Unterwegs ins sehnsuchtsvolle Kalte

Süden. Norden. Osten oder Westen. Wo soll es hingehen? Und wird man dort glücklich und wenn ja, warum?

Gletscher in der Arktis

Text: Frank Keil
Foto: Vobelima, photocase.de

Männerbuch der Woche, 10te KW. – Stefan Moster reist in »Das Fundament des Eisbergs« mit uns so gedanklich schwärmend wie zugleich solide kenntnissicher in die Arktis. Und erzählt gekonnt eine Mentalitätsgeschichte der Entdecker-Sehnsüchte und des Reisens gen Norden.

Zur Rezension

»Männer mögen es, wenn sie etwas härter dargestellt werden, als sie in Wirklichkeit sind.«

Die Close-Up-Portraits der Fotografin Ina Buskens

Portrait Mann Titel Ina

Interview: Alexander Bentheim
alle Fotos: Ina Buskens
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«, #18

Close-Up-Portraits, die »nah dran« oder »hautnah« fotografiert werden, brauchen Vertrauen auf beiden Seiten der Kamera, viel Vertrauen, manchmal überhaupt erst den Mut dazu. Und sie leben eben dadurch, wenn sie genau dies zeigen: Echtes, Einzigartiges, oft auch Privates, zuweilen Intimes. Ina gelingt genau dies: den Männern nahe zu kommen ohne aufdringlich zu sein, und die selbst vielleicht auch nicht zeigen würden, was sie in den Bildern nachdenklich oder auch verletzlich erscheinen lässt, wäre da nicht die Fotografin, die einen passenden Zugang offenbar gefunden hat. Sich einzulassen ist nicht selbstverständlich, aber eine Bereicherung für alle Seiten, wenn es gelingt, den Kreis des Vertrauens zu schließen.
Ina habe ich im September 2015 kennengelernt, und seitdem freue ich mich immer wieder über ihre neuen Portraits, die zugleich einer mir höchst angenehmen und vertrauten Bildsprache folgen. Nun war es endlich an der Zeit, ihr einige Fragen zu stellen.

Ina, wie bist du zur Fotografie gekommen?
Mit 50 habe ich mir meine erste »vernünftige« Kamera (Bridge) gekauft. Mich faszinierten Detailaufnahmen, Makros von Pflanzen, Tieren, Strukturen. Nach einiger Zeit merkte ich aber, dass mich diese Art zu fotografieren einsam machte. Ich war ständig alleine unterwegs, man war nicht wirklich begeistert davon, mit mir durch das Unterholz zu streifen und Ewigkeiten um einen Busch herumzuschleichen, nur um ein Bild einer Fliege einzufangen.
Durch eine Einladung zu einem Aktworkshop kam ich zur »Menschenfotografie«. Ich merkte damals, dass ich die Fähigkeit habe, recht zügig Kontakt zu meinem Gegenüber aufzunehmen. Ich komme sehr schnell mit Menschen auf eine Wellenlänge. Ich schaffte es während eines »Rudelshootings« bei dem »Model«, das einzige und ehrliche Lachen des ganzen Tages auf ihr Gesicht zu zaubern.
Erst 5 Jahre später habe ich dann die Leidenschaft zur Portraitfotografie entwickelt. Ich fotografiere vorwiegend Männer.

 
(Slideshow by click on pic)

 
Wo findest du die Männer, die du portraitierst?
Anfangs habe ich auf Facebook Männer kontaktiert, deren Gesichter mir zugesagt haben. Irgendwann kam dann auch Instagram dazu. In der Zwischenzeit hat sich da nicht sehr viel geändert. Ich hoffe immer noch, dass mit der Zeit die Mundpropaganda als Hauptfindungsquelle heraussticht.

Musst du die Männer zum Foto überreden, oder sind sie selbst schnell bereit dazu?
Männer sind einfacher zu händeln als Frauen. Zum größten Teil sind sie mit ihrem Aussehen zufrieden. Da meine Bilder durch meine Bearbeitung die Menschen nicht unbedingt jünger machen, kommen sie auch mit diesen Bearbeitungsergebnissen eher klar.

Deine Portraits zeigen die Männer meist im Halbdunkel, harte Kontraste spielen oft auch eine Rolle, ebenso schwarzweiß. Was bewegt dich, sie vorzugsweise in diesem Stil zu fotografieren?
Mir ist es wichtig, mich auf das Wesentliche zu beschränken. Eben auf das Gesicht des Models. So wenig Licht wie möglich und so viel wie nötig. Farben lenken m.E. vom Hauptmotiv ab. Deshalb sind 99 % meiner Bilder in SW gehalten. Übrigens habe ich das Gefühl, dass Männer es durchaus mögen, wenn sie etwas härter dargestellt werden, als sie in Wirklichkeit sind.

Interessieren dich auch die Biografien der Männer, die du fotografierst, oder reicht dir der bildliche Ausdruck von ihnen?
Mich interessiert die Biografie eines jeden Menschen. Ich bin eine gute Zuhörerin. Ein Shootingtermin dauert bei mir recht lange. Meistens treffe ich die Menschen vorher zum Gespräch. Das MUSS sein. Ich nehme mir Zeit für die Menschen. Nur wenn sie sich bei mir wohl fühlen und genügend Vertrauen zu mir gefasst haben, können meine Bilder entstehen. Also, man muss schon mit bis zu vier Stunden pro Shooting rechnen. Auf jeden Fall beim ersten Termin. Wenn man sich schon einige Male getroffen hat, kommt man natürlich schneller zum Thema 😉

Wo fotografierst du die Männer? Kannst du ein Studio nutzen?
Ich habe die Möglichkeit, in meinem kleinen Home-Studio zu fotografieren. Dort kenne ich das Licht, weiß was ich machen kann. Hin und wieder, aber sehr selten, fotografiere ich auch draußen, wobei ich da die Ergebnisse, die ich haben möchte, meistens nicht erreiche. Es gibt leider (oder zum Glück) wenige solche dunkle Ecken in unserer Welt 😉

Hast du einen Lieblingsmenschen, den du gern fotografierst?
Einen Lieblingsmenschen? Nein, das kann ich so nicht behaupten. Manche dieser Models sind in der Zwischenzeit richtig gute Freunde für mich geworden. Ich behaupte mal, die Portraitfotografie ist wie ein spannendes Buch zu lesen. Ich lese ein Buch auch gerne zweimal. Es muss aber schon extrem schwierig oder spannend sein, damit ich es ein drittes Mal in die Hand nehme. Dann lese ich lieber ein neues Buch und lasse mich auf die neue Geschichte ein. Beim ersten Shooting ist es sehr spannend zu sehen, zu welchen Ergebnissen man kommt. Spannend für beide. Beim zweiten Shooting weiß ich eigentlich schon ungefähr, welche Bilder, welche Lichtstimmungen ich einfangen will. Beim dritten ist es nur noch Inszenierung. Und das mag ich nicht.

Mit welchem Blick schaust du auf Männer, mit welchem auf Frauen – die du ja auch fotografierst? Was ist gleich, was ist anders für dich als Fotografin?
Wenn man fotografiert, vor allem Portraits und sehr oft Close-Ups wie ich es tue, kann man nicht mehr normal sehen. Immer ist im Hinterkopf der Gedanke, wie könnte ich diese Person fotografieren, wie kann ich die Züge dieses »Wesens« einfangen. Manche(r) Fotograf(in) findet es einfacher, Frauen zu fotografieren. Ich bin genau der gegensätzlichen Meinung. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Frauen auf Bildern so aussehen möchten, wie sie in Wirklichkeit sein möchten. Das ist bei Männern meistens nicht der Fall. Sie akzeptieren, wie sie aussehen. Manchmal kommt der Spruch: »Jetzt weiß ich, wie ich in 10-20 Jahren aussehen werde«. Von Zeit zu Zeit werden Bilder von mir als »Rohmaterial« behandelt. Ich tobe mich dann gerne daran aus. Diese Bilder haben dann allerdings mit der Realität nicht mehr sehr viel zu tun. Die Menschen sehen dann sehr viel älter, härter, eckiger und kantiger aus.

Möchtest du etwas erreichen mit deinen Bildern? Was?
Mit meinen Shootings bzw. meinen Bildern möchte ich einiges erreichen. Als erstes der persönliche Aspekt: Für mich ist die Fotografie eine Möglichkeit, wenn nicht sogar DIE Möglichkeit, mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen. Ich liebe es, mich zu unterhalten oder Unterhaltungen zu lauschen. Und sehr oft fällt mir nach einem Shooting auf, wie glücklich ich eigentlich sein sollte, bei den Schicksalen, die mir oft erzählt werden.
Und der andere Aspekt ist die Zufriedenheit des fotografierten Menschen. Sehr viele Menschen, die nicht »modelmäßig« vor der Kamera stehen, empfinden sich als nicht fotogen. Und genau das Gegenteil möchte ich beweisen. Ich möchte zeigen, dass jeder Mensch seine ureigene Schönheit hat. Wenn ich diese aufzeigen kann, dann hat sich für mich das Shooting »gelohnt«.

Was macht dich glücklich in der Fotografie?
Glücklich macht mich der Moment, in dem die Menschen, die vorher ziemlich »klein« zu mir kamen, mit geradem Rücken und einem Lächeln im Gesicht mein Studio verlassen. Einfach gesagt: Es macht mich glücklich, Menschen glücklich machen zu dürfen oder es sogar zu können.

 
Ina Buskens, Jg. 1958, lebt und arbeitet in Duisburg. Ihre Bilder, von denen hier nur ein sehr kleiner Teil zu sehen ist, sind zu finden in ihren Accounts bei Facebook sowie bei Instagram. Wer sich von Ina fotografieren lassen möchte, darf gern Kontakt aufnehmen und die Konditionen erfragen.

Und dann wird alles anders

Plätschert es nicht einfach so dahin, das Leben? Mit Höhen, Tiefen, Verlusten, Gewinnen? Es sei denn, man schaut sich selbst einmal genauer beim Leben erleben zu.

Mann sitzt schreibend in einem lost place

Text: Frank Keil
Foto: JoeEsco, photocase.de

Männerbuch der Woche, 6te KW. – Peter Stamm lässt in seinem neuen Roman »In einer dunkelblauen Stunde« virtuos eine glücklose Filmemacherin nach einem Mann, dem Leben und der Liebe suchen.

Zur Rezension

Schatzsuche mit Goldsteinen

Ruphus Bo Wollberg über sein 3-Wochen-Praktikum im Spielhaus Wagrierweg, einer Niendorfer Einrichtung für Kinder mit einem Betreuungsangebot auch im Nachmittagsbereich

Bernstein im Sonnenlicht

Interview: Alexander Bentheim
Foto: Obivan, photocase.de

Ruphus, du hast dich im letzten Jahr für ein 3-Wochen-Schulpraktikum im Spielhaus Wagrierweg entschieden. Warum?
Ich fand es eine gute Idee, dass ich etwas mit Kindern mache, da ich mich auch vorher schon immer gefreut habe, wenn ich spielerisch mit Kindern zu tun hatte.

Was waren deine Aufgaben und Tätigkeiten?
Hauptsächlich habe ich auf die Kinder aufgepasst. Manchmal bin ich mit ihnen und Mitarbeiterinnen auch vom Spielhaus zu einem Spielplatz in der Nähe gegangen, ebenso habe ich ab und zu bei den Hausaufgaben oder beim Essen geholfen. Ich habe auch geschaut, dass es keine Streitigkeiten gibt, und wenn doch, dann habe ich schlichten geholfen.

Was hat dich am meisten beeindruckt während deiner Mitarbeit?
Am meisten hat mich tatsächlich beeindruckt, dass die Kinder – obwohl ja wirklich noch sehr jung – schon relativ gut als Team funktionierten. Also sie konnten schon recht gut miteinander interagieren, und sie haben sich zugehört. Klar, es gab hier und da mal ein paar Schwierigkeiten, aber insgesamt haben die sich gut miteinander verstanden.

Mit wie vielen Kindern hattest du zu tun und in welchem Alter waren diese?
Ich hatte quasi zwei Schichten am Tag, eine am Vormittag mit Kindergartenkindern, eine am Nachmittag mit Kindern auch im Grundschulalter. Ich hatte am Tag mit ca. 10 Kindern zu tun, die waren zwischen 3 und 6 Jahren, nachmittags auch bis 7 oder 8 Jahre alt.

Was hat dich überrascht, das du zuvor nicht gewusst hast?
Dass er deutlich anstrengender ist, der Job als Erzieher, als ich vorher gedacht habe.

Was hast du gelernt, wovon du sagst: das nehme ich mit aus diesen 3 Wochen?
Also wenn ich später Kinder haben sollte, dass ich auf jeden Fall Geduld aufbringe, weil vieles eben nicht einfach und schnell von der Hand geht.

Würdest du irgendetwas von dem, was du im Praktikum erlebt hast, noch verbessern oder auch anders machen
Ich würde gerne mehr Innenaktivitäten machen, aber das war jetzt wegen Corona wohl nicht möglich. Ich war eigentlich nur draußen mit den Kindern.

Fühltest du dich insgesamt wohl in der Einrichtung, mit den Kindern, mit der Anleitung?
Wohl auf jeden Fall, es war nur ein bisschen stressig und manchmal auch nervig, Kindern Dinge zu erklären, auch mehrfach, die halt erklärt werden müssen. Dass einige Kinder da manchmal etwas schwer von Begriff waren und nicht beim ersten Mal verstanden, was ich meine, das war schon anstrengend und auch zeitaufwändig.

Hast du noch ein Beispiel für ein Angebot, wo die Kinder richtig neugierig und begeistert waren?
Wir hatten mal die Aufgabe, einen »Piraten«-Tag mit den Kindern zu machen. Da hatten wir die Idee, wir sammeln große Steine, machen die sauber und malen die dann mit Goldfarbe an. Danach haben wir eine Schatzsuche gemacht und alle Kinder haben sofort gesagt: »Ja, da bin ich dabei!« Das war echt süß, wie alle gesucht haben auf dem Gelände, wo ein Goldstein versteckt sein könnte.

Würdest du die Arbeit anderen empfehlen? Und welche Voraussetzungen bräuchte jemand für diese Arbeit deiner Meinung nach?
Empfehlen würde ich auf jeden Fall, dass man geduldig ist und auch einiges tolerieren kann, weil die Kinder manchmal halt sehr zickig sein können. Aber wenn man damit klarkommt, würde ich diese Arbeit auf jeden Fall empfehlen.