In all den Weiten

Muss man alles aussprechen, alles benennen? Aber nein. Die Fotografie hat ihre eigenen Mittel und Möglichkeiten, der Welt auf den Grund zu gehen.

Text: Frank Keil
Foto: Tom Licht, Buchcover

 
Männerbuch der Woche, 36te KW. – Tom Licht erzählt mit gekonnt spröden Fotografien in »Der Vater, der Sohn und der Krieg« von einer doppelten Vatersuche in den Weiten Russlands und von einer Reise dorthin.

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Auf der Suche nach der Suche

Was wollen wir nicht alles über uns wissen … aber was, wenn es dann soweit ist? Ändert sich etwas?

Lichtspur von Autos in der Nacht

Text: Frank Keil
Foto: Grany187, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 34te KW. – Zora del Buono macht sich in »Seinetwegen« auf die Suche nach ihrem Vater. Sucht, wer ihn und warum auf einer Schweizer Landstraße fahrend getötet hat und was danach geschah und was daher heute ist.

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»Die Kirche muss mich ertragen. Ich mute mich der Kirche zu.«

Nachruf auf Andreas Borter

eine Person im Gegenlicht in einer langen Gasse
Text: Frank Keil
Foto: capicua, photocase.de

 
Die Nachricht kam per E-Mail von männer.ch: Andreas Borter ist gestorben. Ich wischte die Nachricht weg und sah aus dem Fenster, während die S-Bahn in weitem Bogen aus dem Bahnhof und dem Tunnel heraus so verlässlich ins Helle fuhr. Ich schaute noch mal nach und es stimmte.
Wir sind uns gar nicht so oft begegnet. Aber manchmal reichen ja wenige Begegnungen und man lernt jemanden schätzen. Das erste Mal traf ich ihn auf einer unseren Redaktionskonferenzen vom ERNST, unserem Magazin, dem Nachfolger der Männerzeitung. Er stand in der Tür, groß und schlank, mit seinem dichten, weißen Haar und den dunklen Augenbrauen. Manchmal werden Männer im Alter noch mal auf besondere Weise schön und interessant. Es war so eine Ruhe und Sicherheit um ihn herum. Wir tagten, wir redeten, wir waren von unseren Ideen begeistert, die wir dann wieder verwarfen. Und zwischendurch gab es etwas zu essen, ein Nachtmahl, ich mag dieses mir so fremde Wort noch immer. Und er war einfach dabei.
Andreas, der Pastor und Theologe und Männeraktivist, erfahren und früh dabei, gab uns bald ein langes Interview für unsere Glaubens-Nummer, die Ausgabe 14. Wir waren gar nicht wild christlich unterwegs oder gediegen spirituell gestimmt. Uns interessierte das Glauben und das Zweifeln, egal auf welchem Feld, gleich in welche Richtung, und ich glaube (!), genau das hat Andreas gereizt, uns von seinem Weg zu erzählen, der ihn als jungen Mann damals von der Theologie zur Männerbewegung gebracht hat. »Wir befreiungstheologischen Männer sind am Anfang einfach mit den Frauen mitgelaufen, weil wir die Frauen unterstützen wollten – und weil es nichts anderes gab«, sagt er in dem Interview. In dem ich auch zu spüren meine, welche Kämpfe er als kritischer Mann innerhalb seiner Kirche ausgefochten hat und dass es ihn Kraft gekostet hat: »So bin ich nie aus der Kirche ausgetreten – und will das auch nicht. Die Kirche muss mich ertragen. Ich mute mich der Kirche zu.«
Zuletzt habe ich ihn bei einem großen Fest in Burgdorf gesehen, im Juni. Ich kannte nur wenige der Gäste. Und ich freute mich daher, dass es sich ergab, dass Andreas und ich uns gegenübersaßen und dass es so blieb. Es gab gut zu essen und zu trinken, und wir langten beide zu. Wir redeten, wir erzählten uns was oder wir schwiegen und sahen den anderen Gästen zu. Auch das schätzte ich an ihm: Dass man einfach jeweils still sein konnte.
Er ging recht früh, das Fest war noch im Gange. Aber er musste am nächsten Morgen bald los, wie er erzählte: Er würde aus der einen Richtung der Schweiz losfahren, seine Frau aus einer anderen Richtung, sie würden sich in Italien treffen, für ein paar Tage es sich gut gehen lassen, und wir nahmen uns etwas schüchtern in den Arm, und dann ging er durch den großen, bunt beleuchten Saal zum Ausgang, und ich bin mir sicher, dass er es guthat, da wo er jetzt ist.

 
Einen weiteren Nachruf von Christoph Walser und Markus Theunert, beide männer.ch, gibt es hier.

»Das Herz ist mir so schwer«

Die Ära des Stalinismus ist bei uns nur grob bekannt. Im Detail betrachtet zeigt sich ein Schreckensregime, das bis ins Privat-Familiäre hinein wütete.

Abendliches Gegenlicht in einem russischen Dorf

Text: Frank Keil
Foto: heckenschwein, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 30te KW. – Die Herausgeberin Irina Scherbakowa holt in »Ich glaube an unsere Kinder – Briefe von Vätern aus dem Gulag« Lebensläufe der Stalin-Jahrzehnte aus der Dunkelheit.

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»Eines Tages dann Sportunfall«

Fußball braucht Publikum. Und das wiederum braucht Leidenschaft und Kampfgeist und Tore. Und wer achtet auf den Trainer, der hinter allem steckt?

Text: Frank Keil | EM-Special »rund & kantig«
Foto: Madrolly, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 28te KW. – Thomas Brussig versammelt in »Mats Hummels auf Parship« drei fußballsatte Monologe – und kommt dabei dem Typus des vom Leben enttäuschten Mannes nahe.

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Alles schien so perfekt

Und es passiert das, was nicht passieren sollte: Gewissheiten schwinden, machen Platz für das Ende des Bisherigen, für das Andere. Möglicherweise.

ein aufgeregter Mann in einer Telefonzelle

Text: Frank Keil
Foto: himberry, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 27te KW. – Janna Steenfatt erzählt in ihrem wunderbaren Roman »Mit den Jahren« von einer schlingernden Ehe und den daraus folgenden Lebens- und Liebesmöglichkeiten.

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Ich und der Fußball, der Fußball und ich

Beschreibung einer anhaltenden Fremdheit und Sehnsucht

Text: Frank Keil | EM-Special »rund & kantig«
Foto: zach, photocase.de

 
Als Kind war ich nie gut im Fußball. Dabei wäre ich gern gut gewesen. Aber irgendwie – vielleicht war ich nicht robust genug. Nicht hart genug im Nehmen, zu zögerlich, möglicherweise auch zu ängstlich, wenn jemand auf mich zu rannte und mir den Ball abnahm. Jedenfalls wurde ich, wenn überhaupt, als Verteidiger eingesetzt, wenn wir uns unten im Schatten der Blocks zusammenfanden und zwei Mannschaften wählten, wie die Großen, die Teppichklopfstangen dienten als Tor. Riefen wir irgendwelche Namen, wollten wir – je für sich – irgendein berühmter Fußballer sein? Ich kannte ohnehin nur Uwe Seeler. Und Siggi Held …

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Die Welt, in Stücke zerlegt

Ein gutes Buch, das einen durcheinander wirbelt, muss nicht neu und auf irgendeiner Bestseller-Liste zu finden sein. Gut, das sollte es schon sein. Und manchmal ist es auch mehr als das.

ein Soldat 1915 im Lazarett

Text: Frank Keil
Foto: Archiv Alexander Bentheim

 
Männerbuch der Woche, 22te KW. – Miloš Crnjanski zerlegt in »Tagebuch über Carnojevic« fortlaufend die Welt und baut sie immer wieder neu auf.

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Die Einsamkeit des Anglers

Man(n) kann einen schweren Fehler machen, ja. Doch dann muss man alles daransetzen, ihn zu korrigieren zu versuchen. Wenn nicht, wird es bitter.

Mensch mit Fangnetz und Tauchhelm steht im Fluss

Text: Frank Keil
Foto: Seleneos, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 20te KW. – Matthias Jügler erzählt in »Maifliegenzeit« von einem grund-verzweifelten Angler, der mit dem Sprechen und Offenlegen ringt.

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Lottoglück Finnland

Wie will ich leben und wo ist mein Platz? Wie muss ich leben, weil es nun mal mein Leben ist? Und dann ist da noch die Frage, nach dem eigenen Lebensraum, den man sich nimmt.

Mann mit Rad und Schirm in einer albanischen Stadt

Text: Frank Keil
Foto: myn, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 18te KW. – Pajtim Statovci erzählt in »Meine Katze Jugoslawien« vom Aufeinanderprallen und Auseinanderbrechen verschiedener Daseinswelten, wo man doch nur für sich sein Leben gestalten und glücklich sein möchte.

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