Der polnische Großvater

Bücher, Romane, subjektiv geerdete Forschungsberichte von Söhnen, die die Geschichte(n) ihrer Väter erkunden, gibt es viele. »Die Legenden der Väter« von Kolja Mensing ist ganz besonders gelungen.

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Text: Frank Keil
Foto: wueStenfUXX, photocase.de

Männerbuch der Woche, 34ste KW. – Wie haben unsere Väter gelebt und vorher deren Väter? Was ist wahr an ihren Geschichten, die wir aufgesogen haben und die uns so geprägt haben, wenn wir uns erst auf den Weg machen, sie zu erkunden? Zufällig oder um sie gezielt zu überprüfen? Kolja Mensing’s mal präzise erzählter, mal tastender Bericht »Die Legenden der Väter« führt uns ins Niedersachsen der Nachkriegszeit – und nach Polen.

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Arbeit und Protest

Zwei Jahre nach seinem Tod, und passend zu seinem rechnerisch 50sten Geburtstag, liegt die Gesamtausgabe der Romane von Wolfgang Herrndorf vor.

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Text: Frank Keil
Foto: openeye, photocase.de

Männerbuch der Woche, 33ste KW. – Drei dicke Bände sind es, die das Werk von Wolfgang Herrndorf vereinen. Einer der Großen der anderen, der subversiven, der frischen und der ungestümen deutschen Literatur. Auch und sogar wenn »Tschick« nun zum Kanon der Schullektüre gehört.

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»Stark und verantwortlich« – Ratgeber für Väter nach Trennungen

Mehr als nur rechtliche Fragen zu Sorge, Umgang und Unterhalt

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Text: Alexander Bentheim
Foto: suze, photocase.de

Die »Väterratgeber« nennen sie sich, Eberhard Schäfer und Marc Schulte, und sicher zu Recht, denn beide schauen auf 8 Jahre Beratungserfahrung im Väterzentrum Berlin zurück, eine Einrichtung zur Förderung aktiver Vaterschaft und zur Stärkung der Beziehungen zwischen Vätern und ihren Kindern. Denn darum geht es ihnen »ganz wesentlich: dass Kindern nach Trennungen beide Eltern präsent bleiben«.

»In unserer Beratung für Väter nach Trennungen vertreten wir einen kooperativen und systemischen Ansatz. Wir geben Impulse in Richtung Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Vätern und Müttern im Interesse der Kinder«, schreiben die beiden Berater als Autoren des überarbeiteten, kürzlich in 3. Auflage erschienenen »Ratgeber für Väter nach Trennungen«. Das Taschenbuch ist für Väter in Trennungssituationen gedacht, aber ebenso für Fachkräfte, die in ihrer Praxis mit Vätern in Trennungssituationen zu tun haben. Und es geht um mehr als nur rechtliche Fragen zum Sorgerecht, zum Umgangsrecht und zum Unterhalt – nämlich darum, wie Väter nach Trennungen eine gute, lebendige und zugewandte Beziehung zu ihren Kindern erhalten können.

Die Leser und Leserinnen erhalten Auskunft über verschiedene Lebens- und Wohnformen nach Trennungen, sowie deren Vor- und Nachteile. Anschaulich wird dies durch Erfahrungsberichte von Vätern dargestellt. Zu Wort kommen auch ein Familientherapeut, ein Rechtsanwalt, ein Jugendamtsleiter und ein Familienrichter mit ihren Erfahrungen und Hinweisen, schließlich wurde auf Bitte bisheriger Leser und Leserinnen auch der Informationsteil um deutschlandweite Kontakt- und Serviceadressen erweitert.

Eine Leseprobe und das Portal der beiden Berater informieren über weitere Einzelheiten; eine Rezension zur Erstausgabe erschien von Thomas Gesterkamp im Sommer 2012 im Switchboard.

Rolle und Rute

Angler, die stundenlang stumm vor irgend einem stillen Gewässer hocken, werden in unserer heutigen Turbo-Event-Gesellschaft gern verspottet. Jetzt widmet ihnen der Journalist und Schriftsteller Max Scharnigg ein wunderbares Buch.

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Text: Frank Keil
Foto: krockenmitte, photocase.de

Männerbuch der Woche, 32ste KW. – Kaum vorstellbar, dass es eines Tages ein besseres Buch über die Leidenschaft des Angelns geben sollte, als Max Scharnigg’s »Die Stille vor dem Biss – Angeln, eine rätselhafte Passion«. Wobei: rätselhaft? Oh, nein! Wer dieses Buch gelesen hat, der wird verstehen, was so wunderbar einzigartig am Angeln ist. Und noch viel mehr.

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Walter und Fiete

Der fulminante Roman »Im Frühling sterben« von Ralf Rothmann führt zurück in die letzten Kriegsmonate des Zweiten Weltkrieges.

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Text: Frank Keil
Foto: kallejipp, photocase.de

Männerbuch der Woche, 31ste KW. – Ralf Rothmann hat sich für seinen neuen Roman viel Zeit gelassen. Und er hat mal wieder sein ganzes Können in die Waagschale geworfen. Dass er beides getan hat, beschert uns nun einen so tiefgründigen wie existentiellen Stoff, der noch lange nachhallen wird.

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Ein Strich durch die Lebensrechnung

Richard Wagners Auseinandersetzung mit »Herrn Parkinson«

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Text: Stefan Moes
Foto: busdriverjens, photocase.de

Ein Mann verliert die Kontrolle über seinen Körper. Mit 51 Jahren erkrankt er an Parkinson. Schüttellähmung hieß die Krankheit, bevor sie den Namen des englischen Arztes erhielt, der die Symptome vor 200 Jahren zum ersten Mal systematisch beschrieb. Der vorzeitige Abbau des Botenstoffes Dopamin im Gehirn führt zum Kontrollverlust: Die Muskulatur macht sich selbständig. Gliedmaßen verkrampfen oder zittern, die Gesichtszüge entgleisen … Dieser Bericht schont weder den Autoren, noch die Leser. Und erst recht nicht den erkrankten Leser. Denn Parkinson stört die Ordnung nicht, er übernimmt sie.

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Von einer Frau und einem roten Notizbuch

Antoine Laurain versucht mit »Liebe mit zwei Unbekannten« nicht nur das Rätsel von Frauen und ihren Handtaschen zu lüften.

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Text: Frank Keil
Foto: ohneski, photocase.de

Männerbuch der Woche, 30ste KW. – Rätselhaft, geheimnisvoll, aufregend: eine Archäologie der anderen Art ist Antoine Laurains Geschichte um ein rotes Notizbuch und der Versuch, dessen Besitzerin zu finden. Nach den vergangenen »Männerbüchern der Woche« um eine schwierige Kindheit, einen Vater, der sich erschießt, und eine Reise nach Auschwitz – die zugegeben eher nicht vor Freude und guter Laune sprühten – kommt diesmal die ganz alltägliche Liebe zu ihrem Recht.

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Aufregung, Ektase – und Ernüchterung

Peter Richter erzählt in seinem Roman »89/90« vom exzessiven Lebensgefühl der Wendejugend – nicht nur in Dresden

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Text: Frank Keil
Foto: cydonna, photocase.de

Männerbuch der Woche, 29ste KW. – Spätestens im Herbst ist es wieder so weit und es wird der 25ste Jahrestag der Wiedervereinigung gefeiert. Will man nicht ganz so trunken in die Feierlichkeiten eintauchen, empfiehlt sich die Lektüre von Peter Richters famosem Roman »89/90«.

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Bekenntnisse eines begabten Schulversagers

Jón Gnarr’s heiteres Romansachbuch »Indianer und Pirat«

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Text: Frank Keil
Foto: 3ster, photocase.de

Männerbuch der Woche, 28ste KW. – Jón Gnarr ist das Gesicht der Weltwirtschaftskrise in Island. Denn nachdem der kleine, mysteriöse und so beliebte Inselstaat im Nachklapp des Bankencrashs mit Karacho pleite ging, wurde ein spaßig-punkiger Komiker Bürgermeister der Hauptstadt Reykjavik. Und der erzählt nun von einer seltsamen und auch sehr isländischen Kindheit.

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Zurückbleiben – und zurückfinden

Saskia Jungnikl’s Bericht »Papa hat sich erschossen«

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Text: Frank Keil
Foto: tosini, photocase.de

Männerbuch der Woche, 27ste KW. – Es gibt Buchtitel, bei denen man unwillkürlich stehen bleibt und innehält und nicht weitergeht, weil mit ihnen alles gesagt ist: »Papa hat sich erschossen« – was braucht es jetzt noch? Nicht: »Vater hat sich erschossen«, was etwas ganz anderes wäre, irgendwie nicht ganz so schlimm, nicht ganz so himmelschreiend entsetzlich und nicht mehr zu ändern, sondern distanzierter, abgeklärter, sachlicher. Aber Papa statt Vater – und sofort ist alles Schutzlose und Bedürftige der Kindheit da, mit einem Schlag. Und nun hat sich Papa erschossen.

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