Herkulesaufgabe

James Proimos‘ Jungenroman »12 things to do before you crash and burn« – lesenswert!

Männer beim Fußballspielen am Strand

Text: Ralf Ruhl
Foto: Viktor Descenko, photocase.de

Was die Öffnung eines Gurkenglases mit einem griechischen Halbgott zu tun hat, dass sich eine schöne unerreichbare Frau doch erreichen lässt und wie wichtig der beste Pizzaladen der Stadt werden kann – das beschreibt der amerikanische Autor James Proimos äußerst kurzweilig in seinem preisgekrönten Jugendbuch.

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Angekommen auf dem Lande

Zum Schluss des Jahres ein Buch, das noch einmal ein ganz besonderes ist – vielleicht sogar das Buch des Jahres

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Text: Frank Keil
Foto: Da_Judge, photocase.de

Männerbuch der Woche, 51ste KW. – Der Journalist Jasper Fabian Wenzel hat den Landarzt Dr. Amon Ballouz begleitet wie beobachtet: in seiner Praxis in der ostdeutschen Kleinstadt Schwedt, bei Hausbesuchen in noch abgeschiedenere Dörfer in der Uckermark, auf Heimaturlaub in Beirut; die Stadt, die er als Jugendlicher verließ, als im Libanon der Bürgerkrieg ausbrach. Ein Bericht, auch wie geschaffen für die derzeitige Debatte um die so genannte Flüchtlingskrise.

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Der Kümmerer im Schatten

Über Josefs Vaterrolle, seine möglichen Kinder und ehrenamtliche Männer in der Kirche

Schatten eines Mannes der einen Kinderwagen schiebt

Text: Frank Keil
Foto: Francesca Schellhaas, photocase.de

Eine besondere Predigt Weihnachten 2014, in der der Bauhandwerker, Hausmann und Ziehvater Josef aus Nazaret im Mittelpunkt stand, gibt Anlass, auch dieses Jahr wieder an ihn zu erinnern. Ein Gespräch mit der Hamburger Pastorin Monika Geray.

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Udo und Andreas, Andreas und Udo

Ein Jahr ist er jetzt tot, seit einem Jahr ist Udo Jürgens nicht mehr dabei. Ist das wirklich schon ein Jahr her?

Ein Jungen sitzt verzweifelt an einem Klavier

Text: Frank Keil
Foto: jana-milena, photocase.de

Männerbuch der Woche, 50ste KW. – Der Schriftsteller Andreas Maier nutzt seine Trauerarbeit für grundlegende kulturkritische Betrachtungen. Nach der Lektüre wird man den Begriff »Spießer« aus seinem Wortschatz gestrichen haben. Und hört Udo Jürgens noch mal mit ganz anderen, nämlich den eigenen Ohren.

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Interkulturelle Väterarbeit NRW

Eine bemerkenswerte Initiative zur »gesellschaftspolitischen Realität im Zeichen postmoderner Lebensverhältnisse«

Männer und Jungen sitzen auf einer Bank

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: Hita ONE, photocase.de

Die Bedarfe, aber auch die Potenziale einer Interkulturellen Väterarbeit (IVA) wurden in Nordrhein-Westfalen bereits früh erkannt und gefördert. In den letzten Jahren haben sich in NRW daher zahlreiche innovative Projekte entwickelt, die speziell an Väter mit Migrationshintergrund gerichtet sind. Diese organisierten sich in einem Netzwerk, das seit Juni 2013 als »Facharbeitskreis für interkulturelle Väterarbeit NRW« bekannt ist.

Mit zwei weiteren Initiativen wird die Entwicklung in diesem Arbeitsfeld fortgeführt:
[1] Der »Facharbeitskreis für interkulturelle Väterarbeit« bietet mit seinen regionalen Experten Beratung und Unterstützung bei der Ausarbeitung und Umsetzung innovativer Projektideen. Diese qualifizieren Fachkräfte und Multiplikator_innen organisieren Veranstaltungen und bereiten Infomaterialien vor, wie z.B. den Film über interkulturelle Väterarbeit. Die Geschäftsstelle des  Facharbeitskreises ist beim »Elternnetzwerk NRW. Integration miteinander e.V.« angesiedelt, das selbst auch im Bereich interkultureller Väterarbeit aktiv ist.
[2] Das vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) durchgeführte Evaluationsprojekt »Praxisforschung für nachhaltige Entwicklung interkultureller Väterarbeit in NRW« (2013-2014) hat die vorhandenen pädagogischen Angebote der Väterprojekte evaluiert und deren Erfolge ermittelt, um die Entwicklung des Handlungsfeldes zu begleiten und so nachhaltig sichern zu helfen. Das ZfTI koordiniert und begleitet aktuell die Arbeit des Facharbeitskreises für interkulturelle Väterarbeit.

Die IVA NRW hat in der Reihe »Berichte aus Praxis und Forschung« bereits mehrere Publikationen herausgegeben, die vom Portal als PDF downloadbar sind. Themen sind zum Beispiel: »Das unentdeckte Potenzial – Väter mit Migrationshintergrund«, »Väter als Schlüssel zum Bildungserfolg«, »Väter als Vorbilder«, »Väter auf der Flucht« und »Väterarbeit als Stadtteilarbeit«

Dem Portal der Interkulturellen Väterarbeit NRW und der Facebook-Präsenz sind weitere Infos, Leitideen, Arbeitsziele und Angebote zu entnehmen. Für am Thema Interessierte auch aus anderen (Bundes)Ländern ist ein Besuch des Portals unbedingt lohnenswert.

»Keiner von euch Spacken wird an mir rumoperieren!«

Viviane Andereggen‘s Kinofilm »Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut« spielt mit dem Schauer des Akts der Beschneidung.

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Text: Frank Keil
Foto: element e filmproduktion gmbh

Es gibt Themen, die ploppen plötzlich auf und entfachen aus dem Stand eine wuchtige Debatte – und Jahre später reibt man sich verwundert die Augen, ob der Heftigkeit, an die man sich noch vage erinnert. So war das mit dem Thema »Beschneidung«, das im Jahr 2012 plötzlich die Zeitungsseiten füllte und für turbulente Talkshow-Einlagen sorgte.
Und so ist »Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut« denn auch zunächst ein durchaus humorvoller Beitrag auf der Folie der Beschneidungsdebatte (und ein Spielfilm ist kein Dokumentarfilm, sondern wird getragen von ausgedachten Charakteren und konstruierten Begegnungen, die aus verständlichen Gründen nicht unserer Alltagslogik folgen müssen), allerdings stellt sich auf die Dauer der Strecke eine gewisse Abnutzung ein und man schaut immer unbeteiligter den inszenierten Irrungen und Wirrungen zu, in denen sich die Protagonisten verheddern.

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Der Film wurde am 19.11.15 im Sender N3 ausgestrahlt; er ist in der dortigen Mediathek noch bis zum 27.12.15 zu sehen, aus Jugendschutzgründen von 20 Uhr bis 6 Uhr. Der Kinostart folgt.

Mit Papa durch die Sommernacht

Erste Papa-Geschichten für die Kleinsten

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Text: Ralf Ruhl
Foto: AnnaWolpert, photocase.de

Geschichten von Tier- und Menschenpapas, die ihren Kindern etwas beibringen oder Konflikte lösen, manchmal verständnisvoll-tröstend – manchmal und leider aber auch nicht ohne den Griff in die fette Klischeekiste. Ein Kinderbuch von Anna Taube mit widersprüchlichen Vaterbildern, das zeigt, wie unsicher wir offenbar immer noch darüber sind, was ein Vater eigentlich ist. Oder wie er zu sein hat.

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»Fokus Jungs«

Neue Fachstelle für Jungenarbeit in Hessen

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Text: Marc Melcher
Foto: der_wichtig, photocase.de

Das Bild von Männlichkeiten, das Jungen gesellschaftlich und über die Medien vermittelt bekommen, beschreibt meist eine recht einseitige Rolle. Jungesein oder Mannsein wird dabei oft gleichgesetzt mit cool sein, körperlicher Fitness, Dominanz und Härte. Doch was brauchen Jungen wirklich, um ihre Potentiale entfalten und ein gutes, selbstbestimmtes Leben führen zu können?

»Fokus Jungs«, die neue Fachstelle für Jungenarbeit in Hessen (ein Projekt des Paritätischen Bildungswerkes Bundesverband e.V. mit Sitz in Frankfurt/M., unterstützt von »Aktion Mensch«), stellt die Förderung von Jungen in ihren Mittelpunkt. Denn förderlich für alle Jungen ist eine Perspektive auf die Vielfalt von Jungesein und (ihr) Jungenleben – mit Blick auf Spielräume, Alternativen, Unterschiedlichkeiten, jenseits von Stereotypen über »die« Jungen. Jungen brauchen einen guten und jungengerechten Zugang zu Bildung – formell wie informell, im Sinn von Selbstbildung und als »Geschlechterbildung«.
Das Vorhaben der Fachstelle richtet sich an Fachkräfte der pädagogischen Arbeit und im geplanten Praxis-Modellprojekt (Start 2017) an Jungen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Durch Vernetzungen auf Landesebene werden Fachkräfte praxisnah und zielgruppenorientiert bei ihrer geschlechtsbezogenen Arbeit mit Jungen unterstützt. Dies beinhaltet die Arbeit mit Jungen vom KiTa-Alter bis in die junge Erwachsenen-Phase hinein. Die Fachstelle wird die zentrale landesweite Anlaufstelle zur Dokumentation, Information, Beratung, Vernetzung und Qualifizierung von geschlechterreflektierter Jungenarbeit in Hessen. Mit ihren Angeboten unterstützt die Fachstelle Kommunen, Städte und freie Träger in Hessen. Die Zusammenarbeit u.a. mit der Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenpolitik in Hessen e.V. wird angestrebt.

Weitere Infos gibt es auf der Website »Fokus Jungs«.

Vier Kinder und ein Vater

Am Ende schaut man auf sein Leben zurück. Es muss aber nicht unbedingt vorbei sein …

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Text: Frank Keil
Foto: kaibieler, photocase.de

Männerbuch der Woche, 48ste KW. – Der Schwabe Karl-Heinz Ott lässt in »Die Auferstehung« vier Geschwister am Totenbett ihres Vaters die Bilanzen ihres Lebens ziehen.

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Ein Berg von einem Mann

Mit »Virgin Mountain« kommt ein wunderbarer Film aus Island in unsere Kinos, der einen Koloss von Mann ganz zart werden lässt.

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Text: Frank Keil
Fotos: Alamode/FilmAgentinnen

Dicke Männer haben keine Lobby. Man bemitleidet sie, man macht Scherze über sie, man hat wirklich ein Verständnis dafür, dass sie es im Leben nicht leicht haben. Und Fúsi ist dick, sehr dick. Er passt eigentlich kaum in den schmalen Transporter, mit dem er auf dem Flughafen von Reykjavik die Koffer und Taschen aus der Abflughalle zum Flugzeug oder vom Flugzeug zurück in die Ankunftshalle bugsiert.

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Was muss man noch über ihn wissen? Er ist vierzig Jahre alt, und er wohnt noch bei seiner Mutter. Er ist auf die eigene schüchterne Weise mit einem kleinen Mädchen in seinem Wohnblock befreundet – was die umherwohnenden Erwachsenen sehr seltsam berührt. Er geht jeden Freitag beim Thailänder essen (immer das selbe), noch dazu hat er ein besonderes Hobby: Er stellt Schlachten des Zweiten Weltkrieges mit Hilfe kleiner Figuren und Modellen von Panzern, Haubitzen und Militär-Lkws nach. Aktuell ist er sehr mit der Schlacht bei Al Alamein beschäftigt – als im Spätherbst 1942 die Panzerverbände Rommels auf die Panzerverbände der 8. Britischen Armee stießen und sich die Wende des Zweiten Weltkrieges abzeichnete.

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Und sonst? Sonst geht Fúsi stoisch seiner Arbeit nach, isst in den Pausen die Brote, die ihm seine Mutter morgens geschmiert hat so wie er auch geduldig die Hänseleien seiner Kollegen erträgt, die es einfach nicht fassen können, dass Fúsi noch nie Sex mit einer Frau gehabt haben könnte.

Doch alles ändert sich, als seine Mutter und deren seltsamer Liebhaber ihm zum Geburtstag einen Tanzkurs schenken. Einen Tanzkurs? Da will Fúsi nicht hin. Denn was soll er da? Etwa tanzen? Bis er um der lieben Ruhe Willen doch an einem Abend ins Auto steigt (und Fúsi fährt bei seiner Körpergröße keinen Kleinwagen!) und einmal zum Kurs fährt. Und dort die scheinbar lebenslustige Sjöfn kennenlernt (ja, Sjöfn, in der nordischen Mythologie die Göttin der Liebe). Und Fúsis Leben bekommt einen ganz eigenen Drive – und ein wunderbarer Film über Einsamkeit und Liebe, über Freundschaft und seelische Abgründe entspinnt sich.

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»Fusí« wird grandios gespielt von Gunnar Jónsson. Ihn entdeckte der isländische Regisseur Dagur Kári, als Jónsson vor Jahren einen kurzen Auftritt im isländischen Fernsehen hatte und dabei einen Komiker gab. Jahre später und nach der Realsierung verschiedener Filmprojekte setzte er sich eines Abends hin und schrieb ein Drehbuch – nur und allein für Gunnar Jónsson. Und er legte eines fest: Entweder spielt Jónsson die ihm zugedachte Rolle oder das Drehbuch und damit das Filmprojekt verschwinden für immer in irgendeiner Schublade.
Das Drehbuch erreichte Jónsson dann per eMail, als dieser als Koch auf einem Containerschiff unterwegs war. Er nahm sich einen Tag Zeit, über die ganze Sache nachzudenken. Und gab dann sein »Okay«. Dagur Kári erzählt noch folgendes: »Gunnar sagte kurz vor dem Dreharbeiten zu mir: `Ich weiß ja nicht, wie man schauspielert, als schreie mich an, wenn ich irgendwas falsch mache.´ Ich habe ihn nicht einmal anschreien müssen, und mittlerweile sind wir gute Freunde.«

»Virgin Mountain« – so der internationale Titel der isländischen Originalfassung »Fúsi« – erhielt bei den diesjährigen Nordischen Filmtagen in Lübeck den Publikumspreis. Dieser Tage ist er in unseren Kinos gestartet. Ein Tipp: Wenn möglich, sollte man sich die isländische Fassung mit deutschen Untertiteln schauen. Denn der Sound der isländischen Sprache lässt Fúsis wortkarge Rede noch eindrücklicher erklingen, und viel lesen muss man ohnehin nicht.

Und wer noch nicht überzeugt ist, hier geht es zum Trailer.