Ich habe jetzt oft Anlass, über meinen Alltag und meine Lebensziele nachzudenken. Ich mach was draus.
Text und Foto: Georg Paaßen
Schwerpunkt »Endlichkeiten«
Inzwischen habe ich den 60sten Geburtstag hinter mir. Das Ende meines Lebens rückt näher. In der Geschäftigkeit des Alltags schießt mir immer mal wieder die Frage durch den Kopf: Ist das, was mich heute anstrengt, wirklich der Mühen wert? Für MännerWege spitze ich diesen Gedanken zu: Ist bei dem, womit ich mir in den letzten 12 Monaten die Lebenszeit vertrieben habe, etwas dabei, von dem ich hypothetischen interessierten Enkelkindern gerne erzählen würde?
Spontan komme ich in meinem Kopf über Gestammel kaum hinaus. Das verunsichert mich. Ich möchte von mir selbst denken, dass mein Alltag zu meinen Lebenszielen passt.
Was tun?
Als erstes möchte ich verlässliche Informationen zu meinem täglichen Leben. Also aufschreiben. Ein Tagebuch? Das bekam ich schon früher nicht hin. Es brauchte an den Tagen, an denen ich Lust hatte zu schreiben, sehr viel Zeit und Energie. Andererseits blieben viele Seiten meines Tagebuchs leer.
Ich erinnere mich an die Erzählung über einen Asketen, der Tag für Tag ein Stück Poesie aufschreiben wollte … auch wenn es nur zwei Zeilen wären. Schon 2018 fand ich ein »10-Jahre-Kalenderbuch«, die Seiten sind etwas größer als ein A5-Format. Für jeden Kalendertag eine Seite mit 10 Feldern. Für jedes Jahr ein Feld. Wenn ich klein schreibe, passen vier Zeilen hinein. Ich muss aber nicht klein schreiben – ich muss mich kurzfassen. Auch um das alles später noch entziffern zu können.
3652mal Notizen machen. Das passt.
Ich halte Tag für Tag einen Gedanken fest. Für meine Anfälle von Fabuliererei ist ohnehin kein Platz. Es zeigt sich, dass ich immer mal wieder einen Tag auslasse. Dann kann ich aber nachtragen (in meinem Alltag gibt es mit Mails und Social Media einiges, dass ich tageweise zuordnen kann). So mache ich das seit 2018.
Ich bin erstaunt, wie vielfältig ist, was ich so notiere. Ich bin immer mal wieder überrascht, was ich alles vergessen habe, und freue mich, Erinnerungen wieder zu begegnen. Manchmal überrascht mich auch, dass ich vor Jahren schon mal eine Idee hatte, die sich gestern noch ganz neu und originell anfühlte.
Ich habe jetzt oft Anlass, über meinen Alltag und meine Lebensziele nachzudenken. Ich mach was draus.
Mein Leben ist endlich.