Meine Mutter ging in den Westen, mein Onkel blieb im Osten

Erinnerungen an meine frühen Verwandtenreisen in die DDR

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Text: Frank Keil
Foto: Rick., photocase.de
Special: 25 Jahre Wiedervereinigung

»Das mit den langen Haaren musst du aber ändern«, sagt mein DDR-Onkel Günther und gibt mir die Hand. »Wir hier im Sozialismus haben gute Frisöre«, sagt er. Ich bin 14 Jahre alt, ich habe langes, dünnes Haar, auf das ich sehr stolz bin. Es hat mich viele Kämpfe gekostet, bis mein Vater es aufgegeben hat, mich zu dem Frisör zu schicken, zu dem auch er immer geht.
Ich bin das zweite Mal in der DDR. Ich besuche meine Verwandten, es ist meine Idee, ich besuche sie eine Woche lang, und ich habe West-Kaffee mit und West-Schokolade …

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Manchmal muss man auf den Mond zeigen

Die deutsche Geschichte – wie oft ist sie erzählt worden. Was nur gut gelingen kann, wenn man auch auf ihre wechselseitigen Bedingtheiten zurückschaut.

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Text: Frank Keil
Foto: Alexander Bentheim
Special: 25 Jahre Wiedervereinigung

Männerbuch der Woche, 41ste KW. – André Herzberg entwirft in »Alle Nähe fern« ein jüdisch-deutsches Familienepos mit deutlichen biografischen Bezügen. Und er fragt nicht zuletzt nach den Bedingungen jüdischen Lebens in der einstigen DDR.

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»Pegida? 40 Jahre degeneriertes Bewusstsein von Geschichte«

Gedankensplitter des Dresdner Künstlers Via Lewandowsky, der zurzeit in der Kunsthalle Kiel ausstellt

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Text und Foto: Frank Keil
Special: 25 Jahre Wiedervereinigung

Via Lewandowsky, gebürtiger und kunststudierter Dresdner, gehörte Ende der 80er-Jahre zu der Künstlergruppe »Autoperforationsartisten«, die mit ihren Performanceaktionen gegen die offiziellen Vorstellungen von Kunst in der DDR agierte. Wie viele andere Künstler seiner Generation verließ auch er die DDR.

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Ausgebeutet für den Klassenfeind

ARD-Dokumentation am 12. Oktober über DDR-Zwangsarbeiter, die für Westfirmen leiden mussten

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Text: Alexander Bentheim (Redaktion nach Quelle SWR)
Foto: #almo, photocase.de
Special: 25 Jahre Wiedervereinigung

Im Akkord mussten sie Strumpfhosen und Bettwäsche nähen, Möbel und Autoteile herstellen. Auch im Kohlebergbau oder in der Chemie- und Stahlindustrie schufteten sie unter katastrophalen Bedingungen. Politische Häftlinge wurden in der DDR zu harter, gefährlicher Arbeit gezwungen. Ausbeutung als System – wer sich wehrte, wurde hart bestraft. Viele der Produkte aus den Gefängnissen gingen in den Export, ausgerechnet an den Klassenfeind. Rund 6.000 westdeutsche Firmen nutzten die DDR als Billiglohnland. Knastwaren aus dem Osten landeten so auf den Wühltischen im Westen. Das »Who is who« der deutschen Wirtschaft profitierte.
Die Autoren der Dokumentation, Achim Reinhardt und Claudia Butter, beide Reporter des investigativen ARD-Politikmagazins »Report Mainz«, haben wochenlang im Bundesarchiv, im Stasi-Archiv sowie in Landesarchiven recherchiert, mit Zeitzeugen und Wissenschaftlern gesprochen. Der Film deckt mit neuen, exklusiven Recherchen auf, wie politische Häftlinge in der DDR ausgebeutet wurden und welche namhaften Westkonzerne damit hohe Gewinne erzielten. Die Autoren konfrontieren ehemalige DDR-Verantwortliche und Konzernmanager, fragen die Bundesregierung nach ihrer Verantwortung für die Opfer von Zwangsarbeit. Mit der Kamera begleiten sie politische Häftlinge, die DDR-Täter und Profiteure von einst zur Rede stellen.
Der Film widmet sich einem brisanten zeithistorischen Thema, das bis in die Gegenwart für Zuschauerinnen und Zuschauer im Westen wie im Osten von Bedeutung ist. Für billige Waren im Westen zahlten politische Gefangene in der DDR einen hohen Preis. Die Opfer der DDR-Zwangsarbeit leiden bis heute unter dem erlittenen Unrecht. Doch auch 25 Jahre nach der Deutschen Einheit müssen sie noch immer auf Aufarbeitung und Wiedergutmachung warten.

Sendung: Montag, 12.10.15, 23:30h, ARD, Reihe »Geschichte im Ersten« (45 Min.).

Problematische Neubewertungen der (eigenen) Geschichte

Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich »ostdeutsch« sagen …

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Text: Matthias Scheibe
Foto: shnipestar, photocase.de
Special: 25 Jahre Wiedervereinigung

Ich bin zu jung um aufrichtig behaupten zu können, ich würde mich (immer noch) als DDR-Bürger fühlen. Wende und Wiedervereinigung ereigneten sich – während ich die Grundschule besuchte und darauf wartete, endlich alt genug zu sein, um das blaue gegen das rote Halstuch eintauschen zu dürfen. Das Ausbleiben dieses Ereignisses ist neben dem Korrekturmarathon, bei dem alle Schüler_innen mit Lineal und Bleistift den Inhalt der eigenen Schulbücher an die aktuelle politische Lage anpassen mussten, die einzige negative Erinnerung an die Phase des massiven Umbruches. (…) In einem Deutschbuch jedes Mal vor das Wort DDR das Adjektiv »ehemalige « zu setzen war nervig, hinterließ bei mir aber keine bleibenden Schäden, zumindest sind sie mir nicht bewusst.
In vielen Gesprächen mit unterschiedlichsten Männern habe ich jedoch erfahren, wie problematisch diese Neubewertung der (eigenen) Geschichte ausgefallen war: Massenhaft wurden Lebensleistungen entwertet, Karriereplanungen beendet und alles, was gestern richtig war, wurde – ohne es zu prüfen – für falsch erklärt. Viele dieser Männer sind heute noch verunsichert oder verbittert.

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»Schweinefleisch und Schnaps gab es immer«

Interview mit André Kubiczek über Wendeschicksale, als man noch liebte und nicht Beziehungen pflegte, und warum der Kopierer der größte Feind der DDR war

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Interview: Frank Keil
Foto: jock+Scott, photocase.de
Special: 25 Jahre Wiedervereinigung

Berlin, Prenzlauer Berg – Ecke Stargater Straße, Pappelallee: ein wahrhaft geschichtsträchtiger Ort. Ein paar Meter weiter ist die Gethsemanekirche, ein Hort der einstigen Ostberliner Opposition und der DDR-Friedensbewegung. »Die Pappelallee war gesperrt«, sagt André Kubiczek und zeigt auf die Straße, auf der gerade ratternd eine Straßenbahn vorbeifährt: damals, als es die ersten Demonstrationen gab und die Volkspolizei und die Staatssicherheit auffuhr, um diese im Keim zu ersticken. Was – wie wir heute wissen – nicht gelang. Obwohl man allein am 7. Oktober 1989 hier um die tausend Menschen verhaftete.
Aber da sind wir schon mitten im Gespräch über den Umbruch 1989, der mit der so genannten Wiedervereingung am 3. Oktober 1990 formal endete.

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»Die Ossis waren vernetzt.«

Über Menschen, Beziehungen und Freundschaften im alten und neuen Osten der Republik

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Text: Jörg Schneider
Foto: dommy.de, photocase.de
Special: 25 Jahre Wiedervereinigung

Ich weiß noch, wie mein Vater ein halbes Jahr lang jeden Samstag um 6 Uhr aus dem Haus ging, um sich vor dem »Centrum-Warenhaus« in die Reihe der Menschen anzustellen, die etwas kaufen wollten. Der Laden machte zwar erst um 8 Uhr auf, aber mein Vater war bei weitem nicht der erste in der Schlange.
Er wollte nur einen Tiefkühlschrank für uns erwerben, denn das Einkochen der Früchte aus dem Garten war ein mühsames Geschäft. Und er wollte meiner Mutter die Arbeit erleichtern. Nun waren natürlich Kühlschränke durchaus im Kaufhaus zu sehen – leider nur als Ausstellungsstücke. Falls ein »Kontingent« eintraf, konnte man tatsächlich einen oder zwei Stück davon »normal« erwerben – wenn man der Erste war. Die restlichen wurden mehr oder weniger heimlich zurückgehalten – die waren dann »reserviert«. Reserviert für Menschen mit Beziehungen.
Ich bin kein Mensch, der vergangenen Zeiten hinterhertrauert. Ich lebe vollkommen im Jetzt und erwarte gespannt jeden neuen Tag. Aber eine Sache ist mir in den letzten Jahren immer deutlicher geworden: Wir haben uns sehr verändert!

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»Was will dieses Grau’n bedeuten?«

Eine Al-Kaida-Geisel erzählt | Feature von Susanne Sporrer und Klaus Heymach am 6. Oktober im DLF

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Text: Alexander Bentheim (Redaktion nach Quelle DLF)
Foto: flobox, photocase.de

Eigentlich wollte Theo Padnos nur ein paar Tage im syrischen Rebellengebiet recherchieren. Doch dann fällt der US-amerikanische Autor in die Hände der Dschihadisten: der Beginn eines 22 Monate dauernden Martyriums. Die Kämpfer der Al-Nusra-Front, einem Ableger von Al Kaida, foltern Theo Padnos und geben vor, ihn hinzurichten. Die ersten Wochen verbringt der 46-Jährige verzweifelt und von Selbstvorwürfen gequält auf dem Boden seiner Kellerzelle kauernd. Doch nach und nach entwickelt der Literaturwissenschaftler Überlebensstrategien und versucht, die Gedankenwelt seiner Peiniger zu verstehen. Theo Padnos gewinnt Einblicke in die Wirren des syrischen Bürgerkriegs und den Alltag der Dschihadisten und beginnt noch in der Geiselhaft damit, seine Einsichten und die Todesangst literarisch zu bearbeiten.

Sendung: Dienstag, 6.10.15, 19:15h, Deutschlandfunk, Reihe »Das Feature« (45 Min.). Mehr zu Theo Padnos in einem Beitrag der WELT vom 22.4.2015.

Ich, ich und nochmals ich

Literaten erzählen zuweilen von dem, was sie selbst erlebt haben, und daraus schmieden sie ihre Bücher. Aber darf man alles erzählen? Man darf. Aber alles?

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Text: Frank Keil
Foto: Patrick90, photocase.de

Männerbuch der Woche, 40ste KW. – Karl Ove Knausgard ist beim fünften Band seiner bahnbrechenden Autobiografie »Min Kamp« angekommen. In »Träumen« erzählt er mit wuchtiger Offenheit von sich selbst als jungem Mann, der ein großer Dichter werden will. Damals, in der norwegischen Stadt Bergen von 1988 bis 2002.

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Mann. Macht. Krieg.

Fachtag »Kampf und Konkurrenz als gesellschaftliche Antriebskraft« am 6. Oktober im Schweriner Schloss

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Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: nild, photocase.de

»Schauen wir uns in den Geschichtsbüchern und dem gegenwärtigen Weltgeschehen um, wird immer irgendwo gekämpft, getötet, Krieg geführt. Und es sind immer wieder Männer, die solche gewalttätigen Auseinandersetzungen anzetteln, sie führen, sie am Ende niederschlagen. Umgekehrt sind es aber auch oft Männer, die gewaltlose Widerstandsbewegungen prägen.« (Birgit Hesse, Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales, Schirmherrin der Veranstaltung). »Ist es«, so die Minsterin weiter, »ein Wesenszug von Männern, Konflikte und Konfrontationen zu suchen oder gar zu erschaffen?«
Antworten auf diese Fragen – zum Beispiel in den Themenbereichen Computerspiel, Krieg, Straßenverkehr, Medien, Wirtschaft – geben u.a. Prof. Dr. Roland Rostenstock (Universität Greifswald), Prof. Dr. Klaus Theweleit (Freiburg i.B.) und Hans Peter Günzel (Leiter der Polizeiinspektion Ludwigslust). Ein Fishbowl mit Vertreter_innen aller Landtagsparteien gibt Gelegenheit, Positionen kennen zu lernen und entsprechend nachzufragen.

Der Fachtag wird veranstaltet von der LAG Jungen-Männer-Väter in Mecklenburg-Vorpommern e.V. in Kooperation mit der Evangelischen Akademie der Nordkirche und dem Landtag Mecklenburg-Vorpommern, gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Eine schriftliche Anmeldung zur Teilnahme ist erforderlich. Kontakt: LAG Jungen-Männer-Väter in Mecklenburg-Vorpommern e.V., Arsenalstr. 34, 19053 Schwerin, Tel.: 0385 5899894, eMail: info@gender-mv.de. Alle weiteren Infos finden sich im Tagungsflyer.