»Eine neue Männergeneration denkt und fühlt oft schon progressiver als meine eigene.«

Der MännerWegeFragebogen – beantwortet von Marc Gärtner, Berlin

Männer in Bewegung

Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: 3ster, photocase | privat

 
Marc, was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen? Was dein politischer und fachlicher Zugang?
Einerseits gab es ab der späten Kindheit einen Schrecken vor vielen Situationen, die mit Konkurrenz, Aggression und (gegenseitiger) Abwertung bis hin zu Demütigung zu tun hatten. Manche kennen diese ex- oder implizite Gewalt ja ebenfalls, von Straßen, Bolzplätzen und Schulhöfen. Später habe ich gelernt, dass das durchaus zu den üblichen »Männlichkeitsanforderungen« gehört. Andererseits haben mich früh soziale Bewegungen und progressive Ideen fasziniert. Feminismus habe ich daher als Verbündeten erlebt: Das meiste, was er in Frage stellte, war ohnehin eine Bürde, und er half mir bei der Menschwerdung ungemein. Meiner Deutschlehrerin habe ich diesbezüglich viel zu verdanken.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Jungen, Männern und Vätern?
Am Anfang war es vor allem Sexismus, auch Fragen rund um sexualisierte Gewalt. Ebenso war Homophobie, angeregt durch schwule und lesbische Freund*innen, ein Thema. Die massive Welle des Rechtsradikalismus Anfang der 1990er stellte Fragen, die sich schnell auch als Männerfragen herausstellten. Diese Fragen finde ich noch immer wichtig.

Wie hat sich dein Engagement für Jungen, Männer und Väter entwickelt, ggf. verändert?
Am Anfang standen diverse Männergruppen in Bremen. Gemeinsam wollten wir das Patriarchat, naja, stürzen ging offenbar nicht, aber zumindest stören. Unser Vehikel war das »Männercafé«, eine monatliche, thematische Diskussionsveranstaltung. Mein blinder Fleck war die Kombination »Arbeitswelt und Geschlecht/Männlichkeit«. Darauf brachte mich ab 2001 das Berliner Institut Dissens, bei dem ich dann rund ein Jahrzehnt zu genau diesem Thema geforscht, gelehrt und beraten habe.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche/historische Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Da gibt es mehr, als ich aufzählen kann. Zunächst 1968, zwei Jahre vor meiner Geburt. Die Zeit um dieses Jahr herum war ein wichtiger Aufbruch aus der post-faschistischen Nachkriegskultur hin zur offeneren, demokratischen Gesellschaft, die auch geschlechterdemokratisch sein muss, was damals zumindest einige erkannten. Dann der Umbruch in der DDR und in Osteuropa ab 1989: Natürlich brachte er Freiheiten und Demokratie. Ich sah in dieser Zeit aber auch Gefahren: ein ungebremster, weltweiter Kapitalismus, die Erosion des Sozialstaates, aber vor allem der ungeheure Nationalismus, der sich nun vehement Bahn brach. Der führte viel Rassismus im Schlepptau, die Pogrome in Hoyerswerda und Rostock, ein massives Staatsversagen, das dann in die NSU-Mordserie mündete. Die Toleranz, die Politik und weite Teile der Gesellschaft diesen Bewegungen teilweise entgegenbrachten, hat mich immer entsetzt. Ich bin bis heute ratlos, warum traditionelle Männlichkeit aus dem Kontext von Nationalismus und Gewalt so lange ausgeblendet werden konnte. Das passierte weitgehend auch 2011 beim antifeministischen, rassistischen und Rückschritts-Manifest des Massenmörders Anders Breivik. Ähnliches gilt für den Trump’schen Rechtsradikalismus in den USA. Die Ernte solcher Ignoranz fährt heute hierzulande die AfD ein, deren Feindbilder die gleichen sind.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten oder beruflichen Beziehungen?
Die stützenden, kritischen, nahen Beziehungen mit Menschen unterschiedlicher Geschlechter sind sicher das Wertvollste in meinem Leben. Selbsterfahrungsansätze wie Radikale Therapie und Co-Counseling haben geholfen, auch emotional zu wachsen und resilienter zu werden.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit und/oder Beziehungen zu anderen ausmachen?
Ich kann ganz gut auf andere zugehen; vor und mit Menschen reden, auch in größeren Gruppen, ist für mich eher angenehm. Ich arbeite auch gern in internationalen Netzwerken, das relativiert oft die Perspektive aus der eigenen, engeren Lebenswelt. Und zuletzt: Ich habe als Historiker gelernt, in längeren Entwicklungsprozessen zu denken, das kann helfen, wenn es gerade mal schwierig aussieht.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Auseinandersetzung mit Jungen-, Männer- und Väterthemen? Hast du Beispiele?
Es gibt sichtbare Erfolge, wie die Einführung der Partnermonate, die Vätern den Zugang zur Elternzeit erleichterte. Ich denke, dass wir mit unserer Forschung rund um »Caring Masculinities« ab den frühen 2000ern dazu beigetragen haben. Neben sehr vielen Kolleg*innen in der EU nenne ich hier vor allem die von Dissens und dem VMG Steiermark. Das Care-Paradigma hat sich ja ein wenig etabliert in der Debatte über Männlichkeiten, das finde ich erfreulich.

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Ganz allgemein ist es immer ein angemessenes Verhältnis aus Herausforderung und Anerkennung, oder aus Sicherheit und produktiver Verunsicherung. Ich bin ein Teamplayer, ich brauche Austausch, emotionale Resonanz und intellektuelle Anregung. Wenn ich das habe, geht es mir gut.

Was hat die Männer/* ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht hast?
Dass sie die Privilegien und die Kosten traditioneller Männlichkeit gleichzeitig sehen konnten. Denn weder Gewalt noch Homophobie, weder »carelessness« noch ungebremste Konkurrenz, also Kerne hegemonialer Männlichkeit, liegen im Interesse von Jungen, Männern und Vätern selbst. Ich mag es, wenn Männer nicht einfach »männer-identifiziert« sind, sondern Verantwortung für ihre soziale Rolle und Positionierung übernehmen, auch öffentlich. Dabei sollten wir aber auch empathisch sein und verstehen wollen, was andere antreibt. Verstehen heißt ja nicht, es unkritisch hinzunehmen.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit Jungen-, Männer- und Väterthemen?
Leider ignorieren viele noch immer, dass Männlichkeits-Stereotype und soziale Ungleichheit ein guter Nährboden für Sexismus, Aggression und Gewalt sind. Die Wut, die Feminismus und das Wort »Gender« in manchen (insbesondere Männern) auslösen, könnte sich in Krisenzeiten verstärken, in denen altes Denken den Schein von Sicherheit und Heimeligkeit verbreitet. Es gibt auch in einflussreichen Eliten manche, die würden gerne die Zeit zurückdrehen, als Frauen, Schwule, Nicht-Weiße und Trans* nichts zu sagen hatten. Widerstand dagegen und überzeugende Konzepte werden noch wichtiger, denn das Problem bleibt stereotype, traditionelle, patriarchale und konkurrenzbasierte Männlichkeit.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest?
Wir sind gerade beim Bundesforum Männer dabei, im Angesicht der Klimakrise unsere Konzepte zu erweitern, in Richtung »Männlichkeit(en) nachhaltig gestalten« – also »caring masculinities« auch unter den Gesichtspunkten von ökologischer Verantwortung, sozialer und wirtschaftlicher Resilienz zu erweitern. Ich würde auch gerne weiterhin noch in Wirtschaft und Betrieben das Thema »Männer und Gleichstellung« pushen. Hier können manche von Start-ups etwas lernen, auch weil eine neue Männergeneration da oft schon progressiver denkt und fühlt als meine eigene. Das wird leider oft übersehen, und ich fände toll, wenn wir es schaffen, dass die Generationen Y und Z sich noch stärker im Bundesforum einbringen.
 
 

 
 
 
 
 
 
:: Marc Gärtner, Jahrgang 1970, ist Referent für internationale Gleichstellungspolitik beim Bundesforum Männer. Er studierte Geschichte, Kulturwissenschaft und Soziologie. 2012 promovierte er an der FU Berlin mit einer Arbeit über Männer und die betrieblichen Bedingungen ihrer Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Seit den 1990er Jahren beschäftigt er sich aktiv – politisch, wissenschaftlich und gesellschaftlich – mit Fragen von Mannsein und Männlichkeit(en). Seit 2001 forscht, lehrt und berät er schwerpunktmäßig zu den Themen Arbeit, Organisation und Geschlecht. Zunächst führte er beim Institut Dissens erste Studien zu Männern und Gleichstellung im Betrieb durch (Work Changes Gender, 2005, und Fostering Caring Masculinities, 2006). 2012 war er an der ersten umfassenden, europaweiten Vergleichsstudie zur Rolle von Männern in Gleichstellungsprozessen beteiligt. 2012-16 führte er in Kooperation mit der EAF Berlin betriebliche Projekte zu Führung, Vereinbarkeit. Diversität und Gleichstellung durch, u.a. Karriere mit Kindern und FleXship. 2017-22 forschte er beim Grazer Institut für Männer- und Geschlechterforschung. Er ist Vorstandsmitglied der EAF Berlin und kooperiert mit Organisationen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und NGOs in Deutschland, Österreich und der EU. Regelmäßig publiziert er zu Themen wie Diversity Management, Work/Life-Fragen und Organisationen. Außerdem ist er (Co)Autor diverser Publikationen zum Thema Antifeminismus, u.a. im Bereich der Wissenschaftskritik. – Kontakt: gaertner@bundesforum-maenner.de.

»Der Anspruch sollte sein, etwas zu tun, was einem Jungen in seiner Situation hilft.«

Der MännerWegeFragebogen – beantwortet von Josef Riederle, Kiel

drei junge Männer vor dramatischem Himmel

Leitfragen: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: e.kat, photocase.de | privat

 
Nach einem Verwaltungsstudium habe ich mit 29 Jahren noch Sozialpädagogik studiert. Dann begann im April 1991 der Aufbau des »Männerzentrum Kiel e.V.«, in welchem ich über 4 Jahre lang leitend aktiv war. Und 1992 absolvierte ich die Jungenarbeiter-Weiterbildung (antisexistische Jungenarbeit) an der Heimvolkshochschule Alte Molkerei Frille, um dann 1995 KRAFTPROTZ Bildungsinstitut für Jungen und Männer zu gründen, das ich 2020 an meinen Nachfolger übergeben habe. Zusammen: ein 30 Jahre langer Weg, der davon geprägt war, dass es für die Belange von Jungen und Männern kaum Verständnis gab. Die notwendige Frauenemanzipationsbewegung hat eine Sichtweise auf Jungen und Männer als störende, zerstörende, sexistische Wesen, die von der patriarchalen Dividende profitieren, entwickelt. Eine defizitorientierte Wahrnehmung, die nur einen Teil der männlichen Wirklichkeit abbildete und nicht erkannte, dass Jungen zu Männern gemacht werden. So wurden z.B. die Angebote der Jugendzentren von Jungs wahrgenommen. Aber niemand fragte danach, ob diese Angebote die Entwicklung von Jungs hin zu verantwortlicher Männlichkeit fördern oder ein tradiertes Männlichkeitsstereotyp bedienen.

1990 habe ich eine Veranstaltung zu Angsträumen in Kiel besucht und dort gab es eine Arbeitsgruppe nur für Männer. Die Inhalte der AG weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich gut, wie beschämend ich es fand, dass die veranstaltende Frauenorganisation für uns Männer ein Forum schaffen musste, damit wir überhaupt mal zusammenkamen. Das war der entscheidende Funke, um zusammen mit anderen Männern das »Männerzentrum Kiel e.V.« zu gründen. Der Leitsatz für Jungenarbeiter: »Du selbst bist Dein wichtigstes Werkzeug!« macht deutlich, dass jeder, der mit Jungs arbeiten will, auch seine eigene Biografie, seine Werte und sein Mann-Sein in einer patriarchalen Gesellschaft reflektieren sollte. Denn der »heimliche Lehrplan« prägt das eigene Wirken mit.

Ich habe die Haltung, die ein Mensch berücksichtigen sollte, der mit Menschen arbeitet, in vier Sätzen ausgedrückt, die als Botschaft beim Gegenüber ankommen sollten:
1. Ich sehe Dich: Ich bin da. Ich interessiere mich für Dich. Ich bin bereit, hinter Deine Fassade zu schauen und Dich bei Deinem Blick hinter Deine Fassade zu begleiten.
2. Du bist okay: Die persönliche Wertschätzung als Mensch, den persönlichen Respekt hat jeder verdient. Aber nicht alles, was jemand macht, ist okay. Das konkrete Verhalten darf und soll kritisch reflektiert werden, doch die Person wird respektvoll behandelt.
3. Du gehörst dazu: Du bist ein Junge und daher gehörst Du dazu. Du bist ein Mann und daher gehörst Du dazu. Du musst nichts dafür tun, musst nicht gigantisch sein, Dich nicht besser oder größer darstellen als Du bist. So wie Du bist, gehörst Du dazu und genügst.
4. Ich bleibe: Ich halte Dich aus. Ich breche nicht zusammen, wenn Du deine Wut und Deinen Frust zeigst. Ich bin der Scheuerpfahl, an dem Du Dich reiben kannst. Ich konfrontiere Dich mit mir und mit meinen Werten und Bedürfnissen.

Ich habe versucht, Jungs und Männern zu verdeutlichen, dass alles, was sie empfinden, zu einem gesunden Mannsein gehört. Ich mag es nicht, von femininen Anteilen zu sprechen. Es ist alles ein männlicher Anteil eines Mannes. Alle Anteile sind gleich wertvoll, alle sind wichtige Teile eines ganzen Mannes.
Ohnmacht und Hilflosigkeit sind Empfindungen, die wohl keiner gerne spürt. Doch als Jungenarbeiter und als pädagogisch Wirkender gehören sie zum Alltag. Damit meine ich nicht, dass man nichts tun könnte. Doch der Anspruch sollte sein, etwas zu tun, was förderlich ist, was einem Jungen in seiner Situation hilft. Und da war ich oft hilflos, weil ich nicht wusste, was jetzt wirklich hilft und nicht nur einer schwierigen Situation ein vorläufiges Ende bereitet.

Ich habe in all den Jahren viele positive Rückmeldungen bekommen und weiß, dass der Arbeitsansatz der KampfESspiele® viele Frauen und Männer in ihrem beruflichen und privaten Sein gestärkt und geprägt und auch den Blick auf Jungen verändert hat.
Ich fand es immer wichtig, dass Jungen unter Jungen sein dürfen. Geschlechtshomogene Arbeit eröffnet einen Schon- und Gedeihraum zum Wachsen. Und in der Jungenarbeit ist das kein reduziertes Männlichkeitsstereotyp, das angeboten wird, sondern ein vielschichtiges, gefühlvolles, individuelles, kraftvolles, herzliches, lebensbejahendes Bild vom Junge- und Mannsein. Leider wird dies durch »moderne« Sichtweisen und Theorien in Frage gestellt und endlose Diskussionen haben mich ermüdet.

Spannend fand ich in all den Jahren die Zusammenarbeit mit der Mädchenarbeit, und die Berührungsängste der Anfangszeiten haben sich längst in eine achtsame, wertschätzende, auch sich ergänzende Akzeptanz entwickelt. Ich war nie der Netzwerker, der sich in lokalen und nationalen Arbeitskreisen wohl gefühlt hat. Ich glaube, ich habe manch einen Kollegen und manch eine Kollegin enttäuscht, wenn ich nach kurzer Zeit mehr oder weniger lautlos nicht mehr erschienen bin.

Der Kooperationspartner, der mich die letzten 20 Jahre am meisten begleitet und inspiriert hat, ist der Schweizer Verein Respect!. Vor allem Urban Brühwiler ist mir ein so geschätzter und freundschaftlicher Kollege geworden, und ich bin dankbar für jeden Tag, den ich mit ihm zusammenarbeiten durfte.

Ich arbeite seit 16 Jahren ehrenamtlich bei Männerpfade mit. Männerpfade unterstützt Männer dabei, ihr wahres Selbst zu entdecken und dem Diktat des Egos zu entkommen. Dort arbeite ich auch seit zwei Jahren in einer Ältesten-Werkstatt mit. Zunächst einmal sprechen wir von Herzen und hören einander mit offenem Herzen zu. Die Wege und Herangehensweisen an das Altern sind so unterschiedlich. Ziel dieser Werkstatt ist es auch, herauszufinden, was das Älteste-Sein in unserer Gesellschaft ist und wie es wirken kann.
Ein intensives und glückliches Leben im Angesicht des körperlichen und psychischen Abbaus, im Angesicht des sicheren Todes und der eventuell vielen Jahre, die Mann nach dem Ende der Erwerbsphase noch zu leben hat.

Ich habe mal einen Satz aufgeschrieben, der mich weiter begleitet: »Wer mehr sein will, muss lassen können.« Darum geht es mir jetzt auch mehr. Loslassen und Dasein. Und durch das Dasein auch ansprechbar sein.
Ich will mir noch viele Fragen anhören und keine Antworten darauf geben, sondern lediglich kleine Bemerkungen, die dazu führen können, dass sich die Frage weiterentwickelt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
:: Josef Riederle, Jahrgang 1959, Kiel.

»Einfach mal die Klappe halten!«

Ich, mein Vater auf dem Sofa, Till Lindemanns blutunterlaufene Augen und wie hinter mir mal Franz Alt saß – oder: meine Antworten auf den MännerWegeFragebogen

Mann mit kaputtem Blasinstrument

Text: Frank Keil
Fotos: 7inchpixel, photocase.de | privat

 
Drei bis vier Seiten Platz für Antworten auf den MännerWegeFragebogen? Oha! Die bräuchte ich allein, um der ersten Frage des persönlich-biografischen Zugangs zum Männerthema einigermaßen nahe zu kommen. Aber gut.
Mir fällt zu dieser Frage sofort mein Vater ein. Er arbeitete zu viel, er trank zu oft zu viel, er wurde ein unglücklicher Mensch, und ich konnte ihm dabei zusehen. Mir schien das keine gute Idee zu sein, wie man sein Leben verbringen sollte, auch wenn ich noch Kind war, dachte ich das. Besonders eindrücklich waren die Sonntagabende. Wenn er am nächsten Morgen wieder in aller Frühe in die Knochenmühle musste, zu den Idioten. Er saß auf dem Sofa (braun war es und aus Leder und man versank tief, wenn man sich setzte) und er schwieg. Und er schwieg und schwieg, zwischendurch griff er zur Weinbrandflasche. Springer Urvater. Er wurde keine 60 Jahre alt. Doch zwischendurch gab es helle Momente, wo wir uns nahekamen. Wo ich ihn sehr mochte. Und so überfiel mich früh eine Art Ahnung und bald mehr als das, dass etwas nicht so sein muss, wie es ist. Dass man nur den anderen Weg finden muss, den Ausweg. Dass dieser Ausweg als Weg und Lebensweg nicht unanstrengend werden würde, auch das war mir früh klar. Aber es gab da irgendwie das tiefe Wissen: Es wird sich lohnen. Und ich sagte mir so für mich: »Mach das mal. Geh‘ ihn … diesen Weg, später, wenn du groß bist, und das rechtzeitig, und lass dich nicht abbringen.«

Ich studierte, endlich großgeworden, Pädagogik; auf Diplom (immer noch Frage 1). Ein völlig nutzloses Fach, wie man mir sagte, als ich an der Uni aufschlug. Mir war das egal, das mit dem Nutzen. Ich war wissbegierig, ich wollte etwas lernen, ich wollte mich erfahren und ausprobieren (genaugenommen hat sich das bis heute nicht groß geändert, Frage 3). Außerdem war ich fast nur unter Frauen, was schlicht angenehm war. Sehr wenig Konkurrenz, sehr wenig Gehabe. Und die wenigen Männer, mit denen ich zu tun hatte, waren wie ich: soft und langhaarig, lesebegierig und durchweg freundlich (gehört teilweise zu Frage 5, oder?).
Neben der Uni ging ich wahnsinnig gerne demonstrieren. Am liebsten Häuser besetzen! Wir waren eine ziemlich wüste Truppe. Schwarze Klamotten, schwarze Motorradhelme. »Gefühl und Härte« war die Parole der hedonistischen Autonomen, denen wir nahestanden (wir sind Anfang der 1980er-Jahre, »Schieß doch, Bulle!« stand auf unseren Lederjacken, das finde ich heute nur noch historisch gesehen witzig). Aber mich interessierte das »Gefühl«. Wie mit Ohnmacht umgehen, mit Verzweiflung, mit Wut und mit Gewalt und mit Hilflosigkeit und wie das alles zusammenhing, so mit unserer Männerrolle. Ich schlug eines Tages vor, eine Männergruppe zu gründen, als Gruppe innerhalb unserer Gruppe. Die Hälfte meiner Gruppe lachte mich aus, die andere Hälfte machte mit (also von den Männern; die Frauen fanden das sowieso gut und fragten immer wieder neugierig nach, was wir da eigentlich machen würden). Jedenfalls: Ich hatte meine erste Männergruppe (ich bin wieder bei Frage 1, ja?).

Diese erste Männergruppe war sehr, sehr kopflastig. Sehr theoretisch ausgerichtet. Wir mühten uns ab, die Konstruktion des Patriachats zu verstehen, wir wollten aber auch persönlich werden, eigentlich. Wir warfen uns Bandwurmsätze an die Köpfe und versuchten dann zu entwirren, wer was wie gemeint hatte. Aber irgendwie machte es auch Spaß. Und wann immer es möglich war, gingen wir am Wochenende ins »Café Tuc Tuc« feiern, ein schwuler Partyladen mit bester Disco-Musik, damals hier in Hamburg in der Oelkersallee (Hausnummer 5). Wir schminkten uns, zogen Fummel an, stock-hetero, wie wir waren. Zum Glück waren die »Tuc Tuc«-Schwulen von der lockeren Fraktion, die ihrerseits wenig Lust hatte auf traditionelle Männlichkeit, nur eben in der schwulen Variante, was es ja nicht besser macht(e). Ich glaube heute, sie fanden uns einfach süß, wie wir da zwischen ihnen herumtanzten wie aufgedrehte Maulwürfe. Und zusammen waren wir so queer, wie heute Queersein sein soll, nur viel, viel entspannter. Man musste sich nicht rechtfertigen damals, sich nicht erklären.

Jedenfalls: Als das Studium zu Ende ging, überlegte ich mir als Diplom-Arbeit das Thema »Männergruppen, Theorie und Praxis«. Mein Professor fiel mir um den Hals, als ich es ihm vorschlug. Endlich mal ein Student, der nicht etwas zu Jean Piaget oder Maria Montessori arbeiten wollte. »Ich habe von Ihrem Thema nicht die geringste Ahnung und kann da gar nicht helfen«, freute er sich. Und wie gut es sei, mal etwas Neues zu lernen. Es wurde eine richtig prima Betreuung; schöne Nachmittage in seinem Büro im vierten Stock, das vollgestellt war mit Büchern und benutztem Teegeschirr, und bald duzten wir uns. »Wie heißt der? Klaus Täwie…?« fragte er, notierte sich den Namen Klaus Theweleit und ließ sich erzählen, was in den »Männerphantasien« so stand und wohin die gedankliche Reise ging. Nachdem ich meine Arbeit abgegeben hatte (ich mixte Claude Leví-Strauss mit Sigmund Freud und Volker E. Pilgrim; ich verknüpfte ethnologische Studien von Malinowski aus der Südsee mit Erfahrungsberichten evangelischer Männer-Gesprächs-Kurse aus dem Münsterland, es wurde eine ziemlich impulsive und assoziative Arbeit, die mich beim Schreiben selbst schwer begeisterte, auch ich hätte mir eine Eins-Plus gegeben), veranstalteten wir zusammen ein Männerseminar, unten im großen Seminarraum des Pädagogischen Instituts, zwei Semester lang. Das war schlicht sehr, sehr cool, und ich fühlte mich sehr, sehr ernst genommen und seitdem bin ich den Männerblick nicht mehr losgeworden. Und einmal auf die Spur gesetzt, machte ich weiter. Bis heute.

Manchmal dachte ich zwischendurch kurz: »Werd‘ doch Männerexperte!«. Ein Professioneller. So einer, den sie beispielsweise anrufen, vom Fernsehen und vom Radio und der dann erklären soll, warum immer noch Männer ihre Frauen schlagen oder warum sie keine Freunde haben und was überhaupt mit den Männern so los ist. Und ich erkläre das dann in kurzen, knappen Sätzen. Aber irgendwie kam es nie dazu.
Wohl, weil ich immer umgekehrt dachte und denke (das ist jetzt im Umfeld der Frage 3): Ich bin nicht gemacht für das Eine. Mich interessieren viel zu viele Sachen gleichzeitig (Geschichte und Literatur und Soziales und schwer verdauliche Bildende Kunst, auch Theater usw.) Und dann wollte ich – schreiben. Sätze aneinanderreihen, Texte bauen. Das, was ich sehe und was ich dazu denke und was ich dazu erfahren und recherchieren kann – bei aller Vor- und Umsicht und immer dem Eingeständnis, ich kann total falsch liegen – am Ende in Artikel, Essays, Reportagen und Geschichten zu überführen. Und ich sagte nach einigen Jahren der Pädagogik ade, kaufte mir einen Computer und einen Stapel Disketten und legte los, und ich wurde freier Journalist (der gelegentlich über Männerthemen schrieb und schreibt, weil sie mir wichtig waren und sind; hin und wieder, aber nie nur). Überhaupt bin ich mehr so der Beobachter, der sich auch selbst gerne zuschaut. Und entsprechend fremdele ich mittlerweile sehr mit jeder Form von Aktivismus. Weil man da, ob der Dringlichkeit des Anliegens und der Überzeugung der eigenen Sache gegenüber, in Gefahr ist, sehr schnell seinen eigenen Blick zu verengen. Man will ja aktiv sein, etwas bewegen, auch weil man recht hat, und da stellt man nicht gerne kritische Fragen, sondern drückt aufs Tempo.

Jedenfalls stieß ich zwischendurch auf diesem Weg auf das Magazin »Switchboard«, abonnierte es, nahm irgendwann Kontakt auf und lernte Alexander kennen und bald schrieb ich für ihn, also für Andreas und ihn, und irgendwie auch für mich.
Mann, was haben wir für schöne Themenschwerpunkte realisiert, immer leicht spielerisch angelegt. »Männer und Fleisch« und »Männer und Handwerk« und »Männer und Obdachlosigkeit« fallen mir ein. Ihr konntet manchmal sogar ein kleines Honorar zahlen, wenn ich das richtig erinnere. Schon damals stellte ich Bücher vor, die für Männer interessant sein könnten (die Rubrik hieß »MittelStücke«, zum Ende des Heftes hin), wobei keinesfalls klassische Männerbücher verhandelt werden mussten (bloß nichts Plakatives!) und sie durchaus von Autorinnen sein konnten (zuweilen verstehen uns die Frauen ja so viel besser), so wie ich heute das »Männerbuch der Woche« führe, nach dem Prinzip von damals (kurz Frage 3).
Und mit Ralf verbindet mich die Arbeit für sein damaliges Väter-Magazin »Paps« (ja, das war kein toller Titel, das klang immer so nach Vätern, denen man helfen muss, sich die Schuhe zuzubinden). Aber – ein gedrucktes Väter-Magazin, das ist heute kaum noch vorstellbar. Und auch für das Magazin der Evangelischen Männerarbeit habe ich zuletzt geschrieben (»Männerforum« hieß es, auch kein Knaller-Titel, das erst monatlich erschien, dann vierteljährig, dann zwei Mal im Jahr, bis es endgültig sang- und klanglos eingestellt wurde; wahrscheinlich erinnert sich niemand mehr daran, man findet es passenderweise auch nicht im Internet). Weshalb ich, als ich vor ein paar Jahren zur Schweizer »Männerzeitung« stieß und bald zur Redaktion gehörte und die Deutsch-Schweiz ein Teil meines Lebens wurde und es weiterhin ist, erneut überzeugt war und wurde, dass man raus muss aus der Männerecke. Dass man es umgekehrt machen muss: spannende Texte und Geschichten schreiben, all sein Herzblut darein ergießen, ohne Zögern, dafür mit Kraft und Risikobereitschaft – die Männer kommen mit ihren Themen schon von selbst um die Ecke und setzen sich dazu, das wird schon. Und wir machten »ERNST«. Sechs Jahre lang, 24 Ausgaben. Derzeit sind wir dabei uns in ein Publikationsteam zu transformieren. Professionell und freundschaftlich verbunden.

Von daher: Was ich gerne noch mal machen würde (Frage 16, ich springe mal), was mich richtig begeistern würde? Weiterschreiben! Unbedingt. Jeden Tag auf meine Weise. Und an meinen Themen dranbleiben, einerseits. Und andererseits immer wieder das Fenster öffnen und schauen, was gerade vorbeigeweht kommt. Verschiedene Buchprojekte wälze ich derzeit immer mal wieder vor mich hin. Gerade fällt mir noch eines ein, ein Buch: »Dicke Männer«. Einen lebensbejahenden und wilden und ausufernden und vor allem ehrlichen und selbstverständlich dicken Bildband über Männer, die füllig sind, die ein paar Kilo mehr auf die Waage bringen (ich muss das mal verfolgen! Ernsthaft …).

Was hat die Männer/* ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht hast? Ich fürchte, da ist meine Antwort sehr banal: Männer, in deren Beisein ich mich wohl fühle und sicher. Wo ich über unser Verhältnis nicht groß nachdenke; wo ich nicht auf der Hut bin, wo ich nicht zwischendurch denke »Achtung, Frank, gleich wird es heikel«. Wo ich nicht aufpassen muss. Und wo sich im Gegenzug manchmal wie von selbst etwas entwickelt, eine Idee, ein Projekt, das dann ganz anders werden kann als am Anfang geplant. Und das waren und sind – wenn ich jetzt näher nachdenke – oft Männer, die wie ich freiberuflich unterwegs waren oder es sind. Nur sich selbst verpflichtet, mit freier Zeiteinteilung, eher freischwebend, freigeistig, mit Verbindungen zur Literatur, zur Kunst, oft eher knapp bei Kasse. Schlimm – ich übertreibe jetzt mal wieder ein bisschen – waren und sind oftmals Begegnungen mit Menschen (Männern wie Frauen, wobei die Männer meistens einen Härtegrad mehr hatten) aus öffentlichen, aus staatlichen Institutionen wie etwa Behörden. Ich glaube, Alexander, du kannst ein Lied davon singen, ein unschönes. Sobald es generell hierarchisch wird, man(n) meint Positionen sichern zu müssen, wird es finster, auch im Persönlichen. Und eine gewisse Portion Humor, auch Spott ist nicht verkehrt. Das war jetzt Frage 5.

»Das Problem ist nicht«, lese ich heute morgen nach dem Aufwachen noch im Bett auf Instagram, »dass Männer so viel weniger weinen. Das Problem ist, das sie ihre Gefühle oft nicht wahrnehmen können. Sie wissen gar nicht, wie es ihnen geht – und damit natürlich auch nicht, was sie brauchen oder wie es ihnen besser gehen könnte«, ein Ausschnitt, ein Schnipsel aus einem Interview mit dem Männertherapeuten Björn Süfke, den ihr alle kennt. Ich weiß, so teasert man heute ein Interview an, will man für entsprechende Aufmerksamkeit und also Klicks sorgen, und mir ist das einsame, eingestreute »oft« in der Aussage nicht entgangen. Und trotzdem (oder genau deswegen) bringen mich mittlerweile diese pauschalen Aussagen über die Männer schlicht auf die Palme (Frage 3). Nicht das latente Self-Bashing, das darin auch enthaltene, ist es, sondern das so zuverlässig immer wieder und weiter an der trübsinnigen Geschichte gestrickt wird, die Männer bräuchten lebenslangen Nachhilfeunterricht in so ziemlich allem. Also wir natürlich nicht, wir sind super. Aber die anderen … die haben echt noch was zu lernen …
Ich halte das für falsch. Weil es einen in einen ständigen Besserwisser-Modus setzt, der so fest an einem klebt. Mehr aber noch, weil es nicht stimmt: Denn es hat sich so wahnsinnig viel getan, seit ich meinem Vater beim Schweigen und Verstummen zusah, in dieser grauen Zeit, vor Jahrzehnten. Was heute an Lebensentwürfen möglich ist, wie man sein und wie man sich ausprobieren und verändern kann, das ist doch bewundernswert erstaunlich (eben stoße ich auf Facebook auf einen geposteten Schnappschuss, wo unser Verteidigungsminister vor einer Kaserne die Regenbogenfahne hisst; war das zu ahnen, damals?). Also kann man langsam mal locker werden. Einfach in den Tag schreiten, ohne Angst zu haben. So, wie ich glaube (festhalten!), dass man heutzutage ein solider Vater werden kann, ohne ein einziges Väter-Seminar-Wochenende mit Selbstverpflegung besucht zu haben. Weshalb mich entsprechend immer wieder gewisse Ausschreibungen irritieren und dann ärgern, in denen suggeriert wird: also ohne »Vater-Kurs 1«, dann »Vater-Kurs 2« und dem »Vater-Aufbau-Kurs« wird das alles nichts.
Und wo ich gerade am Meckern bin: Mit dem Pseudo-Mythologischen, das zuweilen durch die Männerszene wabert, bin ich nie warm geworden. »Die Kraft des Männlichen entdecken« – um Himmelswillen! In den Wald gehen, um dort (beispielsweise) meinem Vater wieder zu begegnen, das erschien mir immer sehr ausgedacht. Lieber als in eine Schwitzhütte gehe ich in eine Kunsthalle. Und lieber lese ich querbeet ratlos machende Literatur, gerne von Frauen (wie gesagt) als so einen Schmarrn wie »Eisenhans«, was ich zunächst für eine Parodie hielt, als ich es mal in die Hände bekam und darin blätterte (ich weiß, dass gibt jetzt Ärger, aber der gehört dazu).

Ich kürze mal ab – Frage 14, wo meiner Einschätzung nach die hartnäckigsten Widerstände gegen Jungen-, Männer- und Väterthemen liegen, warum sich zu der eben skizzierten erfreulichen Entwicklung der wachsenden Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen und nahezu gleichzeitig die Kräfte erstarken und sich langsam in der vielbeschworenen Mitte der Gesellschaft festzusetzen scheinen, die sich über die Wiederauferstehung von Mami und Papi freuen und die mit dem ganzen Gender-Kram aufräumen wollen bzw. dieses stumm hinnehmen, so verstehe ich für mich die Frage. Puh – ich bin da ratlos. Und zwar komplett. Ganz ehrlich. Und ich sehe da eine wachsende Gefahr in einer Dimension, die man (ich!) sich gar nicht anschauen will, seien es die Erfolge der AfD in Ostdeutschland, sei es das allmähliche Zurückweichen der bürgerlichen Kräfte, die offenbar die Fehler der Weimarer Jahre wiederholen möchten. Bleibt nur das das Zurückziehen, die Flucht? So wie unser mittlerweile großes Kind von einer brandenburgischen Kleinstadt nicht nur deshalb nach Berlin gezogen ist, weil dort das Kinoangebot besser ist, sondern weil es sich auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause nicht mehr ständig umdrehen wollte, von wegen ob da Nazis hinter ihm hermarschieren und im Ernstfall wohl niemand helfen würde. Und neulich war ich auf Recherche in Sachsen, meine Herren! Was macht aber man mit diesen verstockten Kerlen, die – so höre ich immer wieder – sich gerade als Männer abgehängt fühlen, weil sie sich noch so minimalen Veränderungen im Persönlichen wie Allgemeinen verweigern und so den Anschluss verpassen? Und ich bemerke bei mir ein gewisses Frust- und auch Wutpotential, das ich im Auge behalten sollte.

Vorgestern erst, im Regional-Zug hier durch das idyllische Land hinter Hamburg mit seinen Wiesen und Feldern und Knicks, erging es mir so: Drei Reihen vor mir saß so ein Schrank von Mann, muskulös und tätowiert, wenige, dafür strubbelige Haare und – »Rammstein«-T-Shirt. Till Lindemanns stilisiertes Gesicht erstreckte sich über seine Brust und seinen Bauch, die Augen blutunterlaufen. Und ich war kurz davor, aufzustehen, um ihm meine Meinung zu geigen. Ihm einfach seine albernen Kopfhörer vom Kopf zu reißen und ihn anzubrüllen: »NA, DU ARSCH! BLITZKRIEG MIT DEM FLEISCHGEWEHR! KANNSTE HABEN …« Ich war selbst überrascht von der Heftigkeit meines Gefühlsausbruchs, der mich jetzt – wie ich vor der Tastatur sitze – sehr fasziniert (das meine ich mit »Ich bin mehr so der Beobachter, der sich auch selbst gerne zuschaut«). Was war da in mich gefahren, ich weiß doch, dass es solche Typen gibt, die uns guten Männern das Leben schwer machen und schon immer schwer gemacht haben und die einfach nicht aussterben wollen, egal wie viele Kurse und Seminare angeboten werden, von wegen Geschlechtergerechtigkeit, die eingeübt werden muss (aber das wollen die nicht, sie wollen es einfach nicht, es interessiert sie nicht die Bohne). Zum Glück funktionierte meine Impulskontrolle bald wieder, ich hörte sie regelrecht einrasten, wie wenn man sich beim Autofahren kurz verschaltet. »Komm, Frank, in deinem Alter solltest du keine Schlägerei mehr anzetteln«, sagte mein zweites oder drittes Ich also zu mir, und ich blieb sitzen, nahm den anderen Ausgang, als der Zug an der Station hielt, wo ich aussteigen musste. »Rammstein« – was für eine gottverdammte Scheiße! Jedenfalls …

Oh je, die vier Seiten sind längst um. Und also eine Episode zum Schluss, die für mich auf den Punkt bringt, um was es mir geht, was mich antreibt und mich beschäftigt in Sachen Männer (das wäre jetzt Frage 8): Wir waren mal wieder unterwegs zu unserem Lieblingsstrand an der Ostsee. Unterwegs halten wir immer bei einem Bioladen mit Café, decken uns ein, trinken Kaffee. Ich saß da und hinter mir setzten sich zweie an den nächsten Tisch: eine junge Frau, ein älterer Mann, den Stimmen nach; ich drehte mich nicht um (ich bin ja höflich). Seine Stimme kam mir sofort vertraut vor, eine prägnante Stimme, eine Fernsehstimme, und dann wusste ich: das ist Franz Alt! Hinter mir sitzt Franz Alt, wir saßen Rücken an Rücken.
Er redete und redete (er hatte am Abend zuvor hier einen Vortrag über die Klimakrise gehalten, deshalb war er hier, wie ich später beim Rausgehen auf einem Plakat las; er hatte wohl hier übernachtet, das Café hat auch Gästewohnungen). Ohne Unterlass redete er: von seinen Dreharbeiten, welchen Bundespräsidenten er dann doch vor die Kamera bekommen hatte und was alles schiefzugehen drohte und was dann doch geklappt hatte und wie man von Seiten der Chefredaktion ihn immer wieder kaltstellen wollte, was nicht gelungen war, er lasse sich doch nicht den Mund verbieten, er nicht! Anfangs versuchte die junge Frau noch etwas anzumerken, auch eine Frage zu stellen, aber sie ließ es schnell. Sie hörte stumm zu, wie er sein Fernsehleben vor ihr ausbreitete, ohne Pause, ohne Komma, mit immer lauter werdender Stimme, wie ein evangelikaler Prediger. Und über dem Kopf der Frau schwebte in einer Wolke ein Gedanke: »Hoffentlich kommt bald das Taxi!«

Was mich bis heute beschäftigt, ist weniger, dass hier ganz klassisch ein so genannter alter, weißer und bekannter Mann so rücksichtslos eine junge Frau zutextete, dass es zum Fremdschämen war. Sondern weit mehr, welche wunderbare Chance der Franzl verpasste: sich mal von (in diesem Fall) einer jungen Frau erzählen zu lassen, wie sie und ihre Generation gerade die Welt sieht, um die es ja geht. Was ihr Sorgen macht, was ihr Hoffnung gibt, woran sie zweifelt und was vielleicht ihre eigenen Pläne für die nächste Zukunft sind, wenn sie das erzählen mag. Einfach zuhören. Einfach sich zurücklehnen und freundlich neugierig werden. Etwas erfahren, was man noch nicht weiß. Und dafür einfach mal die Klappe halten (Frage 12, nach meinem Lebensmotto). Ich hoffe sehr, dass mir diese Begegnung präsent und bewahrt bleibt; gelingt mir das, ist das schon viel wert – und das ist sozusagen mein Altersprojekt (noch mal Frage 16, richtig?).
 
 
 

 
 
 
 
 
 
:: Frank Keil, geboren 1958 in Hamburg. Hat diese Stadt nie wirklich verlassen. Verheiratet, ein Sohn. Kleingärtner. Überzeugter Freier Journalist, für den Rente keine Option ist. Unterwegs für verschiedene Medien, Mitbetreiber dieser Plattform. Schreibt derzeit an seinem Roman-Projekt »Ich weiß nichts über meine Familie, suche sie aber trotzdem«, für das er im letzten Jahr einen der Hamburger Literaturpreise erhielt (wie gesagt, »Hamburg«, das passt schon).

»Sich für die gesellschaftlichen Veränderungen der Geschlechterverhältnisse unbeirrt einsetzen.«

Der MännerWegeFragebogen – beantwortet von Gerhard Hafner, Berlin

Kleinkind im Park auf Fahrrad

Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: 1100, photocase.de | Fotostudio Neukölln

 
Was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen? Was dein politischer und fachlicher Zugang?
Mein Zugang war in den 1970er Jahren auf der einen Seite der gesellschaftliche Impuls der Frauenbewegung, auf der persönlichen Ebene, dass ich mit meinen Liebesbeziehungen und meiner beruflichen Perspektive zutiefst unzufrieden war.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Jungen, Männern und Vätern?
In den 1970er Jahren stand die Auseinandersetzung mit meiner Männerrolle im Mittelpunkt. Heute beschäftigt mich der Zusammenhang zwischen hegemonialer Männlichkeit und Gewalt.

Wie hat sich dein Engagement für Jungen, Männer und Väter entwickelt, ggf. verändert?
Zu Anfang stand die Selbsterfahrung in der Männergruppe, heute das gesellschaftliche Engagement und die berufliche Tätigkeit im Zentrum.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und/oder beruflichen Beziehungen?
Dass ich Vater geworden bin, ist das Wichtigste.

Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit und/oder Beziehungen zu anderen ausmachen?
Die Verknüpfung von persönlichem und gesellschaftlichem Engagement. Und die Zusammenarbeit mit Frauen.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Auseinandersetzung mit Jungen-, Männer- und Väterthemen?
Den Aufbau von Beratungsstellen zusammen mit Männern und Frauen sehe ich als meine Erfolge.

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Die gemeinsame Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen befruchtet mein berufliches Leben und gibt mir Impulse für mein privates Leben.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Die »Beratung für Männer – gegen Gewalt« hat sich in Berlin über die langen Jahre gut entwickelt.

Mit welchen Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder bist es noch?
Die »Beratung für Männer – gegen Gewalt« steht immer noch im Zentrum. Zugleich engagiere ich mich als Botschafter für die Kampagne »HeForShe« von UN Women Deutschland.

Was hat die Männer/* ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht hast?
Ich habe mit Männern wie Frauen gerne zusammengearbeitet, die sich für die gesellschaftlichen Veränderungen der Geschlechterverhältnisse unbeirrt eingesetzt haben.

Hast du eine Lebensphilosophie, ggf. ein Lebensmotto?
Nicht lockerlassen!

Wo siehst du Brüche in deinen beruflichen oder freundschaftlichen Beziehungen? Wodurch wurden diese verursacht?
Wenn Kolleg*innen in ihrem persönlichen und gesellschaftlichen Engagement nachgelassen haben, gingen diese Beziehungen zu Ende.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit Jungen-, Männer- und Väterthemen?
Zum einen gibt es einen expliziten Anti-Feminismus, zum anderen leider immer noch die »verbale Offenheit bei weitgehender Verhaltensstarre« (Ulrich Beck).

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Mich treiben die weiterhin heftigen Sexismen an, aber auf der anderen Seite auch die Möglichkeiten der positiven Veränderungen.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Ich bin zurzeit dabei, ein neues Projekt aufzubauen: »Berliner Modell zur Eltern-Kind-Beratung nach häuslicher Gewalt im gerichtlichen Umgangsverfahren«. Die »Beratung für Männer – gegen Gewalt« baue ich zusammen mit Kolleg*innen weiter aus. Außerdem bin ich weiter als Botschafter der Kampagne »HeForShe von UN WOMEN Deutschland« engagiert. Das reicht.

 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
:: Gerhard Hafner, Jg. 1949, ist Dipl.-Psychologe. Anno 1975 hat er eine der ersten profeministischen Männergruppen im Westen von Berlin mitgegründet und danach (überregionale) Männertreffen mitorganisiert, Männerzeitungen (u.a. »Herrmann – die falsche Stimme im Männerchor«) mitherausgegeben, die Berliner »Mannege – Information und Beratung für Männer« (heute Väterzentrum Berlin) mitgegründet und profeministische Männerstudien betrieben (u.a. zusammen mit Georg Brzoska: Möglichkeiten und Perspektiven der Veränderung der Männer, insbesondere der Väter. Forschung, Diskussionen und Projekte in den USA, Schweden und den Niederlanden, 1988). Seit den 1990er Jahren fokussiert er in seiner Arbeit die Themen engagierte Vaterschaft und Männergewalt gegen Frauen, indem er die »Beratung für Männer – gegen Gewalt«, »Kind im Blick« und im Jahr 2023 das »Berliner Modell zur Eltern-Kind-Beratung nach häuslicher Gewalt im gerichtlichen Umgangsverfahren« mitgegründet hat. Ehrenamtlich engagiert er sich als Botschafter bei der Kampagne »HeForShe« von UN WOMEN Deutschland.

»Was machst du denn da?« 18 Jahre Männerarbeit

Der MännerWegeFragebogen – beantwortet von Markus Hofer, Feldkirch

Vater und Sohn mähen Gras auf der Alm

Interviewleitfragen: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: lube, photocase.de | privat

 
»Was machst du denn da?« Als ich 1996 mit dem Männerbüro der Katholischen Kirche im österreichischen Vorarlberg begann, musste ich ständig erklären oder rechtfertigen, was ich da mache. Meiner Chefin, der Frauenreferentin, passierte das nie. Vermutlich wäre es heute noch nicht viel anders. Wie kam es zu meinem Engagement für Männer?

Alles rund um Männer und Frauen interessierte mich immer schon. Als die ersten Männergruppen aufkamen, hatten wir auch eine; wobei die Anregung nicht von mir kam. Es hat mir aber einfach gutgetan und wurde mir wichtig. Dann las ich die ersten Männerbücher und irgendwann hielt ich die ersten Vorträge zu Männerthemen. Unvergesslich bis heute ist mir ein Vortrag bei der örtlichen Handwerkerzunft, großteils lauter Männer. Die Jüngeren murrten »Jetzt reicht’s dann! Jetzt kann er wieder aufhören!«, die Älteren waren teilweise sehr berührt. Wahrscheinlich konnten sie es sich besser zugestehen, was ich erzählte. Und wahrscheinlich hatte ich die Moralkeule auch etwas zu sehr ausgepackt. Später versuchte ich es vermutlich charmanter und humorvoller. Aber es war für mich eine wichtige Erfahrung; und etwas Mut kostete es auch, mich einfach vor 120 Handwerker hinzustellen und über Mannsein zu reden.

Das Thema jedenfalls ließ mich nicht mehr los und als bei einer Umstrukturierung in unserem kleinen Bistum eine halbe Stelle für Männer blieb, habe ich mich darum beworben. Das war mein unmittelbarer Zugang zur Männerarbeit. Viel später erst wurde mir bewusst, dass das in meinem Leben noch tiefere Hintergründe hat.

Mein Großvater hatte im Ersten Weltkrieg noch für Kaiser und Vaterland gekämpft und er verstand gar nicht, dass ich den Wehrdienst verweigerte und mich zum Zivildienst meldete. Erst später begriff ich, dass dieser ansonsten sehr traditionelle Mann über längere Zeit Alleinerzieher war, als in der großen Arbeitslosigkeit zwischen den Weltkriegen nur meine Großmutter Arbeit fand, und das im weit entfernten Lech am Arlberg. Mein Großvater schaukelte mit seinen drei Kindern alles selber. Zuhause waren wir in der Familie fünf Söhne, ein kleines »Männerbüro« also. Als Ältester erlebte ich einen sehr präsenten Vater, der mir ein guter Ausgleich zu meiner doch starken Mutter war. Mit zehn Jahren kam ich ins Internat, freiwillig, und es war zumindest nachträglich besehen nicht so schlimm, wie man jetzt vielleicht vermuten würde. Von den Ferien abgesehen bin ich also wieder acht Jahre unter Männern herangewachsen. Im Zivildienst beim Roten Kreuz waren wir damals auch nur Männer. Ich hatte also offensichtlich immer schon viel mit Männern zu tun.

Eines meiner ersten Männerbücher war von Herb Goldberg und da gab es einen Satz, der meine Männerarbeit von Anfang an geprägt hat: »Männeremanzipation heißt nicht, dass die Männer jetzt so werden, wie die emanzipierten Frauen glauben, dass sie sein sollten.« Männerarbeit verstand ich von Anfang an als einen eigenständigen Prozess von Männern und für Männer. Einfach nur »den Feminismus« zu kopieren, war mir zu kurz gegriffen. Es war mir bewusst, dass das alles nicht ganz einfach war. Bis heute habe ich den Eindruck, dass Männer gerne und über vieles reden, aber am wenigsten über sich als Männer. Manche hatten auch Angst vor der Moralkeule: »Was ich zuhause alles falsch mache, sagt mir meine Frau dauernd. Das muss ich mir nicht von dir auch noch sagen lassen.« Daraus entstand für mich die Gretchenfrage – um eine Dame zu zitieren – der Männerarbeit: »Wie hältst du es mit den Männern? Liebst du sie? Oder willst du es ihnen zeigen?«

Eine weitere Überzeugung war mir in meiner Arbeit wichtig: Starke Männer und starke Frauen bilden die besten Partnerschaften. Von Anfang an hatte ich es immer wieder mit im Grunde schwachen Männern zu tun gehabt; auch wenn viele nach außen nicht so gewirkt haben mögen. Auch gewalttätige Männer sind für mich schwache Männer. Wirklich Starke haben es nicht nötig, mit Gewalt auf körperlich Schwächere loszugehen. Mit unmittelbaren Gewalttätern hatte ich nicht viel zu tun; da gab es bei uns eine eigene Gewaltberatung. Aber gerade in den Seminaren erlebte ich viele Männer, die eigentlich sehr schwach waren, wenn es drauf ankam, gerade auch in Beziehungen, mit wenig geerdetem Selbstbewusstsein. Ich erinnere mich noch gut an einen Mann, der wie ein Häufchen Elend vor mir saß und bekannte: »Früher wurde meine Frau von ihren Freundinnen immer beneidet, weil sie so einen netten Mann habe, der ihr alles tue. Jetzt, auf einmal, will sie sich scheiden lassen. Sie halte den ‚langweiligen Sack‘ nicht mehr aus«.

Je bekannter das Männerbüro in unserem kleinen, österreichischen Bundesland Vorarlberg wurde, umso mehr kamen natürlich auch Männer zu mir in die Beratung, obwohl wir eigentlich auch eine eigene Männerberatung hatten. Grundsätzlich bestand aber der Schwerpunkt meiner Arbeit in der Männerbildung. Ich hielt viele Vorträge über eine ganze Palette von Themen von Vätern über Jungenerziehung, Partnerschaft, Männerrollen bis zu Mütter und Söhne. Die Vorträge waren selbstverständlich immer offen auch für Frauen. Zusammen mit unserem Bildungshaus St. Arbogast habe ich unzählige Männerseminare angeboten, manche mehrtägig, die meisten aber eintägig. Es waren persönlichkeitsbildende Seminare für Männer mit einer breiten Themenpalette. Für viele Männer wurde das zu einem wichtigen Teil ihrer Lebensgestaltung: Hin und wieder »zum Service« gehen, sich zusammen mit anderen Gedanken über sich als Mann zu machen. Es waren an die zehn Seminare pro Jahr, die wir angeboten hatten. Selten mussten wir etwas absagen und oft gab es sogar Wartelisten. Das Thema Älterwerden als Mann wurde sogar regelrecht überrannt.

Eine Begebenheit werde ich nie vergessen. Das Thema des Männerseminars war »Vom Held zum Lebenskünstler«. Solche Tagesseminare beginne ich immer mit einer Runde zum Thema »Wer bin ich? Warum bin ich da?« Das hat sich als Einstieg stets bewährt und es ist erstaunlich, wie schnell und direkt viele Männer ihre Geschichten auspacken. Einmal dauerte bei sechzehn Männern allein diese Runde ganze zwei Stunden! Als der Sechzehnte an die Reihe kam, meinte er: »Warum bin ich da? Wenn das Seminar jetzt schon zu Ende wäre, hätte es sich für mich auf jeden Fall gelohnt, denn so etwas habe ich unter Männern noch nie erlebt.« Bei solchen Erlebnissen war es für mich nie eine Frage, ob sich meine Arbeit lohnt.

Daneben war es mir ein Anliegen, Lobbying für Männerthemen zu machen. Das war nicht gegen Frauen gerichtet, aber es ist gesellschaftlich wichtig, auch Männeranliegen und -perspektiven in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Damals lief das ganz gut an, da die Medienleute gierig auf Neues waren. So kam ich vorerst leicht mit einem Thema oder einem Angebot in die Medien. Mein Highlight war eine wöchentliche Radiosendung, »Radio Vorarlberg: Männersache«, die mir der lokale Sender anbot und die ich über viele Jahre gestaltete. Anfangs bekam ich begeisterte Rückmeldungen von Frauen, doch dann waren es durchaus auch die Männer, die die kurze Sendung regelmäßig hörten.

Wichtig, wenn auch manchmal mühsam, war das Thema der Scheidungsväter. Da habe ich schon einige grausame Geschichten hautnah mitbekommen. Natürlich schießen Betroffene manchmal übers Ziel in ihrem Schmerz. Es wurde viel geschimpft über rabiate Scheidungsväter, aber kaum jemand fragte sich, warum sie so sind bzw. sich so verhalten. Kaum jemand riskierte einen Blick auf die Verwundungen und Verletzungen, die dahinterlagen. Manche von ihnen sahen in mir die einzige Einrichtung, in der sie auf Verständnis stießen. Solche Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen, war auch Teil meiner Arbeit. Wenn Betroffene Politik machen, kann es manchmal heikel werden. Genau darum tat ich mich leichter.

Nach achtzehn Jahren hauptberuflicher Männerarbeit kam ich allmählich in eine Art Leerlauf. Es gab kaum ein Thema, das ich nicht schon bearbeitet hatte. Bis zur Rente waren es aber noch acht Jahre und das funktioniert nicht im Leerlauf, weshalb ich mich beruflich noch einmal veränderte. Erfolg heißt für mich, Spuren zu hinterlassen, und ich hoffe, dass mir das gelungen ist, gesellschaftlich wie in einigen Männerherzen. Enttäuscht hat mich, dass mein Engagement keinen Nachfolger gefunden hatte. Die Männerberatung existiert zwar weiterhin, aber ansonsten gibt es in Vorarlberg neben den zurecht vielen Frauenreferaten kein Männerreferat mehr; und selbstverständlich immer noch keine Männersprecher in den Parteien. Einige der Älteren erinnern sich zweifellos noch, aber ansonsten ist zumindest gesellschaftspolitisch mein Männerbüro einfach Geschichte; da mache ich mir nichts vor.

Persönlich habe ich über die vielen Jahre enorm profitiert. Trotzdem hat mich manches auch selber eingeholt. Schmunzeln muss ich heute noch über das Thema Älterwerden. Als Experte erklärte ich anderen Männer, wie es so geht mit der Midlife-Krise, immer in der Überzeugung, dass mich das als Profi natürlich nicht betrifft. So kann mann sich täuschen. Ich war altersmäßig nur ein bisschen später dran. Inzwischen verstehe ich die Irrungen und Wirrungen dieser Umbruchsphase aus eigener Erfahrung. Heute habe ich auch diese Phase hinter mir, genieße in kreativer Weise meinen Ruhestand und denke gerade mit etwas nostalgischen Gefühlen an meine Männerarbeit zurück. Aber heute, wenn ich jemandem davon erzähle, heißt es immer noch: »Was hast du denn da gemacht?«
 
 
 

 
 
 
 
 
 
:: Markus Hofer, Dr. phil. Mag. Theol., Jahrgang 1957, verheiratet, kinderlos, wohnhaft in Götzis (Vorarlberg, Österreich). Erwachsenenbildner, Buchautor, Rentner.

»Neugierig bleiben für das, was noch kommt.«

Der MännerWegeFragebogen – beantwortet von Alexander Bentheim, Hamburg

Mann vor Abendhimmel

Interview: Ralf Ruhl
Fotos: Alexander Bentheim | Ina Graf

 
Was war dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen? Was dein politischer und fachlicher Zugang?
Mein persönlicher Zugang war tatsächlich einer, der Trauer, Ohnmacht und Wut zugleich auslöste: eine enge Schulfreundin sprach eines Tages davon, dass sie als Jugendliche vergewaltigt wurde; ich kann mich noch an die kurzzeitige Blutleere in meinem Kopf erinnern. Ich studierte zu diesem Zeitpunkt und versuchte, Antworten auf meine aufgewühlten Emotionen zu finden. In der Uni-Bibliothek fand ich zum Thema – 1985, deutschsprachig – einige resolute Frauenbücher und zwei viktimologische Untersuchungen, das war alles. Ich wollte aber mehr wissen, gerade auch von Männern, die mit Gewalt nicht einverstanden sind. Weil die meisten Aussagen der Frauenliteratur zu »destruktiven Männern im Allgemeinen« und die Befunde der Kriminalitätsforschung zum »pathologischen Mann im Besonderen« unbefriedigend blieben, weder Generalisierung noch Individualisierung also weiterführten, war damit ein politisch-thematischer Zugang gelegt. In meiner Diplomarbeit beschäftigte ich mich dann für lange Zeit damit, warum Männer (sexualisiert) gewalttätig werden und welche gesellschaftlichen und traditionellen Strukturen dies begünstigen. Als zukünftiger Sozialpädagoge und Erwachsenenbildner wollte ich dann aber auch wissen, was interventiv, aber vor allem präventiv gegen Gewalt von Männern unternommen werden kann. Und was sich für Jungen sozialisatorisch ändern müsste, damit sie als Männer nicht gewalttätig werden.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen der Jungen-, Männer- und Väterarbeit? Wie haben sich deine Tätigkeiten hier entwickelt, ggf. verändert?
Meine Themen waren und blieben die Gewaltkontexte, damals Jungen und Männer als Ausübende, heute steht die eigene Gewaltbetroffenheit von Männern eher im Fokus. Beides hängt zusammen, nicht zwingend kausal, aber immer geht es um Fragen der Sozialisation, um Aneignungs- und Bewältigungsstrategien, um Selbstachtung und Selbstwirksamkeit, aber auch um (Rollen)Erwartungen, Hoffnungen, Kommunikation, Respekt, alles zentrale Lebensthemen. Neben der Gewaltfrage hat mich aber immer auch die Berufsorientierung interessiert, insbesondere, was es jenseits der traditionellen Männerberufe zu entdecken gibt und ob z.B. Pflege, Sorge, Kümmern nicht auch männlich aspektiert werden können. Das Thema erschloss sich mir als Pendant zur Gewalt, weil es um Entwicklung, Selbstverwirklichung, Empathie geht. Folgerichtig waren für mich daher auch die Projekte »Boys Day« und »Soziale Jungs Hamburg«, für die ich mich lange engagiert habe.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Da gibt es einige. Beispielhaft hervorheben möchte ich die Kampagne »Mehr Respekt vor Kindern« des Bundesfamilienministeriums im Jahr 2000, oder besser gesagt: unser öffentliche Protest dagegen. Flankierend zum »Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung« (§ 1631 BGB) gab es eine bundesweite Plakat-Kampagne mit den Motiven von zwei Mädchen und einem Jungen. In einem Offenen Brief haben wir damals kritisiert, dass der abgebildete Junge nicht nur als Opfer dargestellt wurde, sondern bereits als potentieller Täter. Angesichts der damals schon breit geteilten Erfahrungen über die Folgen von Gewalt an Kindern war das unglaublich danebengegriffen und maximal fahrlässig. Das hat mich über Monate aufgeregt und verärgert! Mir sagte das: die Kampagnenverantwortlichen im Ministerium sind schlicht nicht auf der erwarteten fachlichen Höhe. Unserem Offenen Brief schlossen sich knapp 400 Frauen und Männer an, und erfreulich dabei: auch Kolleginnen aus Opferberatungsstellen und Frauenhäusern beteiligten sich. Angesichts vieler Konflikte in den Jahren zuvor zwischen Männern und Frauen im Themenfeld »Geschlecht und Gewalt« eine sehr angenehme Erfahrung. Ministerin Bergmann verteidigte die Aktion und stellte sie, wie das so üblich ist, als Erfolg dar. Renate Augstein, damals Leiterin des Grundsatzreferates Frauenpolitik im BMFSFJ, die ich vom gemeinsamen Forschungsprojekt der Opferhilfe e.V. und Männer gegen Männer-Gewalt Hamburg kannte, räumte in einem persönlichen Gespräch später ein, dass die Vergabe an die Werbefirma und insbesondere die Feedbackschleifen bis zur endgültigen Freigabe des Druckauftrags nicht ganz glücklich verlaufen seien.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deiner Arbeit?
Die jährlichen bundesweiten Männertreffen, an denen ich mit wenigen Ausnahmen seit 1986 teilnehme. Das ist immer so ein Mix aus Begegnung, Freizeit, Arbeit, Wohlgefühl, Experiment, Inspiration, Verbundenheit, Kurzurlaub. Da treffe ich Männer wieder, die ich über das Jahr nicht sehe, einfach weil sie zu weit weg wohnen. Schön daran: wir kommen alle mal raus aus unseren Alltagsblasen und erzählen uns, wie es uns über das Jahr ergangen ist. Und weil viele viel voneinander wissen, können wir uns gut tragen und halten, manchmal auch aushalten.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit ausmachen?
Neugier, Zuverlässigkeit, Kontinuität.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Jungen-, Männer- oder Väterarbeit? Hast du Beispiele?
Erfolg in meiner Arbeit ist ja relativ und temporär. Wenn eine Entwicklung bei einem Klienten oder in einer Gruppe spürbar wird, im Sinne von Bewegung, gedanklich, emotional, dann würde ich von Erfolg sprechen. Wenn daraus noch Entscheidungen, Handlungen, gar neue Wege entstehen, umso besser. Und wenn meine Arbeit daran einen Anteil hat, durch einen Impuls, eine Begleitung, eine Ermutigung, auch mal eine Konfrontation, freut es mich. Feedback nach Jahren freut mich besonders, wenn da jemand auf mich zukommt und sagt: »Die Gespräche haben mir damals gutgetan, und das hat auch mit dir zu tun«.

Was gibt dir Sinn und Erfüllung in der Arbeit?
Wenn ich spüre, dass gegenseitiger Respekt gelebt wird und keine Worthülse bleibt, z.B. in laufenden Projekten. Da darf auch mal etwas langsamer als schneller vorangehen, Hauptsache, alle Beteiligten sind an Bord und die Schwarmintelligenz kommt zum Zuge. Lieber gründlich als überhastet – ich finde, dass wir uns für die wichtigen Dinge die Zeit zurückholen sollten, die etwas braucht, um zu gelingen, Entschleunigung als Grundrecht – Hetze im Alltag gibt es ohnehin genug. Wenn jemand mit Zeitdruck agiert, werde ich mittlerweile oft sehr gelassen und schaue erst mal, worum es überhaupt geht. Ich hinterfrage gerne behauptete Selbstverständlichkeiten und schaue, ob sie gerade für mich passen. Und ich liebe Kontinuitäten, auch so ein Dimension von Zeit. Wenn ich Kollegen von vor Jahren wiedertreffe und das Gefühl da ist, wir könnten gleich wieder da anknüpfen, wo wir neulich aufgehört haben – das ist der Hit!

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) stolz?
Dass ich an der ersten offiziellen Bestandsaufnahme zur Beziehungsgewaltarbeit in Deutschland beteiligt war. Dass wir fast 25 Jahre »Switchboard« gestaltet und herausgegeben haben, angefangen bei der geklammerten Lose-Blatt-Sammlung bis hin zum grafisch gestalteten Heft. Dass ich die »Sozialen Jungs Hamburg« fortgeführt habe, obwohl nach sechs Jahren das Budget halbiert wurde. Und dass ich mich mit meinen Sichten auf Jungen- und Männerarbeit oft verstanden fühle.

Mit welchen Institutionen und Personen hast du gerne zusammengearbeitet oder tust es noch?
Personen gibt es viele, Frauen wie Männer. Sicher sind dies die nahen Kollegen, mit denen mich eine lange berufliche, teils auch persönlich intensive Zusammenarbeit und Freundschaft verbindet. Es sind aber gar nicht so sehr Institutionen, sondern vielmehr Orte, an denen Begegnungen stattgefunden haben, die mir etwas bedeuten und die ich nicht missen will. Auch wenn es sie so nicht mehr gibt, wie z.B. die HVHS »Alte Molkerei« Frille. Dort bin ich mit der Jungenarbeit Mitte/Ende der 1980er Jahre beruflich großgeworden, hab gestritten, gelernt und sie ein Stück weit auch mitgestaltet. Und dann waren und sind – noch einmal – die kleinen und großen Männertreffen wichtige wechselnde Orte, für den persönlichen, aber auch fachlichen Austausch.

Was hat die Männer ausgemacht, mit denen du am liebsten zusammengearbeitet hast?
Im Wesentlichen waren und sind das die, die mir gedanklich, seelisch oder auch ganz pragmatisch in der Arbeit ähnlich sind, das macht vieles leichter, wenn die Zeiten und Themen gerade nicht so einfach sind. Aber ich fühle mich auch beschenkt, wenn Kritisches echt und zielführend rüberkommt. Das inspiriert und bereichert mich.

Hast du eine Lebensphilosophie?
Neugierig bleiben für das, was noch kommt.

Wo siehst du Brüche in deiner Arbeit? Wodurch wurden die verursacht?
Brüche als zeitliche und damit auch inhaltliche Unterbrechungen gab es immer dort, wo Vorhaben in der Jungen-, Männer- und Väterarbeit nur projektiert und befristet waren, und eben nicht oder kaum institutionalisiert und also auf Dauer gefördert wurden – obwohl sie von allen Seiten stets als wichtige Vorhaben eingestuft wurden. Das habe ich oft erlebt, auch bei Kollegen. Wie kann da langfristig etwas Nachhaltiges entstehen, wenn nach wenigen Jahren alles wieder auf null gestellt wird? Wenn die Kollegen abwandern (müssen), um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und damit Expertise verloren geht? Politik und Verwaltung möchten sich oft gern profilieren, aber nicht verbindlich werden, das ist ein systemisches Problem. Würde Jungen-, Männer- und Väterarbeit so ernst genommen werden wie viele gesellschaftliche Akteur*innen sich hier ein echtes geschlechterdemokratisches Engagement wünschen, sähe es vermutlich anders aus. Nachhaltigkeit gibt es aber nicht zum Spartarif.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis von Jungen-, Männer- und Väterarbeit?
In misstrauischen Politiken und schwerfälligen Verwaltungen gegenüber allem, was deren selbst geschaffene Sicherheiten bedroht. Aber natürlich auch bei Männern und Frauen, Vätern und Müttern selbst: Ängste, Klischees, Scham, Gleichgültigkeit.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Wenn Ärger und Frust am Ende doch noch in Kreativität und Hartnäckigkeit verwandelt werden können. Seit ich erfahren habe, dass Jungen-, Männer- und Väterarbeit alternativlos ist, will ich nicht mehr dahinter zurück.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines beruflichen Lebens erreicht haben?
Ich würde gern ein Archiv der Männerbewegung und Männerarbeit mitgestalten, Materialien und Dokumente dazu habe ich reichlich. Es braucht aber Leute, die so etwas finanzieren, und weitere Leute, die das Archivieren richtig gelernt haben, damit es auch nutzbar gemacht werden kann für Interessierte, vielleicht auch für die nächste Generation. Ich kann da nur beratend und etwas einordnend gedankliche Fäden zusammenführen.

Eine nicht gestellte Frage, die du aber dennoch gerne beantworten möchtest?
Tatsächlich die Frage nach dem Reichtum, den es an männlichen Ausdrucksformen jenseits der üblichen Sprache noch oder immer wieder zu entdecken gibt, etwa in Tanz und Bewegung, Bildern und Filmen, auch Musik, Handwerk, Naturerleben und in der Kochkunst. In meinem Fall ist das die Fotografie, sie verschafft mir die Möglichkeit, Widersprüche, Botschaften und Stimmungen auszudrücken, wofür es nicht zwingend der gesprochenen Worte bedarf. Ich ziehe dafür alleine oder mit Freunden und der Kamera los. Die Fotografie setze ich auch in Portrait-Workshops mit Männern ein, mit wirklich schönen Ergebnissen zur Selbstfindung der Teilnehmer. Ich denke, dass diese »Sprachen« männerkulturelles Leben sehr bereichern und unendlich wichtige Beiträge zum gegenseitigen Wahrnehmen und Verstehen leisten können.

 
 
 

 
 
 
:: Alexander Bentheim, Jg. 1959, ist Dipl.-Pädagoge und ist seit 1986 in einem Mix aus Anstellung und Freiberuflichkeit als pädagogischer und wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fortbildner, Lehrbeauftragter und Projektentwickler in der Männer-, Väter- und Jungenarbeit aktiv. Er war beteiligt an Forschungs- und Modellprojekten auf Bundes- und Länderebene zu den Themen Jungen/Männer und Gewalt (Täter, Opfer). Er arbeitete über 20 Jahre als Autor, (technischer) Redakteur, Mitherausgeber und Verleger von »Switchboard. Zeitschrift für Männer und Jungenarbeit«, gründete den Verlag, später auch die Agentur »MännerWege« mit und war in diesem Rahmen zusammen mit seinem langjährigen Kollegen Andreas Haase u.a. verantwortlich für den Aufbau des Väterportals NRW. Mit der Agentur war er auch Gründungsmitglied des »Bundesforum Männer« und ist dort in der »Fachgruppe Jungen und junge Männer« aktiv. Er war Beiratsmitglied im bundesweiten BMFSFJ-Projekt »Neue Wege für Jungs« während dessen Pilotphase, organisierte über viele Jahre ein »Praxistreffen Jungenarbeit« für Kolleg*innen der Offenen Arbeit in Hamburg, koordinierte 17 Jahre lang den Hamburger Boys Day (»Was für Jungs!«) und leitete 13 Jahre das berufsorientierende Förderprojekt »Soziale Jungs Hamburg«. Seit 2020 ist er im Beratungsteam NRW des Männerhilfetelefon, engagiert sich darüber hinaus zusammen mit Frank Keil für das online-Portal »MännerWege« und arbeitet in eigener Praxis als Berater, Coach und Supervisor. Er lebt in Hamburg und ist nebenbei auch gern als Fotograf und Kleingärtner unterwegs. Über seine fotografische Arbeit kann man mehr erfahren auf den Portalen photocase, times-magazine und Instagram.

»Männer, die warten können, gewinnen.«

Der MännerWegeFragebogen – beantwortet von Ralf Ruhl, Göttingen

Spuren eines Hundes am Strand

Interview: Alexander Bentheim
Fotos: Alexander Bentheim

 
Was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen? Was dein politischer und fachlicher Zugang?
Mein Vater, Jahrgang 1926, war Zeit seines Lebens von der in der Nazi-Zeit und im Krieg eingeprügelten Angst geprägt. Die hat er mit Härte überspielt. Und mir weitergegeben mit Jähzorn, Kälte, Abwesenheit. Entsprechend stark war die Sehnsucht nach einem anwesenden, zugewandten Vater, der mir Halt gibt, Orientierung, mich schützt, anerkennt und stärkt. So war mein Einstieg in die Männerbewegung der Kampf gegen das Bild des harten Mannes, der alles aushält. Logischerweise habe ich mit Jungenarbeit und Väterarbeit losgelegt.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen der Jungen-, Männer- und Väterarbeit?
Anfangs war es die Anerkennung, dass Männer wichtig sind für ihre Kinder, dass sie eine genauso starke Bindung zu ihren Kindern haben wie die Mütter, dass sie diese Beziehung genauso gut leben können. Heute ist das grundsätzlich anerkannt, es fehlen aber immer noch die wesentlichen Ressourcen, um Männern gleichberechtigte Elternschaft zu ermöglichen. Das liegt am Familienrecht, am immer noch vorherrschenden Identifikationsmuster Mann = Erwerbsarbeit – bei Männern und Frauen, bei den Möglichkeiten flexibler Lebensgestaltung und den Ansprüchen hoher Verfügbarkeit des Arbeitsmannes seitens der Arbeitgeber.

Wie haben sich deine Tätigkeiten in der Jungen-, Männer- und Väterarbeit entwickelt, ggf. verändert?
Ich bin mit den Themen gealtert bzw. habe meine Themen meinem Lebensalter angepasst. So bin ich aus der Jungenarbeit vor vielen Jahren ausgestiegen. Dass Männer eine spezifische Ansprache brauchen ist inzwischen unumstritten. Auch, dass es männliche Erzieher in Kitas und Lehrer in (Grund)Schulen braucht. Wobei ihnen mit dem Generalverdacht auf sexuellen Missbrauch seitens Eltern oder weiblichem Personal immer noch jede Menge Steine in den Weg gelegt werden und eine Gleichberechtigung hier noch lange nicht erreicht ist. Ich freue mich sehr, dass es inzwischen normal ist, Väter mit ihren Kindern auf dem Spielplatz und im Stadtbild zu begegnen, auch in der Provinz. Zu Beginn meiner Tätigkeit war ich oft der einzige Mann auf dem Spielplatz, erst recht in der Krabbelgruppe. Da hat sich viel getan.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche oder historische Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Das Wichtigste ist die Einführung der Partnermonate bei der Elternzeit. Das kommt einem Kulturbruch gleich. Hier wird endlich anerkannt, dass Männer nicht nur Arbeiter und Geldbeschaffer für die Familie sind, sondern dass sie eine eigene persönliche Bedeutung für Partnerschaft und Kinder haben.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deiner Arbeit?
Ich habe fast immer als einziger heterosexueller Mann in Teams mit Frauen und mehrere Jahre auch mit schwulen Männern gearbeitet. Es hat jeweils viele Monate bis Jahre gedauert, bis ich mich anerkannt fühlte und die entsprechende Wertschätzung der Kolleginnen und Kollegen bekam. Dann aber habe ich sehr viel positive Rückmeldungen bekommen. Auch und gerade als »irgendwie anderer« Mann musste ich mich vor allem bei Frauen als Kolleginnen beweisen und durchsetzen.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit ausmachen?
Das Wichtigste: Zugewandtheit. Männer haben oft im Gespräch mit mir zum ersten Mal den Eindruck, dass ihnen jemand zuhört. Dann Geduld. Weil es häufig lange dauert, bis Männer Vertrauen fassen und sich öffnen. Und immer wieder Humor. Weil auch bei schwierigsten Themen es Leichtigkeit braucht, die Chancen für neue Sichtweisen und Perspektiven eröffnet.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Arbeit? Hast du ein Beispiel?
Erfolg ist für mich, wenn Männer sich öffnen und Veränderungsbereitschaft zeigen. In der Gruppe für Täter Häuslicher Gewalt – »Verantwortungstraining für Männer« – sind die Auswirkungen Häuslicher Gewalt auf Kinder im letzten Drittel des Trainings Thema. Ich zeige den norwegischen Animationsfilm »Der Wutmann«, in dem ein etwa vierjähriger Junge miterlebt, wie der Vater die Mutter verprügelt. Den Teilnehmern des Trainings stehen Tränen in den Augen. Weil sie das kennen. Weil sie das, was sie selbst als Kind erlebt haben, nie weitergeben wollten. Es aber trotzdem tun. Das schafft eine sehr tiefe, emotionale, wertschätzende Atmosphäre in der Gruppe, die persönliche Veränderung möglich macht.

Was gibt dir Sinn und Erfüllung in der Arbeit?
Erlebnisse wie eben beschrieben. Und Gespräche mit Kollegen, mit anderen aus der Männerbewegung. Wenn es da zum Flow kommt, Projekte überlegt und geplant werden, aus einem persönlichen Gefühl der Gemeinsamkeit heraus.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) stolz?
Am meisten stolz bin ich darauf, dass Männer unterschiedlichen Alters und aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten mich in meiner Arbeit akzeptieren und wertschätzen, was sie dort erleben. Stolz bin ich auf die Videos, die ich mit Robert Moos für den Youtubekanal »Täterberatung Häusliche Gewalt« gedreht habe. Stolz bin ich auch auf verschiedene Artikel, die ich geschrieben habe, u.a. für die Zeitschrift »Gesundheit und Gesellschaft« der AOK. Und auf mein Buch »Kinder machen Männer stark«. Was mich glücklich macht: Dass meine Kinder meine Arbeit schätzen und anerkennen.

Mit welchen Institutionen und Personen hast du gerne zusammengearbeitet oder tust es noch?
Mit dem Göttinger Männerbüro, der Akademie Waldschlösschen, dem kidsgo-Verlag, paps e.V., mit Alexander Bentheim, Thomas Gesterkamp, Albert Krüger, Karsten Knigge, Werner Sauerborn, Robert Moos, dem Hilfetelefon »Gewalt an Männern«.

Was hat die Männer ausgemacht, mit denen du am liebsten zusammengearbeitet hast?
Freundlichkeit, Humor, Zugewandtheit, Wertschätzung, Wissen, Gelassenheit, Reflexionsbereitschaft, Offenheit.

Hast du eine Lebensphilosophie?
Männer, die warten können, gewinnen.

Wo siehst du Brüche in deiner Arbeit? Wodurch wurden die verursacht?
Es ist immer heftig zu spüren, wieviel vom alten Mann, der alten klassischen harten Männersozialisation in mir steckt. Das führt bestenfalls zu Erkenntnis, oft aber auch zu schrägen Widersprüchen. Ein starker Bruch: Es gibt kaum Nachwuchs in der Männerbewegung. Die nachwachsende Generation, die jungen Männer um 30, die wollen lieber den Mann an sich abschaffen – »Sei kein Mann« und ähnliche Titel verstopfen die Bestsellerlisten – als zu erkennen, wie und wo sie selbst Mann sind und das Männlichkeitsbild zu erweitern. Denn das würde auch bedeuten, wertzuschätzen, was an Männlichkeit und am Mannsein gut ist.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis von Jungen-, Männer- und Väterarbeit?
Bei konservativen Kräften in Wirtschaft und Politik, die am althergebrachten Bild der Geschlechterhierarchie festhalten. Weil sich Männer und Frauen so am besten ausbeuten lassen. Bei Pädagoginnen, Müttern, Kinderbuchautorinnen, für die ein Penis so bedrohlich ist, dass sie Kinder grundsätzlich vor allem Männlichen bewahren müssen. Bei etablierten Kräften der Frauenbewegung, die weiterhin die Deutungshoheit über alles, was Familie und Kinder angeht, allein für sich beanspruchen – so weit, dass noch nicht einmal gesehen wird, dass Täterarbeit Opferschutz bedeutet.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Ich bin alt und brauche das Geld 🙂 Gute Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen. Freundschaft. Wissen, dass die Arbeit wichtig ist. Zu sehen, dass sie Früchte trägt. Bei Projekten und bei einzelnen Personen.

Welche Projekte würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines beruflichen Lebens erreicht haben?
Meinen persönlichen Väter-Podcast. Die Einrichtung von Schutzwohnungen für Männer in ganz Deutschland, vor allem aber in Hessen. Den Blick auf Jungen und Väter in Kinder- und Jugendbüchern schärfen durch gute und prägnante Rezensionen. Und einen Nachfolger für meine Arbeit in Eschwege gefunden haben. Am besten auch eine Regelfinanzierung für die Täterarbeit in Hessen erreichen.

Eine nicht gestellte Frage, du aber dennoch gerne beantworten möchtest?
Mein Männer-Lieblingsbuch: »Das etruskische Lächeln« von Jose Saramago. Mein Lieblingsfilm: »Second Best« mit William Hurt in der Regie von Chris Menges.

 
 
 

 
 
 
:: Ralf Ruhl, Jahrgang 1957, lebt in Göttingen, ist Vater eines Sohnes und einer Tochter, inzwischen auch Großvater. Er arbeitet bei der Beratungsstelle für Schwangerschaft, Familie und Sexualität der AWO Werra-Meißner in Eschwege. Seit Mitte der 1980er Jahre ist er in der Männerbewegung aktiv, hat das Männerbüro Göttingen mitbegründet, die Jungenarbeit der Pro Familia in Göttingen etabliert, den Fachbereich Männerbildung im Verein niedersächsischer Bildungsinitiativen geleitet, die Zeitschrift »paps« als Redakteur geleitet, das Internetportal www.vaeterzeit.de mitgegründet und als Redakteur geleitet. Jetzt arbeitet er mit Männern, die ihre Frauen verprügeln, und mit Männern, die selbst Opfer Häuslicher Gewalt wurden. Und schreibt und schreibt, wobei er besonders gern Kinder- und Jugendbücher für www.maennerwege.de rezensiert.

»Pro nicht wahlberechtigtem Kind darf jedes Elternteil eine halbe Wahlstimme mehr abgeben!«

Der MännerWegeFragebogen – beantwortet von Martin Verlinden, Köln

See in Guatemala

Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Foto: p.m.roedel, photocase.de | privat

 
Was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und Väterthemen? Was dein politischer und fachlicher Zugang?
Mit der Geburt meiner fünf Töchter zwischen 1979 und 1987 steigerte sich mein Interesse an der Genderpolitik. Zugleich erhielt ich seitens des Landesfamilienministeriums NRW genügend entsprechend gelagerte Aufträge und Projektzusagen zur Bestandsaufnahme und Entwicklung von Arbeitshilfen zur sozialemotionalen Erziehung im Kindergarten, der dortigen Beziehungen zwischen Mädchen und Jungen, der Bedeutung von Männern als Väter, dem Fehlen von männlichen Fachkräften in der Familienbildung, Kitas und Beratung. Mein Arbeitsansatz kulminiert in der Erkenntnis: Kinder brauchen präsente Väter und männliche Fachkräfte, um gleichberechtigte Interaktionen und selbstbewusste Kommunikation zu erlernen.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Jungen, Männern und Vätern?
Stets beschäftigten mich die Fragen nach günstigen Bedingungen zur Entwicklung von Identität und Autonomie, Gleichberechtigung und Vielfalt – gegenüber Konformismus und Drill, Hierarchie und Uniformität.

Wie hat sich dein Engagement für Jungen, Männer und Väter entwickelt, ggf. verändert?
Mit der Erkenntnis (nach Urie Bronfenbrenner), dass die individuelle Entwicklung in einem Spannungsfeld steht zwischen vielen mikro- und makrosystemischen Einflüssen, verflüchtigte sich das Individuum zentrierte Arbeits-Paradigma in der Jugendhilfe und Bildungspolitik, denn: Kind, Partnerschaft und Familie sind nicht die Ursache für Probleme und Scheitern, sondern nur der Ort des Geschehens.
Die strukturellen Einflüsse mussten mitberücksichtigt werden, Väter und Jungen brauchen besser finanzierte Hebammen, Kindergärten, Grundschulen, Familienbildung und -beratung, ansonsten bleiben sie Spielbälle hinterwäldlerischer Medien, Verwaltungen, Glaubensvertreter und Parteien.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche/historische Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Die Popularisierung toxischer Männlichkeit und des irrationalen Nationalismus stieg in den letzten 20 Jahren erheblich an. Symptome dafür sehe ich insbesondere in den unbeschreiblich hässlichen Auftritten und spürbaren Eigenschaften von Donald Trump und anderer mit ihm vergleichbarer »Diktatoren« größerer und kleinerer Staaten – auch in Europa. Und im Auf und Ab der radikalen völkisch-rassistischen und fundamentalreligiösen Strömungen in Deutschland, Europa und international.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und beruflichen Beziehungen?
Die Dauerhaftigkeit von beruflich progressiven Projekten steigt mit der Finanzierung. So bedauere ich, dass Männer-Politik und Väter-Arbeit immer noch wie ein Blinddarm der Frauenpolitik verortet ist. Es fehlt in den Familienministerien und Kommunen ein Budget, das dauerhaft und ausdrücklich nur für die Jungen-, Männer- und Väterarbeit reserviert ist.
Die Familie, die Kinder, die Mütter und Väter haben keine nennenswerte Lobby. Erst ein im Grundgesetzt verankertes Familienwahlrecht: »Pro nicht wahlberechtigtem Kind darf jedes Elternteil eine halbe Wahlstimme mehr abgeben!« könnte Abhilfe schaffen. Dann erst werden Ministerien und Parteien ihre familienpolitischen Konzepte dem echten Bedarf von Familien anpassen und angemessen ausweiten.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit und in deinen Beziehungen zu anderen ausmachen?
Was mich in meinen Projekten und wohl auch Beziehungen antreibt sind eine große, suchende Neugier nach Erklärungen, dann sicher auch eine Jahre anhaltende Ausdauer für Forschung und schließlich die selbstkritische Freude an der Verbalisierung und Diskussion von Ergebnissen.

Was ist für dich »Erfolg« in deiner Auseinandersetzung mit Jungen-, Männer- und Väterthemen? Hast du Beispiele?
Erfolge meiner Arbeit messe ich an der Verbreitung von empirischen Erkenntnissen zu Vielfalt und Verläufen von Männlichkeiten, dann auch an dem Wachstum und der Alltagstauglichkeit von professionellen Männernetzwerken und nicht zuletzt an der politischen und finanziellen Absicherung der Arbeit mit Jungen, Männern, Vätern und Großvätern.

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Wenn ich Menschen in ihren gemeinsamen Anliegen und unterschiedlichen Kompetenzen vernetzen kann und sie dadurch voneinander lernen können.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Die Gründung des Männer-Väter-Forum Köln im Jahr 1999 war ein wichtiger Meilenstein meiner praxisbezogenen Kooperation mit Männern und Frauen in alltäglichen Genderfragen. Das Forum florierte zwei Jahrzehnte weit über die Region Köln hinaus.
Grundsteine zu Konzepten der Väterarbeit in der Familienbildung, Familienberatung und in Kindergärten gehen auf Projekte zurück, die ich unter anderem mit Forumsmitgliedern in Nordrhein-Westfalen für Wohlfahrtsverbände und Familienministerien durchführen durfte.
Schließlich konnte ich nach meiner Pensionierung meine Erfahrungen auch in Projekte zur Väterarbeit und Gewaltprävention in Mittelamerika (Guatemala) einbringen.

Mit welchen Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder bist es noch?
Ich glaube, ich hatte großes Glück, dass ich meine beruflichen Themen und Schwerpunkte mit meinen privaten Lebensübergängen parallelisieren konnte. Denn mit der persönlichen Herausforderung, fünf eigene Töchter in ein eigenständiges Leben zu begleiten, lernte ich das Engagement und die Grenzen von vielen Hebammen, Fachkräften der Familienbildung und -beratung sowie Tätige in Kindergärten, Lehrkräfte an Grundschulen und weiterführenden Schulen und in Vereinen sowie deren Funktionäre kennen und wertschätzen.
Je älter ich mit dieser Arbeit werde, umso mehr verbreitern sich die Kreise und irgendwann gebe ich den Staffelstab gern an Jüngere ab, durchaus mit der Un-Gewissheit, ob und wie sie die Arbeit weiter vorantreiben können.

Was hat die Männer/* ausgemacht, mit denen du gerne zusammengearbeitet oder Zeit verbracht hast?
Im Männer-Väter-Forum Köln, als Dozent an der Technischen Hochschule Köln und in Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden traf ich immer wieder sowohl auf junge Leute, Studenten, Berufsanfänger, die Einstiege und Orientierungen zur Väterarbeit suchten, als auch auf bereitwillige Mentoren, die ihre profunde Erfahrung weitergeben mochten. Mit ihnen konnte ich zum Teil sehr fruchtbare Beziehungen aufbauen, in denen wir uns mit gegenseitiger Wertschätzung entgegentreten. Entweder begleiteten wir gemeinsam spannende Projekte, schrieben unser Wissen auf, vernetzten uns mit anderen im Land, organisierten Fachkongresse oder hielten rege virtuelle Kontakte zueinander.

Hast du eine Lebensphilosophie, ggf. ein Lebensmotto?
Ich glaube, mein Pflichtbewusstsein ist recht ausgeprägt, etwa nach dem Imperativ: Mach das Beste aus dir! Handle so, dass du zur positiven Evolution der Menschheit beiträgst!

Wo siehst du Brüche in deinen beruflichen oder freundschaftlichen Beziehungen? Wodurch wurden diese verursacht?
Mitunter kam es in der Arbeit zu Konkurrenzen und Verstimmungen, auch zwischen verschiedenen Trägern und Regionen in Deutschland, etwa wer welche Fördertöpfe mit welchen »ähnlichen« Projekten und Verbindungen erobern konnte. Oder ob die im öffentlichen Dienst abgesicherten Kräfte besser den Selbständigen in der Väter-, Jungen- und Männerarbeit den Vortritt lassen sollten.

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit Jungen-, Männer- und Väterthemen?
Unsere Arbeit läuft meist unter dem Dach der Familienpolitik, Sozialpolitik und dem Jugendhilfegesetz; die Entstehung von Familien mit Schwangerschaft und Geburt sowie die Arbeit in Sozialisationsinstanzen und Institutionen der ersten zehn Lebensjahre ist damit überwiegend an Frauen, deren Bedürfnissen oder Interessen, orientiert! Das führt zu einem traditionellen Monopol an weiblichen Fachkräften und zur Exklusion von Fachmännern (etwa durch geringe Honorare) hinsichtlich der Geburtsvorbereitung, Familienbildung, Kleinkinderziehung, insbesondere in Kindergärten und Grundschulen.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Meine Vorbildfunktion für meine Töchter und Enkel lässt mich auch viele Jahre nach meiner Pensionierung aufmerksam bleiben für die enorme internationale, globale und zukunftsweisende Bedeutung gewaltfreier, gefühlsbewusster und wertschätzender Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen, Männern und Frauen, Vätern und Müttern, Eltern und Kindern, in öffentlichen Einrichtungen, Betrieben, Verbänden, Parteien, Religionen und Vereinen.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Ich bin eigentlich längst da, wo ich immer hinwollte; meine Projekte, Veröffentlichungen, Nachfahren und persönlichen Verbindungen stehen für meine Begriffe längst am richtigen Platz. Vielleicht bestärkt mich der Impuls dieses Interviews hier, in den nächsten Jahren ein wenig an meiner Biografie und an meiner Reiselust zu arbeiten.

Eine nicht gestellte Frage, die du aber dennoch gerne beantworten möchtest?
Die Frage danach, welche Interaktion zwischen meinem Privatleben und der beruflichen Entwicklung entstand, denn das ist mir noch wichtig zu sagen: Mit der Zeit lernte ich, mich selbst im Spiegel der Entwicklung von Männer-Themen zu betrachten. Und ich versuchte möglichst, die Konzepte in meinem eigenen Alltag anzuwenden und zu prüfen, die ich aus Forschung und Beratung, aus der Lehre und von Kollegen als »grundsätzlich sinnvoll für Männer« ansah. Dadurch fühlte ich mich zunehmend authentischer und selbstbewusster.
 
 
 

 
 
 
:: Martin Verlinden, Jahrgang 1949, Vater von fünf Kindern mit sechs Enkeln, wohnhaft in Bonn, Diplompsychologe. Forschung, Beratung, Lehre, Publikationen insbesondere zu den Themen Sozialemotionale Erziehung im Kindergarten, Mädchen und Jungen im Kindergarten, Väter im Kindergarten, Bestandsaufnahme zur Väterarbeit in NRW, Väter in der Familienbildung, Vom Mann zum Vater, Väter in Transitionen, Initiativen zu »Mehr Männer als Fachkräfte in Kitas«.

»Das Aufleuchten einer Erkenntnis in den Augen des Gegenübers«

Der MännerWegeFragebogen – beantwortet von Georg Paaßen, Mülheim

Interview: Alexander Bentheim und Ralf Ruhl
Fotos: privat

 
Georg, was war oder ist dein persönlich-biografischer Zugang zu Jungen-, Männer- und/oder Väterthemen?
Beide Eltern wurden vom Weltkrieg traumatisiert. Das hat sich nur selten gezeigt, war aber (findet mein Ich im Jahr 2023) deutlich zu spüren. Mein Vater war wenig präsent und starb, als ich 11 war, am Alkohol. Mir war klar: Die Männer sind selten glücklich. Im Alltag waren meine Mutter und meine Schwestern viel prägender. Auch andere weibliche Erwachsene in Familie, Kirchengemeinde und Verwandtschaft spielten wichtige Rollen. Meine Alltagserfahrung passte nie zu der Behauptung des Patriarchats, dass nur Männerwelten beachtenswert seien.

Und was ist dein politischer und fachlicher Zugang?
Die Feministinnen der 1970er und 1980er fielen mir auf. Beeindruckt war ich vom anderen Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in Büchern wie »Frauen« von Marilyn French oder »Der Tod des Märchenprinzen« von Svende Merian. Bei einer Organisation, die 18-monatige Freiwilligendienste im Ausland organisiert, war ich um 1987 an den Vorbereitungsseminaren beteiligt, wo wir Sexismus zum Thema gemacht haben.

Welche waren damals und sind heute deine zentralen Themen in der Beschäftigung mit Jungen, Männern und/oder Vätern?
Wir haben, als wir die Initiative »Pfefferprinz – Männernetzwerk und Aktion« gründeten, lange über die Zielformulierungen diskutiert. Hängen geblieben ist mir vor allem »enhancing men’s lives«, das deutsche Wort »bereichern« trifft es aber nicht wirklich. In meinem Engagement geht es mir um Klarheit über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Dabei denke ich immer mit, dass meine Entwicklung, meine Entscheidungen und meine Zukunft in sozialen Zusammenhängen verlaufen. Ich habe Entscheidungen getroffen: Ich möchte mit meiner Lebenspartnerin alt werden. Ich wollte mit ihr auch Kinder in den Welt setzen, die wir – gemeinsam – ins Leben begleiten. Das wäre mit einer beruflichen Karriere nicht vereinbar gewesen.
Ohne die Begegnungen mit alten Verwandten und im Zivildienst hätte ich mich auch nicht für den »Frauenberuf« Altenpflege entschieden. Auch heute noch, mit 58 Jahren, werde ich für beides schief angesehen.
Mit meinem Lieblingsmenschen, mit den Kindern (beide sind erwachsen) und auch mit Freund*innen, war Ehrlichkeit immer ein zentrales Thema. Dazu gehört auch, soziologische Tatsachen anzuerkennen und diese bei Bedarf zum Thema zu machen und zu hinterfragen. Das Patriarchat ist eine solche soziologische Tatsache. In patriarchalen Machverhältnissen erleben sich Männer immer wieder als »unpassend« und erfahren auf vielerlei Weise Anpassungsdruck. Ich habe noch niemanden kennengelernt, bei dem das ohne Verängstigungen, Verletzungen und spurlos geblieben wäre. Ohne die Begegnung mit bewegten Männern hätte ich nicht Klarheit über meine Wünsche und Bedürfnisse erarbeiten können. Diese Entwicklungen habe ich gern in Männer- und Vätergruppen und bei Männertreffen vorangebracht. So konnte ich zu meinen Entscheidungen stehen und Konflikte im Privat- und Berufsleben durchstehen.
Ich habe viele Pflegeauszubildende begleitet. ich habe in der Palliativversorgung Sterbenden und ihren Angehörigen beigestanden. Ich konnte auch meine Mutter in ihrem Sterben und meine Geschwister in ihrer Trauer begleiten.

Wie hat sich dein Engagement für Jungen, Männer und/oder Väter entwickelt, ggf. verändert?
Ich bin über die Jahre offener und verständnisvoller für die Lebensentwürfe und Prioritäten anderer geworden.

Das für dich nachhaltigste gesellschaftliche/historische Ereignis – auch im Kontext deiner Arbeit?
Ein einzelnes Ereignis fällt mir nicht ein. Aber Entwicklungen, etwa dass in der Zeit meiner Entwicklung zum erwachsenen Mann HIV und AIDS aufkamen, und damit auch eine Enttabuisierung des Sprechens über homosexuelle Lebensweisen. Oder diese Entwicklung: Wenige Jahre vor unseren Kindern wurde das Elterngeld eingeführt, das seitdem auch mehr und mehr Väter in Anspruch nehmen. Elterngeld war möglich, weil die »Erziehungsleistungen« gesellschaftlich zum Thema gemacht werden konnten. Die Rolle von Vätern wurde damit ebenfalls in den Blick genommen. In meinem Umfeld gehörte ich in den 1990er Jahren zu sehr wenigen Vätern, die vor der Kita standen oder (ohne Frau) beim Kinderarzt waren. (Uns mit Kinderfahrradanhänger zu sehen, war für viele in unserer Stadt auch eine Premiere.) Schließlich: Die vielen Jahrzehnte, in denen wir um gendergerechte Sprache ringen. Es ist viel besser geworden. Gefühlt werden die Auseinandersetzungen mit Ignoranten (und wenigen Ignorant*innen) leider nicht seltener.

Eine wichtige persönliche Erfahrung im Zusammenhang mit deinen privaten und/oder beruflichen Beziehungen?
Eine reicht nicht, da gibt es mehrere, zum Beispiel die 17jährige, die mir um 1984 sagte: »Der Feminismus hat sich erledigt. Wir sind gleichberechtigt.« Und die Angst des schwulen englischen Freundes vor homophoben Gewalttätigkeiten auf offener Straße. Und die gemeinsame Entscheidung: Wir möchten zusammen Kinder und sie aufwachsen sehen, ebenso dann die gemeinsame Entscheidung, dass wir nicht noch mehr Kinder möchten und in der Folge meine Vasektomie. Auch das berufliche Scheitern einer 25jährigen Kollegin, die sich als Pflegefachperson in nur wenigen Jahren in die Berufsunfähigkeit gearbeitet hatte. Und ein Workshop über Männerkörper, auch mit Anfassen, und selbstverständlich mit Haydar Karatepe (1957-2011), damals beim Männertreffen 1994. Wie ebenso ein Bauer in Lederkluft, der sein schwules Coming-Out jenseits des 60. Geburtstages auch auf dem Männertreffen genoss. Und nicht zuletzt viele offene Gespräche mit Männern in single/komplizierten/schwulen/getrennten/verwitweten-Beziehungen, ohne und mit Kindern, in denen wir immer wieder Gemeinsamkeiten in unseren Lebensentwürfen entdecken konnten.

Drei Eigenschaften, die dich in deiner Arbeit und/oder Beziehungen zu anderen ausmachen?
Offenheit, Ehrlichkeit, …

Was gibt dir persönlich Sinn und Erfüllung in deinen beruflichen und privaten Beziehungen?
Das Aufleuchten einer Erkenntnis in den Augen des Gegenübers.

Was ist dir (mit) gelungen, worauf bist du (zusammen mit anderen) vielleicht auch stolz?
Zuerst: »Unsere« beiden Kinder leben ein glückliches Leben. Da gerade Mai 2023 ist: Mir ist sehr präsent, dass ich einen, wenn auch sehr kleinen, Anteil daran habe, dass in Deutschland kein Atomstrom mehr produziert wird. Ich habe von einigen Erlebnissen bei den Männertreffen geschrieben; ich habe Grund zu der Annahme, dass ich manche Männer ermutigt habe, sich selbst zu erkennen. Ich bin Altenpfleger, und weil der überwiegende Anteil der pflegebedürftigen Alten Frauen sind, konnte ich vielfach Geschlechtervorurteile entkräften und Vertrauen erwerben. Ich hoffe auch, dass ich vielen Auszubildenden Stolz auf den Pflegeberuf vermitteln konnte – das war nicht einfach, weil ich als Praxisanleiter überwiegend mit weiblichen Auszubildenden zu tun hatte.

Mit welchen Institutionen und Personen warst du gerne beruflich oder privat verbunden oder bist es noch?
Mit Alexander Bentheim von der Agentur MännerWege, mit dem »Rundbrief antisexistischer Männer« (erschien von 1988 bis 1992 in Berlin) und mit der Zeitschrift »Moritz« (erschien von 1993 bis 1997 ebenfalls in Berlin), außerdem mit dem Friedenszentrum Martin-Niemöller-Haus. Wenn das bundesweite Männertreffen und das Herbst-Männertreffen als Institutionen gelten, dann auch diese 😉

Wo liegen für dich die hartnäckigsten Widerstände gegen dein Verständnis vom Umgang mit Jungen-, Männer- und/oder Väterthemen?
In den patriarchalen Machtstrukturen … aber das ist zu allgemein. Versuch der Präzisierung (1): Faulheit und Angst scheinen es vielen Männern fast unmöglich zu machen, eigene Verhaltensweisen und Eingrenzungen zu hinterfragen. Neue Erfahrungen sind dann nicht eine Einladung zu lernen und zu wachsen, sondern werden bedrohlich empfunden. Bis hin zu frauen- oder schwulenfeindlichen Gewalttaten. Versuch der Präzisierung (2): Wieder und wieder muss ich erleben, dass Menschen, statt die gesellschaftlichen Verhältnisse zu hinterfragen, ersatzweise einzelne Mitmenschen ins Visier nehmen. So werden Verhaltensweisen, die nicht-konformistisch sind, zu persönlichen Angriffen stilisiert und es wird zum persönlichen »Gegenangriff« geblasen.

Was treibt dich – trotz manchmal widriger Umstände – weiter in deiner Arbeit an?
Viele freudige menschliche Begegnungen.

Welches Projekt würdest du gerne noch umsetzen, wenn du die Möglichkeiten dazu hättest? Und was möchtest du gegen Ende deines Lebens erreicht haben?
Ich habe das Wichtigste schon erreicht, dem Rest des Lebens sehe ich gelassen entgegen. Mit fast 60 Jahren kann ich überlegen, was ich mir für die Rentnerjahre vorstelle. Da denke ich als erstes an die Klimakatastrophe. Als zweites: Ich habe beruflich in der Pflege viel Wissen und Erfahrung erworben. Wahrscheinlich wäre es der verantwortlichste Umgang, mich in der Palliativversorgung zu engagieren. Was auch offene Begegnungen mit Menschen verspricht.
In der dritten Lebensphase werden Männer neu mit Fragen nach dem Lebenssinn konfrontiert. Auch die Sorge für andere und Situationen, in denen wir selbst auf Hilfe angewiesen sind, spielen eine größere Rolle. Mal sehen, was ich vor diesem Hintergrund, mit meinen Lebenserfahrungen, tun kann.

Eine nicht gestellte Frage, die du aber dennoch gerne beantworten möchtest?
Ich begann die Welt zu entdecken, bevor es das Internet gab. Deshalb waren und sind Bücher für mich wichtig. Ein Frauenbuch, das ich Männern gern empfehle: »Die Töchter Egalias« von Gerd Brantenberg (1977, Verlag Frauenoffensive, ISBN 388104163X).
2023 kollidieren Männer in ähnlicher Weise mit Rollenerwartungen wie 1993. Wenn das Rad nicht wieder und wieder neu erfunden werden soll, dann braucht es Kontinuitäten und Menschen, die die »Basisarbeit« machen: Prozesse und Konflikte dokumentieren, Männer vernetzen, Projekte aufbauen und deren Arbeit öffentlich machen. »MännerWege« aus Hamburg hat dazu sehr wichtige Arbeit geleistet. Ich freue mich, dass ich das unterstützen konnte.
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
:: Georg Paaßen, geb. 1964, aufgewachsen im Ruhrpott, Männergruppen in Glasgow und Berlin, Vätergruppe im Ruhrpott, Teilnahme an diversen Männertreffen.

Männer/* und ihre Wege

Beiträge für ein biografisch geprägtes Archiv zur persönlichen, ehrenamtlichen und professionellen Auseinandersetzung mit Jungen-, Männer- und Väterthemen.

Mann sitzt über einer alten Schreibmaschine

Text: Alexander Bentheim
Foto: Andreas Berheide, photocase.de

 
Was ist uns wichtig? Warum tun wir, was wir tun? Was hat uns inspiriert oder provoziert, etwas besser oder anders machen zu wollen angesichts dessen, was wir vorgefunden haben? Und wie bewerten wir all das, im Nachhinein vielleicht radikaler oder milder als seinerzeit?

Länger projektiert, nun auf den Weg gebracht: Leitfragen, zu denen wir uns von Kollegen, Freunden, Partnern, Wegbegleitern persönliche Antworten wünschen. Gedanken dazu, wie sie ihre Zugänge zur ehrenamtlichen oder professionellen Beschäftigung mit Männlichkeits*themen gefunden haben. Wie sie ihre biografisch geprägten Entwicklungen, Erweiterungen und Veränderungen empfinden, wie ihre inneren Verortungen, Überzeugungen und Begründungen aussehen. Und wie sie das alles – auch beruflich, partnerschaftlich, geschlechterpolitisch – reflektieren.

Mit der Reihe wollen wir nicht nur die Vielfalt von Gedanken, Erfahrungen, Einschätzungen abbilden, sondern auch Grundlagen für intergenerative Dialoge legen.

 
Bisherige Beiträge:
:: Dirk Achterwinter, Bielefeld
:: Dirk Bange, Hamburg
:: Alexander Bentheim, Hamburg
:: Marc Gärtner, Berlin
:: Thomas Gesterkamp, Köln
:: Gerhard Hafner, Berlin
:: Jeff Hearn, Örebro (Schweden)
:: Markus Hofer, Feldkirch (Österreich)
:: Frank Keil, Hamburg
:: Michael Kimmel, New York (USA)
:: Peter Maier, Kühbach b. Augsburg
:: Christian Meyn-Schwarze, Hilden
:: Georg Paaßen, Mülheim
:: Josef Riederle, Kiel
:: Wolfgang Rosenthal, Oldenburg
:: Ralf Ruhl, Göttingen
:: Christian Sieling, Dietzenbach b. Frankfurt/M.
:: Matthias Stiehler, Dresden
:: Bernhard Stier, Hamburg
:: Rainer Ulfers, Hamburg
:: Martin Verlinden, Köln

Weitere zugesagte Beiträge:
:: Stefan Baier, Dresden
:: Matthias Becker, Nürnberg
:: Frank Beuster, Hamburg
:: Peter Bienwald, Dresden
:: Theo Brocks, Köln
:: Tobias Bücklein, Konstanz
:: Ulrich Dirks, Dortmund
:: Wolfgang Englert, Wehrheim b. Frankfurt/M.
:: Harry Friebel, Hamburg
:: Frank-Ole Haake, Dresden
:: Volker Handke, Berlin
:: Andreas Heilmann, Berlin
:: Olaf Jantz, Hannover
:: Karsten Kassner, Berlin
:: Karsten Knigge, Göttingen
:: Hans-Joachim Lenz, Ebringen b. Freiburg
:: Renato Liermann, Bochum
:: Marc Melcher, Frankfurt/M.
:: Birol Mertol, Essen
:: Michel Meurer, Meckenheim
:: Karl-Heinz Michels, Ruderting b. Passau
:: Sascha Möckel, Dresden
:: Hans-Georg Nelles, Düsseldorf
:: Gunter Neubauer, Tübingen
:: Mario Nitsch, Ruderting b. Passau
:: Peter Pfingstl, Weingarten b. Karlsruhe
:: Hans Prömper, Offenbach
:: Christian Raschke, Müncheberg b. Berlin
:: Tim Rohrmann, Hildesheim
:: Martin Rosowski, Kassel
:: Michael Roth, Duisburg
:: Thomas Scheskat, Göttingen
:: Dag Schölper, Berlin
:: Uli Severin, Frankfurt/M.
:: Uwe Sielert, Kiel
:: Holger Strenz, Dresden
:: Markus Theunert, Basel (Schweiz)
:: Michael Tunç, Köln
:: Detlef Vetter, Bielefeld
:: Henning von Bargen, Berlin