sitz im Haus am Dom, einem öffentlichen Veranstaltungs- und Diskursort in Frankfurt, zentral in Deutschland gelegen. Diese Zeit nutze ich immer wieder auch für männerspezifische Projekte und Fachtagungen in unterschiedlichen Kooperationen z.B. mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, der Arbeitsstelle Männerseelsorge der DBK, dem Cornelia-Goethe-Centrum der Universität Frankfurt, dem »Aktionsforum Männer und Leben« und manchen anderen. Themen sind Väterlichkeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Burnout und Gesundheit, Migration und Männlichkeit, Männer und Gewalt, aber auch Aspekte der theologischen Geschlechterforschung oder der Männerspiritualität. Aus diesen gingen Themenbücher hervor wie »Was macht Migration mit Männlichkeit?« (2010), »Männer unter Druck« (2012), »Theologie und Geschlecht« (2008) oder »Jesus und die Männer« (2014). Kontexte dieser Tagungen und Veröffentlichungen waren die (auch organisatorische) Mitwirkung im deutschsprachigen Netzwerk Geschlechterbewusste Theologie (NGT), die Tätigkeiten in den Beiräten der repräsentativen Männerstudien von Paul M. Zulehner und Rainer Volz »Männer im Aufbruch« (1998) und »Männer in Bewegung« (2009), aber auch der Studie »Was Männern Sinn gibt« (Martin Engelbrecht und Martin Rosowski 2007). Aus den vielen und langjährigen Kooperationen möchte ich als Personen Mechtild M. Jansen und Andreas Ruffing hervorheben.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand 2016 bekam mein männerspezifisches Engagement noch einmal weitere Impulse. Zwar fehlen mir nun – gegenüber meiner beruflichen Position – finanzielle Ressourcen und verfügbare Räume für Veranstaltungen, aber ich kann meine männerspezifische Expertise sehr viel stärker inhaltlich und als Person einbringen. Seit dem Wintersemester 2015/16 bin ich an der Universität des 3. Lebensalters Frankfurt Lehrbeauftragter im Fachgebiet Soziale Gerontologie. Als besonderer Schwerpunkt entwickeln sich die qualitativ und partizipativ angelegten Forschungsseminare mit älteren Männern zu ihren Alter(n)sfragen und Lebensorientierungen. Wir arbeiten an Themen wie Übergang Beruf/Ruhestand, Care/Caring Masculinities (Selbstsorge und Sorgen für andere im Alter) oder Altersgewinne von Männern. Als Pädagoge kann ich jetzt hier, wie in zahlreichen anderen freiberuflichen Vorträgen und Seminartätigkeiten, das tun und weitergeben, was mir als Bildungsmanager nur vermittelt über mehrere Transmissionsriemen möglich war: mein pädagogisches Handeln in der Organisation und Anleitung von Lehr-/Lernprozessen Älterer entwickelt sich zu einem Resonanzraum der Lebenserfahrung und Selbstbildung im Alter. Die Inhalte sind wir Ältere, unser Leben und unsere Lebenserfahrungen. Es geht um Kommunikation, Kontakt, Austausch, um Verstehen der eigenen und der fremden Lebensgeschichten, um Resilienz und Dankbarkeit als Ressourcen im Älterwerden. Selbstbildung im Alter(n) ist mein Thema, das sich mit den Jahren entwickelt und entfaltet.

Dies alles verknüpft sich inhaltlich und gut ergänzend mit ehrenamtlichem bzw. zivilgesellschaftlichem Engagement. Ich beteilige mich beim Bundesforum Männer in den Fachgruppen »Männer« und »Ältere Männer«, bin im Vorstand der Gemeinschaft der katholischen Männer Deutschlands (GKMD, ab 2022 Forum katholischer Männer, FKM), vertrete das Bundesforum Männer in einer Fachkommission der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen). Lobbying für Männerthemen, Tagungen, Veröffentlichungen sind auch im Älterwerden meine Themen. 2022 entsteht das Buch »MännerGezeiten. Inspirationen für ein gelingendes Leben« (Verlag Herder), gemeinsam herausgegeben mit Jürgen Döllmann und Andreas Heek. Es versammelt quasi als »best of« der »Fastenimpulse für Männer« sehr unterschiedliche Beiträge von ca. 60 Autoren. Ehrenamtlich leite ich nach wie vor zwei monatliche Männergruppen: die »Männergruppe« mit einer Kontinuität seit fast 35 Jahren sowie eine »Gruppe älterer Männer«, die 2013 aus einem Vortrag von Eckart Hammer (»Männer altern anders«) hervorging. Beide Gruppen sind Begleiter unserer Veränderungen als Männer durch unsere Lebensphasen hinweg. Im Grunde sind hier über die Jahre alle Lebensthemen vorgekommen, von Partnerschaft, Vatersein, sexueller Identität oder Burnout im Beruf bis hin zu Verlusten/Abschieden, Suizid, Einsamkeit, Krankheiten und Sterben.

Mein Hauptimpuls im Älterwerden zielt immer noch auf das »gelingende Leben« und die »Fülle des Lebens« für Männer. Wichtig ist mir, das Altern von Männern nicht als ein Leben auf der »Resterampe« oder dem »Abstellgleis« zu sehen, sondern als Phase einer nun erst recht freigesetzten Lebensenergie, die sich an Eigenwert, Selbstsorge, Sorgen für andere und Resonanz orientiert. »Ältere Männer als Pioniere einer neuen Fürsorglichkeit« ist mein Impuls zum Wandel unserer Wahrnehmung und zum individuellen wie politischen Zugang auf Männerleben. Gerade auch als ältere Männer können und sollten wir uns von Denkfiguren wie »hegemoniale Männlichkeit«, »Dominanz« oder »Hilflosigkeit im Alter« befreien und uns immer wieder neu ausrichten. Selbstwerdung, Selbstwirksamkeit, Annahme der eigenen Biografie, Generativität, Resilienz und Resonanz im Raum des Älterwerdens – das ist letztlich zwar unverfügbar, aber das sind für mich treibende Impulse für ein gelingendes Lebens im Alter, als Mann.

 
 

 
 
 
 
 
:: Dr. Hans Prömper, geb. am 27.12.1950, Dipl.-Päd. und Dr. phil., Eupener Str. 28, 63069 Offenbach, hans@hproemper.de und proemper@em.uni-frankfurt.de