Faszination und Aufklärung

Sie leben in anderen Welten. Sie sind sich sicher, dass sie absolut richtig denken. Und sie sind teilweise bewaffnet.

Abblätterndes Gemälde mit Hirsch

Text: Frank Keil
Foto: dioxin, photocase.de

Männerbuch der Woche, 47te KW. – Der Rechtsextremismusexperte Andreas Speit versammelt in »Reichsbürger – Die unterschätzte Gefahr« einen Schwung lesenswerter Aufsätze über eine so skurrile wie gefährliche Parallelgesellschaft.

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»Geschlechtergleichstellung im Migrationskontext gelingend gestalten«

Fachtag am 28. November 2017 in Hannover

Drei Männer stehen um einige Schlüssel herum

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: margie, photocase.de

Fragen zur Gleichstellung der Geschlechter in einer vielfältigen Gesellschaft brauchen Debatten um eigene und andere kulturelle Prägungen, eine Verständigung über Werte und Rechte ist daher für das Zusammenleben von zentraler Bedeutung. Der Fachtag im Stadtteilzentrum Ricklingen (Hannover, 28.11.2017, 10:00 – 16:30 Uhr) möchte – auch mit Blick auf die praktische Arbeit – vielfältige Aspekte beleuchten, wie unsere Gesellschaft geschlechtergerecht und integrativer gestaltet werden kann. Ein breites Vortrags- und Workshop-Programm aus Wissenschaft und Praxis richtet sich an alle Akteur_innen der Arbeitsfelder Flucht, Migration, Gleichstellung und Teilhabe.

Aus dem zielführenden Workshop-Programm sei an dieser Stelle der Beitrag »’Was geht?‘ mit jungen männlichen Geflüchteten – Wie auch männliche Migranten erreicht werden können« von Olaf Jantz (Dipl. Päd. und Jungenbildungsreferent bei mannigfaltig e.V. – Institut für Jungen- und Männerarbeit) vorgestellt: »Jungen und Männer scheinen in der Praxis schwieriger mit pädagogischen Mitteln erreichbar zu sein. Und oft wird betont, dass sich dies bei selbst betontem Migrationshintergrund von männlichen Jugendlichen/jungen Männern nochmals zuspitzt. In diesem Workshop wird vorgestellt, wie insbesondere männliche Geflüchtete durch Jungen*arbeit erreicht werden können. Es werden die zentralen Zusammenhänge praxisnah beleuchtet: Erfahrener Rassismus, Betonung der eigenen Männlichkeiten, Verantwortung für das eigene Leben, persönliche Positionierungen und Veränderbarkeiten in Geschlechterverhältnissen, Balance aus Präventionsarbeit und (Self-)Empowerment, Transkulturelle Methoden in der ‚mitmännlichen Reflexion‘.«

Die Anmeldung erfolgt online hier, der Teilnahmebeitrag beträgt 15 Euro, die Teilnehmer_innen-Zahl ist auf 100 begrenzt.

»Ein zwiespältig großer Mensch«

Die Lebensgeschichte des Mahatma Gandhi als Jugendbuch – auch für Erwachsene

Teil eines alten Stacheldrahtes

Text: Peter Bräunlein
Foto: marsj, photocase.de

Im Deutschland der 1970er und 80er Jahre war Ghandi als prinzipientreuer Vertreter eines gewaltlosen Befreiungskampfes und als Zivilisationskritiker populär. Eine neue Biografie von Marcel Feige wirft einen auch anderen Blick auf den »gewaltlosen Rebellen«.

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»Ich liebe wilde Blumen«

Aus dem Leben des niederländischen Sinto Zoni Weisz, Überlebender des Holocaust und Florist

Alter Mann mit Blumen

Text: Frank Keil
Foto: antifalten, photocase.de

Männerbuch der Woche, 6te KW, diesmal als Hör-CD. – In den Niederlanden ist es Roma und Sinti heute verboten, von Ort zu Ort zu ziehen und unterwegs in einem Wohnwagen zu leben. Aber es hat Zoni Weisz einst das Leben gerettet, dass er nicht im Haus seiner Eltern war, als die Deutschen kamen. Zoni Weisz erzählt mit »Ein gutes Leben« von den alten Zeiten, von den Folgen eines besonderen Traumes und wie er den Hochzeitsschmuck für das niederländische Königspaar kreierte.

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Und noch einmal: der Krieg, das Weiterleben

Wie viele Bücher gibt es über den Krieg, die Verbrechen der Nazis und darüber, was danach geschah? Einige. Aber lange noch nicht genug, ragt beides doch bis heute in unser Leben hinein. Politisch und persönlich.

Mauer mit Einschusslöchern

Text: Frank Keil
Foto: no more lookism, photocase.de

Männerbuch der Woche, 44te KW. – Sebastian Jung erzählt in seinen Zeichnungen und dank der Erzählungen seines Vaters in »Albert« die Geschichte seines Großvaters. Dazu mal keine erklärenden Worte, sondern ein schlichtes Interview.

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Rassismus und Männlichkeiten

Fachtag am 9. September 2016 in der VHS Köln

Ein weißer Mann liest Zeitung auf einer Parkbank, ein farbiger Mann steht daneben

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: bellaluna, photocase.de

Seit den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln und anderswo wird öffentlich vor allem über die Herkunft der mutmaßlichen Täter und ihre Männlichkeitsvorstellungen diskutiert. In Medienberichten kursieren dabei oft stereotype Zuschreibungen über arabische bzw. muslimische, zugewanderte oder geflüchtete Männer, verstärkt werden antimuslimische Rassismen geäußert. Rassismus ist jedoch kein Randphänomen: rassistische Strukturen sind – offen oder unbewusst – auch in der Mitte der Gesellschaft wirksam und sorgen dafür, dass deren Effekte kulturell, sozial und politisch zum Tragen kommen. So zum Beispiel bei Entscheidungen darüber, wem Chancen zugeteilt oder verweigert, wessen Lebensrealitäten anerkannt werden oder nicht. Rassismus hierarchisiert Menschen nach Herkunft, Hautfarbe, Sprache, kulturellen und religiösen Praxen.
In der sozialen, pädagogischen und politischen (Männer-)Arbeit haben Fachkräfte mit Menschen zu tun, die von Rassismus und Sexismus profitieren oder betroffen sind. Die Situation in einer von zunehmender Migration und Geschlechtervielfalt geprägten Gesellschaft ist dabei komplex.

Die Tagung »Rassismus und Männlichkeiten« bietet daher Akteur_innen aus der sozialen, pädagogischen und politischen Arbeit einen Reflexions- und Debattenraum, um ihre eigene Praxis kritisch zu hinterfragen und mit einem Fokus auf Männlichkeitsvorstellungen entlang verschiedener Fragestellungen das Verhältnis und Zusammenwirken von Rassismus und Geschlecht zu systematisieren: Welche Folgen hat ein sensibler Blick auf Migration und Geschlecht für die soziale und pädagogische Praxis? Weshalb werden die Kritik an Rassismus und die Kritik an Sexismus noch so oft getrennt voneinander verhandelt, auch in männerpolitischen Kreisen? Wie kann eine antisexistische und antirassistische Praxis aus männerpolitischer Perspektive aussehen? Weitere Themen: Privilegien weißer, heterosexueller Frauen und Männer der Mehrheitsgesellschaft | alltäglicher Rassismus in Schulbüchern | Väter mit Migrationsgeschichte | Sozialarbeiter-Sensibilisierung für männliche, marginalisierte Migranten.

Beiträge zur Tagung gibt es u.a. von Carl Camurça, Initiative Schwarze Deutsche ISD Bund e.V. | Andreas Goosses, Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse | Andreas Haase, Gender Coach und ehemaliger Leiter einer Notunterkunft, Detmold | Özcan Karadeniz, Verband binationaler Familien und Partnerschaften e.V., Leipzig | Dr. Elina Marmer, freie Forscherin, Dozentin und Autorin, Hamburg | Olaf Jantz, Jungenbildungsreferent bei mannigfaltig e.V., Hannover | Juliane Lang, Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus, Berlin | Dr. Susanne Spindler, Prof. migrationssensible Soziale Arbeit, Hochschule Darmstadt | Johannes Strohmeier, Leiter psychologische Beratungsstelle für Männer, Frankfurt/M. | Michael Tunç, Netzwerk Männlichkeiten, Migration und Mehrfachzugehörigkeiten e.V., Berlin

Eine Anmeldung zur Tagung ist erforderlich, bitte per eMail unter Angabe der Veranstaltungs-Nr. A-111224 an: vhs-kundenzentrum@stadt-koeln.de. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich hier und hier.

Die Handbremse lösen

Über die Kinder und Enkel des Krieges und ihr seelisches Erbe

Emotionaler Junge mit verschmiertem Gesicht

Text: Guido Wiermann
Foto: designritter, photocase.de

Eine Spur, die weit zurück reicht ins letzte Jahrhundert. Eine Spur, deren Ursachen niemand gern mit sich in Verbindung bringen mag. Eine fast verwischte und dennoch sehr präsente Spur … Warum fühle ich mich scheinbar grundlos einsam? Warum habe ich das Gefühl, auf der Stelle zu treten? Wieso bin ich nirgends wirklich zu hause? Kriegskinder und -enkel müssen sich teilweise immer wiederkehrenden Fragen und Selbstzweifeln stellen … Sabine Bode und Bettina Alberti versuchen in ihren Büchern »Kriegsenkel« und »Seelische Trümmer« Antworten und Orientierung zu finden.

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Acht und 69

Wie kann man es erklären, wenn einer losgeht und Menschen tötet? Einen nach dem anderen?

Schatten eines Mannes mit Gewehr

Text: Frank Keil
Foto: Tasmas, photocase.de

Männerbuch der Woche, 25te KW. – Die Journalistin Åsne Seierstad erzählt in »Einer von uns – Die Geschichte eines Massenmörders« die Geschichte des Sonderlings, des selbsternannten Tempelritters und des Mörders Anders Breivik. Und die berührenden Geschichten einiger seiner Opfer.

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Panzer, Pferde, Patrioten

Der unheimliche Reiz von Nazi-Kitsch und -Kriegsgerät | Feature von Tom Schimmeck am 20. Mai im DLF

Kriegerdenkmal

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Susann Städter, photocase.de

Briefe, Orden, Uniformen, Kriegsgerät und Nazikunst sind gefragt. Auf Auktionen, Flohmärkten und im Internet erzielen Devotionalien des »Dritten Reiches« Höchstpreise. Manchmal stoßen Fahnder in deutschen Kellern und Scheunen auf rostige Panzer, tonnenschwere Statuen und Kunsttrümmer, die einst für die Welthauptstadt »Germania« gefertigt wurden. Selbst Postkarten-Kitsch des mittellosen Straßenmalers Adolf Hitler, der zweimal versuchte, Aufnahme an der Wiener Kunstakademie zu finden und sich mit Tausenden gemalten Motive finanziell über Wasser gehalten haben soll, verkauft sich prächtig: 2013 zahlte ein Sammler 133.000 Euro für ein kleines München-Motiv, im Juni 2014 ging ein Aquarell von Schloss Neuschwanstein für 100.000 Euro an einen Chinesen. Worin besteht der Reiz eines »echten« Hitlers? Warum steht eine Widmung von Joseph Goebbels mit 700 Euro im Katalog? Und was ist die Botschaft von Arno Brekers Bronzemuskeln? Eine Rundreise durch die Welt der braunen Sammler.

Sendung: Freitag, 20.5.16, 20:10h, Deutschlandfunk, Reihe »Das Feature« (50 Min.)

Jungen auf der Flucht

Praxistag für Fachkräfte der Jugendhilfe zu »Männlichkeit und Migration« am 19. Mai 2016 in Erfurt

Mann klettert über eine Mauer

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: french_03, photocase.de

Flucht hat ein Geschlecht, könnte man meinen, denn sie ist größtenteils eine von jungen Männern, die Europa erreichen (wollen). Dabei sind ihre Fluchtgründe unterschiedlich: Männer aus Syrien oder Eritrea etwa entziehen sich dem Waffendienst bzw. der Zwangsrekrutierung. Oder junge Männer fliehen, weil ihnen ihre Familien am ehesten zutrauen (oder es gerade von ihnen erwarten), die Strapazen einer Flucht zu bewältigen, um dann Frauen und Kinder nachzuholen, wenn die Ankunft in Europa geglückt ist. Manche sind deshalb auch weniger an langfristigen Ausbildungen, sondern am Geldverdienen interessiert, denn sie wollen oder müssen ihre Familien unterstützen.
Zugleich werfen die Ereignisse in der Neujahrsnacht in Köln ein Licht auf Konflikte, die – weil teils gänzlich verschiedene Lebensweisen und -einstellungen aufeinandertreffen – eine in dieser Dimension neue Dramatik für alle Betroffenen, Beteiligten und andere gesellschaftliche Akteure auslösen.

Der Praxistag fokussiert deshalb auf männliche Migranten und das Wissen um kulturelle Unterschiede, aber ebenso auf die menschliche und professionelle Haltung, mit der Sozialpädagog_innen, Lehrkräfte, Amtsangehörige oder Ehrenamtliche ihnen begegnen. Was gilt es zu verstehen? Wo können wir mit welchen Zugängen unserer Arbeit anknüpfen? Was bringen wir selbst mit dafür? Welche Voraussetzungen haben wir, um mit Migranten zu arbeiten? Welche Vorurteile und Vorannahmen machen es uns dabei schwer? Worin besteht eine sinnvolle pädagogische Haltung, mit der erfolgreich gearbeitet werden kann?

Veranstaltet wird der Praxistag von der Fachgruppe Jungenarbeit in Thüringen in Kooperation mit der LAG Kinder- und Jugendschutz Thüringen e.V. und dem Landesjugendamt Thüringen; er beginnt am 19. Mai um 9.00 Uhr im Bildungshaus St. Ursula in Erfurt. Weitere Infos sind der Ausschreibung und dem Portal der Jungenarbeit in Thüringen zu entnehmen.