Männer und Gesundheit

Pathogenese, Salutogenese und die Notwendigkeit eines selbstreflexiven Gesundheitsbewusstseins.

Mann sitzt auf einem Anleger und schaut auf das Wasser

Text: Holger Barth
Foto: andsa, photocase

In der Gesundheitsförderung wird zumeist auf eine pathogenetische Herangehensweise gesetzt, die Männer jedoch nur unzureichend anspricht. Die gängige Praxis sollte daher um die Salutogenese ergänzt werden und darüber hinaus um mehr Männerforschung, um ein selbstreflexives Gesundheitsbewusstsein zu fördern. Denn, salutogenetisch betrachtet, wird das subjektive Gesundheitsbewusstsein von Männern akzeptiert und nicht auf Defizite und Risikofaktoren reduziert bzw. fokussiert. Es sollten verstärkt Angebote gemacht werden, die auf den Kompetenz-Erwerb und die Stärkung des Kohärenzgefühls abzielen, denn dies kann Männer dabei unterstützen, mehr Handlungsfähigkeit als ein wesentliches Element von Gesundheit zu entwickeln.

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»Ich brauche noch etwas Zeit.«

Genau hinschauen, sich auch Zeit nehmen für den Moment – das gilt in unserer Kultur nicht gerade als männlich …

Eisblume am Fenster mit Gegenlicht

Text: Ralf Ruhl
Foto: jarts, photocase.de

… denn üblicherweise hat ein Mann ja hart zu arbeiten, es möglichst schnell zu etwas zu bringen, seine Familie zu versorgen. Das Bilderbuch »Der Schneeflockensammler« von Robert Schneider und Linda Wolfsgruber zeigt, dass es auch anders geht.

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Spiel mit dem Schatten

Ein Bilderbuch über Diversität, Gleichberechtigung und Identität.

Mann mit lackierten Fingernägeln und Strumpfhose

Text: Ralf Ruhl
Foto: Jo.Sephine, photocase.de

Jungen, die gerne Tutu tragen und tanzen, sind immer häufiger die Stars in Bilderbüchern. Scott Stuart’s »Mein Schatten ist PINK« ist besonders – weil es leicht, schön gereimt und witzig daher kommt.

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Halt und Schwindel

Wie Körper, Geist und Seele möglicherweise zusammenhängen, wird stets interessant bleiben – und Stoff für Erzählungen bieten.

Silhouette eines stolpernden Mannes

Text: Frank Keil
Foto: Alexander Bentheim

Männerbuch der Woche, 17te KW. – Aris Fioretos versammelt in seinem »Atlas – literarische Fallgeschichten zur Vermessung von Körper und Seele« Erzählungen von zeitloser Rätselhaftigkeit.

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»Gefühlvoll – aber kein Weichei!« Über das Mannsein heute

Digitale und analoge Salonabende – eine neue Veranstaltungsreihe des MännerKompetenzCentrum Hamburg

Mann mit Luftballons an einer Straße in einer einsamen Landschaft

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Nordreisender, photocase.de

Das im letzten Jahr gegründete MännerKompetenzCentrum Hamburg startet am 4. Mai eine Salonabend-Reihe mit vielfältigen Männer-Themen von engagierten Impulsgebern – zunächst digital, aber wenn es die pandemischen Umstände zulassen, auch wieder analog. Auf das Mannsein aus verschiedenen Perspektiven blicken ist Programm, miteinander ins Gespräch kommen das Ziel – und das an jedem ersten Dienstag im Monat.

Den Auftakt macht der Bielefelder Diplom-Psychologe, Psychotherapeut und Männerbuchautor Björn Süfke. »Kein Wunder«, sagt er, »dass Männer heute verwirrt sind: Doppelanforderungen im Hinblick auf Partnerschaft und Karriere, Vaterschaft zwischen Anspruch und Erwartung, Gefühle zwischen Empathie und Kontrolle.« Björn Süfke, Autor von u.a. »Den Mann zur Sprache bringen«, »Männerseelen« und »Männer. Was es heute heißt, ein Mann zu sein«, plädiert für eine vollständige Gleichstellung von Vätern bei der Erziehungsarbeit, damit die nachfolgende Generation – vor allem Jungen – auch mit männlichen, emotional präsenten Identifikationsfiguren aufwachsen kann. Und: es müsse in unserer Gesellschaft möglich werden, über männliches Leid zu sprechen, ohne ausgelacht oder in einen unwürdigen Geschlechterkampf hineingezogen zu werden. Dass das traditionelle Verständnis von Männlichkeit im Zerfall begriffen ist, gilt ihm als positive und notwendige Entwicklung, denn: dieses Bild von Männlichkeit hat verheerende Konsequenzen für Männer in puncto Gesundheit, Beziehungen, Sexualität, Gewalt und psychischem Wohlergehen. Zur Diskussion stellt Björn Süfke Erkenntnisse aus seiner Arbeit: eine positive männliche Emanzipation, eine männliche Versagenskultur und ein Ende der Männerabwertung und des Geschlechterkampfes.

Moderation: Andreas Leschke, MännerKompetenzCentrum Hamburg e.V. | Zeit: 4. Mai 2021, 18.30 – 20.00 Uhr | Ort: Zoom-Videokonferenz | Teilnahmebeitrag: Spende nach eigenem Ermessen | Anmeldung: Zugangs- und Kontodaten nach Erhalt der Anmeldung oder Mail an salonabend@mkc.hamburg bis zum 30. April 2021 | Eine Vorschau auf weitere Termine und Themen gibt hier.

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Der beste Lehrer der Welt

Was macht so einen aus, einen guten oder auch besten Lehrer?

Ein Schüler im Klassenzimmer hebt den linken Arm

Text: Ralf Ruhl
Foto: 2Design, photocase.de

Die Antwort gibt Mirjam Oldenhave in ihrem witzigen und spannenden Kinderbuch »Mister Twister. Wirbelsturm im Klassenzimmer«. Das zugleich ein augenzwinkerndes Plädoyer für Geschlechtergerechtigkeit im Klassenzimmer ist.

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Farblos, schwer und vaterfrei

Ein Bilderbuch zeigt, wie Kinder als Angehörige von depressiven Menschen Unterstützung finden.

Junge schaut aus einem Fenster

Text: Ralf Ruhl
Foto: behrchen, photocase.de

Depression ist die am weitesten verbreitete psychische Erkrankung, und Kinder als Angehörige sind Betroffene, die der Unterstützung bedürfen. Brigitte Enders und Anna Karina Birkenstock kümmern sich in ihrem Bilderbuch »Mama und der verhexte Spiegel« um dieses Thema – allerdings bleiben die Väter merkwürdig ausgegrenzt.

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Häusliche Gewalt: Kinder sind immer betroffen!

Mit einem eigenen Youtube-Kanal gehen die Männerberatung der AWO Werra-Meißner und das Institut NoMos neue Wege zur Überwindung Häuslicher Gewalt

ein Mann steht an einem Flipchart

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Robert Moos

»Der ist doch noch so klein, der kriegt doch gar nichts mit.« – »Die haben doch geschlafen.« – »Die Kinder waren in einem anderen Zimmer.« – Das sind typische Verharmlosungsstrategien, wenn es um Kinder geht, die in Familien leben, in denen Gewalt ausgeübt wird. Dabei geht es nicht immer um Schlagen, Treten, an den Haaren ziehen oder auf den Boden stoßen. Häusliche Gewalt äußert sich auch in schreien, beleidigen, demütigen, bedrohen.

»Die Kinder wissen genau, was passiert«, sagt Ralf Ruhl, Männerberater der AWO im Werra-Meißner-Kreis. »Sie erleben die Spannung zwischen den Eltern, die Aggression – und auch die Angst.« Insbesondere die Angst eines Elternteils übertrage sich auch auf die Kinder. »Die wollen ja, dass ihre Familie ganz und heil bleibt«, so Robert Moos, Täter*innenberater beim Institut NoMos. Deshalb würden sie sich immer wieder zwischen das streitende Paar stellen und werden somit oft selbst zur Zielscheibe der Gewalt.

Verantwortung für Taten und Gefühle übernehmen: Moos und Ruhl wenden sich mit ihren Videos bewusst an – potentielle – Täter. Während der Corona-Pandemie konnte ihre Gruppe »Verantwortungstraining für Männer« nicht stattfinden. »Da haben wir uns gedacht, die Männer sind sehr oft im Internet unterwegs, aber ein Angebot für Täter gibt es da noch nicht«, so erklärt Ruhl den Beginn des Projekts. »Verantwortungstraining« nennen sie ihr Angebot. Denn sie wollen, dass Männer – und die stellen immer noch 80 Prozent der Täter*innen beim Delikt Häusliche Gewalt – Verantwortung für ihre Taten und ihre Gefühle übernehmen.

»Wir verurteilen die Tat, nicht den Täter«, sagt Ruhl. Und Moos ergänzt: »Wir wollen wissen, was einen Mann dazu bringt, seiner Frau und seinen Kindern Schaden zuzufügen. Und das, obwohl er behauptet, dass er sie liebt, dass sie für ihn das Wichtigste auf der Welt seien.«

Verhaltensänderung beginnt mit einem Entschluss – eben das Verhalten ändern zu wollen. Ruhl und Moos bieten in ihren Videos nützliche Tools, wie z.B. das Krisenthermometer und den Notfallplan. Sie erläutern, was passiert, wenn die Polizei kommt und wie eine Paardynamik entsteht, die Gewalt befördert. Wer es ernst meint damit, seine Kinder gewaltfrei erziehen zu wollen, aber Schwierigkeiten hat, seinen Zorn im Zaum zu halten, der findet in diesen Videos Anleitung und Unterstützung.

Zum Videokanal Täterberatung Häusliche Gewalt mit allen Beiträgen

Die Videos als Einzelbeiträge:
Du hast es in der Hand – Vorstellung des Tutorials (4’30“)
Dein Krisenthermometer (4’04“)
Wut, Kränkung, Provokation (4’13“)
Dein Notfallplan (3’25“)
Bilanz und Konsequenzen der Tat (6’56“)
Gewaltspirale und Kreislauf der Liebe (6’40“)
Kinder und Häusliche Gewalt (5’23“)
Häusliche Gewalt und Kinder – Experte Manuel Schwab (7’09“)
Verhalten entsteht im Kopf (3’45“)
So gelingt Kommunikation (6’32“)
Wenn die Polizei kommt (7’25“)
Paardynamik (7’55)

CoVid-19 und die Folgen: Geschlechterrollen rückwärts?

Frauen seien die Hauptverliererinnen der Pandemie, während für Männer alles beim Alten bliebe – so eine feministische These. Doch die empirische Grundlage für diese Behauptung ist dünn.

Text: Thomas Gesterkamp
Foto: Antonio Recena, photocase.de

Es lohnt sich genauer hinzuschauen. Auch Männer haben während des Lockdowns ungewohnte Erfahrungen gemacht, vor allem durch die stark gestiegene Nutzung der Arbeitsform Homeoffice. Ein Projekt der Universität Bielefeld und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung präsentierte im Juni auf der Basis des »sozio-ökonomischen Panels« etwas genauere Fakten. Das Wissenschaftsteam hatte nachgefragt, wie viel Zeit Eltern mit minderjährigen Kindern im Monat April für Betreuung und Hausarbeit aufbrachten. Mütter kamen dabei auf 7,6 Stunden, Väter auf 4,2 Stunden täglich. Im Vergleich zu den Zeiten vor »Corona« errechnete sich eine Mehrarbeit von rund zwei Stunden für beide Geschlechter. Die These vom Rückfall in traditionelle Rollenmuster weist die Studie damit zurück: Die zusätzlichen Belastungen teilen die Paare relativ paritätisch unter sich auf. Eine Umfrage des Allensbach-Institutes im Auftrag des Familienministeriums bestätigt diesen Befund: Frauen leisten danach wie bisher zwar deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit, doch »Corona« hat nichts Wesentliches daran verändert.

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»Ein seltsamer Wachtraum«

Eine Kultur des Dialogischen in Zeiten des Direktiven

Zwei Männer auf einer Bank unterhalten sich

Text: Frank Keil
Foto: deVante, photocase.de

Männerbuch der Woche, 21te KW. – Was werden wir erinnern? Und was wird an Erinnertem bleiben? Noch sind wir darin verfangen, die Gegenwart auch nur ansatzweise zu begreifen. Die plötzlich so anders ist als geplant. Da trifft es sich gut, dass Alexander Kluge und Ferdinand von Schirach sich in dem Trostbüchlein »Trotzdem« über die Corona-Krise unterhalten und die Rechtsgeschichte der Einschränkung diskutieren.

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