Vegan pupsender Bonus-Bruder mit Bartagame

Graphic Novel über ein Mädchen in Nöten, das sich dann auch noch mit einem neuen Bruder arrangieren muss.

Junger Mann mit Hut und gesenktem Kopf

Text: Ralf Ruhl
Foto: sto.E, photocase.de

 
Neue Schule. Angst vor Mobbing. Verlust der besten Freundin. Die eigene Herkunft kennen. Und dann noch eine Patchworkfamilie mit Bonus-Bruder. Ganz schön viel für ein zehnjähriges Mädchen. Und für die Graphic Novel »Der süßeste Bruder der Welt… und andere Irrtümer« von Elin Lindell. Die dabei gar nicht schwierig oder düster daherkommt. Sondern witzig, voller Situationskomik und mit viel Herz für alle ihre Figuren.

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Schatten, Ausschnitte, Doppelseiten

Eine Erinnerung an den Bilderschaffer und Fotografen Andreas Herzau, der vor einem Jahr gestorben ist.

zweigeteiltes Bild mit Landschaft und Männern von Herzau

Text: Frank Keil
Fotos/Collage: Andreas Herzau, Helvetica, NIMBUS. Kunst und Bücher, Wädenswil 2017

 
(…) Er hatte noch etwas anderes auf dem Herzen, und das wollte er mir persönlich sagen; nicht, dass ich es irgendwie über Umwege und also zufällig erfahre: Er habe Krebs. Es sei schon ernst, aber keine Sorge: eine Spezialklinik sei bereits gefunden, in Köln. Dorthin würde er in Kürze gehen, sich behandeln lassen, er sei dort in guten Händen, in den besten. Wenn Heilung, dann dort. »Also ich sterbe jetzt nicht oder so«, sagte er am Telefon, und er klang in meinen Ohren null bedrückt. Er würde nur länger und noch etwas länger abtauchen und sich nirgendwo melden, und es würde mit Sicherheit kein Spaziergang werden, aber keine Sorge. Es werde schon. (…)

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Rätselhafte Wesen schauen dich an. Und dann du sie.

Die Berliner Ausstellung »Still Moving« mit Porträts der niederländischen Fotografin Rineke Dijkstra nimmt uns mit in die nicht nur visuelle Welt des Werdens unserer Körper, Gesten und Erscheinungen.

Jugendliche im Park

Text: Frank Keil
Foto: Rineke Dijkstra

 
»Still Moving« mit Arbeiten der niederländischen Fotografin Rineke Dijkstra, die von 1992 bis ins eben noch präsente 2024 reichen, ist eine bemerkenswert intensive Ausstellung. Das liegt zum einen auch daran, dass die Berlinische Galerie per se ein wunderbar helles und luftiges Ausstellungshaus ist; und zum anderen hat man in diesem Dijkstras beeindruckendes Werke sehr klug gehängt. So sind diese thematisch gebündelt, es werden aber auch immer wieder sehr galant sanfte Übergänge zwischen den Themengruppen gesetzt, und so schreitet man ganz unmerklich entspannt durch die ineinander gehenden Räume. Und irgendwann – das sei versprochen – schaut man so nach links und rechts auf die anderen Besucher und Besucherinnen und dann auf sich selbst und fragt sich mehr oder weniger direkt: Und wie sehe ich aus? Wie würde ich mich geben? Wie würde ich mich zeigen und was ist dann in den Blicken der anderen von mir zu sehen? Was ist überhaupt mit mir und was ist mit uns in all den vergangenen Jahren oder mittlerweile Jahrzehnten passiert und was wird noch passieren und wie blicken wir dann in die Welt, dass sie uns sieht und anschaut?

Zum gesamten Ausstellungsbesuch

Der Schlamm an ihren Schuhen

Zwei wichtige Foto-Ausstellungen beschäftigen sich mit dem Ende der DDR und damit, wie es mit ihr und ihren Menschen weiterging.

Mann mit Drachen auf Brache in Berlin

Text: Frank Keil
Foto: Sibylle Bergemann, OSTKREUZ

 
Was wird nun passieren? Wer unternimmt was? Wer setzt sich durch, wer bleibt auf der Strecke? Und wie schauen wir von heute aus auf das damals Geschehene? Fotograf*nnen, u.a. von der Agentur OSTKREUZ, haben je in ihre Archive geschaut und nochmals wahre Schätze gehoben – für eine fotografische Zeitreise vom November 1989 an bis ins damals so ferne Jahr 2000. Und wir erblicken noch einmal die Menschen, wie sie zu den Grenzübergängen strömen, wie sie die Mauer erklimmen, wie sie durch die hellerleuchteten Westberliner Straßen strömen; blicken auf die Männer, die sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischen und wie sie von sich selbst überrascht wirken.
Die beiden Foto-Ausstellungen »Träum weiter – Berlin, die 90er« und »An den Rändern taumelt das Glück – späte Fotografie in der DDR« sind zu sehen im C/O Berlin (Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin, tägl. 11 bis 20 Uhr) und in der nGbK (Auerbacher Ring 41, Eingang Kastanienboulevard, 12619 Berlin-Hellersdorf, Donnerstag und Sonnabend 15 bis 19 Uhr). Beide Ausstellungen gehen noch bis hinein in den Januar 2025.

Hier geht’s zum Rundgang durch die Ausstellungen – von denen unser Autor so begeistert war, dass er einen Besuch dringend empfiehlt!

Schräge Brillen, blöde Blicke

Den ganzen Tag grast man eine Location nach der anderen ab und das beste Bild entsteht dann ganz woanders und spontan zum Schluss.

Vier Männer in einem Auto

Text und Foto: Markus Nicolini
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Ein Shooting mit befreundeten Kumpels, die gerade eine Rockband gegründet hatten und nun Bandfotos benötigten. Ich hatte mir entsprechend würdige Locations rausgesucht und wir machten uns wild entschlossen auf den Weg. Es war ein Heidenspaß und wir machten viele coole und witzige Fotos, aber das Bild wollte mir einfach nicht gelingen. Als wir zu vorgerückter Stunde wieder in unserem Heimatdorf ankamen, sagte ich nur: »Lass uns kurz nochmal auf einem Feldweg anhalten, ich hab noch eine letzte Idee! Quetscht euch doch alle vier mal auf den Rücksitz, zieht ne schräge Brille auf und guckt blöd aus der Wäsche.« Gesagt, getan, und – bäng! – ich hatte mein Bild! Die als Utensilie eingesetzte Whiskeyflasche wurde dann im Laufe des Abends bei einer Bildbesprechung entspannt und zufrieden vernichtet.
Ein Fototag, den ich nie vergessen werde. Mit der gleichen Band hatte ich ein paar Jahre später allerdings auch das traurigste und schlimmste Shooting, das man sich vorstellen kann, aber das ist eine andere Geschichte.

Mehr Bilder von Markus gibt es hier.


Und mehr aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« gibt’s im Archiv.

Ballerspiele

Dumpfe Geräusche, freie Künste und das Klingeln in den fremden Kassen

Abdruck eines Fußballs auf einer Wand

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte« | EM-Special »rund & kantig«


An der Wand der Turnhalle hinter der Schule am Walde bei uns gibt es gelegentlich seltsame Zeichen. Rätseln muss, wer nie einen feuchten Ball gegen eine Wand getreten hat und die Abdrücke aus Matsch und Dreck nicht kennt, die beim Aufprall entstehen – wobei der Winkel des Aufpralls eine variantenreiche Rolle für das Gesamtwerk spielt, denn er verursacht und hinterlässt nicht unmittelbar zu identifizierende Schlieren, Streifen, Muster, sondern eher abstrakte Kunst. Und ja, Ballerspiele, es knallt so (un)schön, oft dumpf, mal metallisch, aber immer vernehmbar. Auf dem richtigen Platz ist es meist das Aluminium, selten auch mal die Kniescheibe des eigenen Mitspielers.
Wer neben Spielplänen, -zeiten, -orten, -paarungen auch Interesse hat zu erfahren, was der ganze EM-Spaß eigentlich kostet (also weniger die UEFA, mehr die Steuerzahler*innen), ist mit einem Beitrag des Satiremagazins extra 3 bestens versorgt.



Mehr aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« im Archiv.

Im Hintergrund, die Lichter …

Die Fernsehserie »Northern Lights« bietet pures Unglück wie Glück, und sehr sehr viele Zwischentöne.

Ein Mann und eine Frau auf einer Brücke im Regen

Text: Frank Keil
Foto: ZDF und Deadpan Pictures / [M] FeedMee

 
Am Ende … aber da sind wir ja noch nicht! Das will erreicht werden, will geschafft werden, das will auch erlebt werden. Und danach geht es weiter, dann kommt etwas Neues, möglicherweise. Vielleicht auch: hoffentlich. Aber erst einmal warten sechs Folgen der Fernseh-Serie »Northern Lights« auf uns, eine ZDFneo-Produktion, je um die 50 Minuten lang, zu sehen in der ZDF-Mediathek.

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»Schlaf ist das, was du brauchst«

Man kann sich so sicher sein, dass alles an seinem Platz ist; dass alles so ist, wie es sein soll. Doch gibt es in jeder Welt noch eine Welt dahinter, vermutlich.

Wald im Vorbeifahren

Text: Frank Keil
Foto: carlitos, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 12te KW. – Der amerikanischer Erzähler Steve Rasnic Tem führt uns mit dem wunderbaren Band »Das langsame Fallen von Staub an einem ruhigen Ort« in die heimelige Welt des Unheimlichen (in der besonders Männer um Orientierung ringen).

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Vor der stehengebliebenen Zeit

In den Dingen, die uns umgeben, die wir zuvor gesammelt haben, ist vieles Erlebte enthalten. Um ihren ganz eigenen Zauber zu entschlüsseln, muss man später recht genau hinschauen.

Bild von Orhan Pamuk

Text: Frank Keil
Foto: Orhan Pamuk / Hanser Verlag

 
Ein besonderes Männerbuch der Woche, 43te KW, in Ausstellungsform: Die Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister zeigt Orhan Pamuks visuell so eindringliches wie kluges Werk »Der Trost der Dinge«. Und dann wartete noch (s)ein Buch mit dem schönen Titel »Der Koffer meines Vaters«.

Zum Ausstellungsbesuch und mehr als nur einen Blick in Orhan Pamuks Werk.

Das bin noch ich

Wer sind wir, wenn wir nicht mehr das tun können, von dem wir denken, dass es uns ausmacht? Und wie finden wir das heraus?

Ein Mann spielt Geige in einem Zimmer

Text: Frank Keil
Foto: Bengelsdorf, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 41te KW. – Stefan Moster lässt in seinem Roman »Bin das noch ich« auf einer finnische Schäreninsel einen verzweifelten Musiker allmählich wieder zu sich kommen. Es hilft: die Natur, auch die Sonate für Violine Solo von Belá Bartók.

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