Fußballtrainer entscheiden irrational

Wenn eine Mannschaft unerwartet zurückliegt, treffen Trainer oft falsche Entscheidungen – sagt eine internationale Studie zur Verhaltensökonomik.

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Text: Alexander Bentheim (Redaktion nach Quelle IDW)
Foto: time., photocase.de

»Wir denken immer, Fußballtrainer seien Meister der Taktik. Wenn ihr Team aber hinter Erwartungen zurückliegt, dann fällen sie zuweilen ungünstige Entscheidungen«, so Daniel Schunk, Prof. an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Trainer wechseln dann zum Beispiel zu oft offensive Spieler ein, was die Lage noch verschlimmert. Der Wirtschaftswissenschaftler hat zusammen mit Leif Brandes, Prof. an der Warwick Business School in Großbritannien, und Björn Bartling, Prof. an der Universität Zürich, das Verhalten von Trainern und Spielern in 12 Saisons der deutschen Bundesliga und der britischen Premier League untersucht.

Die Wissenschaftler werteten 8.200 Spiele mit insgesamt 22.460 Toren, 42.359 Einwechslungen und 30.694 gelben und roten Karten aus. Die Analyse zeigt, dass Fußballtrainer wesentlich häufiger zu einer offensiveren Strategie übergehen, wenn ihr Team unerwartet zurückliegt. Liegt ein Team beispielsweise 0:1 zurück und ist dies nicht erwartet, dann wechseln sie vermehrt Stürmer gegen Verteidiger ein – mit negativen Konsequenzen: Die Tordifferenz verschlechtert sich um 0,3 Tore pro offensivem Wechsel. Das heißt, dass derartige Wechsel die Anzahl der Gegentore stärker erhöhen als die Anzahl der selbst geschossenen Tore, was sich auch in einer um 0,3 verschlechterten Punktzahl für das Team niederschlägt. Wenn ein Rückstand den Erwartungen von Publikum und Trainer entspricht, zeigen sich solche Effekte nicht. Die Erwartungen an die Teams haben die Wissenschaftler anhand von Sportwetten ermittelt.

Die Analyse ergab außerdem, dass die Schiedsrichter bei einem unerwarteten Rückstand wesentlich mehr Regelverstöße ahnden mussten. »Die Spieler haben während dieser Zeit 14 Prozent mehr gelbe oder rote Karten pro Minute erhalten, das ist ein sehr signifikanter Unterschied«, ergänzt Schunk. Wie die Analyse außerdem ergab, wurden mehr Karten für Tätlichkeiten oder für Meckern angezeigt.

Mit ihrer Studie testeten die Wissenschaftler ein Modell aus der Verhaltensökonomik, einem Forschungsgebiet der Wirtschaftswissenschaften. Das Modell geht davon aus, dass sich Menschen nicht immer rational verhalten, wenn ein Ergebnis hinter ihren Erwartungen zurückbleibt. »Genau dies sehen wir bei Fußballteams, wenn sie als Favoriten ins Spiel gehen«, sagt Leif Brandes. »Spieler und Trainer erhalten große Summen, um jede Woche vor einem riesigen Publikum zu spielen. Wie wir sehen, kann das psychischen Stress verursachen und irrationales Verhalten auslösen, indem ein zu großes Risiko eingegangen wird, falls die Erwartungen nicht erfüllt werden.« Die Studie über die beiden Spitzenligen des europäischen Fußballs zeigt, dass derartige Verhaltensweisen nicht nur unter kontrollierten Laborbedingungen, sondern auch im wirklichen Leben vorkommen. Björn Bartling ergänzt: »Das Ausmaß des Effekts ist enorm. Karten wegen Tätlichkeiten nahmen um 85 Prozent zu, wenn das Team unerwartet zurück lag.«

Damit wird einmal mehr die »klassische« Modellannahme der Wirtschaftswissenschaften in Frage gestellt, wonach der Mensch als Homo oeconomicus rein nach Gesichtspunkten der rationalen Nutzenmaximierung agiert.

Männer und … Gesundheit?

Deutschlandweite Online-Befragung – noch bis zum 15. Juli 2015

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Text: Alexander Bentheim
Foto: cydonna, photocase.de

Weil Männer von bestehenden Gesundheitsförderungsprogrammen und Präventionsangeboten im Gesundheitssektor eher selten effektiv erreicht werden, soll mittels einer derzeit laufenden bundesweiten Online-Umfrage zum Thema »Männer und Gesundheit« herausgefunden werden, welche Gründe sie dafür anführen und was sie anders machen (möchten). Denn obwohl das Interesse von Männern an Gesundheitsförderung insgesamt zunimmt, spiegeln Zahlen und Statistiken (Robert-Koch-Institut, Krankenkassen) bislang ein ernüchterndes Bild, z.B. bei Programmen zur körperlichen Aktivität oder zur Stressbewältigung. Wie aber können Programme zur Gesundheitsförderung zukünftig attraktiver gestaltet werden, um mehr Männer auch wirklich zu erreichen?

Es handelt sich daher um eine umfangreiche (anonyme und datenschutzrechtlich abgesicherte), aber auch sehr interessante Befragung, weil Fragen nach Motiven und Wünschen hinsichtlich der eigenen Verhaltensweisen und Überzeugungen integriert werden. Dr. Bettina Wollesen und Prof. Dr. Klaus Mattes vom Fachbereich Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg wollen über die Antworten ebenfalls herausfinden, ob die Inhalte bisheriger Programme möglicherweise deshalb an Männern vorbeilaufen, weil sie als nicht passfähig oder zu frauenorientiert wahrgenommen werden – und damit bereits ein Grundstein im Fundament der Gesundheitsförderung für Männer falsch verbaut wurde?

Die möglichst zahlreichen Antworten, die sich Dr. Wollesen und Prof. Mattes noch bis zum 15. Juli 2015 erhoffen, sollen dazu dienen, Programme zu entwickeln, die die jeweiligen Interessen und Bedürfnisse von Männern verschiedenster Altersgruppen deutlicher berücksichtigen als bisher.

Der folgende Link ist frei zugänglich und leitet direkt zur Onlinebefragung weiter: http://ww3.unipark.de/uc/Maenner_2015/. Wir unterstützen die Umfrage gerne und werben hiermit für eine Teilnahme, denn jede Meinung zählt!
Weitere Informationen: Tel. 040 42838-5682, eMail: Bettina.Wollesen@uni-hamburg.de.

11 Freunde

Neulich in der Umkleide

Mannschaftsfoto

Foto und Text: Kerstin »kemai« Maier, selbst Fußballerin
Reihe »Bilder und ihre Geschichte« #2

Wenn ein Freund 30 Jahre alt wird und noch dazu eine neue Wohnung gefunden hat, ist ein Geschenk fällig. Mit etwas Mut und Kreativität entsteht dann solch ein Kabinenblick: 11 Jungs, hautnah. Das Foto verfehlte seine Wirkung nicht – der Beschenkte war nur enttäuscht, dass er nicht dabei war.

Elf Männer sollt ihr sein

Männlichkeitsideale im Profi-Fußball

Ein Bild von einem Torwart mit Trikot

Text: Robert Claus
Foto: designritter, photocase.de

»Eier! Wir brauchen Eier!« schimpfte der frühere Nationaltorwart Oli Kahn nach einer Niederlage des FC Bayern ins Journalistenmikrofon. Und wie steht es heute um männliche Ideal­bilder im Fußball – immer noch hart zu sich selbst, unfassbar willensstark und Frauenhel­d obendrein? Robert Claus’ Blick in die Szene offenbart traditionelle Hartnäckigkeiten und Anknüpfungspunkte, was da auch anders gehen könnte …

Zum Beitrag

Fußball ist unser Leben

Ein Spielbericht

Eine alte Schwarz-Weiß Fotografie einer Fußballmannschaft

Text: Thomas Gesterkamp
Foto: sergey2, photocase.de

»Freitagabende sind heilig, andere Verabredungen nahezu unmöglich. Denn um 19 Uhr treffen wir uns jede Woche beim ESV Olympia, dem traditionsreichen Eisenbahnersportverein in Köln-Nippes«. Über die Fußballbegeisterung alter Herren, Auswahlregeln und »Kleingemüse«, das sich hocharbeiten muss.

Zum gesamten Spielbericht

Wir sind die Beklopptesten von allen

Christoph Schröder‘s Fußballbuch »ICH PFEIFE!«

Ein männliches Dekollete mit Trillerpfeifenkette

Text: Frank Keil
Foto: sör alex, photocase.de

Männerbuch der Woche, 23ste KW. – Ein äußerst unterhaltsames Buch, ein faktenreiches, ein auch mal plauderiges, das Fußballgeschichte erzählt und jede Menge Fußballgeschichten, von unten auf dem Platz. Das subjektiv ist, so wie der Autor zugleich generell Wissenswertes über die Schiedsrichterei berichtet, auch über den Fuß­ball generell, und auch über Jürgen Klopp.

Zur Rezension

Frankfurter Jungs – Gemeinsam aktiv!

Jungenarbeit und Inklusion

Ein Foto mit jungen Menschen an Percussionsinstrumenten
Text und Foto: Torsten Link | Marc Melcher

Das im Mai 2013 aufgelegte Projekt ›Frankfurter Jungs – Gemeinsam aktiv!‹ geht neue Wege in der Jungenarbeit, in dem es die gegenwärtig viel diskutierte Inklusion in die geschlechterpädagogische Arbeit integriert. »Fußball«, so Torsten Link und Marc Melcher, »ist hervorragend geeignet, einen Zugang zu finden zu Jungen mit und ohne Behinderung, und mit ihnen gemeinsam am Thema ›Vielfalt und Gemeinsamkeiten‹ zu arbeiten«.
Anhand ihres Projektes – an dem 14 Jungen im Alter von 12 bis 17 Jahren teilnahmen – beschreiben die Pädagogen sowohl die Voraussetzungen und methodischen Zugänge als auch praktische Beispiele ihres Projektes, in welchem für die Teilnehmer der Umgang mit Männlichkeiten, die Vielfalt von Jungenwelten, der Sport als durchaus ambivalentes Erfahrungsfeld und Behinderungen auch als Bereicherung erlebbar wurden.
Im Anschluss diskutieren sie ihre Erfahrungen und erhoffen sich, »mit diesem Projekt Fachkräfte zu animieren, eigene Projekte zu entwickeln und neue Wege zu beschreiten: für die Kinder- und Jugendarbeit, für die geschlechtsbezogene Arbeit und für die Fanarbeit.«

Zum gesamten Artikel