»Der Anspruch sollte sein, etwas zu tun, was einem Jungen in seiner Situation hilft.«

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Josef Riederle, Kiel

drei junge Männer vor dramatischem Himmel

Leitfragen: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: e.kat, photocase.de | privat

 
Nach einem Verwaltungsstudium habe ich mit 29 Jahren noch Sozialpädagogik studiert. Dann begann im April 1991 der Aufbau des »Männerzentrum Kiel e.V.«, in welchem ich über 4 Jahre lang leitend aktiv war. Und 1992 absolvierte ich die Jungenarbeiter-Weiterbildung (antisexistische Jungenarbeit) an der Heimvolkshochschule Alte Molkerei Frille, um dann 1995 KRAFTPROTZ Bildungsinstitut für Jungen und Männer zu gründen, das ich 2020 an meinen Nachfolger übergeben habe. Zusammen: ein 30 Jahre langer Weg, der davon geprägt war, dass es für die Belange von Jungen und Männern kaum Verständnis gab. Die notwendige Frauenemanzipationsbewegung hat eine Sichtweise auf Jungen und Männer als störende, zerstörende, sexistische Wesen, die von der patriarchalen Dividende profitieren, entwickelt. Eine defizitorientierte Wahrnehmung, die nur einen Teil der männlichen Wirklichkeit abbildete und nicht erkannte, dass Jungen zu Männern gemacht werden. So wurden z.B. die Angebote der Jugendzentren von Jungs wahrgenommen. Aber niemand fragte danach, ob diese Angebote die Entwicklung von Jungs hin zu verantwortlicher Männlichkeit fördern oder ein tradiertes Männlichkeitsstereotyp bedienen.

1990 habe ich eine Veranstaltung zu Angsträumen in Kiel besucht und dort gab es eine Arbeitsgruppe nur für Männer. Die Inhalte der AG weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich gut, wie beschämend ich es fand, dass die veranstaltende Frauenorganisation für uns Männer ein Forum schaffen musste, damit wir überhaupt mal zusammenkamen. Das war der entscheidende Funke, um zusammen mit anderen Männern das »Männerzentrum Kiel e.V.« zu gründen. Der Leitsatz für Jungenarbeiter: »Du selbst bist Dein wichtigstes Werkzeug!« macht deutlich, dass jeder, der mit Jungs arbeiten will, auch seine eigene Biografie, seine Werte und sein Mann-Sein in einer patriarchalen Gesellschaft reflektieren sollte. Denn der »heimliche Lehrplan« prägt das eigene Wirken mit.

Ich habe die Haltung, die ein Mensch berücksichtigen sollte, der mit Menschen arbeitet, in vier Sätzen ausgedrückt, die als Botschaft beim Gegenüber ankommen sollten:
1. Ich sehe Dich: Ich bin da. Ich interessiere mich für Dich. Ich bin bereit, hinter Deine Fassade zu schauen und Dich bei Deinem Blick hinter Deine Fassade zu begleiten.
2. Du bist okay: Die persönliche Wertschätzung als Mensch, den persönlichen Respekt hat jeder verdient. Aber nicht alles, was jemand macht, ist okay. Das konkrete Verhalten darf und soll kritisch reflektiert werden, doch die Person wird respektvoll behandelt.
3. Du gehörst dazu: Du bist ein Junge und daher gehörst Du dazu. Du bist ein Mann und daher gehörst Du dazu. Du musst nichts dafür tun, musst nicht gigantisch sein, Dich nicht besser oder größer darstellen als Du bist. So wie Du bist, gehörst Du dazu und genügst.
4. Ich bleibe: Ich halte Dich aus. Ich breche nicht zusammen, wenn Du deine Wut und Deinen Frust zeigst. Ich bin der Scheuerpfahl, an dem Du Dich reiben kannst. Ich konfrontiere Dich mit mir und mit meinen Werten und Bedürfnissen.

Ich habe versucht, Jungs und Männern zu verdeutlichen, dass alles, was sie empfinden, zu einem gesunden Mannsein gehört. Ich mag es nicht, von femininen Anteilen zu sprechen. Es ist alles ein männlicher Anteil eines Mannes. Alle Anteile sind gleich wertvoll, alle sind wichtige Teile eines ganzen Mannes.
Ohnmacht und Hilflosigkeit sind Empfindungen, die wohl keiner gerne spürt. Doch als Jungenarbeiter und als pädagogisch Wirkender gehören sie zum Alltag. Damit meine ich nicht, dass man nichts tun könnte. Doch der Anspruch sollte sein, etwas zu tun, was förderlich ist, was einem Jungen in seiner Situation hilft. Und da war ich oft hilflos, weil ich nicht wusste, was jetzt wirklich hilft und nicht nur einer schwierigen Situation ein vorläufiges Ende bereitet.

Ich habe in all den Jahren viele positive Rückmeldungen bekommen und weiß, dass der Arbeitsansatz der KampfESspiele® viele Frauen und Männer in ihrem beruflichen und privaten Sein gestärkt und geprägt und auch den Blick auf Jungen verändert hat.
Ich fand es immer wichtig, dass Jungen unter Jungen sein dürfen. Geschlechtshomogene Arbeit eröffnet einen Schon- und Gedeihraum zum Wachsen. Und in der Jungenarbeit ist das kein reduziertes Männlichkeitsstereotyp, das angeboten wird, sondern ein vielschichtiges, gefühlvolles, individuelles, kraftvolles, herzliches, lebensbejahendes Bild vom Junge- und Mannsein. Leider wird dies durch »moderne« Sichtweisen und Theorien in Frage gestellt und endlose Diskussionen haben mich ermüdet.

Spannend fand ich in all den Jahren die Zusammenarbeit mit der Mädchenarbeit, und die Berührungsängste der Anfangszeiten haben sich längst in eine achtsame, wertschätzende, auch sich ergänzende Akzeptanz entwickelt. Ich war nie der Netzwerker, der sich in lokalen und nationalen Arbeitskreisen wohl gefühlt hat. Ich glaube, ich habe manch einen Kollegen und manch eine Kollegin enttäuscht, wenn ich nach kurzer Zeit mehr oder weniger lautlos nicht mehr erschienen bin.

Der Kooperationspartner, der mich die letzten 20 Jahre am meisten begleitet und inspiriert hat, ist der Schweizer Verein Respect!. Vor allem Urban Brühwiler ist mir ein so geschätzter und freundschaftlicher Kollege geworden, und ich bin dankbar für jeden Tag, den ich mit ihm zusammenarbeiten durfte.

Ich arbeite seit 16 Jahren ehrenamtlich bei Männerpfade mit. Männerpfade unterstützt Männer dabei, ihr wahres Selbst zu entdecken und dem Diktat des Egos zu entkommen. Dort arbeite ich auch seit zwei Jahren in einer Ältesten-Werkstatt mit. Zunächst einmal sprechen wir von Herzen und hören einander mit offenem Herzen zu. Die Wege und Herangehensweisen an das Altern sind so unterschiedlich. Ziel dieser Werkstatt ist es auch, herauszufinden, was das Älteste-Sein in unserer Gesellschaft ist und wie es wirken kann.
Ein intensives und glückliches Leben im Angesicht des körperlichen und psychischen Abbaus, im Angesicht des sicheren Todes und der eventuell vielen Jahre, die Mann nach dem Ende der Erwerbsphase noch zu leben hat.

Ich habe mal einen Satz aufgeschrieben, der mich weiter begleitet: »Wer mehr sein will, muss lassen können.« Darum geht es mir jetzt auch mehr. Loslassen und Dasein. Und durch das Dasein auch ansprechbar sein.
Ich will mir noch viele Fragen anhören und keine Antworten darauf geben, sondern lediglich kleine Bemerkungen, die dazu führen können, dass sich die Frage weiterentwickelt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
:: Josef Riederle, Jahrgang 1959, Kiel.

»Ich habe stets für Differenzierung plädiert und lehne die pauschale Entlarvungsattitüde ab.«

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Thomas Gesterkamp, Köln

Menschen in einer Bahnhofshalle
Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: PixelClown, photocase.de | Alexander Bentheim

 
Was war dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen?
Meine erste Männergruppe hatte ich schon Ende der 1970er Jahre in meiner Heimatstadt Münster, da war ich 19 oder 20 Jahre alt. Unter Freunden haben wir über unsere Beziehungen zu Frauen, über Gefühle, Verunsicherung und sogar über Sexualität geredet, das war damals sehr ungewöhnlich. »Basisliteratur« war ein schmales Bändchen mit lustigen Zeichnungen, »Männergruppen« von Helmut Rödner, der Untertitel lautete: »Versuche einer Veränderung der traditionellen Männerrolle«.

Und dein politischer und fachlicher Zugang?
Der kam viel später. Anfang der 1980er Jahre habe ich mich auf mein Studium der Soziologie, Pädagogik und Publizistik konzentriert. Schon in der Unizeit war ich Mitarbeiter eines lokalen Stadtmagazins, nach dem Examen dort auch zwei Jahre festangestellt als Redakteur. Danach habe ich mich selbständig gemacht als freier Journalist und mit vier Kolleg:innen eine Bürogemeinschaft in Köln gegründet. Schwerpunkte waren wirtschafts- und kulturpolitische Themen, Geschlechterfragen spielten zunächst keine große Rolle. Das änderte sich Anfang der 1990er Jahre durch die Geburt meiner Tochter und das eigene Vatersein, und durch die Kooperation mit Dieter Schnack, mit dem zusammen ich mein erstes Buch »Hauptsache Arbeit – Männer zwischen Beruf und Familie« veröffentlicht habe.

Was waren damals und sind heute deine zentralen Themen?
Indirekt waren die ersten Jahre meiner journalistischen Tätigkeit schon verknüpft mit Gender-Themen. Ich habe viel über die Arbeitswelt berichtet, über Betriebsrats- oder Gewerkschaftskontakte ergab sich die Möglichkeit, zahlreiche Unternehmen von innen zu sehen. Schon früh hat mich dabei die Frage beschäftigt, warum Männer eigentlich so viel und so lange arbeiten, warum ihnen die Rolle des Ernährers so wichtig ist – und welche Folgen das hat für ihre privaten Interessen, für ihr Leben mit Frauen und Kindern.

Wie haben sich deine Tätigkeiten entwickelt und verändert?
Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus Vätersicht hat mich lange beschäftigt. In meinem zweiten Buch »gutesleben.de«, das nach dem Internet-Hype um die Jahrtausendwende erschien, lote ich aus, welche Chancen digitale Techniken bieten, damit Männer eine weniger eindimensionale, nicht nur auf den Beruf beschränkte Identität entwickeln können. »Die Krise der Kerle« war dann eine leicht popularisierte Version meiner Promotion über »Männliche Arbeits- und Lebensstile in der Informationsgesellschaft«. Hier ging es mir vor allem um die »double loser«, wie sie im Englischen heißen, die doppelten Verlierer: Männer, die erwerbslos sind oder sehr prekär arbeiten – und deshalb auch keine Partnerin finden, weil sie deren Erwartungen nicht erfüllen können.

Was war für dich im Rückblick das nachhaltigste Ereignis im Kontext deiner Arbeit?
Im Kontext der Väterdebatte sicher der ungeheure Schub, den das Elternzeitgesetz ab 2007 ausgelöst hat. Die Quote der männlichen Beteiligung stieg binnen weniger Jahre von 3,5 auf rund 40 Prozent. Es war für die meisten Männer eine ganz neue Erfahrung, plötzlich zeitweise allein für ein Kleinkind verantwortlich zu sein. Und selbst wenn die Mehrheit, was die Frauenpolitik regelmäßig kritisiert, nur zwei Monate pausiert, ist das etwas gänzlich anderes als null Monate. In meinem Buch »Die neuen Väter zwischen Kind und Karriere« beschreibe ich diesen Kulturwandel als »Papawelle«: alle Institutionen, die sich mit Familie und Erziehung beschäftigen, also etwa Krippen, Kitas, Schulen, Gerichte, Arztpraxen oder Bildungsstätten, müssen sich seither mit aktiveren Vätern auseinandersetzen. Erst recht gilt das für die Situation am Arbeitsplatz: Männer kommen durch die Elternzeit vielleicht auf den Geschmack, fordern anschließend mehr Teilzeit- oder Homeoffice-Angebote.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Männerarbeit?
Meine Form der Männerarbeit ist ja eher die Männerpublizistik. Ich hoffe, dass ich mit der schriftlichen wie mündlichen Verbreitung meiner Gedanken einen nicht ganz unwesentlichen Beitrag geleistet habe zu dem, wo emanzipatorische Männerpolitik heute steht.

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deiner Arbeit?
Wie alle Autoren sehe ich mich gerne gedruckt. Und ich vertrete auch gerne öffentlich meine Meinung, mag es auf der Bühne zu stehen, ob als Moderator, Vortragsredner oder Podiumsgast.

Mit welchen Institutionen und Personen hast du gerne zusammengearbeitet oder tust es noch?
Ich habe über die Männerarbeit zum Beispiel gelernt, die christlichen Kirchen mehr wertzuschätzen. Denn die hatten schon Männergruppen, als es noch gar keine Männerbewegung gab. Diese Gesprächskreise waren vorwiegend spirituell und weniger politisch orientiert, das gilt im Kern bis heute. Ich schätze auch die Arbeit der Parteistiftungen im Gender-Bereich, ein klares Profil hat hier allerdings nur die grüne Heinrich-Böll-Stiftung. Zudem gab und gibt es in vielen Städten regionale Foren von männerpolitischen Akteuren, mit denen ich regelmäßig kooperiert habe, in einigen war ich zeitweise auch aktives Mitglied. Im letzten Jahrzehnt hat sicher das Bundesforum Männer als Dachverband an Bedeutung gewonnen. Nicht zu vergessen selbstverständlich meine langjährige und immer sehr angenehme Zusammenarbeit mit der Zeitschrift »Switchboard« und ihrem Online-Nachfolger »MännerWege«.

Was hat die Männer ausgemacht, mit denen du gerne gearbeitet hast?
Es tut einfach immer wieder gut, Männer zu kennen und zu treffen, die wie ich selbst ein anderes Männlichkeitsbild vertreten und repräsentieren als das herkömmliche.

Hast du eine Lebensphilosophie, ein Motto?
Leute auf keinen Fall ohnmächtig zurücklassen, sie immer auch ermutigen. Das Positive nicht aus dem Blick verlieren, humorvoll und selbstironisch sein.

Wo siehst du Brüche in deiner Arbeit? Wodurch wurden diese verursacht?
Überrascht haben mich die heftigen Reaktionen auf meine Recherche »Geschlechterkampf von rechts«, die ich 2010 für die Friedrich-Ebert-Stiftung erstellt habe. Antifeministische Männerrechtler inszenierten im Internet einen hasserfüllten Shitstorm gegen meine Person. Der Titel der Broschüre führte offensichtlich zu Missverständnissen, weil das Wort »rechts« in Deutschland immer gleich mit »Nazi« assoziiert wird. Klar, es gibt tatsächlich faschistoide Maskulinisten wie den norwegischen Massenmörder Anders Breivik. Aber es war nie meine Absicht, Akteure pauschal in eine bestimmte Ecke zu stellen. Ich habe stets für Differenzierung plädiert, lehne die pauschale Entlarvungsattitüde ab – zu der leider auch das linke Antifa-Milieu neigt.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis von Männerarbeit?
Im leider sehr beharrlichen Fortbestehen des Patriarchats, der hegemonialen Männlichkeit im Sinne von Raewyn Connell. Und in Institutionen, die dies durch blockierende Rahmenbedingungen stützen. Man denke nur an das Ehegattensplitting, das immer noch die Hausfrauenrolle steuerlich subventioniert und damit auch die männliche Emanzipation behindert.

Was treibt dich trotz manchmal widriger Umstände weiter in deiner Arbeit an?
Ich habe schon so etwas wie eine »Mission«. Ich wünsche mir, dass mehr Männer ein facettenreiches »gutes Leben« führen können.

Welches Projekt würdest du gern noch umsetzen, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Eine größere Veranstaltung über Männer und Krieg. Mich irritiert sehr, wie viele ehemalige Pazifisten die Seite gewechselt haben, plötzlich Waffenlieferungen in Krisengebiete unterstützen oder gar die Wehrpflicht wieder einführen wollen. Die Pflicht zum Soldatentum war schon immer eine besonders brisante Form der geschlechtsspezifischen Diskriminierung. Auf merkwürdige, meist unausgesprochene Weise herrschte aber gesellschaftlich Konsens, den männlichen Kriegsdienst mit der weiblichen Care-Arbeit zu verrechnen. Die neue »Wehrhaftigkeit«, die sich jetzt auch Sozialdemokraten oder Grüne wünschen, hat keineswegs zufällig zuerst der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke gefordert. Damit will ich nichts zu tun haben, das ist ein extremer Rückfall in alte Rollenbilder.
 
 
 

 
 
 
 
 
 
:: Thomas Gesterkamp, Jahrgang 1957, lebt mit seiner Frau in Köln und ist Vater einer erwachsenen Tochter. Er ist promovierter Politikwissenschaftler und arbeitet als freier Journalist. Seit drei Jahrzehnten beschäftigt er sich mit geschlechterpolitischen Themen aus männlicher Perspektive. Er schrieb fünf Sachbücher und veröffentlichte hunderte von Beiträgen im Hörfunk, in Zeitungen, Fachzeitschriften und Sammelbänden zu männerpolitischen Fragen. Seine Recherchen hat er auf über 700 öffentlichen Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum sowie in zahlreichen europäischen Ländern präsentiert. Ehrenamtlich engagierte er sich beim »Männer-Väter-Forum«, Köln, und beim »Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse«, Berlin; zudem war er Mitbegründer des »Väter-Experten-Netz Deutschland«. Weitere Infos sind auf seiner Homepage hinterlegt, und erleben kann man ihn auch im biografischem Podcast-Interview mit Hagen Bottek vom »PROJEKT A4 – Männerberatung in Thüringen«.

»Gemeinsames Spielen ist für mich sinnvolle Beschäftigungstherapie und Demenzprävention«

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Christian Meyn-Schwarze, Hilden

nachdenklicher junge im Zirkus
Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: Comiczeichner, photocase.de | privat

 
Was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Väterthemen?
Ich wurde spät Vater, mit 38. Meine Frau wollte weiterhin ihren Beruf als Bibliothekarin ausüben, sodass ich meine berufliche Tätigkeit auf 19 Stunden reduziert habe; damals in den beiden »Erziehungsurlauben« (heute Elternzeit) durfte ich in einem kirchlichen Büro für Öffentlichkeitsarbeit eine halbe Stelle ausfüllen. Als Vater nahm ich zwei Mal an Babykursen und Spielgruppen im Familienbildungswerk der hiesigen Evangelischen Erwachsenenbildung teil. Die kluge und weitsichtige Leiterin schenkte mir ein erstes »Väter-Buch«, das mir zusammen mit anderen Büchern Impulse für Väter-Kinder-Projekte gab. Weitere Motivation und Unterstützung bekam ich durch Martin Verlinden, der mich zur Teilnahme am »Männer-Väter-Forum Köln« ermunterte.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Vätern?
Erlebnispädagogik und Leseförderung: Aus den Kindergeburtstagen meiner Töchter und dem Zirkusspiel in den Osterferien vor 26 Jahren entstanden Angebote, die ich zusammen mit einer Pädagogin entwickelt habe. Schon lange, bevor der Begriff »Quality-Time« entstand, habe ich mit Spielmaterial intensive Erlebniszeiten für Kinder und Väter gestaltet: einen Piraten-Tag, eine Zirkusaufführung, eine Kunstwerkstatt mit Abfallmaterialien – heute heißt das »Upcyclingbasteln«, damals »Aus Alt mach Neu«. Gleichzeitig begann meine Leidenschaft für Kinderliteratur, speziell die Suche nach dem Vater in der Literatur. Inzwischen habe ich 800 Papa-Opa-Bücher (hinter diesem Link findet sich auch die aktuelle Leseempfehlungsliste mit lieferbaren Titeln für Väter und Großväter).
Vor über zehn Jahren kam dann die Anfrage der hiesigen Bibliothek, ob beide Leidenschaften verbunden werden können: Vorlesen von Papa-Geschichten und das anschließende Spiel, sodass die Geschichte lebendig wird. Die »Papa-Zeit – Vorlese- und Erlebniszeit für Väter und Kinder« entstand.

Wie hat sich dein Engagement für Väter entwickelt, ggf. verändert?
Kamen zunächst nur Väter mit Kindern zu meinen Projekten, so entstand bei immer mehr Großvätern der Wunsch, an solchen erlebnispädagogischen Zeiten teilzunehmen. Da ich inzwischen ja auch im Opa-Alter bin, ist mir diese Gruppe sehr genehm.
Und die Art der Vaterschaft hat sich in den vergangenen 25 Jahren verändert, damals kamen die leiblichen Väter mit ihren Kindern. Heute ist es oft der »soziale« Vater als neuer Freund der Mutter, oder ein vertrauter Mann, z.B. ein Patenonkel, der begleitet. Und immer mal wieder wird auch sichtbar, dass jemand ein »Wochenend«-Vater ist, der erst wieder einen Zugang zu seinem Kind finden muss und alles am Anfang noch distanzierter zugeht. So schaue ich zu Beginn einer gemeinsamen Zeit, wie die Beziehung ist, und gebe Zeit und Raum, dass ein Miteinander aufgebaut werden kann.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche/historische Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Ganz klar: Die Zeit der Pandemie, in der alle Menschen verzichten mussten. Ich konnte einige wenige digitale Lesungen anbieten und meine Basteltipps als Filme produzieren, z.B. hier und hier.
Nun spüre ich eine Sehnsucht der gesamten Familie, wieder gemeinsam zu spielen. So verändere ich manchmal die Angebote in den Kindertagesstätten jetzt als Familienprojekt, damit auch Frauen daran teilnehmen können.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und beruflichen Beziehungen?
Ich bekam damals sehr viel Zuspruch als aktiver Vater. Und jetzt im Opa-Alter ein bisschen Bewunderung – vielleicht ist es auch Neid – dass ich fast täglich mit kleinen Kindern spielen darf.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit zu anderen ausmachen?
Charismatisch, laut, geduldig.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Auseinandersetzung mit Jungen-, Männer- und Väterthemen? Hast du Beispiele?
Erfolg?? Ich freue mich, wenn ich von einer Einrichtung wieder eingeladen werde, manchmal 15 Jahre nach dem Erstkontakt. Ich habe mich über eine Flasche Rotwein eines Vaters gefreut, der ein paar Jahre zu meinen Papa-Zeiten in die Bibliothek kam. Ich habe mich über das Grußwort und den persönlichen Besuch des in Hilden für Kultur zuständigen Dezernenten gefreut, der zum Jubiläum »10 Jahre Papa-Zeit in Hilden« gratulierte. In meiner jetzigen Lebensphase erfreuen mich die ganz kleinen Dinge.

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Ich erlebe ähnlich alte Menschen, die jetzt nach der Pandemie nicht mehr von Sofa runterkommen. Ich habe noch so viel Energie, dass ich gerne Anfragen zusage. Und spüre, dass es nach der Pandemie eine große Sehnsucht nach gemeinsamen Spiel gibt. Das ist für mich sinnvolle Beschäftigungstherapie und Demenzprävention. Meine aktive Mutter ist fast 97 Jahre alt geworden, da habe ich doch noch eine gute Zeit vor mir.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Die Entwicklung von Veranstaltungen in Bibliotheken für Väter und Kinder, die sogenannte »Papa-Zeit« gibt es jetzt im elften Jahr. Die »Papa-Zeit« wurde im Dezember 2012 in Hilden (bei Düsseldorf) erfunden. Den Mitarbeiterinnen der Kinderabteilung fiel auf, dass samstags immer mehr Väter und Großväter kamen. Es war bekannt, dass ich seit vielen Jahren mit Kindern spiele und neben dem Mitmachzirkus auch andere Dinge mache: Kullerbahnen und Schrottroboter mit Heißklebepistolen bastele, »Indianer«-Dörfer baue, mit Piraten auf Schatzsuche gehe. Nun war die Idee, aus einem Papa-Buch oder einer Papa-Geschichte ein Erlebnis zu machen.
Wir entwickelten ein Veranstaltungskonzept, das eine Mischung aus Vorlesen, Basteln und Erleben bietet, nur für Väter und andere Männer und Kinder zwischen 4 und 8 Jahren. Und zwar samstagsvormittags für zwei Stunden, damit die Mama einkaufen, kochen oder die kinderfreie Zeit einmal ganz für sich nutzen konnte.
Für mein Leseförderprojekt »Papa-Zeit« in Bibliotheken bin ich von der »Stiftung Lesen« mit dem Deutschen Lesepreis 2018 ausgezeichnet worden. Das Preisgeld ermöglicht mir heute zwei Hobbys: eine Jongliergruppe für Senioren und die Unterstützung eines kirchlichen Abenteuerspielplatzes in der Nachbarschaft.

Mit welchen Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder bist es noch?
Seit 25 Jahren wirke ich als Referent für Väter-Kinder-Projekte in verschiedenen Familienzentren und Kindertagesstätten in NRW, seit über zehn Jahren lese ich bei der »Papa-Zeit« Vätern und Kindern in verschiedenen Bibliotheken vor. In mancher Kita bin ich einmal, hin und wieder werde ich erneut eingeladen. Meine »Väter-Kinder-Projekte« sollten frauenfrei sein und in den letzten zehn Jahren begleitet mich immer mal ein Erzieher. Leider wechseln die Erzieher oft den Arbeitgeber, sodass wir einige intensive Stunden verbringen, uns dann aber aus den Augen verlieren.
Mit drei Frauen verbindet mich eine besondere »berufliche« Beziehung. In Mettmann werde ich seit vielen Jahren zu Projekten in zwei benachbarte Kitas eingeladen. Leider geht die engagierte Leiterin jetzt bald in den Ruhestand. Sie hat meinen Ansatz immer sofort verstanden und brauchte keine langen Erklärungen, warum z.B. ein Väter-Kinder-Projekt absolut frauenfrei sein sollte.
Zu zwei Bibliotheken fahre ich besonders gerne, die dortigen Ansprechpartnerinnen sind mir sehr ans Herz gewachsen – wir sind zwar nicht befreundet, aber wir haben ein vertrauensvolles Verhältnis und beide organisieren Väter-Kinder-Lesungen, halten sich aber im Hintergrund und engagieren sich an ihrem Schreibtisch für die gemeinsamen Sache.

Was hat die Männer ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht hast?
Das sind die tollen aktiven Väter, die ich regelmäßig bei Veranstaltungen mit ihren Kindern treffe. Interessanterweise haben die alle Töchter: Stefan kam mit seinen drei Mädels viele Jahre zur Papa-Zeit, Torsten noch heute und mein Zirkusfreund Markus und seine Alba sind inzwischen aktiv beim Mitmachzirkus dabei. Markus ist Zweiradmechaniker und wenn es etwas zu reparieren gibt, packt er an. Was der alles mit seiner Tochter macht: Freiwilligendienst im Waldprojekt, Dienst auf einer Tierfarm, Einradtraining bis zur Deutschen Meisterschaft – sooooo ein »Muster-Papa«.

Hast du eine Lebensphilosophie, ggf. ein Lebensmotto?
Du und ich = Wir spielen, Jetzt und Hier.

Wo siehst du Brüche in deinen beruflichen oder freundschaftlichen Beziehungen? Wodurch wurden diese verursacht?
Einen entscheidenden Bruch in meiner beruflichen Entwicklung kam nach der Heirat und Geburt der beiden Töchter vor über 30 Jahren. Ich war fast 40 Jahre alt und verkümmerte in einem kirchlichen Büro. Durch Impulse der Evangelischen Erwachsenenbildung Hilden kam ich zu pädagogischen Herausforderungen und wechselte in die Freiberuflichkeit als Referent für erlebnispädagogische Projekte. Durch die fachliche Begleitung einer Pädagogin der EEB konnte ich aus Osterurlauben und Kindergeburtstagen Module entwickeln, die ich seit jetzt 25 Jahren für Kindertagesstätten anbiete.
Ein zweiter entscheidender Impuls kam von meiner Frau, einer Bibliothekarin, die mir Literatur für meine kleinen Kinder hinlegte. Das Buch »Mutter, Vater, Kind« von Kirsten Boie und »Die dumme Augustine« von Otfried Preußler gehörten zu meinen prägenden Büchern. Und ich begann vor 30 Jahren zu lesen und vorzulesen. Nach dem allerersten »Papa-Buch« war meine Neugier nach Vätern in der Literatur geweckt, inzwischen habe ich 800 Bücher über Väter, Großväter und andere Männer, die für die Entwicklung von Kindern wichtig geworden sind.
Und nun, nach der Pandemie, nehme ich wahr, dass die gesamte Familie wieder zusammen spielen möchte, sodass ich meine Angebote für Väter und Kinder reduziere zu Gunsten von Angeboten für drei Generationen. Sehr gerne folgte ich einer Einladung des Hildener Spielmobil, mein Bewegungsangebot »Wir spielen wie im Zirkus« zusätzlich zu den Spiel- und Bewegungsangeboten anzubieten. So sind wir zwischen April bis Oktober unterwegs und bewegen Jung & Junggebliebene.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstande gegen dein Verständnis vom Umgang mit Väterthemen?
Manche Väter sind beruflich so belastet, dass zu wenig Zeit für die Familie bleibt. Besonders Selbstständige müssen manchmal kurz vor Beginn einer Veranstaltung entscheiden, ob sie einen Auftrag erfüllen oder mit ihrem Kind spielen.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Ich erlebe jetzt einige sehr engagierte Väter, die mit ihren Kindern seit vielen Jahren zu meinen Lesungen kommen. Ich erlebe einige sehr aktive Väter bei meinen Zirkus-Angeboten.
Ich erlebe einige sehr aktive Großväter. Das macht mir Mut, mein Know-how und meine 50 Materialkisten anzubieten. Auch wenn ich jetzt mit 70 vollendeten Lebensjahren im Opa- Alter bin, macht es mir immer noch große Freude, mit Männern und kleinen Kindern zu spielen. Ich rede nicht viel über mein Vater-Werden und Vater-Sein, ich hoffe, dass die Kinder und die Männer spüren, mit welcher Begeisterung und Leidenschaft ich mich mit Kindern beschäftige. Mögen meine Impulse für eine gute gemeinsame Zeit aufgenommen werden und ausstrahlen.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Vor vielen Jahren durfte ich mit meinem Mitmachzirkus ein Zeltlager für Väter und Kinder unterstützen. Und vor noch mehr Jahren fuhren wir mit Männern und Kinder zu einem Zirkuswochenende ins Bergische Land. Drei Tage erlebten die Kinder und ihre Väter intensive Zirkusarbeit, z.B. bei den Menschenpyramiden oder bei den Vertrauensübungen mit Leitern.
Vielleicht ist es ja mal wieder möglich, eine Zirkusfreizeit anzubieten, vielleicht können wir dann den anderen Familienmitgliedern unsere Kunststücke zeigen, vielleicht in einem Zirkuszelt. Meine Freunde vom »Sternpunkt« in Wuppertal-Vohwinkel haben ja ein Zelt, ich frag da mal nach.

Eine nicht gestellte Frage, die du aber dennoch gerne beantworten möchtest?
Ja, die Frage danach, ob wir – wo ich seit neun Jahren »Leih-Opa« für »fremde« Kinder bin – mit unseren Töchtern über das Großeltern-Werden sprechen. Ich habe vor dem ersten Ausbildungskurs Mitte 2014 meine Frau und meine Töchter gefragt, ob ich an solch einem Kurs für angehende »Leih-Großeltern« teilnehmen darf. Alle drei befürworteten das, eine Tochter meinte dann ganz locker: »Und dann lässt du dir Zeugnisse der Familien ausstellen, die schaue ich mir dann zu gegebener Zeit an.« Die Zeit einer eigenen Familiengründung ist noch nicht gekommen, sodass ich mit großer Leidenschaft meinen »Leih-Enkel« begleite. An meinem 70. Geburtstag lernten sich alle kennen und es war ein schönes Familienfest für drei Generationen. Natürlich ist da bei mir eine Sehnsucht nach leiblichen Enkelkindern, aber: abwarten.
 
 
 

 
 
 
 
 
 
:: Christian Meyn-Schwarze, geb. 1953 in Norddeutschland, lebt seit 40 Jahren im Rheinland, Großraum Düsseldorf, jetzt in Hilden. Seit Juni 1990 mit der Bibliothekarin Helga Schwarze verheiratet, zwei jetzt erwachsene Töchter. Nach 20 Jahren Mitarbeit in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die evangelische Kirche Wechsel nach den beiden Erziehungsurlauben in die Selbstständigkeit als Referent in der Familienbildung, seit neun Jahren »Leihopa« für getrennterziehende Mütter mit Söhnen. Seit 25 Jahren Sammler von Büchern über Vaterschaft, jetzt auch Großvaterschaft.

Gefühle lernen

Empathie lernen und die eigenen Gefühle wahrnehmen – wie das geht, wird in diesem Kinderbuch für die Jüngsten deutlich.

glücklicher Junge mit geschlossenen Augen

Text: Ralf Ruhl
Foto: LP, photocase.de

Was geht in dem Jungen vor, dem die Haare zu Berge stehen, dessen Gesicht rot angelaufen ist, der den Mund weit aufgerissen hat und der wild gestikuliert? Wie geht es dem Mädchen, das die Hände vor dem Bauch kreuzt, dessen Augen groß sind und leicht grau, das zusammengesunken da steht und offensichtlich nicht mit den anderen im Hintergrund spielen darf? Mit »In mir … und in den anderen« schreiben und zeichnen Karen Glistrup und Pia Olsen ein Buch über Kinder und ihre Gefühle. Höchst empfehlenswert vor allem für Eltern und pädagogisches Personal.

Zur Rezension

»Sich für die gesellschaftlichen Veränderungen der Geschlechterverhältnisse unbeirrt einsetzen.«

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Gerhard Hafner, Berlin

Kleinkind im Park auf Fahrrad

Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: 1100, photocase.de | Fotostudio Neukölln

 
Was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen? Was dein politischer und fachlicher Zugang?
Mein Zugang war in den 1970er Jahren auf der einen Seite der gesellschaftliche Impuls der Frauenbewegung, auf der persönlichen Ebene, dass ich mit meinen Liebesbeziehungen und meiner beruflichen Perspektive zutiefst unzufrieden war.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Jungen, Männern und Vätern?
In den 1970er Jahren stand die Auseinandersetzung mit meiner Männerrolle im Mittelpunkt. Heute beschäftigt mich der Zusammenhang zwischen hegemonialer Männlichkeit und Gewalt.

Wie hat sich dein Engagement für Jungen, Männer und Väter entwickelt, ggf. verändert?
Zu Anfang stand die Selbsterfahrung in der Männergruppe, heute das gesellschaftliche Engagement und die berufliche Tätigkeit im Zentrum.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und/oder beruflichen Beziehungen?
Dass ich Vater geworden bin, ist das Wichtigste.

Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit und/oder Beziehungen zu anderen ausmachen?
Die Verknüpfung von persönlichem und gesellschaftlichem Engagement. Und die Zusammenarbeit mit Frauen.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Auseinandersetzung mit Jungen-, Männer- und Väterthemen?
Den Aufbau von Beratungsstellen zusammen mit Männern und Frauen sehe ich als meine Erfolge.

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Die gemeinsame Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen befruchtet mein berufliches Leben und gibt mir Impulse für mein privates Leben.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Die »Beratung für Männer – gegen Gewalt« hat sich in Berlin über die langen Jahre gut entwickelt.

Mit welchen Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder bist es noch?
Die »Beratung für Männer – gegen Gewalt« steht immer noch im Zentrum. Zugleich engagiere ich mich als Botschafter für die Kampagne »HeForShe« von UN Women Deutschland.

Was hat die Männer/* ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht hast?
Ich habe mit Männern wie Frauen gerne zusammengearbeitet, die sich für die gesellschaftlichen Veränderungen der Geschlechterverhältnisse unbeirrt eingesetzt haben.

Hast du eine Lebensphilosophie, ggf. ein Lebensmotto?
Nicht lockerlassen!

Wo siehst du Brüche in deinen beruflichen oder freundschaftlichen Beziehungen? Wodurch wurden diese verursacht?
Wenn Kolleg*innen in ihrem persönlichen und gesellschaftlichen Engagement nachgelassen haben, gingen diese Beziehungen zu Ende.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit Jungen-, Männer- und Väterthemen?
Zum einen gibt es einen expliziten Anti-Feminismus, zum anderen leider immer noch die »verbale Offenheit bei weitgehender Verhaltensstarre« (Ulrich Beck).

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Mich treiben die weiterhin heftigen Sexismen an, aber auf der anderen Seite auch die Möglichkeiten der positiven Veränderungen.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Ich bin zurzeit dabei, ein neues Projekt aufzubauen: »Berliner Modell zur Eltern-Kind-Beratung nach häuslicher Gewalt im gerichtlichen Umgangsverfahren«. Die »Beratung für Männer – gegen Gewalt« baue ich zusammen mit Kolleg*innen weiter aus. Außerdem bin ich weiter als Botschafter der Kampagne »HeForShe von UN WOMEN Deutschland« engagiert. Das reicht.

 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
:: Gerhard Hafner, Jg. 1949, ist Dipl.-Psychologe. Anno 1975 hat er eine der ersten profeministischen Männergruppen im Westen von Berlin mitgegründet und danach (überregionale) Männertreffen mitorganisiert, Männerzeitungen (u.a. »Herrmann – die falsche Stimme im Männerchor«) mitherausgegeben, die Berliner »Mannege – Information und Beratung für Männer« (heute Väterzentrum Berlin) mitgegründet und profeministische Männerstudien betrieben (u.a. zusammen mit Georg Brzoska: Möglichkeiten und Perspektiven der Veränderung der Männer, insbesondere der Väter. Forschung, Diskussionen und Projekte in den USA, Schweden und den Niederlanden, 1988). Seit den 1990er Jahren fokussiert er in seiner Arbeit die Themen engagierte Vaterschaft und Männergewalt gegen Frauen, indem er die »Beratung für Männer – gegen Gewalt«, »Kind im Blick« und im Jahr 2023 das »Berliner Modell zur Eltern-Kind-Beratung nach häuslicher Gewalt im gerichtlichen Umgangsverfahren« mitgegründet hat. Ehrenamtlich engagiert er sich als Botschafter bei der Kampagne »HeForShe« von UN WOMEN Deutschland.

»Was machst du denn da?« 18 Jahre Männerarbeit

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Markus Hofer, Feldkirch

Vater und Sohn mähen Gras auf der Alm

Interviewleitfragen: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: lube, photocase.de | privat

 
»Was machst du denn da?« Als ich 1996 mit dem Männerbüro der Katholischen Kirche im österreichischen Vorarlberg begann, musste ich ständig erklären oder rechtfertigen, was ich da mache. Meiner Chefin, der Frauenreferentin, passierte das nie. Vermutlich wäre es heute noch nicht viel anders. Wie kam es zu meinem Engagement für Männer?

Alles rund um Männer und Frauen interessierte mich immer schon. Als die ersten Männergruppen aufkamen, hatten wir auch eine; wobei die Anregung nicht von mir kam. Es hat mir aber einfach gutgetan und wurde mir wichtig. Dann las ich die ersten Männerbücher und irgendwann hielt ich die ersten Vorträge zu Männerthemen. Unvergesslich bis heute ist mir ein Vortrag bei der örtlichen Handwerkerzunft, großteils lauter Männer. Die Jüngeren murrten »Jetzt reicht’s dann! Jetzt kann er wieder aufhören!«, die Älteren waren teilweise sehr berührt. Wahrscheinlich konnten sie es sich besser zugestehen, was ich erzählte. Und wahrscheinlich hatte ich die Moralkeule auch etwas zu sehr ausgepackt. Später versuchte ich es vermutlich charmanter und humorvoller. Aber es war für mich eine wichtige Erfahrung; und etwas Mut kostete es auch, mich einfach vor 120 Handwerker hinzustellen und über Mannsein zu reden.

Das Thema jedenfalls ließ mich nicht mehr los und als bei einer Umstrukturierung in unserem kleinen Bistum eine halbe Stelle für Männer blieb, habe ich mich darum beworben. Das war mein unmittelbarer Zugang zur Männerarbeit. Viel später erst wurde mir bewusst, dass das in meinem Leben noch tiefere Hintergründe hat.

Mein Großvater hatte im Ersten Weltkrieg noch für Kaiser und Vaterland gekämpft und er verstand gar nicht, dass ich den Wehrdienst verweigerte und mich zum Zivildienst meldete. Erst später begriff ich, dass dieser ansonsten sehr traditionelle Mann über längere Zeit Alleinerzieher war, als in der großen Arbeitslosigkeit zwischen den Weltkriegen nur meine Großmutter Arbeit fand, und das im weit entfernten Lech am Arlberg. Mein Großvater schaukelte mit seinen drei Kindern alles selber. Zuhause waren wir in der Familie fünf Söhne, ein kleines »Männerbüro« also. Als Ältester erlebte ich einen sehr präsenten Vater, der mir ein guter Ausgleich zu meiner doch starken Mutter war. Mit zehn Jahren kam ich ins Internat, freiwillig, und es war zumindest nachträglich besehen nicht so schlimm, wie man jetzt vielleicht vermuten würde. Von den Ferien abgesehen bin ich also wieder acht Jahre unter Männern herangewachsen. Im Zivildienst beim Roten Kreuz waren wir damals auch nur Männer. Ich hatte also offensichtlich immer schon viel mit Männern zu tun.

Eines meiner ersten Männerbücher war von Herb Goldberg und da gab es einen Satz, der meine Männerarbeit von Anfang an geprägt hat: »Männeremanzipation heißt nicht, dass die Männer jetzt so werden, wie die emanzipierten Frauen glauben, dass sie sein sollten.« Männerarbeit verstand ich von Anfang an als einen eigenständigen Prozess von Männern und für Männer. Einfach nur »den Feminismus« zu kopieren, war mir zu kurz gegriffen. Es war mir bewusst, dass das alles nicht ganz einfach war. Bis heute habe ich den Eindruck, dass Männer gerne und über vieles reden, aber am wenigsten über sich als Männer. Manche hatten auch Angst vor der Moralkeule: »Was ich zuhause alles falsch mache, sagt mir meine Frau dauernd. Das muss ich mir nicht von dir auch noch sagen lassen.« Daraus entstand für mich die Gretchenfrage – um eine Dame zu zitieren – der Männerarbeit: »Wie hältst du es mit den Männern? Liebst du sie? Oder willst du es ihnen zeigen?«

Eine weitere Überzeugung war mir in meiner Arbeit wichtig: Starke Männer und starke Frauen bilden die besten Partnerschaften. Von Anfang an hatte ich es immer wieder mit im Grunde schwachen Männern zu tun gehabt; auch wenn viele nach außen nicht so gewirkt haben mögen. Auch gewalttätige Männer sind für mich schwache Männer. Wirklich Starke haben es nicht nötig, mit Gewalt auf körperlich Schwächere loszugehen. Mit unmittelbaren Gewalttätern hatte ich nicht viel zu tun; da gab es bei uns eine eigene Gewaltberatung. Aber gerade in den Seminaren erlebte ich viele Männer, die eigentlich sehr schwach waren, wenn es drauf ankam, gerade auch in Beziehungen, mit wenig geerdetem Selbstbewusstsein. Ich erinnere mich noch gut an einen Mann, der wie ein Häufchen Elend vor mir saß und bekannte: »Früher wurde meine Frau von ihren Freundinnen immer beneidet, weil sie so einen netten Mann habe, der ihr alles tue. Jetzt, auf einmal, will sie sich scheiden lassen. Sie halte den ‚langweiligen Sack‘ nicht mehr aus«.

Je bekannter das Männerbüro in unserem kleinen, österreichischen Bundesland Vorarlberg wurde, umso mehr kamen natürlich auch Männer zu mir in die Beratung, obwohl wir eigentlich auch eine eigene Männerberatung hatten. Grundsätzlich bestand aber der Schwerpunkt meiner Arbeit in der Männerbildung. Ich hielt viele Vorträge über eine ganze Palette von Themen von Vätern über Jungenerziehung, Partnerschaft, Männerrollen bis zu Mütter und Söhne. Die Vorträge waren selbstverständlich immer offen auch für Frauen. Zusammen mit unserem Bildungshaus St. Arbogast habe ich unzählige Männerseminare angeboten, manche mehrtägig, die meisten aber eintägig. Es waren persönlichkeitsbildende Seminare für Männer mit einer breiten Themenpalette. Für viele Männer wurde das zu einem wichtigen Teil ihrer Lebensgestaltung: Hin und wieder »zum Service« gehen, sich zusammen mit anderen Gedanken über sich als Mann zu machen. Es waren an die zehn Seminare pro Jahr, die wir angeboten hatten. Selten mussten wir etwas absagen und oft gab es sogar Wartelisten. Das Thema Älterwerden als Mann wurde sogar regelrecht überrannt.

Eine Begebenheit werde ich nie vergessen. Das Thema des Männerseminars war »Vom Held zum Lebenskünstler«. Solche Tagesseminare beginne ich immer mit einer Runde zum Thema »Wer bin ich? Warum bin ich da?« Das hat sich als Einstieg stets bewährt und es ist erstaunlich, wie schnell und direkt viele Männer ihre Geschichten auspacken. Einmal dauerte bei sechzehn Männern allein diese Runde ganze zwei Stunden! Als der Sechzehnte an die Reihe kam, meinte er: »Warum bin ich da? Wenn das Seminar jetzt schon zu Ende wäre, hätte es sich für mich auf jeden Fall gelohnt, denn so etwas habe ich unter Männern noch nie erlebt.« Bei solchen Erlebnissen war es für mich nie eine Frage, ob sich meine Arbeit lohnt.

Daneben war es mir ein Anliegen, Lobbying für Männerthemen zu machen. Das war nicht gegen Frauen gerichtet, aber es ist gesellschaftlich wichtig, auch Männeranliegen und -perspektiven in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Damals lief das ganz gut an, da die Medienleute gierig auf Neues waren. So kam ich vorerst leicht mit einem Thema oder einem Angebot in die Medien. Mein Highlight war eine wöchentliche Radiosendung, »Radio Vorarlberg: Männersache«, die mir der lokale Sender anbot und die ich über viele Jahre gestaltete. Anfangs bekam ich begeisterte Rückmeldungen von Frauen, doch dann waren es durchaus auch die Männer, die die kurze Sendung regelmäßig hörten.

Wichtig, wenn auch manchmal mühsam, war das Thema der Scheidungsväter. Da habe ich schon einige grausame Geschichten hautnah mitbekommen. Natürlich schießen Betroffene manchmal übers Ziel in ihrem Schmerz. Es wurde viel geschimpft über rabiate Scheidungsväter, aber kaum jemand fragte sich, warum sie so sind bzw. sich so verhalten. Kaum jemand riskierte einen Blick auf die Verwundungen und Verletzungen, die dahinterlagen. Manche von ihnen sahen in mir die einzige Einrichtung, in der sie auf Verständnis stießen. Solche Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen, war auch Teil meiner Arbeit. Wenn Betroffene Politik machen, kann es manchmal heikel werden. Genau darum tat ich mich leichter.

Nach achtzehn Jahren hauptberuflicher Männerarbeit kam ich allmählich in eine Art Leerlauf. Es gab kaum ein Thema, das ich nicht schon bearbeitet hatte. Bis zur Rente waren es aber noch acht Jahre und das funktioniert nicht im Leerlauf, weshalb ich mich beruflich noch einmal veränderte. Erfolg heißt für mich, Spuren zu hinterlassen, und ich hoffe, dass mir das gelungen ist, gesellschaftlich wie in einigen Männerherzen. Enttäuscht hat mich, dass mein Engagement keinen Nachfolger gefunden hatte. Die Männerberatung existiert zwar weiterhin, aber ansonsten gibt es in Vorarlberg neben den zurecht vielen Frauenreferaten kein Männerreferat mehr; und selbstverständlich immer noch keine Männersprecher in den Parteien. Einige der Älteren erinnern sich zweifellos noch, aber ansonsten ist zumindest gesellschaftspolitisch mein Männerbüro einfach Geschichte; da mache ich mir nichts vor.

Persönlich habe ich über die vielen Jahre enorm profitiert. Trotzdem hat mich manches auch selber eingeholt. Schmunzeln muss ich heute noch über das Thema Älterwerden. Als Experte erklärte ich anderen Männer, wie es so geht mit der Midlife-Krise, immer in der Überzeugung, dass mich das als Profi natürlich nicht betrifft. So kann mann sich täuschen. Ich war altersmäßig nur ein bisschen später dran. Inzwischen verstehe ich die Irrungen und Wirrungen dieser Umbruchsphase aus eigener Erfahrung. Heute habe ich auch diese Phase hinter mir, genieße in kreativer Weise meinen Ruhestand und denke gerade mit etwas nostalgischen Gefühlen an meine Männerarbeit zurück. Aber heute, wenn ich jemandem davon erzähle, heißt es immer noch: »Was hast du denn da gemacht?«
 
 
 

 
 
 
 
 
 
:: Markus Hofer, Dr. phil. Mag. Theol., Jahrgang 1957, verheiratet, kinderlos, wohnhaft in Götzis (Vorarlberg, Österreich). Erwachsenenbildner, Buchautor, Rentner.

»Neugierig bleiben für das, was noch kommt.«

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Alexander Bentheim, Hamburg

Mann vor Abendhimmel

Interview: Ralf Ruhl
Fotos: Alexander Bentheim | Ina Graf

 
Was war dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen? Was dein politischer und fachlicher Zugang?
Mein persönlicher Zugang war tatsächlich einer, der Trauer, Ohnmacht und Wut zugleich auslöste: eine enge Schulfreundin sprach eines Tages davon, dass sie als Jugendliche vergewaltigt wurde; ich kann mich noch an die kurzzeitige Blutleere in meinem Kopf erinnern. Ich studierte zu diesem Zeitpunkt und versuchte, Antworten auf meine aufgewühlten Emotionen zu finden. In der Uni-Bibliothek fand ich zum Thema – 1985, deutschsprachig – einige resolute Frauenbücher und zwei viktimologische Untersuchungen, das war alles. Ich wollte aber mehr wissen, gerade auch von Männern, die mit Gewalt nicht einverstanden sind. Weil die meisten Aussagen der Frauenliteratur zu »destruktiven Männern im Allgemeinen« und die Befunde der Kriminalitätsforschung zum »pathologischen Mann im Besonderen« unbefriedigend blieben, weder Generalisierung noch Individualisierung also weiterführten, war damit ein politisch-thematischer Zugang gelegt. In meiner Diplomarbeit beschäftigte ich mich dann für lange Zeit damit, warum Männer (sexualisiert) gewalttätig werden und welche gesellschaftlichen und traditionellen Strukturen dies begünstigen. Als zukünftiger Sozialpädagoge und Erwachsenenbildner wollte ich dann aber auch wissen, was interventiv, aber vor allem präventiv gegen Gewalt von Männern unternommen werden kann. Und was sich für Jungen sozialisatorisch ändern müsste, damit sie als Männer nicht gewalttätig werden.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen der Jungen-, Männer- und Väterarbeit? Wie haben sich deine Tätigkeiten hier entwickelt, ggf. verändert?
Meine Themen waren und blieben die Gewaltkontexte, damals Jungen und Männer als Ausübende, heute steht die eigene Gewaltbetroffenheit von Männern eher im Fokus. Beides hängt zusammen, nicht zwingend kausal, aber immer geht es um Fragen der Sozialisation, um Aneignungs- und Bewältigungsstrategien, um Selbstachtung und Selbstwirksamkeit, aber auch um (Rollen)Erwartungen, Hoffnungen, Kommunikation, Respekt, alles zentrale Lebensthemen. Neben der Gewaltfrage hat mich aber immer auch die Berufsorientierung interessiert, insbesondere, was es jenseits der traditionellen Männerberufe zu entdecken gibt und ob z.B. Pflege, Sorge, Kümmern nicht auch männlich aspektiert werden können. Das Thema erschloss sich mir als Pendant zur Gewalt, weil es um Entwicklung, Selbstverwirklichung, Empathie geht. Folgerichtig waren für mich daher auch die Projekte »Boys Day« und »Soziale Jungs Hamburg«, für die ich mich lange engagiert habe.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Da gibt es einige. Beispielhaft hervorheben möchte ich die Kampagne »Mehr Respekt vor Kindern« des Bundesfamilienministeriums im Jahr 2000 und unseren öffentlichen Protest dagegen. Flankierend zum »Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung« (§ 1631 BGB) gab es eine bundesweite Plakat-Kampagne mit den Motiven von zwei Mädchen und einem Jungen. In einem Offenen Brief haben wir damals kritisiert, dass der abgebildete Junge nicht nur als Opfer dargestellt wurde, sondern bereits als potentieller Täter. Angesichts der damals schon breit geteilten Erfahrungen über die Folgen von Gewalt an Kindern war das unglaublich danebengegriffen und maximal fahrlässig. Das hat mich über Monate aufgeregt und verärgert! Mir sagte das: die Kampagnenverantwortlichen im Ministerium sind schlicht nicht auf der erwarteten fachlichen Höhe. Unserem Offenen Brief schlossen sich knapp 400 Frauen und Männer an, und erfreulich dabei: auch Kolleginnen aus Opferberatungsstellen und Frauenhäusern beteiligten sich. Angesichts vieler Konflikte in den Jahren zuvor zwischen Männern und Frauen im Themenfeld »Geschlecht und Gewalt« eine sehr angenehme Erfahrung. Die damalige Ministerin Christine Bergmann verteidigte die Aktion und stellte sie, wie das so üblich ist, als Erfolg dar. Renate Augstein, damals Leiterin des Grundsatzreferates Frauenpolitik im BMFSFJ, die ich vom gemeinsamen Forschungsprojekt der Opferhilfe e.V. und Männer gegen Männer-Gewalt Hamburg kannte, räumte in einem persönlichen Gespräch später ein, dass die Vergabe an die Werbefirma und insbesondere die Feedbackschleifen bis zur endgültigen Freigabe des Druckauftrags nicht ganz glücklich verlaufen seien.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deiner Arbeit?
Die jährlichen bundesweiten Männertreffen, an denen ich mit wenigen Ausnahmen seit 1986 teilnehme. Das ist immer so ein Mix aus Begegnung, Freizeit, Arbeit, Wohlgefühl, Experiment, Inspiration, Verbundenheit, Kurzurlaub. Da treffe ich Männer wieder, die ich über das Jahr nicht sehe, einfach weil sie zu weit weg wohnen. Schön daran: wir kommen alle mal raus aus unseren Alltagsblasen und erzählen uns, wie es uns über das Jahr ergangen ist. Und weil viele viel voneinander wissen, können wir uns gut tragen und halten, manchmal auch aushalten.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit ausmachen?
Neugier, Zuverlässigkeit, Kontinuität.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Jungen-, Männer- oder Väterarbeit? Hast du Beispiele?
Erfolg in meiner Arbeit ist ja relativ und temporär. Wenn eine Entwicklung bei einem Klienten oder in einer Gruppe spürbar wird, im Sinne von Bewegung, gedanklich, emotional, dann würde ich von Erfolg sprechen. Wenn daraus noch Entscheidungen, Handlungen, gar neue Wege entstehen, umso besser. Und wenn meine Arbeit daran einen Anteil hat, durch einen Impuls, eine Begleitung, eine Ermutigung, auch mal eine Konfrontation, freut es mich. Feedback nach Jahren freut mich besonders, wenn da jemand auf mich zukommt und sagt: »Die Gespräche haben mir damals gutgetan, und das hat auch mit dir zu tun«.

Was gibt dir Sinn und Erfüllung in der Arbeit?
Wenn ich spüre, dass gegenseitiger Respekt gelebt wird und keine Worthülse bleibt, z.B. in laufenden Projekten. Da darf auch mal etwas langsamer als schneller vorangehen, Hauptsache, alle Beteiligten sind an Bord und die Schwarmintelligenz kommt zum Zuge. Lieber gründlich als überhastet – ich finde, dass wir uns für die wichtigen Dinge die Zeit zurückholen sollten, die etwas braucht, um zu gelingen, Entschleunigung als Grundrecht – Hetze im Alltag gibt es ohnehin genug. Wenn jemand mit Zeitdruck agiert, werde ich mittlerweile oft sehr gelassen und schaue erst mal, worum es überhaupt geht. Ich hinterfrage gerne behauptete Selbstverständlichkeiten und schaue, ob sie gerade für mich passen. Und ich liebe Kontinuitäten, auch so ein Dimension von Zeit. Wenn ich Kollegen von vor Jahren wiedertreffe und das Gefühl da ist, wir könnten gleich wieder da anknüpfen, wo wir neulich aufgehört haben – das ist der Hit!

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) stolz?
Dass ich an der ersten offiziellen Bestandsaufnahme zur Beziehungsgewaltarbeit in Deutschland beteiligt war. Dass wir fast 25 Jahre »Switchboard« gestaltet und herausgegeben haben, angefangen bei der geklammerten Lose-Blatt-Sammlung bis hin zum grafisch gestalteten Heft. Dass ich die »Sozialen Jungs Hamburg« fortgeführt habe, obwohl nach sechs Jahren das Budget halbiert wurde. Und dass ich mich mit meinen Sichten auf Jungen- und Männerarbeit oft verstanden fühle.

Mit welchen Institutionen und Personen hast du gerne zusammengearbeitet oder tust es noch?
Personen gibt es viele, Frauen wie Männer. Sicher sind dies die nahen Kollegen, mit denen mich eine lange berufliche, teils auch persönlich intensive Zusammenarbeit und Freundschaft verbindet. Es sind aber gar nicht so sehr Institutionen, sondern vielmehr Orte, an denen Begegnungen stattgefunden haben, die mir etwas bedeuten und die ich nicht missen will. Auch wenn es sie so nicht mehr gibt, wie z.B. die HVHS »Alte Molkerei« Frille. Dort bin ich mit der Jungenarbeit Mitte/Ende der 1980er Jahre beruflich großgeworden, hab gestritten, gelernt und sie ein Stück weit auch mitgestaltet. Und dann waren und sind – noch einmal – die kleinen und großen Männertreffen wichtige wechselnde Orte, für den persönlichen, aber auch fachlichen Austausch.

Was hat die Männer ausgemacht, mit denen du am liebsten zusammengearbeitet hast?
Im Wesentlichen waren und sind das die, die mir gedanklich, seelisch oder auch ganz pragmatisch in der Arbeit ähnlich sind, das macht vieles leichter, wenn die Zeiten und Themen gerade nicht so einfach sind. Aber ich fühle mich auch beschenkt, wenn Kritisches echt und zielführend rüberkommt. Das inspiriert und bereichert mich.

Hast du eine Lebensphilosophie?
Neugierig bleiben für das, was noch kommt.

Wo siehst du Brüche in deiner Arbeit? Wodurch wurden die verursacht?
Brüche als zeitliche und damit auch inhaltliche Unterbrechungen gab es immer dort, wo Vorhaben in der Jungen-, Männer- und Väterarbeit nur projektiert und befristet waren, und eben nicht oder kaum institutionalisiert und also auf Dauer gefördert wurden – obwohl sie von allen Seiten stets als wichtige Vorhaben eingestuft wurden. Das habe ich oft erlebt, auch bei Kollegen. Wie kann da langfristig etwas Nachhaltiges entstehen, wenn nach wenigen Jahren alles wieder auf null gestellt wird? Wenn die Kollegen abwandern (müssen), um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und damit Expertise verloren geht? Politik und Verwaltung möchten sich oft gern profilieren, aber nicht verbindlich werden, das ist ein systemisches Problem. Würde Jungen-, Männer- und Väterarbeit so ernst genommen werden wie viele gesellschaftliche Akteur*innen sich hier ein echtes geschlechterdemokratisches Engagement wünschen, sähe es vermutlich anders aus. Nachhaltigkeit gibt es aber nicht zum Spartarif.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis von Jungen-, Männer- und Väterarbeit?
In misstrauischen Politiken und schwerfälligen Verwaltungen gegenüber allem, was deren selbst geschaffene Sicherheiten bedroht. Aber natürlich auch bei Männern und Frauen, Vätern und Müttern selbst: Ängste, Klischees, Scham, Gleichgültigkeit.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Wenn Ärger und Frust am Ende doch noch in Kreativität und Hartnäckigkeit verwandelt werden können. Seit ich erfahren habe, dass Jungen-, Männer- und Väterarbeit alternativlos ist, will ich nicht mehr dahinter zurück.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines beruflichen Lebens erreicht haben?
Ich würde gern ein Archiv der Männerbewegung und Männerarbeit mitgestalten, Materialien und Dokumente dazu habe nicht nur ich reichlich. Es braucht aber Leute, die so etwas finanzieren, und weitere Leute, die das Archivieren richtig gelernt haben, damit es auch nutzbar gemacht werden kann für Interessierte, vielleicht auch für die nächste Generation. Ich kann da nur beratend und etwas einordnend gedankliche Fäden zusammenführen.

Eine nicht gestellte Frage, die du aber dennoch gerne beantworten möchtest?
Tatsächlich die Frage nach dem Reichtum, den es an männlichen Ausdrucksformen jenseits der üblichen Sprache noch oder immer wieder zu entdecken gibt, etwa in Tanz und Bewegung, Bildern und Filmen, auch Musik, Handwerk, Naturerleben und in der Kochkunst. In meinem Fall ist das die Fotografie, sie verschafft mir die Möglichkeit, Widersprüche, Botschaften und Stimmungen auszudrücken, wofür es nicht zwingend der gesprochenen Worte bedarf. Ich ziehe dafür alleine oder mit Freunden und der Kamera los. Die Fotografie setze ich auch in Portrait-Workshops mit Männern ein, mit wirklich schönen Ergebnissen zur Selbstfindung der Teilnehmer. Ich denke, dass diese »Sprachen« männerkulturelles Leben sehr bereichern und unendlich wichtige Beiträge zum gegenseitigen Wahrnehmen und Verstehen leisten können.

 
 
 

 
 
 
:: Alexander Bentheim, Jg. 1959, ist Dipl.-Pädagoge und ist seit 1986 in einem Mix aus Anstellung und Freiberuflichkeit als pädagogischer und wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fortbildner, Lehrbeauftragter und Projektentwickler in der Männer-, Väter- und Jungenarbeit aktiv. Er war beteiligt an Forschungs- und Modellprojekten auf Bundes- und Länderebene zu den Themen Jungen/Männer und Gewalt (Täter, Opfer). Er arbeitete über 20 Jahre als Autor, (technischer) Redakteur, Mitherausgeber und Verleger von »Switchboard. Zeitschrift für Männer und Jungenarbeit«, gründete den Verlag, später auch die Agentur »MännerWege« mit und war in diesem Rahmen zusammen mit seinem langjährigen Kollegen Andreas Haase u.a. verantwortlich für den Aufbau des Väterportals NRW. Mit der Agentur war er auch Gründungsmitglied des »Bundesforum Männer« und dort in der »Fachgruppe Jungen und junge Männer« aktiv. Er war Beiratsmitglied im bundesweiten BMFSFJ-Projekt »Neue Wege für Jungs« während dessen Pilotphase, organisierte über viele Jahre ein »Praxistreffen Jungenarbeit« für Kolleg*innen der Offenen Arbeit in Hamburg, koordinierte 17 Jahre lang den Hamburger Boys Day (»Was für Jungs!«) und leitete 13 Jahre das berufsorientierende Förderprojekt »Soziale Jungs Hamburg«. Seit 2020 ist er im Beratungsteam NRW des Männerhilfetelefon, engagiert sich darüber hinaus zusammen mit Frank Keil für das online-Portal »MännerWege« und arbeitet in eigener Praxis als Berater, Coach und Supervisor. Er lebt in Hamburg und ist nebenbei auch gern als Fotograf und Kleingärtner unterwegs. Über seine fotografische Arbeit kann man mehr erfahren auf den Portalen photocase, times-magazine und Instagram.

»Pro nicht wahlberechtigtem Kind darf jedes Elternteil eine halbe Wahlstimme mehr abgeben!«

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Martin Verlinden, Köln

See in Guatemala

Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Foto: p.m.roedel, photocase.de | privat

 
Was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen? Was dein politischer und fachlicher Zugang?
Mit der Geburt meiner fünf Töchter zwischen 1979 und 1987 steigerte sich mein Interesse an der Genderpolitik. Zugleich erhielt ich seitens des Landesfamilienministeriums NRW genügend entsprechend gelagerte Aufträge und Projektzusagen zur Bestandsaufnahme und Entwicklung von Arbeitshilfen zur sozialemotionalen Erziehung im Kindergarten, der dortigen Beziehungen zwischen Mädchen und Jungen, der Bedeutung von Männern als Väter, dem Fehlen von männlichen Fachkräften in der Familienbildung, Kitas und Beratung. Mein Arbeitsansatz kulminiert in der Erkenntnis: Kinder brauchen präsente Väter und männliche Fachkräfte, um gleichberechtigte Interaktionen und selbstbewusste Kommunikation zu erlernen.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Jungen, Männern und Vätern?
Stets beschäftigten mich die Fragen nach günstigen Bedingungen zur Entwicklung von Identität und Autonomie, Gleichberechtigung und Vielfalt – gegenüber Konformismus und Drill, Hierarchie und Uniformität.

Wie hat sich dein Engagement für Jungen, Männer und Väter entwickelt, ggf. verändert?
Mit der Erkenntnis (nach Urie Bronfenbrenner), dass die individuelle Entwicklung in einem Spannungsfeld steht zwischen vielen mikro- und makrosystemischen Einflüssen, verflüchtigte sich das Individuum zentrierte Arbeits-Paradigma in der Jugendhilfe und Bildungspolitik, denn: Kind, Partnerschaft und Familie sind nicht die Ursache für Probleme und Scheitern, sondern nur der Ort des Geschehens.
Die strukturellen Einflüsse mussten mitberücksichtigt werden, Väter und Jungen brauchen besser finanzierte Hebammen, Kindergärten, Grundschulen, Familienbildung und -beratung, ansonsten bleiben sie Spielbälle hinterwäldlerischer Medien, Verwaltungen, Glaubensvertreter und Parteien.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche/historische Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Die Popularisierung toxischer Männlichkeit und des irrationalen Nationalismus stieg in den letzten 20 Jahren erheblich an. Symptome dafür sehe ich insbesondere in den unbeschreiblich hässlichen Auftritten und spürbaren Eigenschaften von Donald Trump und anderer mit ihm vergleichbarer »Diktatoren« größerer und kleinerer Staaten – auch in Europa. Und im Auf und Ab der radikalen völkisch-rassistischen und fundamentalreligiösen Strömungen in Deutschland, Europa und international.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und beruflichen Beziehungen?
Die Dauerhaftigkeit von beruflich progressiven Projekten steigt mit der Finanzierung. So bedauere ich, dass Männer-Politik und Väter-Arbeit immer noch wie ein Blinddarm der Frauenpolitik verortet ist. Es fehlt in den Familienministerien und Kommunen ein Budget, das dauerhaft und ausdrücklich nur für die Jungen-, Männer- und Väterarbeit reserviert ist.
Die Familie, die Kinder, die Mütter und Väter haben keine nennenswerte Lobby. Erst ein im Grundgesetzt verankertes Familienwahlrecht: »Pro nicht wahlberechtigtem Kind darf jedes Elternteil eine halbe Wahlstimme mehr abgeben!« könnte Abhilfe schaffen. Dann erst werden Ministerien und Parteien ihre familienpolitischen Konzepte dem echten Bedarf von Familien anpassen und angemessen ausweiten.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit und in deinen Beziehungen zu anderen ausmachen?
Was mich in meinen Projekten und wohl auch Beziehungen antreibt sind eine große, suchende Neugier nach Erklärungen, dann sicher auch eine Jahre anhaltende Ausdauer für Forschung und schließlich die selbstkritische Freude an der Verbalisierung und Diskussion von Ergebnissen.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Auseinandersetzung mit Jungen-, Männer- und Väterthemen? Hast du Beispiele?
Erfolge meiner Arbeit messe ich an der Verbreitung von empirischen Erkenntnissen zu Vielfalt und Verläufen von Männlichkeiten, dann auch an dem Wachstum und der Alltagstauglichkeit von professionellen Männernetzwerken und nicht zuletzt an der politischen und finanziellen Absicherung der Arbeit mit Jungen, Männern, Vätern und Großvätern.

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Wenn ich Menschen in ihren gemeinsamen Anliegen und unterschiedlichen Kompetenzen vernetzen kann und sie dadurch voneinander lernen können.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Die Gründung des Männer-Väter-Forum Köln im Jahr 1999 war ein wichtiger Meilenstein meiner praxisbezogenen Kooperation mit Männern und Frauen in alltäglichen Genderfragen. Das Forum florierte zwei Jahrzehnte weit über die Region Köln hinaus.
Grundsteine zu Konzepten der Väterarbeit in der Familienbildung, Familienberatung und in Kindergärten gehen auf Projekte zurück, die ich unter anderem mit Forumsmitgliedern in Nordrhein-Westfalen für Wohlfahrtsverbände und Familienministerien durchführen durfte.
Schließlich konnte ich nach meiner Pensionierung meine Erfahrungen auch in Projekte zur Väterarbeit und Gewaltprävention in Mittelamerika (Guatemala) einbringen.

Mit welchen Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder bist es noch?
Ich glaube, ich hatte großes Glück, dass ich meine beruflichen Themen und Schwerpunkte mit meinen privaten Lebensübergängen parallelisieren konnte. Denn mit der persönlichen Herausforderung, fünf eigene Töchter in ein eigenständiges Leben zu begleiten, lernte ich das Engagement und die Grenzen von vielen Hebammen, Fachkräften der Familienbildung und -beratung sowie Tätige in Kindergärten, Lehrkräfte an Grundschulen und weiterführenden Schulen und in Vereinen sowie deren Funktionäre kennen und wertschätzen.
Je älter ich mit dieser Arbeit werde, umso mehr verbreitern sich die Kreise und irgendwann gebe ich den Staffelstab gern an Jüngere ab, durchaus mit der Un-Gewissheit, ob und wie sie die Arbeit weiter vorantreiben können.

Was hat die Männer/* ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht hast?
Im Männer-Väter-Forum Köln, als Dozent an der Technischen Hochschule Köln und in Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden traf ich immer wieder sowohl auf junge Leute, Studenten, Berufsanfänger, die Einstiege und Orientierungen zur Väterarbeit suchten, als auch auf bereitwillige Mentoren, die ihre profunde Erfahrung weitergeben mochten. Mit ihnen konnte ich zum Teil sehr fruchtbare Beziehungen aufbauen, in denen wir uns mit gegenseitiger Wertschätzung entgegentreten. Entweder begleiteten wir gemeinsam spannende Projekte, schrieben unser Wissen auf, vernetzten uns mit anderen im Land, organisierten Fachkongresse oder hielten rege virtuelle Kontakte zueinander.

Hast du eine Lebensphilosophie, ggf. ein Lebensmotto?
Ich glaube, mein Pflichtbewusstsein ist recht ausgeprägt, etwa nach dem Imperativ: Mach das Beste aus dir! Handle so, dass du zur positiven Evolution der Menschheit beiträgst!

Wo siehst du Brüche in deinen beruflichen oder freundschaftlichen Beziehungen? Wodurch wurden diese verursacht?
Mitunter kam es in der Arbeit zu Konkurrenzen und Verstimmungen, auch zwischen verschiedenen Trägern und Regionen in Deutschland, etwa wer welche Fördertöpfe mit welchen »ähnlichen« Projekten und Verbindungen erobern konnte. Oder ob die im öffentlichen Dienst abgesicherten Kräfte besser den Selbständigen in der Väter-, Jungen- und Männerarbeit den Vortritt lassen sollten.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit Jungen-, Männer- und Väterthemen?
Unsere Arbeit läuft meist unter dem Dach der Familienpolitik, Sozialpolitik und dem Jugendhilfegesetz; die Entstehung von Familien mit Schwangerschaft und Geburt sowie die Arbeit in Sozialisationsinstanzen und Institutionen der ersten zehn Lebensjahre ist damit überwiegend an Frauen, deren Bedürfnissen oder Interessen, orientiert! Das führt zu einem traditionellen Monopol an weiblichen Fachkräften und zur Exklusion von Fachmännern (etwa durch geringe Honorare) hinsichtlich der Geburtsvorbereitung, Familienbildung, Kleinkinderziehung, insbesondere in Kindergärten und Grundschulen.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Meine Vorbildfunktion für meine Töchter und Enkel lässt mich auch viele Jahre nach meiner Pensionierung aufmerksam bleiben für die enorme internationale, globale und zukunftsweisende Bedeutung gewaltfreier, gefühlsbewusster und wertschätzender Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen, Männern und Frauen, Vätern und Müttern, Eltern und Kindern, in öffentlichen Einrichtungen, Betrieben, Verbänden, Parteien, Religionen und Vereinen.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Ich bin eigentlich längst da, wo ich immer hinwollte; meine Projekte, Veröffentlichungen, Nachfahren und persönlichen Verbindungen stehen für meine Begriffe längst am richtigen Platz. Vielleicht bestärkt mich der Impuls dieses Interviews hier, in den nächsten Jahren ein wenig an meiner Biografie und an meiner Reiselust zu arbeiten.

Eine nicht gestellte Frage, die du aber dennoch gerne beantworten möchtest?
Die Frage danach, welche Interaktion zwischen meinem Privatleben und der beruflichen Entwicklung entstand, denn das ist mir noch wichtig zu sagen: Mit der Zeit lernte ich, mich selbst im Spiegel der Entwicklung von Männer-Themen zu betrachten. Und ich versuchte möglichst, die Konzepte in meinem eigenen Alltag anzuwenden und zu prüfen, die ich aus Forschung und Beratung, aus der Lehre und von Kollegen als »grundsätzlich sinnvoll für Männer« ansah. Dadurch fühlte ich mich zunehmend authentischer und selbstbewusster.
 
 
 

 
 
 
:: Martin Verlinden, Jahrgang 1949, Vater von fünf Kindern mit sechs Enkeln, wohnhaft in Bonn, Diplompsychologe. Forschung, Beratung, Lehre, Publikationen insbesondere zu den Themen Sozialemotionale Erziehung im Kindergarten, Mädchen und Jungen im Kindergarten, Väter im Kindergarten, Bestandsaufnahme zur Väterarbeit in NRW, Väter in der Familienbildung, Vom Mann zum Vater, Väter in Transitionen, Initiativen zu »Mehr Männer als Fachkräfte in Kitas«.

»Das Aufleuchten einer Erkenntnis in den Augen des Gegenübers«

Der MännerWege Fragebogen – beantwortet von Georg Paaßen, Mülheim

Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: privat

 
Georg, was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und/oder Väterthemen?
Beide Eltern wurden vom Weltkrieg traumatisiert. Das hat sich nur selten gezeigt, war aber (findet mein Ich im Jahr 2023) deutlich zu spüren. Mein Vater war wenig präsent und starb, als ich 11 war, am Alkohol. Mir war klar: Die Männer sind selten glücklich. Im Alltag waren meine Mutter und meine Schwestern viel prägender. Auch andere weibliche Erwachsene in Familie, Kirchengemeinde und Verwandtschaft spielten wichtige Rollen. Meine Alltagserfahrung passte nie zu der Behauptung des Patriarchats, dass nur Männerwelten beachtenswert seien.

Und was ist dein politischer und fachlicher Zugang?
Die Feministinnen der 1970er und 1980er fielen mir auf. Beeindruckt war ich vom anderen Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in Büchern wie »Frauen« von Marilyn French oder »Der Tod des Märchenprinzen« von Svende Merian. Bei einer Organisation, die 18-monatige Freiwilligendienste im Ausland organisiert, war ich um 1987 an den Vorbereitungsseminaren beteiligt, wo wir Sexismus zum Thema gemacht haben.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Jungen, Männern und/oder Vätern?
Wir haben, als wir die Initiative »Pfefferprinz – Männernetzwerk und Aktion« gründeten, lange über die Zielformulierungen diskutiert. Hängen geblieben ist mir vor allem »enhancing men’s lives«, das deutsche Wort »bereichern« trifft es aber nicht wirklich. In meinem Engagement geht es mir um Klarheit über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Dabei denke ich immer mit, dass meine Entwicklung, meine Entscheidungen und meine Zukunft in sozialen Zusammenhängen verlaufen. Ich habe Entscheidungen getroffen: Ich möchte mit meiner Lebenspartnerin alt werden. Ich wollte mit ihr auch Kinder in den Welt setzen, die wir – gemeinsam – ins Leben begleiten. Das wäre mit einer beruflichen Karriere nicht vereinbar gewesen.
Ohne die Begegnungen mit alten Verwandten und im Zivildienst hätte ich mich auch nicht für den »Frauenberuf« Altenpflege entschieden. Auch heute noch, mit 58 Jahren, werde ich für beides schief angesehen.
Mit meinem Lieblingsmenschen, mit den Kindern (beide sind erwachsen) und auch mit Freund*innen, war Ehrlichkeit immer ein zentrales Thema. Dazu gehört auch, soziologische Tatsachen anzuerkennen und diese bei Bedarf zum Thema zu machen und zu hinterfragen. Das Patriarchat ist eine solche soziologische Tatsache. In patriarchalen Machverhältnissen erleben sich Männer immer wieder als »unpassend« und erfahren auf vielerlei Weise Anpassungsdruck. Ich habe noch niemanden kennengelernt, bei dem das ohne Verängstigungen, Verletzungen und spurlos geblieben wäre. Ohne die Begegnung mit bewegten Männern hätte ich nicht Klarheit über meine Wünsche und Bedürfnisse erarbeiten können. Diese Entwicklungen habe ich gern in Männer- und Vätergruppen und bei Männertreffen vorangebracht. So konnte ich zu meinen Entscheidungen stehen und Konflikte im Privat- und Berufsleben durchstehen.
Ich habe viele Pflegeauszubildende begleitet. ich habe in der Palliativversorgung Sterbenden und ihren Angehörigen beigestanden. Ich konnte auch meine Mutter in ihrem Sterben und meine Geschwister in ihrer Trauer begleiten.

Wie hat sich dein Engagement für Jungen, Männer und/oder Väter entwickelt, ggf. verändert?
Ich bin über die Jahre offener und verständnisvoller für die Lebensentwürfe und Prioritäten anderer geworden.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche/historische Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Ein einzelnes Ereignis fällt mir nicht ein. Aber Entwicklungen, etwa dass in der Zeit meiner Entwicklung zum erwachsenen Mann HIV und AIDS aufkamen, und damit auch eine Enttabuisierung des Sprechens über homosexuelle Lebensweisen. Oder diese Entwicklung: Wenige Jahre vor unseren Kindern wurde das Elterngeld eingeführt, das seitdem auch mehr und mehr Väter in Anspruch nehmen. Elterngeld war möglich, weil die »Erziehungsleistungen« gesellschaftlich zum Thema gemacht werden konnten. Die Rolle von Vätern wurde damit ebenfalls in den Blick genommen. In meinem Umfeld gehörte ich in den 1990er Jahren zu sehr wenigen Vätern, die vor der Kita standen oder (ohne Frau) beim Kinderarzt waren. (Uns mit Kinderfahrradanhänger zu sehen, war für viele in unserer Stadt auch eine Premiere.) Schließlich: Die vielen Jahrzehnte, in denen wir um gendergerechte Sprache ringen. Es ist viel besser geworden. Gefühlt werden die Auseinandersetzungen mit Ignoranten (und wenigen Ignorant*innen) leider nicht seltener.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und/oder beruflichen Beziehungen?
Eine reicht nicht, da gibt es mehrere, zum Beispiel die 17jährige, die mir um 1984 sagte: »Der Feminismus hat sich erledigt. Wir sind gleichberechtigt.« Und die Angst des schwulen englischen Freundes vor homophoben Gewalttätigkeiten auf offener Straße. Und die gemeinsame Entscheidung: Wir möchten zusammen Kinder und sie aufwachsen sehen, ebenso dann die gemeinsame Entscheidung, dass wir nicht noch mehr Kinder möchten und in der Folge meine Vasektomie. Auch das berufliche Scheitern einer 25jährigen Kollegin, die sich als Pflegefachperson in nur wenigen Jahren in die Berufsunfähigkeit gearbeitet hatte. Und ein Workshop über Männerkörper, auch mit Anfassen, und selbstverständlich mit Haydar Karatepe (1957-2011), damals beim Männertreffen 1994. Wie ebenso ein Bauer in Lederkluft, der sein schwules Coming-Out jenseits des 60. Geburtstages auch auf dem Männertreffen genoss. Und nicht zuletzt viele offene Gespräche mit Männern in single/komplizierten/schwulen/getrennten/verwitweten-Beziehungen, ohne und mit Kindern, in denen wir immer wieder Gemeinsamkeiten in unseren Lebensentwürfen entdecken konnten.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit und/oder Beziehungen zu anderen ausmachen?
Offenheit, Ehrlichkeit, …

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Das Aufleuchten einer Erkenntnis in den Augen des Gegenübers.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Zuerst: »Unsere« beiden Kinder leben ein glückliches Leben. Da gerade Mai 2023 ist: Mir ist sehr präsent, dass ich einen, wenn auch sehr kleinen, Anteil daran habe, dass in Deutschland kein Atomstrom mehr produziert wird. Ich habe von einigen Erlebnissen bei den Männertreffen geschrieben; ich habe Grund zu der Annahme, dass ich manche Männer ermutigt habe, sich selbst zu erkennen. Ich bin Altenpfleger, und weil der überwiegende Anteil der pflegebedürftigen Alten Frauen sind, konnte ich vielfach Geschlechtervorurteile entkräften und Vertrauen erwerben. Ich hoffe auch, dass ich vielen Auszubildenden Stolz auf den Pflegeberuf vermitteln konnte – das war nicht einfach, weil ich als Praxisanleiter überwiegend mit weiblichen Auszubildenden zu tun hatte.

Mit welchen Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder bist es noch?
Mit Alexander Bentheim von der Agentur MännerWege, mit dem »Rundbrief antisexistischer Männer« (erschien von 1988 bis 1992 in Berlin) und mit der Zeitschrift »Moritz« (erschien von 1993 bis 1997 ebenfalls in Berlin), außerdem mit dem Friedenszentrum Martin-Niemöller-Haus. Wenn das bundesweite Männertreffen und das Herbst-Männertreffen als Institutionen gelten, dann auch diese 😉

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit Jungen-, Männer- und/oder Väterthemen?
In den patriarchalen Machtstrukturen … aber das ist zu allgemein. Versuch der Präzisierung (1): Faulheit und Angst scheinen es vielen Männern fast unmöglich zu machen, eigene Verhaltensweisen und Eingrenzungen zu hinterfragen. Neue Erfahrungen sind dann nicht eine Einladung zu lernen und zu wachsen, sondern werden bedrohlich empfunden. Bis hin zu frauen- oder schwulenfeindlichen Gewalttaten. Versuch der Präzisierung (2): Wieder und wieder muss ich erleben, dass Menschen, statt die gesellschaftlichen Verhältnisse zu hinterfragen, ersatzweise einzelne Mitmenschen ins Visier nehmen. So werden Verhaltensweisen, die nicht-konformistisch sind, zu persönlichen Angriffen stilisiert und es wird zum persönlichen »Gegenangriff« geblasen.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Viele freudige menschliche Begegnungen.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Ich habe das Wichtigste schon erreicht, dem Rest des Lebens sehe ich gelassen entgegen. Mit fast 60 Jahren kann ich überlegen, was ich mir für die Rentnerjahre vorstelle. Da denke ich als erstes an die Klimakatastrophe. Als zweites: Ich habe beruflich in der Pflege viel Wissen und Erfahrung erworben. Wahrscheinlich wäre es der verantwortlichste Umgang, mich in der Palliativversorgung zu engagieren. Was auch offene Begegnungen mit Menschen verspricht.
In der dritten Lebensphase werden Männer neu mit Fragen nach dem Lebenssinn konfrontiert. Auch die Sorge für andere und Situationen, in denen wir selbst auf Hilfe angewiesen sind, spielen eine größere Rolle. Mal sehen, was ich vor diesem Hintergrund, mit meinen Lebenserfahrungen, tun kann.

Eine nicht gestellte Frage, die du aber dennoch gerne beantworten möchtest?
Ich begann die Welt zu entdecken, bevor es das Internet gab. Deshalb waren und sind Bücher für mich wichtig. Ein Frauenbuch, das ich Männern gern empfehle: »Die Töchter Egalias« von Gerd Brantenberg (1977, Verlag Frauenoffensive, ISBN 388104163X).
2023 kollidieren Männer in ähnlicher Weise mit Rollenerwartungen wie 1993. Wenn das Rad nicht wieder und wieder neu erfunden werden soll, dann braucht es Kontinuitäten und Menschen, die die »Basisarbeit« machen: Prozesse und Konflikte dokumentieren, Männer vernetzen, Projekte aufbauen und deren Arbeit öffentlich machen. »MännerWege« aus Hamburg hat dazu sehr wichtige Arbeit geleistet. Ich freue mich, dass ich das unterstützen konnte.
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
:: Georg Paaßen, geb. 1964, aufgewachsen im Ruhrpott, Männergruppen in Glasgow und Berlin, Vätergruppe im Ruhrpott, Teilnahme an diversen Männertreffen.

Verletzte Helden

Über Depressionen als zunehmendes Männerproblem und ihre Behandlungsmöglichkeiten.

Ein Mann versteckt sich hinter einem Kissen an einer Wand

Text: Ralf Ruhl
Foto: Andreas Siegel, photocase.de

Männer verbergen eine Depression oft hinter Schweigen oder Aggression. Sie wollen sie nicht wahrhaben, sind aber besonders gefährdet, insbesondere in Hinsicht auf soziale Isolation, Sucht und Suizid. Dr. med. Jens-Michael Wüstel zeigt in seinem Buch männerspezifische Auswege und Bewältigungsstrategien.

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