Puppen sehen uns an

Die Hamburger Fotografin Julia Steinigeweg zeigt im Rahmen der Ausstellung »Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie« ihre bemerkenswerte Arbeit »Ein verwirrendes Potential«.

Zwei Hände liegen auf dem Bauch einer Puppe

Text: Frank Keil
Foto: Julia Steinigeweg

Julia Steinigewege hat für ihre Abschlussarbeit an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften Puppen fotografiert, die mit Menschen zusammen leben. Und sie hat die folglich dazugehörigen Menschen abgelichtet. »Ich habe mich gefragt, was ein Mensch benötigt, um Liebe oder ein Gefühl der Liebe zu empfinden«, sagt sie. Dabei gehört es zur Ausgangslage ihres fotografisch forschenden Projektes, dass diese Art des Zusammenlebens unter dem Fokus der Liebe und der Beziehung nicht selbstverständlich sein dürfte, im Gegenteil: »Die meisten würden behaupten, dass es ein Gegenüber geben muss, auf das man seine Gefühle projezieren kann, und dass es ein Miteinander geben muss, mit dem man arbeiten und mit dem man zusammen wachsen kann.« Sie sagt: »Ich fand die Frage interessant, ob ein Austausch von Gefühlen notwendig ist oder jeder für sich alleine fühlt und liebt und damit losgelöst vom anderen Liebe erfährt«. Kurzum: »Welche Rolle spielt das Gegenüber, das in diesem Fall nur physisch vorhanden ist und nicht psychisch?«.

Zum Ausstellungsbericht

Bilder, Bilder, Texte, Bilder

Wer sich in gut sortierten Bahnhofsbuchhandlungen und Zeitungsgeschäften umschaut, entdeckt zuweilen spannende Fotozeitschriften jenseits der werbeaffinen Dutzendware.

Drei Männer im Schnee mit einem Hasen

Text: Frank Keil
Foto: Jakob Ganslmeier, FOG-Fotograf, aus seiner Serie »Lovely Planet: Poland«

Männerbuch der Woche, 8te KW. – Die Beiträge der aktuellen Ausgabe des Dokumentarfotomagazins FOG #3 führen nach Polen, Brasilien, in die Ostukraine und in die ersten Jahre der neuen Bundesländer, früher mal DDR. Vornehmlich in Bildern, aber auch in Texten. Verstörend, aber auch inspirierend. FOG, das ist nach eigener Auskunft »eine Plattform für dokumentarische Arbeiten – on und offline«, die »einzigartige Positionen aus den Bereichen Fotografie, Film und Multimedia an der Schnittstelle des Dokumentarischen und Künstlerischen« veröffentlicht – und einmal jährlich auch als Print.

Zur Rezension

»Es geht eigentlich um nichts.«

Seit drei Jahren beschäftigt sich der Fotograf Christian A. Werner mit dem deutschen Amateur-Fußball. Steht dabei am Spielfeldrand, unterhält sich mit den Zuschauern und behält das Spiel im Blick. Es fehlt ihm nur noch ein Schiedsrichterbild.

Ein Platzwart frischt die Linien eines Fußballfeldes auf

Text: Frank Keil
Foto: Christian A. Werner, photocase.de

Neulich hätte es fast geklappt! Neulich wäre es beinahe so weit gewesen! Und er hätte sein Schiedsrichterfoto gehabt, dass ihm noch fehlt, um seine Fotoarbeit »Immer Sonntags« über den deutschen Amateurfußball ein Stück mehr abzurunden: »Es war bei Köln, auf einem dieser wüsten Ascheplätze. Der Schiedrichter war vom Alter her um die 75, untersetzt, Bauch, so eine richtige Kante. Und vor ihm stand ein junger, dünner Kerl mit so einer Papageienfrisur und kassierte seine gelbe Karte.« Und er griff seine Kamera und eilte zu den beiden, doch dort angekommen, lief das Spiel bereits weiter, war die Situation längst vorbei. Und Christian A. Werner muss weiter warten auf ein Bild dieser Qualität, dieser Spannung …

Zur Reportage, mit weiteren Fotos von Christian A. Werner, die er uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat – dankeschön!

Männlich, 29 bis 40 Jahre alt, meist Alkohol im Spiel

Kühlpack drauf und fertig? Immer mal wieder wird von gewaltsamen Übergriffen gegen Rettungskräfte berichtet. Doch schnell ist das Thema verschwunden. Versuch einer Annäherung.

Feuerwehr im Einsatz

Text: Frank Keil
Foto: netwipe, photocase.de

Philipp Bachmann setzt sich so, dass er die Anzeigentafel über der Tür stets im Blick hat: bestehend aus drei Feldern, eines davon ist gerade hell erleuchtet. Was also anzeigt, dass einer der drei Rettungswagen im Einsatz ist, die auf der Wache in Hamburg-Altona stationiert sind, bei der eine Schicht mit 24 Rettern besetzt ist, samt Löschzug sowie dem Großraumrettungswagen für Großschadenslagen. Bachmann ist seit sieben Uhr früh im Dienst – es wird sieben Uhr früh anderentags werden, bis er sich wieder umziehen und dann nach Hause gehen kann; zweimal in der Woche ist das normalerweise der Fall. »Der Job macht immer noch Spaß, auch wenn er manchmal schwierig ist«, sagt er – zum Beispiel wenn er weiß, dass männlich, jung und alkoholisiert gewissermaßen die Grundkomponenten derer sind, die plötzlich auf die Idee kommen, Rettungskräfte wie ihn zu beschimpfen oder auch mit handgreiflicher Wucht auf sie loszugehen …

Zum Beitrag, der zuerst in der aktuellen zweiten Ausgabe der »Internationalen Männerzeitung« erschien, einem schweizerisch-deutsch-österreichischem Projekt von engagierten Journalisten, Autoren, Redakteuren, Fotografen. Mehr frische Seiten für wache Männer: www.internationale-maennerzeitung.com.