Die Endlichkeit im Bild

Drei fotografische Impressionen und meine Gedanken dazu

Text und Fotos: Georg Schierling
Schwerpunkt »Endlichkeiten«


Das Ende des Schienenstrangs – die Schiene ist zu Ende. Einfach so. Sie hört auf. Verläuft nicht weiter. Ohne Begründung. Kein Schotterbett mehr, also auch keine Bahnschwelle mehr. Hier geht es nicht mehr weiter. Der Unterbau fehlt. Und so geht es eben nicht. Und weil man die Schiene nicht einfach auf die Wiese legen kann, kommt hier eben nur noch: Wiese.



Diese »Lebensweg«-Radierung (Farbstich) habe ich in einem Bauernhofmuseum fotografiert. Das Bild stammt aus dem 19. Jahrhundert und war damals in ländlichen Gebieten sehr verbreitet als »Stufenalter des Mannes« (das Äquivalent gibt es als »Stufenalter der Frau«).
Die klischeeartige Darstellung der Lebensalterstufen zeigt die verschiedenen Lebensstufen, wie sie damals im ländlichen Bereich üblicherweise verstanden wurden. Jedes Lebensalter hat dabei seinen besonderen Reiz und seine ureigenste Herausforderung; hier findet sich der Inbegriff der Vergänglichkeit. Dazu fällt mir das Bibelzitat ein aus Psalm 90, 10+12: »Unser Leben dauert siebzig Jahre, und wenn wir noch Kraft haben, dann auch achtzig Jahre. Und was uns daran so wichtig erschien, ist letztlich nur Mühe und trügerische Sicherheit. Denn schnell eilen unsere Tage vorüber, als flögen wir davon. (…) Lehre uns zu bedenken, wie wenig Lebenstage uns bleiben, damit wir ein Herz voll Weisheit erlangen!« (Neue Genfer Übersetzung)



Ein schwarzer Schleier an einem Grabkreuz mit den Jahreszahlen 1954-2010. Mit 55 muss man eigentlich noch nicht sterben, denkt man. Aber es geschieht trotzdem. In Oberschwaben werden bei den katholischen Gräbern die Grabkreuze oft mit einem schwarzen Schleier geschmückt, der dann im Wind leise dahinflattert – das Leben als ein vergänglicher Windhauch. Oder wie es in der Bibel beschrieben wird in Prediger 1,14: »Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind.«