»Eines Tages dann Sportunfall«

Fußball braucht Publikum. Und das wiederum braucht Leidenschaft und Kampfgeist und Tore. Und wer achtet auf den Trainer, der hinter allem steckt?

Text: Frank Keil | EM-Special »rund & kantig«
Foto: Madrolly, photocase.de

 
Männerbuch der Woche, 28te KW. – Thomas Brussig versammelt in »Mats Hummels auf Parship« drei fußballsatte Monologe – und kommt dabei dem Typus des vom Leben enttäuschten Mannes nahe.

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Das Stadion, eine »karnevaleske Sonderwelt«

Der Sportwissenschaftler Robert Claus forscht zu Fanszenen, Hooligans und Männlichkeitsbildern – ein Gespräch zur Europameisterschaft.

Nahaufnahme eines kaputten Fußballs

Interview: Thomas Gesterkamp | EM-Special »rund & kantig«
Foto: Jonathan Schöps, photocase.de

 
»Fußball ist ein milliardenschweres Geschäft, zugleich gibt es eine tiefe Sehnsucht nach weniger Kommerz. Zuletzt zu besichtigen bei den Tennisbällen, die gegen den Einstieg von Finanzinvestoren in die Bundesliga auf die Plätze geworfen wurden …«

»In früheren Jahrzehnten war der Fußball weitaus weniger durch Erwartungen an gesellschaftliche Verantwortung geprägt. Im Rückblick traurig-berühmt wurde das Beispiel, dass die (west)deutsche Nationalmannschaft bei der WM 1978 in der Nähe eines Gefängnisses gastierte, in dem die argentinische Militärjunta Oppositionelle folterte – damals geriet das nicht zum Skandal. Den Protesten der vergangenen Jahre geht es vor allem um Teilhabe und eigene Wirkmächtigkeit, also um grundlegende Erfahrungen in einer funktionierenden Demokratie. Im kommerzialisierten Fußball machen die Fans ständig demütigende Erfahrungen der Nicht-Beteiligung, Sponsoreninteressen werden meist stärker gewichtet. Die Tennisbälle waren ein eskalierender Versuch, ihre Interessen massiv einzufordern. Hier unterscheiden sich die Fanszenen des Fußballs von Fankulturen in anderen gesellschaftlichen Bereichen: viele Ultras wollen die Spiele nicht nur spaßvoll konsumieren, sondern vor allem den eigenen Verein aktiv mitgestalten.«

Zum gesamten Interview

Leidenschaft, auch schon Ballgefühl

Die frühe Vermessung des Raumes mit Luft, Kunststoff und angewandter Mathematik

Kleiner Junge spielt Fußball

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte« | EM-Special »rund & kantig«


Es gibt ja diverse Theorien, was so viele Jungs – und mittlerweile auch mehr Mädchen – antreibt und begeistert, schon früh einem Ball hinterherzulaufen, ihn spielend unter Kontrolle bringen zu wollen, mit ihm Entfernungen zu überwinden und glücklich zu sein, wenn er auch wieder zurückgespielt wird. Das hat mit draußen sein zu tun, mit frischer Luft, mit Bewegungslust, mit dem Erspüren der Kraft und Grenzen des eigenen Körpers, und das mit einem simplen Medium, das rollt und fliegt, sehr schnell sein kann und sogar effektiv, wenn es Tornetze oder Glasscheiben trifft; für manche ist so ein Ball dann wie der verlängerte Arm des eigenen Willens oder Schicksals – er bedient also wesentliche Basics des Lebens.
Mein Neffe gehörte dazu, er dribbelte mit 6 Jahren schon so leidenschaftlich vor sich hin und um mich herum, dass ich schnell wusste, darauf brauche mich gar nicht erst einlassen. Ich hatte keine Chance, es wäre nur schief gegangen. Was ihn nicht abhielt, immer wieder einzufordern, doch mitzumachen. »Ich mach lieber ein paar Bilder von dir mit dem Ball, die kannst du deinen Freunden zeigen« redete ich mich raus, und was blieb ihm anderes übrig als unverdrossen alleine weiterzudribbeln, sein Bruder als Ballpartner war noch zu klein. Ob er die Bilder gezeigt hat, weiß ich nicht und er nicht mehr. Ein gesteigertes Interesse gab es sicher nicht, die hatten anderen Idole.



Mehr aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« im Archiv.

Der Fußball und sein koloniales Erbe

Eine aktuelle Veröffentlichung nutzt die Popularität des Fußballs und den Aufhänger eines großen Turniers, um über die wenig bearbeitete europäische Kolonialgeschichte aufzuklären.

Text: Thomas Gesterkamp | EM-Special »rund & kantig«
Foto: fabsn, photocase.de

 
Bananen flogen auf das Feld, von den Zuschauerrängen ertönten Affenlaute, als die ersten dunkelhäutigen Spieler in den europäischen Ligen auftauchten. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Funktionäre von Spitzenklubs wie auch Ehrenamtliche in Amateurvereinen engagieren sich gegen Rassismus. Kicker wie der schwarze Nationalverteidiger Antonio Rüdiger sind bei den Fans weitgehend akzeptiert, sie werden in der Regel nach ihrer Leistung und nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt. Aber es ist noch nicht so lange her, dass der AfD-Bundestagsabgeordnete Alexander Gauland öffentlich verlauten ließ, einen Jérôme Boateng wolle man lieber nicht zum Nachbarn haben. Dafür erntete er nicht nur von anderen Politikern, sondern immerhin auch in den Stadien heftigen Protest.
Der Sportjournalist Ronny Blaschke hat nun ein Buch – »Spielfeld der Herrenmenschen« – über das koloniale Erbe des Fußballs vorgelegt. Die massenwirksame Verbreitung dieser Sportart wäre, so die Kernthese des Autors, ohne die weltweite Präsenz der europäischen Mächte nicht möglich gewesen.

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Ich und der Fußball, der Fußball und ich

Beschreibung einer anhaltenden Fremdheit und Sehnsucht

Text: Frank Keil | EM-Special »rund & kantig«
Foto: zach, photocase.de

 
Als Kind war ich nie gut im Fußball. Dabei wäre ich gern gut gewesen. Aber irgendwie – vielleicht war ich nicht robust genug. Nicht hart genug im Nehmen, zu zögerlich, möglicherweise auch zu ängstlich, wenn jemand auf mich zu rannte und mir den Ball abnahm. Jedenfalls wurde ich, wenn überhaupt, als Verteidiger eingesetzt, wenn wir uns unten im Schatten der Blocks zusammenfanden und zwei Mannschaften wählten, wie die Großen, die Teppichklopfstangen dienten als Tor. Riefen wir irgendwelche Namen, wollten wir – je für sich – irgendein berühmter Fußballer sein? Ich kannte ohnehin nur Uwe Seeler. Und Siggi Held …

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Ballerspiele

Dumpfe Geräusche, freie Künste und das Klingeln in den fremden Kassen

Abdruck eines Fußballs auf einer Wand

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte« | EM-Special »rund & kantig«


An der Wand der Turnhalle hinter der Schule am Walde bei uns gibt es gelegentlich seltsame Zeichen. Rätseln muss, wer nie einen feuchten Ball gegen eine Wand getreten hat und die Abdrücke aus Matsch und Dreck nicht kennt, die beim Aufprall entstehen – wobei der Winkel des Aufpralls eine variantenreiche Rolle für das Gesamtwerk spielt, denn er verursacht und hinterlässt nicht unmittelbar zu identifizierende Schlieren, Streifen, Muster, sondern eher abstrakte Kunst. Und ja, Ballerspiele, es knallt so (un)schön, oft dumpf, mal metallisch, aber immer vernehmbar. Auf dem richtigen Platz ist es meist das Aluminium, selten auch mal die Kniescheibe des eigenen Mitspielers.
Wer neben Spielplänen, -zeiten, -orten, -paarungen auch Interesse hat zu erfahren, was der ganze EM-Spaß eigentlich kostet (also weniger die UEFA, mehr die Steuerzahler*innen), ist mit einem Beitrag des Satiremagazins extra 3 bestens versorgt.



Mehr aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« im Archiv.

Der ganz große Fußballtraum

Einmal zum Probetraining bei einem großen Verein eingeladen werden – kann dieser Traum für einen Einwandererjungen wahr werden? Bei all den rassistischen Vorurteilen und sozialen Ausgrenzungen?

zwei Jungen spielen Fußball

Text: Ralf Ruhl | EM-Special »rund & kantig«
Foto: Karlsbart, photocase.de

 
Den ganzen Abend in der Frittenbude seines Vaters stehen, das nervt Kian gewaltig. Nicht nur der Mief des Fettes. Oder die blöden Sprüche der Kids aus der Schule. Vor allem nervt es, dass er nur einmal in der Woche zum Fußballtraining darf. Zusätzlich am Wochenende zu den Spielen. »Das reicht«, meint sein Vater. Und verweist darauf, dass schließlich seine Pommes mit Currysoße die ganze Familie ernähren, und das nicht nur wortwörtlich … – »Kian geht aufs Ganze!« von Bali Rai ist weit mehr als eine klassische Fußballgeschichte!

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beobachten und entdecken

Unsere Welt wird immer schneller. Dagegen hilft Lesen. Und Schreiben. Und lesen, wie einer zum Schreiben findet, damit wir lesen können.

Junger Mann fährt mit Fahrrrad durch einen Wald

Text: Frank Keil
Foto: Reol, photocase.de

Männerbuch der Woche, 43te KW. – Dirk Knipphals lässt seinen jugendlichen Helden in »Der Wellenreiter« zunächst viel Fahrrad fahren. Am Ende ist die Welt eine andere geworden – und andererseits auch nicht.

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Erster-erster

Urlaub … ausspannen, Ruhe finden, runterkommen. Mal frischen Wind spüren, am besten auf einer Insel. Aber von wegen!

Radfahrer in den Bergen im Morgenlicht

Text: Frank Keil
Foto: emanoo, photocase.de

Männerbuch der Woche, 37te KW. – Juli Zeh erzählt in »Neujahr« von einem Fahrrad fahrenden Mann und Familienvater, der alles richtig machen will. Nur: Was wäre das?

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Fußball zwischen Buchdeckeln

Man kann Fußball gucken. Und sich aufregen. Man kann Fußball auch lesen. Und sich anders bestens unterhalten. Zwei aktuelle Bücher schaffen das.

Opa und Enkel spielen Fußball auf einer Wiese

Text: Frank Keil
Foto: der_wichtig, photocase.de

Männerbücher der Woche, 26te KW. – Karl Ove Knausgard und Fredrik Ekelund erzählen sich in »Kein Heimspiel« im Schatten der Fußball-WM 2014 gegenseitig aus ihrem Alltag wie aus ihrem Leben. Rainer Moritz dagegen berichtet in »Als der Ball noch rund war« auf angenehm heitere Art über große Fußballmomente; wobei sein Herz entschieden für die Verlierer und Unglücksraben schlägt.

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