So tun, als ob

Erfahrungen mit einem Krankenhausaufenthalt in Zeiten von Corona.

Ein Mann mit einer Maske sitzt auf einer Treppe und stützt seinen Kopf in eine Hand

Text: Stefan Moes
Foto: spudnique, photocase.de

Yoga mit Maske ist wie Fahrrad fahren mit platten Reifen. Man kann es machen. Aber warum sollte man? Waldemar und ich versuchten dennoch, alles im Griff zu behalten – eine Zeit lang jedenfalls.

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Pistolenfinger

Vom gesunden Umgang mit dem fortschreitenden Verfall

Ein Mann sitz am Tisch und gießt sich ein Getränk ein

Text: Stefan Moes
Foto: busdriverjens, photocase.de

In seinem Buch »Da stirbst du nicht dran« schreibt der Niederländer Henk Blanken über seine Auseinandersetzung mit Parkinson – was zunächst mühsam ist, denn er leidet an einer Reihe von Symptomen, die nebeneinander betrachtet werden, ohne dass die Ärzte eins und eins zusammenzählen. Er beschreibt das erste Stolpern, das Verlangsamen, die unkontrollierten Bewegungen, das Gefühl, ausgeschlossen zu sein und nicht mehr mitzukommen. Weil Parkinson ein frontaler Angriff auf die Persönlichkeit und Henk Banken Journalist ist, pariert er ihn mit den Mitteln des Reporters, durch eine der Wahrhaftigkeit verpflichtete Recherche. Eine allerdings auch schwer zu verkraftende.

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Risiken und Nebenwirkungen

Als Kassenkunde im Krankenhaus

Füße in einem Krankenbett

Text: Stefan Moes
Foto: Francesca Schellhaas, photocase.de

»Leiden Sie an Verstopfungen?«, will der junge Arzt bei der Aufnahme wissen. Wir stehen am Bett. Es gibt nicht mal einen Raum, in dem Arzt und Patient ungestört sprechen können. Mein Zimmergenosse ist ganz Ohr. »Jetzt erfahren Sie alles über mich«, sage ich.
Chefvisite. Im weißen Kittel mit vergoldeten Knöpfen erscheint der Chefarzt samt Entourage. Ich bin zittrig, die Stimme versagt. Was ich mir zurecht gelegt hatte, kommt nicht heraus. Es hätte ohnehin keinen Platz. Die Ärzte reden über meine Symptome als sei ich nicht da. Ich lasse es zu. Ärgere mich und kann es doch nicht ändern.

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Vor den Kopf gestoßen

Wie Parkinson das Regiment übernimmt

Ein verwirrter Mann

Text: Stefan Moes
Foto: to-fo, photocase.de

Das muss jetzt gesagt werden. Das ist wichtig. Das kann nicht warten. Es kommt vor, dass es mich um drei Uhr nachts, nach vier Stunden Schlaf, an den Schreibtisch zieht. Dann schreibe ich einem Freund, was mich an der Freundschaft stört …
Morbus Parkinson hieß früher Schüttellähmung. Die Erkrankten verlieren die Kontrolle über ihre Glieder. Noch kennzeichnender als das Zittern sei die Beeinträchtigung der Kommunikationsfähigkeit, las ich irgendwo. Im dritten Jahr nach der Parkinson-Diagnose dämmert mir der Umfang, in dem die Krankheit mein Bewusstsein in den Griff zu nehmen droht.

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»Lebbe gehd weider«

Mein Neustart mit Parkinson

Ein Mann arbeitet an einer Werkbank

Text: Stefan Moes
Foto: bokehlicious, photocase.de

Wir sind sieben, alle Ende fünfzig. Eine Woche haben wir frei genommen, um einen Stuhl des amerikanischen Star-Tischlers Sam Malouf nachzubauen. Einer stellt sich als Bankdirektor vor, einer ist Therapeut, die anderen haben ein Handwerk gelernt; allen gemeinsam: das Faible für Holz. Ein Graukopf berichtet stolz von dem drei Meter langen Eichenschrank, den er für sein neues Eigenheim gebaut hat. Er ist ein Jahr jünger als ich, von Beruf Schlosser. Gestandene Menschen. Und ich? Ich versuche, wieder Boden unter die Füße zu bekommen …

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Aufpassen beim Anpassen

Ein nicht geführtes Gespräch mit dem Vater über den Versuch, den Zumutungen der Realität auszuweichen.

Zwei Soldaten

Text: Stefan Moes
Foto: Birne X., photocase.de

Würde ich so alt wie mein Vater, bliebe mir noch ein Jahr. In diesem Sommer werde ich sechzig. Wie nie zuvor spüre ich die in mir angehäufte Zeit. Mein Vater kam vor mehr als einhundert Jahren zur Welt, wenige Tage vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Sein Vater war Bäckermeister, ein erfolgreicher Geschäftsmann, steif posierend mit Mittelscheitel und kaisertreuem Schnurrbart, wie ein Foto zeigt. Unvorstellbar weit weg und doch nur zwei Generationen entfernt.
Mein Großvater starb, als mein Vater fünfzehn war. Mein Vater starb, als ich neunzehn war. Nicht einmal ein Jahr danach begann ich, Germanistik zu studieren, ohne zu wissen, was einmal aus mir werden sollte. Das war nicht ungewöhnlich. Mitte der 70er Jahre war die Welt weniger verregelt, Umwege waren möglich…

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Ein Mann lebt seinen Traum

Begegnung mit einem Handwerker

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Text: Stefan Moes
Foto: fl0wer, photocase.de

Wenn Garrett Hack spricht, sprechen seine Hände mit. Große, gepflegte Hände, lebendig, immer in Bewegung. Er gestikuliert, reicht Holzproben herum, treibt das Stecheisen ins Holz: Mit seinen Händen erzeugt der asketisch wirkende Mann aus Vermont Präsenz. Er ist ein Star. In der Welt unterwegs, um seine Handwerksphilosophie zu verbreiten. Mitte Oktober war er für fünf Tage in München.

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Ein Strich durch die Lebensrechnung

Richard Wagners Auseinandersetzung mit »Herrn Parkinson«

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Text: Stefan Moes
Foto: busdriverjens, photocase.de

Ein Mann verliert die Kontrolle über seinen Körper. Mit 51 Jahren erkrankt er an Parkinson. Schüttellähmung hieß die Krankheit, bevor sie den Namen des englischen Arztes erhielt, der die Symptome vor 200 Jahren zum ersten Mal systematisch beschrieb. Der vorzeitige Abbau des Botenstoffes Dopamin im Gehirn führt zum Kontrollverlust: Die Muskulatur macht sich selbständig. Gliedmaßen verkrampfen oder zittern, die Gesichtszüge entgleisen … Dieser Bericht schont weder den Autoren, noch die Leser. Und erst recht nicht den erkrankten Leser. Denn Parkinson stört die Ordnung nicht, er übernimmt sie.

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