Schnelle Jungs

Wie aus Kübeln von jetzt auf gleich …

Menschen laufen vor einem Platzregen davon

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Es ist ein schöner sommerlicher Frühabend mit Freunden im empfehlenswerten Hamburger Bodhi an der Kreuzung Borgweg-Wiesendamm. Wir warten gerade draußen vor der Tür, bis der letzte drinnen bezahlt hat. Sekunden später kübelt es los, niemand hat Regensachen dabei. Wir auch nicht, aber wir stehen im überdachten Eingangsbereich des Bodhi, trocken. Nur die Frau mit dem Lastenrad scheint sich informiert zu haben, was heute noch passieren könnte. Also warten, schauen, nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei, und so richtig überschwemmt ist auch kaum etwas nichts. Lokaler Starkregen heißt das aber seit einiger Zeit, und es wird nicht der letzte bleiben …



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Die Stimmung zuweilen gelöst

Mit Anzug und Krawatte in die Hochschule

Studenten 1950er Jahre im Hörsaal

Text und Foto: Georg Schierling
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Studenten der Universität in Köln (Studentinnen gab es noch keine!), Klassenzimmer Anfang der 1950er Jahre: schwarze Schultafel mit Kreide, die Tische angeschrägt, die Stimmung zuweilen gelöst. Dahinter die Garderobe: manche Herren kamen mit Hut zum Unterricht, etliche von ihnen in Anzug und Krawatte. Einer von ihnen: mein Vater. Studiengang: Heizungsingenieur.

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Am Lenkrad des Lebens

Kleine Jungs in großen Autos – eine legendäre Rollenimitation.

Junge in einem Cabrio

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


1975, wir sind per Daumen unterwegs durch England. In einer Kleinstadt nahe London kurzer Halt, mein Kumpel holt ein paar Sachen aus dem Lebensmittelladen. Ich warte draußen, gehe rüber zur Straße – und sehe den kleinen Jungen am Lenkrad des Cabrios. Stolz umgreift er das Lenkrad, sein Oberkörper folgt angedeuteten Rechts- und Linkskurven, an- und abschwellende Motorengräusche sind kein Problem für seine Intonation, glücklich kreuzt er durch imaginäre Welten. Dann kommt sein Vater um die Ecke, überrascht, mich und meine Kamera sehend, dann lacht er kurz. Der Kleine rutscht schnell zur anderen Seite, und gleich darauf sind beide auch schon verschwunden in ihrem Triumph.



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Der Schlamm an ihren Schuhen

Zwei wichtige Foto-Ausstellungen beschäftigen sich mit dem Ende der DDR und damit, wie es mit ihr und ihren Menschen weiterging.

Mann mit Drachen auf Brache in Berlin

Text: Frank Keil
Foto: Sibylle Bergemann, OSTKREUZ

 
Was wird nun passieren? Wer unternimmt was? Wer setzt sich durch, wer bleibt auf der Strecke? Und wie schauen wir von heute aus auf das damals Geschehene? Fotograf*nnen, u.a. von der Agentur OSTKREUZ, haben je in ihre Archive geschaut und nochmals wahre Schätze gehoben – für eine fotografische Zeitreise vom November 1989 an bis ins damals so ferne Jahr 2000. Und wir erblicken noch einmal die Menschen, wie sie zu den Grenzübergängen strömen, wie sie die Mauer erklimmen, wie sie durch die hellerleuchteten Westberliner Straßen strömen; blicken auf die Männer, die sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischen und wie sie von sich selbst überrascht wirken.
Die beiden Foto-Ausstellungen »Träum weiter – Berlin, die 90er« und »An den Rändern taumelt das Glück – späte Fotografie in der DDR« sind zu sehen im C/O Berlin (Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin, tägl. 11 bis 20 Uhr) und in der nGbK (Auerbacher Ring 41, Eingang Kastanienboulevard, 12619 Berlin-Hellersdorf, Donnerstag und Sonnabend 15 bis 19 Uhr). Beide Ausstellungen gehen noch bis hinein in den Januar 2025.

Hier geht’s zum Rundgang durch die Ausstellungen – von denen unser Autor so begeistert war, dass er einen Besuch dringend empfiehlt!

Fußball wurde dort manchmal auch gespielt

Per Anhalter durch die junge Republik

Text und Foto: Georg Schierling
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Mein Vater ist kurz nach dem Krieg, etwa 1948, mit einem Freund zusammen durch Deutschland gereist, per Anhalter. Hier sitzt er am Seitenstreifen der Autobahn – und es war nichts los! Aus seinen Erzählungen weiß ich: Das väterliche Elternhaus stand in Duisburg ca. 100 Meter neben der heutigen A2. Die Jungs haben damals, während des Kriegs, auf dieser Autobahn Fußball gespielt. War schließlich eine schöne glatte Fläche. Es kam eh nur alle Viertelstunde mal ein Auto vorbei. Da ist man dann mal eben schnell zur Seite gegangen und hat danach weitergespielt.

Mehr Bilder von Georg gibt es hier.


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Schräge Brillen, blöde Blicke

Den ganzen Tag grast man eine Location nach der anderen ab und das beste Bild entsteht dann ganz woanders und spontan zum Schluss.

Vier Männer in einem Auto

Text und Foto: Markus Nicolini
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Ein Shooting mit befreundeten Kumpels, die gerade eine Rockband gegründet hatten und nun Bandfotos benötigten. Ich hatte mir entsprechend würdige Locations rausgesucht und wir machten uns wild entschlossen auf den Weg. Es war ein Heidenspaß und wir machten viele coole und witzige Fotos, aber das Bild wollte mir einfach nicht gelingen. Als wir zu vorgerückter Stunde wieder in unserem Heimatdorf ankamen, sagte ich nur: »Lass uns kurz nochmal auf einem Feldweg anhalten, ich hab noch eine letzte Idee! Quetscht euch doch alle vier mal auf den Rücksitz, zieht ne schräge Brille auf und guckt blöd aus der Wäsche.« Gesagt, getan, und – bäng! – ich hatte mein Bild! Die als Utensilie eingesetzte Whiskeyflasche wurde dann im Laufe des Abends bei einer Bildbesprechung entspannt und zufrieden vernichtet.
Ein Fototag, den ich nie vergessen werde. Mit der gleichen Band hatte ich ein paar Jahre später allerdings auch das traurigste und schlimmste Shooting, das man sich vorstellen kann, aber das ist eine andere Geschichte.

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In all den Weiten

Muss man alles aussprechen, alles benennen? Aber nein. Die Fotografie hat ihre eigenen Mittel und Möglichkeiten, der Welt auf den Grund zu gehen.

Text: Frank Keil
Foto: Tom Licht, Buchcover

 
Männerbuch der Woche, 36te KW. – Tom Licht erzählt mit gekonnt spröden Fotografien in »Der Vater, der Sohn und der Krieg« von einer doppelten Vatersuche in den Weiten Russlands und von einer Reise dorthin.

Zur Rezension

Vollendete Drehmomente

Kampf allein reicht nicht, es bedarf auch der Beherrschung von Körperkünsten

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte« | EM-Special »rund & kantig«


Hier war es eine drohende Abseitsfalle, meine Kamera und ich hatten genau hingesehen. Die elegante Bremsung aus vollem Lauf samt hingebungsvoller Wende, die nächste Laufrichtung bereits im Blick, Oberkörper und anatomische Unterkonstruktion in formvollendeter Drehung … das zusammen ist hohe Kunst, kommt nicht so daher, will und soll trainiert sein. Auf dem Platz ist ja nicht nur Kampf, zählen nicht allein Taktiken und Tore, zu bewundern sind auch Spielwitz und Ballbeherrschung wie etwa bei Rene Higuita und Jay-Jay Okocha, aber auch bei der Freestylerin Aylen Yaren – und faszinieren und begeistern, weil man sich den so mitgeteilten Leidenschaften einfach nicht entziehen kann.



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Ballerspiele

Dumpfe Geräusche, freie Künste und das Klingeln in den fremden Kassen

Abdruck eines Fußballs auf einer Wand

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte« | EM-Special »rund & kantig«


An der Wand der Turnhalle hinter der Schule am Walde bei uns gibt es gelegentlich seltsame Zeichen. Rätseln muss, wer nie einen feuchten Ball gegen eine Wand getreten hat und die Abdrücke aus Matsch und Dreck nicht kennt, die beim Aufprall entstehen – wobei der Winkel des Aufpralls eine variantenreiche Rolle für das Gesamtwerk spielt, denn er verursacht und hinterlässt nicht unmittelbar zu identifizierende Schlieren, Streifen, Muster, sondern eher abstrakte Kunst. Und ja, Ballerspiele, es knallt so (un)schön, oft dumpf, mal metallisch, aber immer vernehmbar. Auf dem richtigen Platz ist es meist das Aluminium, selten auch mal die Kniescheibe des eigenen Mitspielers.
Wer neben Spielplänen, -zeiten, -orten, -paarungen auch Interesse hat zu erfahren, was der ganze EM-Spaß eigentlich kostet (also weniger die UEFA, mehr die Steuerzahler*innen), ist mit einem Beitrag des Satiremagazins extra 3 bestens versorgt.



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Taubenauflauf

Jugendliche Mutproben in Krakau

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Reise nach Krakau, Juni 2009. Viele neue Eindrücke gibt es. Zum Beispiel machen Kinder mit Schildern Werbung auf den Straßen, für die örtlichen Restaurants. Oder in den Straßenbahnen wird gleich Platz gemacht für die älteren Menschen, keine Diskussion, kein Danke. Es gibt auch kaum Alkohol in der Öffentlichkeit zu sehen, Männer tragen vor allem Bürstenhaarschnitt und viele Frauen ab 50 sind am Krückstock unterwegs.
Auf dem Hauptmarkt mit den Krakauer Tuchhallen gibt es unendlich viele Tauben. Die Jungs machen sich einen Spaß daraus, mit einem Becher Getreide möglichst viele Tauben anlocken und gleichzeitig auf Arm und Kopf balancieren zu können. In diesem Geflatter und Chaos – keine Taube gönnt der anderen etwas – sind manche kaum mehr zu sehen, einer schaffte es auf acht Vögel gleichzeitig. Skurrile Mutprobe, aber vergleichsweise ungefährlich, man könnte den Becher ja fallenlassen.



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