Leidenschaft, auch schon Ballgefühl

Die frühe Vermessung des Raumes mit Luft, Kunststoff und angewandter Mathematik

Kleiner Junge spielt Fußball

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte« | EM-Special »rund & kantig«


Es gibt ja diverse Theorien, was so viele Jungs – und mittlerweile auch mehr Mädchen – antreibt und begeistert, schon früh einem Ball hinterherzulaufen, ihn spielend unter Kontrolle bringen zu wollen, mit ihm Entfernungen zu überwinden und glücklich zu sein, wenn er auch wieder zurückgespielt wird. Das hat mit draußen sein zu tun, mit frischer Luft, mit Bewegungslust, mit dem Erspüren der Kraft und Grenzen des eigenen Körpers, und das mit einem simplen Medium, das rollt und fliegt, sehr schnell sein kann und sogar effektiv, wenn es Tornetze oder Glasscheiben trifft; für manche ist so ein Ball dann wie der verlängerte Arm des eigenen Willens oder Schicksals – er bedient also wesentliche Basics des Lebens.
Mein Neffe gehörte dazu, er dribbelte mit 6 Jahren schon so leidenschaftlich vor sich hin und um mich herum, dass ich schnell wusste, darauf brauche mich gar nicht erst einlassen. Ich hatte keine Chance, es wäre nur schief gegangen. Was ihn nicht abhielt, immer wieder einzufordern, doch mitzumachen. »Ich mach lieber ein paar Bilder von dir mit dem Ball, die kannst du deinen Freunden zeigen« redete ich mich raus, und was blieb ihm anderes übrig als unverdrossen alleine weiterzudribbeln, sein Bruder als Ballpartner war noch zu klein. Ob er die Bilder gezeigt hat, weiß ich nicht und er nicht mehr. Ein gesteigertes Interesse gab es sicher nicht, die hatten anderen Idole.



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