»Riskanter, als Aktien zu haben …

… ist keine zu haben.«

Unterführung Bahnhof Zoo Berlin

Text und Foto: Alexander Bentheim | »Bilder und ihre Geschichte« #14

Berlin, Unterführung am Bahnhof Zoo, Februar 2022. Zwei Zelte, Einkaufswagen mit so etwas wie persönlichen Inhalten, ein Klappbett mit einem schlafenden Mann. Auf Plakaten darüber informiert IKEA zu einem Endlich-bei-dir-Zuhause-Teppich und eine Vermögensverwaltung animiert, noch heute in Aktien, ETFs und Crypto zu investieren. Der nächste Winter kommt in einigen Wochen. Dann kein Zelt oder wenigstens eine Matratze zu haben, ist mehr als nur riskant.



Reihe »Bilder und ihre Geschichte/n«
#13 | Rolf Lüüs, Geschenkte Momente
#12 | Christian Thiel, Ein Augenblick der Ruhe und Verbundenheit
#11 | Tom Focke, Berliner Trompeten
#10 | Kerstin Maier, 9 Tage Glück / Familiensachen
#09 | Jo Fröhner, Rollentausch am Arbeitsplatz / Wenn Männer Männer pflegen
#08 | Kerstin Maier, Roadmovie / Männersachen
#07 | Caio Jacques, Von Luis zu Mina / Eine Reise zwischen den Geschlechtern
#06 | Alexander Bentheim und Frank Keil, Stephen Sondheim’s Musical »Assassins«
#05 | Soumita Bhattacharya, Mandeep Raikhy’s »A MALE ANT HAS STRAIGHT ANTENNAE«
#04 | Gilles Soubeyrand, Portraits und ein Interview
#03 | Jens Kuhn, Fotografische Männergeschichten und ein Interview
#02 | Kerstin Maier, 11 Freunde
#01 | Sebastian Ansorge, malender Kreativitätsbegleiter

Vom Grundrecht der falschen Wortwahl

Was man besser formulieren könnte, was man besser so nicht sagt, wen man schon wieder verletzt hat oder auch nicht: Wie kommen wir da wieder raus?

Bunte Feedbackwand in einer Ausstellung

Text: Frank Keil
Foto: Alexander Bentheim

Männerbuch der Woche, 32te KW. – Matthias Politycki ringt in »Mein Abschied von Deutschland« sprachlich gekonnt mit diesem Land, seiner Debatten(un)kultur, mit Sprech- und Schreibgeboten und dem Unmut der Anpassung. Garniert mit Fußnoten.

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Ein Pionier der Sexualwissenschaft

Magnus Hirschfeld, seine »Theorie der Zwischenstufen« und das Berliner Institut für Sexualwissenschaft.

zwei junge Männer lehnen an einer Brücke

Text: Thomas Gesterkamp
Foto: bilderberge, photocase.de

Das neue »Selbstbestimmungsgesetz« der Ampelkoalition verbessert die Rechte von Transpersonen. Dazu beigetragen haben die umfangreichen Queer-Debatten um die Vielfalt sexueller Orientierungen in den letzten Jahrzehnten. Theoretisch vorweggenommen hat diese früh der Arzt Magnus Hirschfeld. Schon im deutschen Kaiserreich entwickelte er seine »Theorie der Zwischenstufen« – und gründete dann in der Weimarer Republik das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin, das von den Nationalsozialisten zerschlagen wurde. Der Medizinhistoriker Rainer Herrn erzählt die Geschichte dieser wegweisenden Einrichtung.

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»Der fehlende Zugang zu den eigenen Gefühlen ist in vielen Fällen die Ursache.«

Was kostet ungesundes männliches Verhalten?

Modellfiguren zwischen Geldscheinen

Interview: Thomas Gesterkamp
Foto: C-PROMO.de, photocase.de

Ein Gespräch mit dem Wirtschaftswissenschaftler und Männerberater Boris von Heesen anlässlich seines jüngst erschienenen Buches, in welchem er sich auf die Dokumentation von (öffentlich zugänglichen) Zahlen konzentriert. Nach seiner vorsichtigen Schätzung verursacht ungesundes männliches Verhalten Jahr für Jahr gesellschaftliche Kosten von über sechzig Milliarden Euro. Vor allem bei den Themen Gewalt, Sucht und Straßenverkehr dominieren Männer die negativen Statistiken.

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Die Rückkehr des Soldaten in Europa

Wie der Ukraine-Russland-Konflikt traditionelle Rollenbilder reaktiviert.

junger Mann mit Mistgabel

Text: Thomas Gesterkamp
Foto: Alan_smithee, photocase.de

Jetzt kehren soldatische Leitbilder zurück. Gefordert wird eine Wiedereinsetzung der Wehrpflicht – die vor gut zehn Jahren nicht abgeschafft, sondern formal nur ausgesetzt wurde. Im »Verteidigungsfall« kann der Staat also nach wie vor über die Körper junger Männer behördlich verfügen, sie in Kasernen »einziehen« und auf Schlachtfelder schicken. Militärexperten fachsimpeln in den Medien zu guten und besten Sendezeiten über effiziente Strategien und geeignetes Material, während junge russische Rekruten für »Spezialoperationen« missbraucht werden und ukrainische Männer zwischen 18 und 60 Jahren an der Ausreise gehindert werden. Eine Tragödie auf allen Ebenen.

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Caring Masculinities @Work

Internationale Konferenz zu »Männer* & Care-Vereinbarkeit« in Berlin, 19. Mai 2022

Ein Mann schneit einem anderen Mann die Haare

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Jo.Sephine, photocase.de

Eine internationale Konferenz zum Thema: »Caring Masculinities @Work: Companies‘ Support for Men’s Work-Life Balance« findet findet am 19. Mai in Berlin statt. Hier werden Ergebnisse des EU-Forschungs- und Transferprojektes Men in Care (MiC) vorgestellt, diskutiert und weiterentwickelt.

Das MiC-Team untersuchte in den letzten drei Jahren in sieben Ländern die politischen und betrieblichen Bedingungen der Vereinbarkeit von Care und Beruf für Männer*. Dabei stand die Konzeption der aktiven Teilnahme von Männern* an Familienarbeit, Elternschaft, Pflege, Mitgestaltung von Gleichstellung und Caring Work Cultures (zusammengefasst unter dem Begriff Caring Masculinities) im Mittelpunkt. Ziel war und ist es, das Thema betrieblich noch stärker zu verankern, Hindernisse für care-bereite männliche Mitarbeiter zu reduzieren und Lösungen für sich verändernde demografische, familiäre und politische Anforderungen zu liefern. Damit soll wichtige Beiträge auch zur Verringerung des Gender Care Gaps sowie zur Gleichstellung der Geschlechter geleistet werden.

Die Konferenz wird neben Erfolgsfaktoren und Beispielen guter Praxis auch den Business Case behandeln: Was haben Betriebe davon, wenn sie sich aktiv um Caring Masculinities, Chancengleichheit und Vereinbarkeitslösungen kümmern? Neben Inputs und Paneldiskussionen wird auf den aktiven Austausch mit den Expert*innen im Publikum gesetzt und gehofft, dass die Konferenz als Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten in europäischen Unternehmen dienen kann.

Interessierte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, Sozialpartner*innen, Forschung und Beratung sind herzlich willkommen, ebenso Gäste aus den teilnehmenden Ländern sowie aus der gesamten EU. Die Konferenzsprache wird englisch sein. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung jedoch erforderlich: https://www.men-in-care.eu/conference. Hier finden sich weitere Informationen. Direktkontakt bei Fragen gerne auch per Mail an conference@men-in-care.eu

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Bist du bereit für ein Kind? Für DEIN Kind?

Noch ein Ratgeber für Väter … aber ja! Denn hier geht es um die Beziehung zum Kind. Und zwar von Anfang an.

Illustration eines Vaters mit seinem Kind

Text: Heiner Wacker
Illustration: Britt Jatho

Vater sein von Anfang an – das klingt schön. Meist ist damit die Geburt gemeint. Und zwei Wochen Freistellung für Väter nach der Geburt sollen in dieser Legislaturperiode von der Bundesregierung auf den Weg gebracht werden. Aber der Anfang liegt viel früher: beim Beginn der Schwangerschaft. Und die – so wünscht es sich diese 98-seitige, tatsächlich kostenlose Broschüre – sollten Männer zur Vorbereitung nutzen. Auf alles, was dann kommt. Und vor allem für die Bindung zum Kind. Deshalb ist dies auch ein Beziehungsratgeber.

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Zum Download des Ratgebers

Bratwurstfett

Man könnte es sich einfach machen – und lauthals »Spinner!« rufen, wenn Männer sich Frauen überlegen fühlen, Schwule für krank halten und vom »Genderwahn« faseln. Aber hilft das?

Schild mit der Aufschrift Wrong Way vor einem Wald

Text: Frank Keil
Foto: Alexander Bentheim

Männerbuch der Woche, 48te KW. – Tobias Ginsburg hat sich für sein düsteres wie lehrreiches Erkundungsbuch »Die letzten Männer des Westens« undercover in die Welten von Männerrechtlern, Antifeministen, Kichernazis und Antisemiten begeben.

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Männer und Gesundheit

Pathogenese, Salutogenese und die Notwendigkeit eines selbstreflexiven Gesundheitsbewusstseins.

Mann sitzt auf einem Anleger und schaut auf das Wasser

Text: Holger Barth
Foto: andsa, photocase

In der Gesundheitsförderung wird zumeist auf eine pathogenetische Herangehensweise gesetzt, die Männer jedoch nur unzureichend anspricht. Die gängige Praxis sollte daher um die Salutogenese ergänzt werden und darüber hinaus um mehr Männerforschung, um ein selbstreflexives Gesundheitsbewusstsein zu fördern. Denn, salutogenetisch betrachtet, wird das subjektive Gesundheitsbewusstsein von Männern akzeptiert und nicht auf Defizite und Risikofaktoren reduziert bzw. fokussiert. Es sollten verstärkt Angebote gemacht werden, die auf den Kompetenz-Erwerb und die Stärkung des Kohärenzgefühls abzielen, denn dies kann Männer dabei unterstützen, mehr Handlungsfähigkeit als ein wesentliches Element von Gesundheit zu entwickeln.

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Befreien wir uns weiter vom Patriarchat!

Ganzheitlichere Männlichkeiten brauchen förderliche strukturelle Bedingungen, persönliches Engagement und neugieriges Interesse.

Ein Mann mit einem Hämatom am Auge hält sich den Unterkiefer

Text: Holger Barth
Foto: joto, photocase

(…) Den nächsten Schritt zu tun, das löst Ratlosigkeit und Ohnmacht aus. Denn dabei geht es nicht allein um die politische Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit. Es braucht eine tiefenpsychologische Perspektive, wie es Männern gelingen kann, das Paradoxon eines Systems zu überwinden, das sie faktisch oder vermeintlich begünstigt, in vielen Fällen aber auch zu psychischen Deformationen führt. Es geht um nicht mehr, als Strategien gegen die »hegemoniale Männlichkeit« zu entwickeln, wie sie Robert Connell bereits in den 1990er Jahren offengelegt hat.

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