Neulich im Kunstmuseum – realistisch, gruselig, jugendlich.

Text und Foto: Frank Keil
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«
»Ey Digga, Kunst ist echt nicht nice«, das mögen sie gedacht, sich einander zugeflüstert haben, die Jugendlichen, wie sie sich in Klassenstärke an einem Vormittag demonstrativ gelangweilt durch die Räume des ARoS schleppten, dem legendären Kunstmuseum im dänischen Aarhus. Doch dann war plötzlich Stille. War Aufmerksamkeit, war Ergriffenheit: als sie im abgedunkelten Untergeschoss vor der Skulptur »Boy« von Ron Mueck standen. Einer wie sie hockte vor ihnen, nur in riesengroß. Verletzlich, seltsam, dabei naturgetreu, irgendwie auch gruselig, schwer zu verstehen. Und sie zückten ihre Handys.
Mueck, Jahrgang 1958, hat lange fürs britische Kinderfernsehen gearbeitet, für die Sesamstraße, für die Muppet-Show; später gründete er eine Werbeagentur. Bis er genug vom kommerziellen Arbeiten hatte und es ihn zur Kunst zog, wo er zum Glück blieb. Hierzulande wurde er bekannt durch seine Skulptur »Dead Dad«, die lange im Landesmuseum Hannover zu sehen war: sein toter Vater lag vor einem, geschaffen aus Silikon und Fiberglas; kleiner, als er je als Vater war.
Mehr Bilder aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« gibt’s im Archiv.