Der polnische Großvater

Bücher, Romane, subjektiv geerdete Forschungsberichte von Söhnen, die die Geschichte(n) ihrer Väter erkunden, gibt es viele. »Die Legenden der Väter« von Kolja Mensing ist ganz besonders gelungen.

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Text: Frank Keil
Foto: wueStenfUXX, photocase.de

Männerbuch der Woche, 34ste KW. – Wie haben unsere Väter gelebt und vorher deren Väter? Was ist wahr an ihren Geschichten, die wir aufgesogen haben und die uns so geprägt haben, wenn wir uns erst auf den Weg machen, sie zu erkunden? Zufällig oder um sie gezielt zu überprüfen? Kolja Mensing’s mal präzise erzählter, mal tastender Bericht »Die Legenden der Väter« führt uns ins Niedersachsen der Nachkriegszeit – und nach Polen.

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Arbeit und Protest

Zwei Jahre nach seinem Tod, und passend zu seinem rechnerisch 50sten Geburtstag, liegt die Gesamtausgabe der Romane von Wolfgang Herrndorf vor.

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Text: Frank Keil
Foto: openeye, photocase.de

Männerbuch der Woche, 33ste KW. – Drei dicke Bände sind es, die das Werk von Wolfgang Herrndorf vereinen. Einer der Großen der anderen, der subversiven, der frischen und der ungestümen deutschen Literatur. Auch und sogar wenn »Tschick« nun zum Kanon der Schullektüre gehört.

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Walter und Fiete

Der fulminante Roman »Im Frühling sterben« von Ralf Rothmann führt zurück in die letzten Kriegsmonate des Zweiten Weltkrieges.

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Text: Frank Keil
Foto: kallejipp, photocase.de

Männerbuch der Woche, 31ste KW. – Ralf Rothmann hat sich für seinen neuen Roman viel Zeit gelassen. Und er hat mal wieder sein ganzes Können in die Waagschale geworfen. Dass er beides getan hat, beschert uns nun einen so tiefgründigen wie existentiellen Stoff, der noch lange nachhallen wird.

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Long Thanh will lachen

ARD-Reportage am 29. August über einen von »Agent Orange« betroffenen vietnamesischen Jungen

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Text: Alexander Bentheim (Redaktion nach Quelle NDR)
Foto: Lukow, photocase.de

Sich zu bewegen fällt ihm schwer, das Atmen auch. Die Muskeln schmerzen und die Knochen. Long Thanh ist kein Greis, sondern 13 Jahre alt. Er ist Opfer eines Krieges, der eigentlich längst zu Ende ist. Sein unsichtbarer Feind: das chemische Entlaubungsmittel »Agent Orange«, das die Amerikaner im Vietnamkrieg massenhaft über dem Dschungel Vietnams versprüht haben. Die Blätter fielen von den Bäumen und das Dioxin blieb, im Boden und Trinkwasser – mit schrecklichen Folgen bis heute.
Dieser Krieg ist 40 Jahre her. Drei Millionen Vietnamesen sind an den Folgen von Agent Orange erkrankt, 150.000 Kinder wurden seit Kriegsende mit schwersten Behinderungen geboren. Jahrelang hat Vietnam um Hilfe gebeten. Die USA haben stets vertröstet, geleugnet, gezweifelt, abgestritten. Bis heute will die amerikanische Regierung keinen direkten Zusammenhang zwischen »Agent Orange« und den behinderten Kindern sehen.

Long Thanh und sein ebenfalls kranker Bruder brauchen Pflege rund um die Uhr. Sie können sich nicht alleine anziehen, nicht selber essen. Sie können auch nicht in die Schule gehen. Beide Kinder sind seit ihrer Geburt schwer behindert. Ihr Vater Tran Nhat Lin war mit dem dioxinhaltigen Agent Orange in Berührung gekommen.
Das Leben der Familie ist nicht einfach, aber auf bewundernswerte Weise bewahren sie ihre Zuversicht. Und trotz seines schweren Schicksals ist Long Thanh neugierig, hat Freunde, will mehr vom Leben, als es ihm momentan bietet.

Aber wie soll das gelingen? Long Thanhs Familie ist arm. Durch die intensive Betreuung der Kinder und den geschwächten Vater kann die Mutter nicht genug Geld verdienen. Oft sind sie sogar auf Reisspenden aus ihrem Dorf angewiesen. Bildung ist Long Thanh bislang verwehrt – obwohl er wissbegierig ist. Als ARD-Reporter Philipp Abresch im Frühjahr 2015 die Familie von Long Thanh auf einer Reise durchs Land porträtiert hat, fanden sich spontan viele Zuschauer, die der Familie helfen wollten. Jetzt reist Philipp Abresch noch einmal in die entlegene ländliche Gegend, in der Long Thanh lebt – und bringt Hoffnung mit.

Sendung: Samstag, 29.8.15, 16:30h, ARD, Reihe »Reportage im Ersten« (30 Min.). Der NDR berichtet ausführlich in einer Multimedia-Doku zu den Hintergründen.

»Es kann gefährlich werden.«

Ein Gespräch mit Björn Klauer über die bevorstehende zweite Expedition mit seinem Team in die Arktis.

Expeditionsteilnehmer

Interview: Frank Keil
Foto: Björn Klauer

Björn Klauer, Hamburger Skandinavien-Auswanderer und mit seiner Lebensgefährtin Betreiber einer Huskyfarm in Nordnorwegen, veranstaltet dort nicht nur Hundeschlittentouren, sondern geht zuweilen mit seinem Team und seinem Sohn auch auf Expeditionsreisen. Eine solche steht wieder unmittelbar bevor – genauer: heute, am 14. Juli, geht es los. Nach Spitzbergen, um Zeugnisse einer dort vor über 100 Jahren verschollenen Expedition zu suchen. Mit welchen Gedanken, Vorbereitungen und früheren Erfahrungen – ja, auch mit Eisbären – man sich da beschäftigt, davon erzählt der Expeditionsleiter im Interview.

Zum illustrierten Interview

Aufregung, Ektase – und Ernüchterung

Peter Richter erzählt in seinem Roman »89/90« vom exzessiven Lebensgefühl der Wendejugend – nicht nur in Dresden

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Text: Frank Keil
Foto: cydonna, photocase.de

Männerbuch der Woche, 29ste KW. – Spätestens im Herbst ist es wieder so weit und es wird der 25ste Jahrestag der Wiedervereinigung gefeiert. Will man nicht ganz so trunken in die Feierlichkeiten eintauchen, empfiehlt sich die Lektüre von Peter Richters famosem Roman »89/90«.

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Bekenntnisse eines begabten Schulversagers

Jón Gnarr’s heiteres Romansachbuch »Indianer und Pirat«

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Text: Frank Keil
Foto: 3ster, photocase.de

Männerbuch der Woche, 28ste KW. – Jón Gnarr ist das Gesicht der Weltwirtschaftskrise in Island. Denn nachdem der kleine, mysteriöse und so beliebte Inselstaat im Nachklapp des Bankencrashs mit Karacho pleite ging, wurde ein spaßig-punkiger Komiker Bürgermeister der Hauptstadt Reykjavik. Und der erzählt nun von einer seltsamen und auch sehr isländischen Kindheit.

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Eine etwas andere Geburtstagsfahrt

Philip Meinhold‘s »Erben der Erinnerung«

Ein Bild von des KZ Auschwitz

Text: Frank Keil
Foto: Denise-Sophie, photocase.de

Männerbuch der Woche, 25ste KW. – Ein besonderer Wunsch zum 70. Geburtstag, vielleicht was sie in ihrem Leben noch erleben möchte? Ja, sagt die Mutter, mit ihrem Sohn, den Kindern und Enkelkindern nach Auschwitz fahren und dort gemeinsam die Gedenkstätte be­suchen … Ein berührendes, ein nachge­hendes Buch, das von den Vorbereitun­gen und am Ende auch von der Reise selbst erzählt.

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