Walter und Fiete

Der fulminante Roman »Im Frühling sterben« von Ralf Rothmann führt zurück in die letzten Kriegsmonate des Zweiten Weltkrieges.

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Text: Frank Keil
Foto: kallejipp, photocase.de

Männerbuch der Woche, 31ste KW. – Ralf Rothmann hat sich für seinen neuen Roman viel Zeit gelassen. Und er hat mal wieder sein ganzes Können in die Waagschale geworfen. Dass er beides getan hat, beschert uns nun einen so tiefgründigen wie existentiellen Stoff, der noch lange nachhallen wird.

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Ein Strich durch die Lebensrechnung

Richard Wagners Auseinandersetzung mit »Herrn Parkinson«

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Text: Stefan Moes
Foto: busdriverjens, photocase.de

Ein Mann verliert die Kontrolle über seinen Körper. Mit 51 Jahren erkrankt er an Parkinson. Schüttellähmung hieß die Krankheit, bevor sie den Namen des englischen Arztes erhielt, der die Symptome vor 200 Jahren zum ersten Mal systematisch beschrieb. Der vorzeitige Abbau des Botenstoffes Dopamin im Gehirn führt zum Kontrollverlust: Die Muskulatur macht sich selbständig. Gliedmaßen verkrampfen oder zittern, die Gesichtszüge entgleisen … Dieser Bericht schont weder den Autoren, noch die Leser. Und erst recht nicht den erkrankten Leser. Denn Parkinson stört die Ordnung nicht, er übernimmt sie.

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Long Thanh will lachen

ARD-Reportage am 29. August über einen von »Agent Orange« betroffenen vietnamesischen Jungen

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Text: Alexander Bentheim (Redaktion nach Quelle NDR)
Foto: Lukow, photocase.de

Sich zu bewegen fällt ihm schwer, das Atmen auch. Die Muskeln schmerzen und die Knochen. Long Thanh ist kein Greis, sondern 13 Jahre alt. Er ist Opfer eines Krieges, der eigentlich längst zu Ende ist. Sein unsichtbarer Feind: das chemische Entlaubungsmittel »Agent Orange«, das die Amerikaner im Vietnamkrieg massenhaft über dem Dschungel Vietnams versprüht haben. Die Blätter fielen von den Bäumen und das Dioxin blieb, im Boden und Trinkwasser – mit schrecklichen Folgen bis heute.
Dieser Krieg ist 40 Jahre her. Drei Millionen Vietnamesen sind an den Folgen von Agent Orange erkrankt, 150.000 Kinder wurden seit Kriegsende mit schwersten Behinderungen geboren. Jahrelang hat Vietnam um Hilfe gebeten. Die USA haben stets vertröstet, geleugnet, gezweifelt, abgestritten. Bis heute will die amerikanische Regierung keinen direkten Zusammenhang zwischen »Agent Orange« und den behinderten Kindern sehen.

Long Thanh und sein ebenfalls kranker Bruder brauchen Pflege rund um die Uhr. Sie können sich nicht alleine anziehen, nicht selber essen. Sie können auch nicht in die Schule gehen. Beide Kinder sind seit ihrer Geburt schwer behindert. Ihr Vater Tran Nhat Lin war mit dem dioxinhaltigen Agent Orange in Berührung gekommen.
Das Leben der Familie ist nicht einfach, aber auf bewundernswerte Weise bewahren sie ihre Zuversicht. Und trotz seines schweren Schicksals ist Long Thanh neugierig, hat Freunde, will mehr vom Leben, als es ihm momentan bietet.

Aber wie soll das gelingen? Long Thanhs Familie ist arm. Durch die intensive Betreuung der Kinder und den geschwächten Vater kann die Mutter nicht genug Geld verdienen. Oft sind sie sogar auf Reisspenden aus ihrem Dorf angewiesen. Bildung ist Long Thanh bislang verwehrt – obwohl er wissbegierig ist. Als ARD-Reporter Philipp Abresch im Frühjahr 2015 die Familie von Long Thanh auf einer Reise durchs Land porträtiert hat, fanden sich spontan viele Zuschauer, die der Familie helfen wollten. Jetzt reist Philipp Abresch noch einmal in die entlegene ländliche Gegend, in der Long Thanh lebt – und bringt Hoffnung mit.

Sendung: Samstag, 29.8.15, 16:30h, ARD, Reihe »Reportage im Ersten« (30 Min.). Der NDR berichtet ausführlich in einer Multimedia-Doku zu den Hintergründen.

Radikalisierung & Militanz als Ausdruck von Männlichkeiten?

Der hessische Fachtag Jungenarbeit fragt am 9. und 10. November 2015 im Haus der Jugend in Frankfurt/M. nach Antworten

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Text: Christian Sieling | Marc Melcher
Foto: inkje, photocase.de

 
Nicht erst durch die Berichte über jene, die sich dem IS in Syrien oder dem Irak anschließen wollen, ist der Blick auf die Radikalisierung männlicher Jugendlicher gelenkt. Radikalisierungsdynamiken unter muslimischen Jungen sind unter pädagogischen Fachkräften schon lange Thema. Und auch in der extremen Rechten spielen Männlichkeitskonstruktionen bei der Ansprache und Radikalisierung junger Männer eine wichtige Rolle, die die Fachdebatte prägen.
Was sind die Ursachen für die damit verbundene Faszination für junge Männer und wie kann man dem pädagogisch begegnen? Wir, die Fachgruppe Jungenarbeit als Veranstalter, erwarten uns vom Fachtag für unsere Arbeit mit Jungen neue Einblicke zum Thema durch Impulse der Referenten (Ahmad Mansour, Olaf Jantz, Helge von Horn), Ideen für die Praxis aus der gemeinsamen Arbeit in den Workshops, Vernetzung und Austausch untereinander. Alle weiteren Infos finden sich im Tagungsflyer.

»Es kann gefährlich werden.«

Ein Gespräch mit Björn Klauer über die bevorstehende zweite Expedition mit seinem Team in die Arktis.

Expeditionsteilnehmer

Interview: Frank Keil
Foto: Björn Klauer

Björn Klauer, Hamburger Skandinavien-Auswanderer und mit seiner Lebensgefährtin Betreiber einer Huskyfarm in Nordnorwegen, veranstaltet dort nicht nur Hundeschlittentouren, sondern geht zuweilen mit seinem Team und seinem Sohn auch auf Expeditionsreisen. Eine solche steht wieder unmittelbar bevor – genauer: heute, am 14. Juli, geht es los. Nach Spitzbergen, um Zeugnisse einer dort vor über 100 Jahren verschollenen Expedition zu suchen. Mit welchen Gedanken, Vorbereitungen und früheren Erfahrungen – ja, auch mit Eisbären – man sich da beschäftigt, davon erzählt der Expeditionsleiter im Interview.

Zum illustrierten Interview

Aufregung, Ektase – und Ernüchterung

Peter Richter erzählt in seinem Roman »89/90« vom exzessiven Lebensgefühl der Wendejugend – nicht nur in Dresden

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Text: Frank Keil
Foto: cydonna, photocase.de

Männerbuch der Woche, 29ste KW. – Spätestens im Herbst ist es wieder so weit und es wird der 25ste Jahrestag der Wiedervereinigung gefeiert. Will man nicht ganz so trunken in die Feierlichkeiten eintauchen, empfiehlt sich die Lektüre von Peter Richters famosem Roman »89/90«.

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Bekenntnisse eines begabten Schulversagers

Jón Gnarr’s heiteres Romansachbuch »Indianer und Pirat«

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Text: Frank Keil
Foto: 3ster, photocase.de

Männerbuch der Woche, 28ste KW. – Jón Gnarr ist das Gesicht der Weltwirtschaftskrise in Island. Denn nachdem der kleine, mysteriöse und so beliebte Inselstaat im Nachklapp des Bankencrashs mit Karacho pleite ging, wurde ein spaßig-punkiger Komiker Bürgermeister der Hauptstadt Reykjavik. Und der erzählt nun von einer seltsamen und auch sehr isländischen Kindheit.

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Zurückbleiben – und zurückfinden

Saskia Jungnikl’s Bericht »Papa hat sich erschossen«

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Text: Frank Keil
Foto: tosini, photocase.de

Männerbuch der Woche, 27ste KW. – Es gibt Buchtitel, bei denen man unwillkürlich stehen bleibt und innehält und nicht weitergeht, weil mit ihnen alles gesagt ist: »Papa hat sich erschossen« – was braucht es jetzt noch? Nicht: »Vater hat sich erschossen«, was etwas ganz anderes wäre, irgendwie nicht ganz so schlimm, nicht ganz so himmelschreiend entsetzlich und nicht mehr zu ändern, sondern distanzierter, abgeklärter, sachlicher. Aber Papa statt Vater – und sofort ist alles Schutzlose und Bedürftige der Kindheit da, mit einem Schlag. Und nun hat sich Papa erschossen.

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11 Freunde

Neulich in der Umkleide

Mannschaftsfoto

Foto und Text: Kerstin »kemai« Maier, selbst Fußballerin
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Wenn ein Freund 30 Jahre alt wird und noch dazu eine neue Wohnung gefunden hat, ist ein Geschenk fällig. Mit etwas Mut und Kreativität entsteht dann solch ein Kabinenblick: 11 Jungs, hautnah. Das Foto verfehlte seine Wirkung nicht – der Beschenkte war nur enttäuscht, dass er nicht dabei war.

Mysterien im Reihenhaus, Mysterien im Partykeller – Mysterien überall

Andreas Maier’s Roman »Der Ort«

Ein Foto mit einer Frau die eine rote Handtasche schwenkt

Text: Frank Keil
Foto: suschaa, photocase.de

Männerbuch der Woche, 26ste KW. – Ein großes Projekt der Erzählung einer Kindheit und dann einer Jugend, die so eigen-einzigartig wie auch idealtypisch ist, in den Reihenhäusern, den Wohnungen und den Kellern der hessischen Provinz, in denen es immer wieder um die Frage geht: Was hat es mit diesem Leben auf sich, in das wir hineinwachsen und das wir leben sollen oder müssen oder wollen? Und wer ist eigentlich verrückt?

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