Vom Irren, Suchen und Zweifeln

Was geschieht wirklich und was ist Phantasie? Wie wir uns in beiden Welten angenehm verlieren können – davon erzählt gute Literatur immer wieder aufs Neue.

Text: Frank Keil
Foto: _gennadi, photocase.de

 
Männerbücher der Woche, 2te KW. – Michèle Minelli schickt ihre Protagonisten in »Wie es endet« auf eine halluzinierend-ernste Auszeit in ein Winterurlaubswochenende; Matto Kämpf dagegen lässt seinen Helden in »Im Krachenschachen« in wachsend-komischer Verzweiflung sehr lebhaft durch das Emmental irren – zwei Schweizer Botschaften zum Auftakt des neuen Jahres.

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Wenn Schuhe in verschiedene Richtungen laufen

Wie erklärt man einem Kind die Trennung der Eltern? Und wer erklärt da eigentlich was und wie?

Mutter mit Kind auf einem Sofa

Text: Ralf Ruhl
Foto: Ketut Subiyanto, pexels.com (Symbolbild)

 
Im Bilderbuch »Ruckediguh – von Kopf bis Schuh« von Kristin Schulz und Dayeon Auh versucht die Mutter, ihrer Tochter die Trennung zu erklären, indem sie Motive aus dem Märchen »Aschenputtel« aufgreift. Der Ex-Partner hat dabei offensichtlich nichts zu sagen. Ob das gut gehen kann?

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»Das geht alles mit rechten Dingen zu.«

Die erste Liebe, so heißt es, prägt einen ein Leben lang. Was aber, wenn dieser Liebe sich ein Staat entgegenstellt?

Mann auf Motorrad gegen das Abendlicht

Text: Frank Keil
Foto: Djordje Petrovic, pexels.com

 
Männerbuch der Woche, 51te KW. – Charlotte Gneuß lässt in ihrem kraftvoll-rauen Debüt-Roman »Gittersee« ihre Heldin so entschlossen wie verwirrt nach ihrem Paul suchen.

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»Besser spät als nie und lieber erst einmal wenig als gar nichts.«

Hamburger Initiative für eine Schutzunterkunft für Männer und nicht-binäre Menschen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind

Mann an einer Wand von hinten fotografiert

Text: Alexander Bentheim (Redaktion)
Foto: froodmat, photocase.de


Wichtiger Impuls: die Hamburger GRÜNEN haben es geschafft, Gelder für eine Schutzwohnung für Männer und nicht-binäre Menschen im Haushalt 2025/26 bereitzustellen. Für die Umsetzung eines geplant zweijährigen Modellprojektes mit drei Schutzplätzen wird die Sozialbehörde zuständig sein, voraussichtlich wird es eine Ausschreibung geben, auf die sich Träger bewerben können. Wie Adrian Hector, Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft und Sprecher für geschlechtliche Vielfalt bei den GRÜNEN, in seinem Instagram-Kanal mitteilt, wird zugleich das Beratungsangebot für Jungen und Männer gestärkt, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. »Mehr als jedes vierte Opfer häuslicher Gewalt ist männlich: In absoluten Zahlen waren dies laut BKA-Bundeslagebild zur häuslichen Gewalt 28,9 Prozent im Jahr 2022. Insgesamt zeigten 69.471 Männer im Jahr 2022 eine erlebte Gewalttat im Bereich Partnerschaftsgewalt oder innerfamiliäre Gewalt an«, so Hector, und ergänzt: »Auch von Menschenhandel betroffene Männer und nicht-binäre Personen bedürfen des Schutzes«. Insgesamt gibt es nur wenige Schutzeinrichtungen für von Häuslicher Gewalt betroffene männliche Personen im Bundesgebiet (eine stets aktuelle Gesamtübersicht gibt es von der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz) und in Hamburg fehlt bislang eine solche Schutzeinrichtung, sodass sich Schutzsuchende an Einrichtungen in anderen Bundesländern wenden müssen. Dem GRÜNEN-Vorhaben ist also maximaler Erfolg zu wünschen!

Schnelle Jungs

Wie aus Kübeln von jetzt auf gleich …

Menschen laufen vor einem Platzregen davon

Text und Foto: Alexander Bentheim
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Es ist ein schöner sommerlicher Frühabend mit Freunden im empfehlenswerten Hamburger Bodhi an der Kreuzung Borgweg-Wiesendamm. Wir warten gerade draußen vor der Tür, bis der letzte drinnen bezahlt hat. Sekunden später kübelt es los, niemand hat Regensachen dabei. Wir auch nicht, aber wir stehen im überdachten Eingangsbereich des Bodhi, trocken. Nur die Frau mit dem Lastenrad scheint sich informiert zu haben, was heute noch passieren könnte. Also warten, schauen, nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei, und so richtig überschwemmt ist auch kaum etwas nichts. Lokaler Starkregen heißt das aber seit einiger Zeit, und es wird nicht der letzte bleiben …



Mehr aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« im Archiv.

Nicht nur im Himmel

Papa ist gestorben. Die Trauer ist unermesslich. Und doch können Freude und Fröhlichkeit wieder im Leben Einzug halten. Aber langsam. Langsam.

Junge liegt auf einem Sofa und schaut in die Höhe

Text: Ralf Ruhl
Foto: altanaka, photocase.de

 
»Seit Papa nicht mehr da ist, ist er einfach überall.« Mit diesen Worten beginnt der kleine Junge seine Erzählung vom Tod seines Vaters – und seiner Trauer. Alles war schwarz wie ein Tintenfleck und Papa wie ein Dinosaurier, ausgestorben, unauffindbar. Dabei sei er doch gar nicht böse gewesen, denkt der Junge, wütend vor sich hinstarrend in dem großen Sessel, der viel zu groß erscheint … Emilie Chazerand und Sebastien Pelon’s »Papa ist überall« ist ein herzerwärmendes Bilderbuch über den Tod und das, was fehlt.

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Die Stimmung zuweilen gelöst

Mit Anzug und Krawatte in die Hochschule

Studenten 1950er Jahre im Hörsaal

Text und Foto: Georg Schierling
Reihe »Bilder und ihre Geschichte«


Studenten der Universität in Köln (Studentinnen gab es noch keine!), Klassenzimmer Anfang der 1950er Jahre: schwarze Schultafel mit Kreide, die Tische angeschrägt, die Stimmung zuweilen gelöst. Dahinter die Garderobe: manche Herren kamen mit Hut zum Unterricht, etliche von ihnen in Anzug und Krawatte. Einer von ihnen: mein Vater. Studiengang: Heizungsingenieur.

Mehr Bilder von Georg gibt es hier.


Und mehr aus der Reihe »Bilder und ihre Geschichte« gibt’s im Archiv.

Der Großvater an der Bar, hemdsärmelig

Es gibt diesen einen Sommer, wo sich so vieles ändert. Und wo man lernt, dass gerade die Erwachsenen durch ganz eigene Untiefen waten.

zwei lachende Kinder in einem Auto

Text: Frank Keil
Foto: Nestor Ovilla, pexels.com

 
Männerbuch der Woche, 48te KW. – Mischa Kopmann schickt in seinem wunderbaren Roman »32. August« seinen heranwachsenden Protagonisten mit offenen Augen in eine nur auf den ersten Blick idyllische Welt.

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Vom Hashtag zum globalen Massenprotest

Recherchen über sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch in der Arbeitswelt und die notwendige Wahrnehmung der Erfahrungen anderer, um selbst erlebten Missbrauch erkennen zu können.

Frau hält sich ihre Hände vor das Gesicht

Text: Thomas Gesterkamp, zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen
Foto: PCK-Photography, photocase.de

 
Was ist ein harmloser Flirt, was schon belästigend oder gar sexuell übergriffig? Wie kann ein Mann einer Frau signalisieren, dass sie ihm gefällt, ohne dass sein Verhalten gleich als »toxisch« angesehen wird? Die enorme Resonanz auf den Hashtag #MeToo hat viele Männer verunsichert, doch hinter dieser von Feministinnen ausgehenden Initiative steckt ein berechtigtes geschlechterpolitisches Anliegen. Denn viel zu lange wurden sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch bagatellisiert und verschwiegen. Juliane Löffler beschreibt in »Missbrauch, Macht und Gewalt«, was #MeToo in Deutschland verändert hat.

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Die Fracht im Nacken

Dass es der Sohn einmal besser hat als der Vater, ist der Kern wie das Motiv unserer Wachstumsgesellschaft. Nur: was macht das mit den beiden?

LKW im Gegenlicht vor Sonnenuntergang

Text: Frank Keil
Foto: Magali Guimaraes, pexels.com

 
Männerbuch der Woche, 46te KW. – José Henrique Bortoluci erzählt in »Was von meinem Vater bleibt« nicht nur die Geschichte seines Lastwagen fahrenden Vaters und die Geschichte des neueren Brasiliens.

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