Die Söhne des Bäckers

Die 1970er-Jahre wirken von heute aus gesehen wie eine harmlose Zeit: komische Musik, seltsame Frisuren, unförmige Kleidung. Die Repressionen, denen Jugendliche ausgesetzt waren, sind dagegen weitgehend in Vergessenheit geraten.

zwei Jugendliche vor 70er Jahre Tapete

Text: Frank Keil
Foto: Andre Schütt, photocase.de

Männerbuch der Woche, 18te KW. – Willi Achten gibt den einstigen Heimkindern der Bundesrepublik mit seinem wuchtigen Roman »Die wir liebten« eine literarische Stimme.

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Sepp der Depp

»Man arbeitet, schläft, stirbt und zwischendurch zeugt man Kinder. Was soll man auch sonst das liebe lange Jahrzehnt hindurch machen?«

Weide mit Anhänger bei Sonnenuntergang

Text: Ralf Ruhl
Foto: suze, photocase.de

Wie ein Junge in der Brutalität des ländlichen Patriarchats der Steiermark in den 1950er Jahren aufwächst, zeigt Christian Dudas Jugendroman »Milchgesicht« – direkt, hart, brilliant!

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Väter in Elternzeit gesucht …

Online-Fragebogenstudie, ab sofort bis Oktober: Wie erleben Männer ihre berufliche Pause und wie geht es ihnen in dieser Zeit?

Vater mit Kleinkind

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Paulo Sousa, photocase.de

Für eine Online-Fragebogenstudie der RWTH Aachen University sucht Clara M. Roesch für ihre Masterarbeit (unter der Leitung von Dr. Anna M. Stertz und Prof. Dr. Bettina S. Wiese am Lehrstuhl für Personal- und Organisationspsychologie) 150 Väter, die bis einschließlich Oktober 2019 in Elternzeit sind bzw. sein werden und bereit sind, Auskunft zu ihren persönlichen Erfahrungen mit dieser Zeit zu geben. Übergeordnet soll mit den Studienergebnissen langfristig das Wohlbefinden von Männern in ihrer Rolle als Vater und Arbeitnehmer gestärkt und unterstützt werden.
Alle Angaben werden vertraulich behandelt und anonym ausgewertet; als Dankeschön für die Teilnahme an der Studie können die Väter an einer Verlosung von 20 Geldpreisen in Höhe von je 50 Euro teilnehmen.

Link zur Studie
Mail für Nachfragen bei der Autorin

männerberatungsnetz.de

Neues Portal mit Beratungshilfen für Männer, Väter, Jungen

Zwei Männer unterhalten sich auf einem Balkon

Text: Alexander Bentheim
Foto: Jan Merkle, photocase.de

Wenn Jungen, Männer und Väter nach (professioneller) Unterstützung suchen, finden sie häufig nicht ein für sie passendes Angebot, wissen manchmal nicht, dass es überhaupt Beratung und Unterstützung speziell auch für sie gibt oder trauen sich aus Scham nicht, professionelle Unterstützung für ihre Anliegen zu suchen. Wohin wendet man sich bei Fragen z.B. zu Gesundheit, häuslicher Gewalt, Trennung und Scheidung, Vaterschaft, Jobverlust – und kann dabei auch davon ausgehen, auf männersensible und männlichkeitsreflektierende Berater zu treffen, die das Spannungsfeld von Rollenbildern, Stereotypen, Erwartungen und Individualität kennen?
Das Bundesforum Männer e.V. bietet mit männerberatungsnetz.de eine Übersicht von derzeit 120 vorhandenen Angeboten an Männerberatung in elf Themen- und Beratungsfeldern vor allem aus Deutschland, aber auch aus Österreich und der Schweiz. Das Portal, das seit Ende Februar online ist, macht diese für hilfesuchende Jungen, Männer und Väter leichter zugänglich: die regionalen Unterstützungsangebote können mittels Orts- und Themensuche schnell gefunden werden.
Das Portal, das im Rahmen des Projektes »Männer im Wandel« des Bundesforum Männer e.V. entstanden ist, wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und sukzessive weiter ausgebaut. Weitere Beratungs- und Unterstützungsangebote, die von der Einzelberatung über Rechtsberatung bis hin zu Selbsthilfegruppen reichen, können online eingetragen werden und werden nach einer Prüfung durch die Administratoren freigeschaltet.
Kontakt für Nachfragen: Dr. Dag Schölper, Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer und Väter e.V., Reginhardstraße 34, 13409 Berlin, info@bundesforum-maenner.de, Tel. 030 – 275 811 22.

Eine Woche Papa, eine Woche Mama

Neue Perspektiven für Scheidungsfamilien

Kind fährt auf einem Roller

Text: Thomas Gesterkamp
Foto: TimToppik, photocase.de

In die Debatte um das »Wechsel-Modell« – oder genauer die »paritätische Doppelresidenz«: Kinder haben ihr Zuhause nicht nur bei einem Elternteil, wenn die Eltern getrennt leben – kommt Bewegung. Und auch beim Unterhaltsrecht wird die übliche Praxis des »Ganz oder gar nicht« hinterfragt. Die Parteien favorisieren jedoch unterschiedliche Varianten; auch über diese Frage wird damit bei der Bundestagswahl abgestimmt.

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Kleiner Schnitt, GEWALTige Wirkung

Eine folgenreiche Entscheidung, ein Buch und ein Interview

Mann hält sich den Handrücken vor den Mund

Text: Alexander Bentheim
Foto: dommy.de, photocase.de

Ein Aufsehen erregendes Urteil des Kölner Landgerichts vom Mai 2012, das – Kindeswohl vor Elternrecht – die rituelle Beschneidung von Jungen zur Straftat erklärte, ein hastig schon im darauf folgenden Dezember verabschiedetes religionsfreundliches Gesetz zur Beschneidung des männlichen Kindes (§ 1631d BGB) und eine seitdem andauernde, teils heftige – in Teilen auch »unterdrückte« – gesellschaftliche Debatte darüber bilden den Hintergrund des Buches »Ent-hüllt!«, das im letzten Mai erschien. Und das unmittelbar sowie mittelbar Beschneidungsbetroffene zu Stimmen verhilft, die auch zukünftig gehört werden wollen – und müssen. Denn das Thema Beschneidung von Jungen hat sich nicht erledigt, nur weil es keine Schlagzeile mehr bekommt.

Der unter Pseudonym schreibende Autor Clemens Bergner berichtet von seiner eigenen Beschneidung in der Kindheit aus vorgeblich medizinischen Gründen, versammelt in seinem Buch aber auch viele Geschichten von anderen Männern, die über ihre meist ebenfalls im Kindesalter erfolgte Beschneidung der Vorhaut (Amputation, Zirkumzision, Verstümmelung) erzählen, und die – wie er – unter körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen ihr Leben lang leiden.

Nun kann man ein Buch wissenschaftlich, auch empathisch rezensieren. Aber es gibt Ausnahmen, wo es sich anbietet, den Autor selbst zu hören, weil er am eindrücklichsten beschreiben kann, worum es ihm – auch über das Buch und in diesem Fall die Betroffenengeschichten hinaus – mit seiner Publikation geht. Ein Interview aus dem letzten Jahr, das der Religionskritiker und Blogger Stefan Schritt (»Abgeblogged«) mit dem Autor führte, durften für die MännerWege dankenswerterweise neuveröffentlicht werden.

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Wenn Papa weg ist

Manche Väter sind abwesend. Wegen Arbeit oder Krankheit. Oder wegen Trennung.

Vater zieht Kind auf einem Schlitten durch den Schnee

Text: Ralf Ruhl
Foto: Fotoline, photocase.de

Jedenfalls sind diese Väter für die Kinder nicht oder kaum erreichbar. Was für Kinder äußerst schmerzhaft ist. Das Bilderbuch »Mondpapas« hilft, über die Lücke zu sprechen, die abwesende Väter hinterlassen.

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»Beschneidung als Disziplinierungsmaßnahme«

Video-Dokumentation eines Symposiums zur genitalen Autonomie von Jungen, Mai 2014 in Köln

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Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Fiebke, photocase.de

Seit Inkrafttreten des §1631d BGB im Dezember 2012, welcher die Beschneidung von Jungen in Deutschland gesetzlich erlaubt, wird die Debatte – die im Vorfeld der gesetzlichen Regelung, schon aus Zeitgründen, viel zu kurz kam – zumindest in Fachkreisen immer wieder geführt. Dem Verein »MOGiS e.V. – Eine Stimme für Betroffene« und »pro familia NRW« ist es zu verdanken, dass im Mai 2014 nicht nur eine namhaft besetzte Veranstaltung in der Universität Köln stattfand, sondern sämtliche Beiträge als auch Videomitschnitte vorliegen – was schon deshalb wichtig ist, weil mit diesen nicht nur deren Inhalte, sondern auch Stimmungen transportiert werden.

Ein ausführlicher Kongressbericht von Gislinde Nauy und Walter Otte vom »Humanistischen Pressedienst« (hpd) gibt einen prägnanten Überblick des wissenschaftlichen Symposiums »Genitale Autonomie: Körperliche Unversehrtheit, Religionsfreiheit und sexuelle Selbstbestimmung – von der Theorie zur Praxis«, aber es lohnt auch, die Beiträge im O-Ton mitzuverfolgen, etwa von Prof. Dr. Jörg Fegert (»Eltern als beste Garanten der Kindesinteressen?«), Prof. Dr. Maximilian Stehr (»Zur medizinischen Tragweite einer Zirkumzision«), Prof. Dr. Matthias Franz (»Psychotraumatologische und psychoanalytische Aspekte der Jungenbeschneidung«), Dr. Jörg Scheinfeld (»Beschneidungserlaubnis und Verfassungsrecht«), Hans-Joachim Lenz (»Männliche Beschneidung als sexualisierte Gewalt«) und Dr. Jérôme Segal (»Die Beschneidung aus jüdisch-humanistischer Perspektive«). Alle weiteren Beiträge sind einzusehen über das Videoverzeichnis des »Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener im MOGiS e.V.«.

Gislinde Nauy und Walter Otte resümieren in ihrem Bericht, dass das Symposium nachdrücklich aufzeigte, »wie sehr sich Menschen unterschiedlichen kulturellen Hintergrundes darüber einig sind, dass der §1631d BGB nicht in ein modernes Rechtssystem mit einem ausgeprägten gesellschaftlichen Bewusstsein für Kinderrechte passt« und »Religionsfreiheit heute kein Freibrief mehr für Gewalt gegenüber Jungen sein [kann], die als Minderjährige ohne Einwilligungsfähigkeit beschnitten werden. Belastende körperliche, sexuelle und seelische Langzeitfolgen einer Beschneidung im Kindesalter sind belegt.«

Grenzenlose Liebe

Binationale Ehen und deren besonderen Herausforderungen – Radio-Diskussion am 20. August mit Expert_innen und Gästen

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Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: hlehnerer, photocase.de

Ein Paar, zwei Nationalitäten, zwei Sprachen mindestens: In Deutschland werden immer mehr binationale Ehen geschlossen. Das ist gelebte Globalisierung und doch auch eine ganz eigene Herausforderung. Zu den normalen Beziehungskonflikten kommen kulturelle und kommunikative Stolperfallen hinzu. Wenn unterschiedliche kulturell geprägte Vorstellungen von Familie und Zukunft aufeinanderprallen, ist Liebe keine Garantie, dass zeigt die stark erhöhte Scheidungsrate.
Was also können Paare tun, damit ihre Beziehung Bestand hat? Wo können sie sich beraten lassen, wenn Vorstellungen über Kultur, Tradition oder Religion auseinanderklaffen? Welche rechtlichen Fragen gilt es zu bedenken, wenn Partner unterschiedlicher Herkunft heiraten oder eine Lebenspartnerschaft eingehen wollen? Und welche, wenn es doch zur Trennung kommt, vielleicht sogar Kinder davon betroffen sind?

Sendung: Donnerstag, 20.8.15, 10:10h, Deutschlandfunk, Reihe »Marktplatz«, Moderation: Sarah Zerback, kostenfreies Hörer_innen-Tel.: 00800. 4464 4464, Mail-Beteiligung: marktplatz@deutschlandfunk.de (bis 11:30h)

Väter klagen gegen Mütterrente

Eine sorgfältige Abwägung aller Vor- und Nachteile empfiehlt sich dennoch

Ein Signalhorn an einer blauen Wand

Text: Thomas Gesterkamp
Foto: Alexander Bentheim

Die im Juli 2014 eingeführte Mütterrente gilt trotz ihres irreführenden Namens (Bezeichnungen wie »Elternrente« oder »Erziehendenrente« würden besser passen) auch für Väter – wenn diese sich in der Kleinkindphase intensiv um ihren Nachwuchs gekümmert haben. Sogar längst geschiedene Männer können rückwirkend von der Regelung profitieren, indem sie den Versorgungsausgleich neu berechnen lassen. Eine sorgfältige Abwägung aller finanziellen Vor- und Nachteile wie auch die psychischen Belastungen einer rechtlichen Auseinandersetzung empfiehlt sich dennoch.

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